Ein Browser verschwindet

Im August 2020 entließ Mozilla, der Anbieter des beliebten Webbrowsers Firefox, 250 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen; 70 weitere waren bereits im Januar entlassen worden. Damit schrumpft Mozillas Belegschaft um ein Drittel, mehrheitlich handelt es sich um Entwicklerinnen und Programmierer. Außerhalb von Fachkreisen erregte diese Meldung eher wenig Aufmerksamkeit, die Nutzerzahlen gehen seit Jahren zurück. Vielfach war zu lesen, Mozilla reagiere mit den Entlassungen auf finanzielle Schwierigkeiten infolge der Covid-19-Pandemie, wie sie in den vergangenen Monaten aus vielen Branchen gemeldet wurden. Anzeige

Dabei gibt es eine Reihe irritierender Ungereimtheiten: Der Markt für Online-Werbung, von dem Mozilla indirekt abhängt, schrumpfte während der Pandemie nicht, sondern wächst vielmehr, beispielsweise in Deutschland in diesem Jahr um 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so eine Prognose des Bundesverbands Digitale Wirtschaft. Zudem begannen die Entlassungen bereits vor Ausbruch der Pandemie. Wenige Tage nach den jüngsten Entlassungen wurde bekannt, dass ­Mozilla einen Vertrag mit Google um drei Jahre verlängern konnte, der jährlich mehr als 400 Millionen US-Dollar einbringen dürfte – genug Geld, um die Belegschaft bei gängigen Gehältern zehn Jahre lang zu beschäftigen.

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Wie der EuGH den Überwachungsstaat riskiert

Eigentlich ist es jetzt in der Europäischen Union verboten, dass die Telekommunikationsunternehmen von allen ihren Nutzern speichern, wann sie wo mit wem telefoniert oder Nachrichten ausgetauscht haben. Aber auch nur eigentlich, denn uneigentlich definiert der Europäische Gerichtshof in seinem jüngsten Urteil Ausnahmen. Und auch wenn sich das Urteil auf Verfahren in Großbritannien, Belgien und Frankreich bezieht, ist das Urteil ein Signal: Die in Deutschland seit Jahren ausgesetzte Vorratsdatenspeicherung könnte kommen.

Vorratsdatenspeicherung bedeutet: Die Telekommunikationsunternehmen speichern, wann wer mit wem wie lange telefoniert hat. Dasselbe gilt für E-Mails sowie IP-Adressen. Im Fall von Mobiltelefonen wird auch noch die Funkzelle mitgespeichert, woraus sich ein Bewegungsprofil ergibt. Der eigentliche Inhalt der Kommunikation wird zwar nicht gespeichert, aber die Meta-Daten sind für Ermittler meistens sowieso wertvoller. Was sonst noch alles alles gespeichert werden muss, wie lange die Daten aufgehoben werden und unter welchen Umständen Ermittlungsbehörden auf die Daten zugreifen dürfen, variiert von Gesetz zu Gesetz und Mitgliedsland zu Mitgliedsland.

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Faszinierendes Hirn-Implantat oder Lobotomie 2.0? Elon Musk stellt Neuralink vor

Am Ende des Live-Events erzählten mehrere Neuralink-Beschäftigte, welche Hoffnungen sie mit dem Hirnimplantat verbinden. In diesem Moment schien Science-Fiction zum Greifen nahe. Erinnerungen sollen direkt aus dem Gehirn gespeichert und dort wieder abgespielt werden. Elon Musk selbst kramte seine bereits bekannten Vorstellungen hervor, wonach der Mensch mittels Gehirnimplantat eine Symbiose mit einer kommenden künstlichen Super-Intelligenz eingehen solle. Und überhaupt die ganze Menschheit mit Milliarden zusammengeschalteter Neuralinks kollektiv ihren Willen zum Ausdruck bringen werde. An der Stelle fragte man sich als Zuschauer, wann eigentlich die zunächst durchaus sachliche Präsentation eines Hirnimplantates falsch abgebogen war.

