Kategorie: Blog

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  • Pseudonymintoleranz

    Ich habe heute mal was in dieses Google-Plus reingeschrieben, das so umfangreich und fehlerhaft war, dass ich es lieber hier noch mal redigiert bloggen möchte. Ich finde, ich habe in diesem Text meinen Standpunkt relativ erschöpfend zusammengefasst, und habe damit einen Link, den ich allen Pseudonymphobikern an den Kopf werfen kann – oder auch Leuten, die der Auffassung sind, ich wolle mich mit dem Thema nur profilieren.


    Mir kommt bei dieser Pseudonym-Diskussion den Verdacht, dass ein Teil derjenigen, die auf Klarnamen bestehen, in Pseudonymen einen kulturelle Affront sehen und sie sich deshalb in einem Netz der Pseudonyme fühlen wie Sarrazin in Kreuzberg. Das betrifft vor allem diejenigen, die schon gar nicht mehr den Text lesen, den ich verlinke, sondern munter drauflos kommentieren. Ich fühle mich gerade in dieser Debatte ein wenig wie Sascha Lobo – der kennt ja auch das Problem, dass manche reflexartig das Maul aufreißen, sobald er überhaupt etwas schreibt – egal was und worüber eigentlich.

    Mir geht es um das gute alte „On the Internet, Nobody Knows You’re a Dog“. In dieser Hinsicht bin ich wohl etwas konservativ. Ich finde diese alte Sicht aufs Netz gut. Dabei geht nicht nur darum, dass keiner Wissen soll, wer ich bin, sondern dass ich Freiheitsgrade gewinne, mit meiner eigenen Identität zu spielen und sie zu erforschen. Anders gesagt: „Die Ennomane“ gäbe es ohne das Internet gar nicht und sie deckt sich auch nicht zu 100% mit „Enno Park„. Trotzdem bin ich sowohl „Die Ennomane“ als auch „Enno Park“ und wenn eine der beiden Identitäten weniger echt sein sollte, dann wüsste ich noch nicht einmal zu sagen, welche von beiden denn eigentlich.

    Es geht aber auch um reale Anonymität und dass sie Menschen schützt. Anonymität mag zwar eine Illusion sein, aber in der Praxis ist hinreichende Anonymität im Internet sehr wohl möglich, auch wenn sich theoretisch mit hohem Aufwand die Personalausweis-Identität jeder Person feststellen ließe. Theoretisch kann man sich aber auch bei Clubtreffen der Anonymen Alkoholiker an den Eingang stellen und schauen, ob da jemand reingeht, den man kennt. Die Frage, in welchem Grad Anonymität eigentlich möglich und machbar ist, hat also kein genuines Problem des Internet und spielt in dieser Debatte eigentlich nur eine untergeordnete Rolle.

    Die Liste unter „Who is harmed by a „Real Names“ policy?“ ist geradezu erschlagend. Zumindest für Teile der in dieser Liste genannten Zielgruppen, Minderheiten und Menschen ist es essenziell, Pseudonyme zu verwenden. Leute, die das als Befindlichkeiten oder Mimimi abtun, sollte man mit Fug und Recht als Ignoranten bezeichnen dürfen. Und auch wenn es in Deutschland keine politische Unterdrückung geben mag: Stalking, Sexismus und Diskriminierung im kleinen kommen auch hier sehr wohl vor.

    Auch will mir das Argument, Google habe ein „Hausrecht“ auf seiner Plattform, nicht einleuchten. Natürlich ist niemand gezwungen, Google+ zu verwenden – hat man aber ein gesellschaftliches Anliegen und möchte man dieses vortragen, dann ist es eine empfindliche Einschränkungen, von Plattformen wie Google oder Facebook ausgesperrt zu werden – auch wenn Google+ diese Relevanz derzeit noch nicht hat. Ich wage die Behauptung, dass Pseudonymintoleranz eine Einschränkung der Meinungs- und Redefreiheit ist – sogar eine recht empfindliche, weil schon die Basis der Meinungsfreiheit betroffen ist, nämlich unter welchem Namen oder mit welcher Identität ich mein Grundrecht eigentlich ausüben will. Schließlich wirkt jede Äußerung eines Menschen immer auch im Kontext der Person, die sie ausspricht.

    So etwas wie ein „Hausrecht“ kann deshalb sehr wohl durch Gesetze eingeschränkt sein: Zum Beispiel muss eine Zeitung Gegendarstellungen abdrucken – und auch ein Anbieter von Online-Communities ist zumindest in Deutschland nach dem TMG gesetzlich dazu verpflichtet, die Nutzung unter Pseudonym zu ermöglichen.

    Als wäre das alles noch nicht genug, hält sich Google noch nicht einmal an die eigenen Richtlinien. Auch die neuesten Statements von Google-Mitarbeitern fordern weiterhin Klar- bzw. Alltagsnamen, die eine eindeutige Zuordnung erlauben. Gleichzeitig wurden aber Leute wie Michael „mspro“ Seemann, ich selbst und einige andere Pseudonym-Nutzer wieder freigeschaltet. Selbst wenn Google+ langfristig wegen der Klarnamenspflicht verxingt und nur noch als Plattform für Business-Auftritte mit verbalem Schlips taugen sollte, so muss doch wohl gleiches Recht für alle gelten.

    „Get a life“ ist an dieser Stelle auch nur ein Argument derjenigen, sie sich ein Leben außerhalb ihres eigenen Tellerrandes nicht vorstellen können. Es kommt ja regelmäßig vor, dass Leute es für nötig halten, meine selbstgewählte Lebensweise zu kritisieren. Meistens mit dem Tenor, das sei ja alles nicht echt in diesem Internet und könne das „reale Leben“ nicht ersetzen. Die meisten verstummen dann, wenn ich ihnen sage, dass schriftliche Kommunikation im Kontext meiner Gehörlosigkeit irgendwie ja doch ziemlich toll und hilfreich ist. Nur warum muss ich das überhaupt sagen? Warum mich eigentlich dafür rechtfertigen? Ich rufe auch niemandem „Get a life!“ zu, der seine Zeit gerne mit dem Fernseher verbringt, was ich persönlich als Zeitverschwendung empfinde.

    Es ist wie mit der Beweislastumkehr: Jemand, der etwas verbietet, muss begründen, warum es verboten sein soll, und nicht umgekehrt. Die einzigen Argumente, die ich bisher für ein Pseudonymverbot gehört habe, sind „hilft gegen Trolle“ und „ich will wissen, mit wem ich es zu tun habe“. In beiden Fällen ist den Leuten sehr einfach geholfen, indem sie Pseudonym-Identitäten einfach nicht in ihre Google-Plus-Kreise aufnehmen. Wie absurd diese Argumentation ist, sieht man daran, dass man mit ihr eine Klarnamenspflicht auf Datingseiten noch viel besser begründen könnte.

    Am Ende kommt dann das Argument, ich wolle mich ja bloß auf Kosten des Themas profilieren. In dieser Hinsicht kann es sowieso niemandem Recht machen. Schreibe ich Google-kritisch, dann betreibe ich „Google-Bashing“. Schreibe ich Google-freundlich, bin ich ein Fanboy und habe gut Reden so als freigeschalteter Pseudonym-Nutzer, der etwas gleicher als die anderen ist. Manche Leute scheint es aus irgendwelchen Gründen zu stören, dass ich überhaupt schreibe und dann auch noch frecherweise über Dinge, die sie gar nicht interessieren oder in denen ich – der Gipfel der Perfidie – eine andere Meinung vertrete als sie selbst. Dabei ist niemand gezwungen, meinen Sülz zu lesen. Niemand muss mich in seine Circles packen. Niemand auf Twitter folgen. Wie übrigens alle anderen Pseudonym-Nutzer auch. So einfach ist das.

  • Links der Woche

    • Intelligenz: Dich kenn ich doch!:

      Rabenvögel gelten als schlau. Ihr Potenzial aber wird erst jetzt offenbar: Die Tiere erkennen Gesichter, ordnen sie ein – und geben ihr Wissen an Artgenossen weiter

    • Leiharbeit und Niedriglohn: Die Reformwut der Politik:

      Eine Meldung mit Gewohnheitswert ist heute der Aufmacher bei FR-Online: Die “Nettolöhne sinken”. Eine Studie des DIW belegt nicht nur dies, sondern auch, dass Einkommenssteigerungen in den letzten zehn Jahren (der Zeitraum davor wurde nicht untersucht) Reichen vorbehalten blieben. Wer arm war und ist, wird es bleiben: Die Geringstverdiener haben die größten Verluste zu tragen. Sie haben Reallohneinbußen in Höhe von 22% zu verkraften. Das sind dann übrigens in aller Regel die, denen man keine Erhöhung ihres Regelsatzes zubilligt.

    • Die Grünen – Kohls Erben?:

      Dennoch ist an der Äußerung des Grünen-Chefs zweierlei bemerkenswert: 1. dass sich die Grünen inzwischen als Erben Helmut Kohls bezeichnen. Das ist ein weiter Weg, den sie zurückgelegt haben. 2. dass an Özdemirs Behauptung etwas Wahres dran ist. Die unbedingte Verteidigung Europas wird tatsächlich immer mehr zum grünen Alleinstellungsmerkmal.