Doch der Reihe nach: Was ist und kann Neuralink? Es handelt sich um ein Gehirnimplantat, das etwa 23 Millimeter groß und 8 Millimeter dick ist und ein entsprechendes Stück Schädelknochen ersetzt. An der Unterseite des Implantates befinden sich 1.024 äußerst feine Elektroden, die mit dem darunterliegenden Hirngewebe verbunden sind und dort elektrische Potenziale auslesen oder selber das Gehirn mit leichten elektrischen Impulsen stimulieren können.

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Jugendliche zocken während der Pandemie mehr als vorher – ja, und?

Eine Studie (PDF zum Download) der Deutschen Angestellten-Krankenversicherung (DAK) und des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) untersucht das Online-Verhalten Jugendlicher während des Coronashutdowns. Vordergründiges Ergebnis: Jugendliche verbringen mehr Zeit mit dem Internet, mehr Zeit mit Games und mehr Zeit mit Social-Media-Apps und Messengern. Dass ich (und etliche Kommentatoren auf Twitter und anderen Plattformen) zunächst spontan „No shit, Sherlock!“ dachten, liegt weniger an der Studie, als an der Berichterstattung darüber.

Denn natürlich war den Autoren der Studie vorher klar, dass die Netznutzung höher ausfallen würde, weshalb entsprechende Schlagzeilen von Tagesschau bis Focus als inhaltslose Nullmeldungen zu betrachten sind. Denn was genau sollen Kinder und Jugendliche eigentlich sonst tun, wenn sie in Zeiten der Pandemie weder zur Schule gehen noch Freunde treffen dürfen sowie fast alle Freizeitaktivitäten außerhalb des Hauses einstellen müssen? Es ist ja allgemein bekannt, dass Spaziergänge im Park und eine Runde Mensch-Ärgere-Dich, beides jeweils mit den Eltern, sobald die im Homeoffice Feierabend haben, nicht zu den aufregendsten Aktivitäten gehören, deren ein Jugendlicher so nachgehen kann.

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Tiktok fordert Facebook heraus und will Zugang zum Algorithmus schaffen

In einem Blogpost verkündete Tiktok-CEO Kevin Mayer, ein „Transparency and Accountability Center“ einrichten zu wollen, zu Deutsch also ein Zentrum für Transparenz und Verantwortlichkeit oder auch Rechenschaft. In diesem sollen Experten Einblick in den Code der verwendeten Algorithmen gewährt bekommen sowie in Echtzeit verfolgen können, wie Tiktok-Mitarbeiter die Plattform moderieren.

Dies ist aber weder eine Veröffentlichung noch eine wirkliche Einladung an die Öffentlichkeit: Die Einrichtung eines solchen Centers bedeutet, dass das Setting für die Einblicknahme vollständig von Tiktok kontrolliert wird. Unklar ist, welchen Experten überhaupt Einblicke gewährt werden und im welchem Ausmaß sie Verschwiegenheitserklärungen werden unterschreiben müssen. Mayer spricht davon, Werbern, Kreativen und staatlichen Behörden zeigen zu wollen, wie gut sich Tiktok an US-Gesetze halte. Das ist so formuliert, dass es nicht zwingend bedeuten muss, dass all diese Gruppen wirklich Zugang erhalten und dies nicht einem akkreditierten Kreis etwa von Behördenvertretern vorbehalten bleibt.

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Musik ins Gehirn streamen

Ein schlichtes „Yes“ von Elon Musk auf Twitter zur Frage, ob man mit dem Implantat seines neuen Start-ups „Neuralink“ irgendwann auch Musik direkt ins Gehirn streamen könne, sorgt für gehörigen Wirbel. Kein Wunder, denn da habe Musk etwas behauptet, was derzeit noch technisch unmöglich ist, sagt Enno Park, Vorsitzender des Vereins Cyborg e.V. 

Derzeit könne man zwar mit Gehirnschnittstellen entweder per Implantat oder einfach per EEG Hirnströme auslesen und eine künstliche Intelligenz darauf trainieren, „aus diesen Hirnströmen etwas zu machen“, so Park. „Dann kann ich zum Beispiel per Gedankenkraft einen Roboterarm oder einen Rollstuhl steuern und ähnliche Dinge.“

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Neuralink: Elon Musk will Musik direkt ins Gehirn streamen

Eigentlich war Elon Musk nur dabei, Arbeitskräfte für seine Firma Neuralink auf Twitter anzuwerben, als er eine bemerkenswerte Aussage machte. Auf die Frage, ob wir Musik direkt per implantiertem Chip hören können, wenn Neuralink irgendwann implementiert ist, antwortete Elon Musk mit einem schlichten „Yes“.