    • der große meck-pomm-camping-erfahrungsbericht:

      alles stand in einer etwa 4 cm tiefen braunen pfütze. ich machte mich an die arbeit und brachte unter anderem einen sack durchweichter grillkohle, pappkartons mit frühstücksflocken und einen berg schuhe in sicherheit. dann legte ich mich wieder auf die leere luftmatratze und schloss die augen.

    • Der kleine Staatsbankrott am Delaware:

      Stundenlang hat das Feuer gewütet. Acht Stunden oder zehn, so genau weiß Mister Lee das nicht mehr. Nachts war der Brand ausgebrochen, und als Lee am Morgen darauf in die Winslow Street fuhr, um in seinem koreanischen Imbiss nach dem Rechten zu sehen, gab es kein Durchkommen. Da loderten die Flammen noch immer. (…) Camden ist pleite, es muss rigoros sparen, auch bei der Feuerwehr.

    • Marshall McLuhan: Der Magier:

      Der Avantgardist des Medienzeitalters war, milde gesagt, kein Freund der Moderne und ihrer liberalen Gesellschaft. Die Reformation betrachtete McLuhan als großes Verhängnis, als schrecklichen Sieg der »Gutenberg-Galaxis«. Mit Anfang 20 lobte er Franco und Hitler und fand, sie seien »auf dem richtigen Weg« zwischen der »Gier des Kapitalismus« und der »Entmännlichung durch den Sozialismus«. Im Jahr 1937 trat McLuhan zum Katholizismus über, und was er danach über Homosexuelle und Feministinnen dachte – darüber schweigt des Sängers Höflichkeit.

    • Sex der Youporn-Generation – „Ich halte Lifestyle-Magazine für schädlich“:

      Es gibt einen riesigen Abgrund zwischen der Ebene der Sprache, der Sprachbilder und der Ebene des Erlebens und der Tat. Beim Schreiben meines Buches hatte ich schon das Gefühl, dass das Darstellen der eigenen Sexualisiertheit oder das Wecken des Begehrens im anderen, als Inszenierung einer Sexiness (…) die Begegnung mit dem anderen ersetzt. Diese Begegnung ist aber notwendig.

    • Intersexualität und die Folgen: Nicht einfach wegoperierbar:

      Nicht nur geschlechtlich, auch rechtlich bewegen sie sich in einer Grauzone: Intersexuelle Menschen kämpfen gegen die medizinische Deutungshoheit über ihre Existenz.

    • Das schwarze Fanal:

      Messerscharfe Analysen, gegründet auf solides Sachwissen und logisch bis zum Ende durchdacht, liegen wieder voll im Trend bei deutschen Kolumnisten und Publizisten! Diese Intellektualisierung des Diskurses ist natürlich auch Aufforderung für ein Blog wie dieses, das messerscharfes Fachwissen als seine Kernkompetenz betrachtet und sich im Zweifel nicht einmal scheuen würde, selbst den Focus Online intellektuell herauszufordern! Und so wurde auf der heutigen Redaktionskonferenz der einstimmige Beschluß gefasst, mit einem eigenen Text zum aktuellen Geschehen all den Online-Publizisten mal zu zeigen, wie man eine richtige Kolumne schreibt!

  • Links der Woche

    • Netzwerke und Anonymität:

      Hier zwei extreme Gegenspieler dieses Offenheitsgedankens: Eine Organisation, die völlige Transparenz von ihren Mitglieder verlangt, ist Scientology. Sollte jemand aus der Sekte aussteigen, wird versucht, die gesellschaftliche Existenz mit all dem gesammelten Wissen über Verfehlungen und Schwächen zu zerstören. Als ein moderner Gegenspieler hat sich bezeichnenderweise „Anonymous“ herauskristallisiert. Das Kollektiv glaubt, die Ordnung dieser Welt nur außerhalb der Logik einer bürgerlichen Identität verändern zu können.

    • Zügellose Zeiten für Literatur oder: Who put the form in formidable? :

      Kommt Ihnen der oblique Absatz etwas kommun vor? Vollkommen zurecht, denn wenn Sie generativ hinsehen, werden Sie merken, dass etwas fehlt: etwas ganz Allwöchentliches und dennoch so Widerliches. Wir werden später darauf zurückkommen.

    • Menschen in vollen Zügen:

      Warum will ich die Verletzten gesundlieben oder den Verletzenden ins offene Messer laufen? Statt mit Kirchenmusikerinnen kleine Jeansrock-Trägerinnen zu zeugen, Apfelmus zu kochen und Bach zu hören.