Neuralink arbeitet seit 2016 daran, menschliche Gehirne per Implantat mit Computern zu verbinden und hat hierzu vergangenes Jahr einen Roboter und besonders feine Fäden zur minimal-invasiven Hirn-Chirurgie vorgestellt. Die Technik ist an sich gar nicht so neu. Bereits 1963 zeigte der Hirnforscher Jose Manuel Rodriguez Delgado, wie das elektrische Stimulieren bestimmter Gehirnregionen das Verhalten verändern kann, und konnte einen Stier per Knopfdruck dazu bringen, einen Angriff zu unterbrechen. Im gleichen Jahr zeigte die französische Hirnforscherin Denise Albe Fessard, dass die Stimulation bestimmter Regionen des Zwischenhirns den Tremor von Parkinson-Patienten unterdrückt.

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Das Virus und die Digitalisierung

Die Zahlen, sofern es überhaupt schon Statistiken gibt, scheinen eindeutig: Während die Kinos zwangsweise geschlossen haben, konnte der Streaming-Dienst Netflix seine Einnahmen im ersten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 28 Prozent steigern. Und während der Einzelhandel sein größtes Minus seit 2007 wegstecken muss, erzielt Online-Versandhändler Amazon die höchsten Um­sätze seiner Firmengeschichte, er kam zeitweise mit dem Ausliefern nicht hinterher. Der Konzern profitiert gleich dreifach: als Versandhändler, als ­Streaming-Anbieter sowie Anbieter von Cloud-Diensten, die viele der derzeit boomenden digitalen Angebote benötigen.

Während in vielen Geschäftsbereichen der Umsatz zurückgeht, profitieren die meisten großen IT-Konzerne von der Pandemie. Das gilt auch für zahlreiche kleinere IT-Unternehmen, wie etwa Anbieter von Videokonferenz­systemen und Tools für die Teamarbeit über das Internet oder Lieferdienste. Allerdings boomen längst nicht alle Firmen, die mit IT assoziiert werden: Uber, Airbnb und Wework leiden ­darunter, dass viele Menschen zu Hause bleiben und weder Transporte noch Ferienwohnungen oder Büroflächen brauchen.

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Eine geplante Corona-App soll Daten dezentral speichern

Debatten über Sinn und Unsinn von Smartphone-Apps zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie entgleisen häufig, weil die Diskutierenden völlig verschiedene Apps meinen. Etwa die längst veröffentlichte und oft kritisierte »Datenspende«-App des Robert-Koch-Instituts, die einige schon auf ihrem Telefon haben, oder die Anwendung mit dem Namen Pepp-PT, die eigentlich gar keine App ist, sondern eine Referenz-Implementierung, auf deren Basis mal Apps entwickelt werden sollen. Komplett wird das Durcheinander beim Blick ins Ausland, denn die hierzulande genutzten oder diskutierten Apps haben weder etwas mit der österreichischen »Stop Corona«-App zu tun, noch mit der App »TraceTogether« aus Singapur. In Deutschland ist derzeit von vier verschiedenen Apps die Rede.

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Datenklau für Laien

Eigentlich wollten die IT-Sicherheitsexperten Martin Tschirsich und André Zilch sowie Christian Brodowski, Arzt und Mitglied im Chaos Computer Club (CCC), die elektronische Patientenakte und die Telematikinfrastruktur des Gesundheitssystems hacken, um Sicher­heitslücken aufzudecken. Tatsächlich fanden sie Sicherheitslücken, die Angreiferinnen und Angreifern vollen Zugriff auf die Gesundheitsdaten von Patientinnen und Patienten ermöglichen. Doch Hacken war dafür gar nicht nötig, wie Tschirsich, Zilch und Brodowski am vorvergangenen Freitag auf dem jährlich stattfindenden Chaos Communication Congress des CCC darlegten.

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