    • Als ich mal für eine Woche in einem Sexshop arbeitete:

      Nachdem ich mein Glück als Lagerarbeiter, Ticketverkäufer, Call-Center Agent, Kopierer/Sortierer und Ebayer versucht hatte, besuchte ich mal wieder das Online-Angebot des Arbeitsamtes (hieß damals noch so und war eine der wenigen funktionierenden Online-Job-Portale, ob man‘s nun glaubt oder nicht). Zu meinem Erstaunen erschien dort eine Anzeige, die mir sofort ins Gesicht fiel: „Teilzeitkraft in einem Sexshop.“

    • Worauf wir warten :

      Auf Tauwetter. Auf den Frühling. Auf die Spargelsaison. Auf den Sommer. Auf den Sommerschlussverkauf. Auf den Papst. Auf Godot. Auf Weihnachten. Auf…

    • Sexualanklagen und Geschlechterdiskurs – Harter Schlag ins Leere:

      Allerdings drohen dem Angeklagten natürlich Urteil und Strafe. Nicht nur das, meist ist schon vorher, allein durch den Vorwurf der Vergewaltigung, sein Ruf ruiniert, seine Ehe am Abgrund, sein Arbeitsplatz verloren. Der demütigenden Schwäche der vergewaltigten Frau, den Beweis zu liefern, steht die mörderische Vernichtungsmacht der Anschuldigung und damit auch der falschen Anschuldigung gegenüber. Dem kann der zu Unrecht Beschuldigte keine analoge Gegenmacht entgegensetzen, selbst der Freispruch rehabilitiert ihn nicht mehr; um Kachelmanns und Strauss-Kahns Ruf ist es auf absehbare Zeit geschehen.

    • Erfolg ist doch auch immer nur dasselbe.:

      Wer heute wegen seiner vielen Fähigkeiten und Interessen als „Universalgenie“ gelobt wird, sollte sich vergewissern, ob er nicht Reste seines Frühstückseis auf der Krawatte trägt. Das Wort hat einen schlechten Ruf bekommen und das letzte lebende Universalgenie ist vermutlich Bud Spencer, der italienische Leistungsschwimmer, Jurist, Schauspieler und Erfinder eines Türschlosssystems.

    • Emanzipation: Der Rapunzelkomplex:

      In letzter Zeit, so scheint es mir, haben sich immer mehr dieser Mamis zu Wort gemeldet, die an einem »Rapunzelkomplex« leiden. Wie Rapunzels Mami möchten auch Alice Schwarzer und Iris Radisch die jungen Frauen von heute vor der bösen patriarchalischen Männerwelt warnen und sie im feministisch gefestigten Turm einsperren.

  • Jetzt wurde auch mein GooglePlus-Profil gesperrt (Update)

    Es gab die letzten Tage einige Diskussion darüber, dass Google in Google+ Klarnamen verlangt. Etliche Profile sind dafür gesperrt worden, schließlich meldeten dann aber große Blogs wie Engadget oder t3n, dass ihre GooglePlus-Profile wieder freigeschaltet seien. Wenn die großen das dürfen, will ich auch, dachte ich mir, und änderte meinen Profilnamen von „Enno Park“ in „Die Ennomane“.

    Es dauerte ungefähr 8 Stunden, bis mein Profil gesperrt wurde. Das äußerte sich zunächst darin, dass ich mich überhaupt nicht mehr auf meinen Google-Account einloggen konnte. Egal ob E-Mail-Programm oder mit Google gekoppelter Nebenkalender im iPhone – nichts ging mehr. Ein Zustand, der mir nochmal eindrücklich vor Augen führte, mich keinesfalls von irgend einer Cloud abhängig zu machen.

    Immerhin konnte ich meinen Google-Account innerhalb von Minuten wieder freischalten lassen, indem ich – unter Zähneknirschen – meine Mobilnummer angab, auf die per SMS ein Entsperrcode gesendet wurde. Google hat also jetzt meine Telefonnummer, die anzugeben ich gegenüber Google oder Facebook jahrelang bewusst vermieden habe. Nicht dass ich von Google Cold Calls befürchte – ich will einfach nicht, dass sie Teil meines Social Graph ist oder verwendet wird. Punkt.

    Damit konnte ich dann zunächst wieder alle Google-Dienste nutzen – bis auf einen: Mein GooglePlus-Profil ist gesperrt. Immerhin kann ich noch lesen, was die Leute in meinen Kreisen so schreiben, selber etwas posten oder Leute in Kreise aufnehmen kann ich aber nicht. Ich denke zwar, dass ich gegen Punkt 13 der die Community-Richtlinien verstoßen haben dürfte – aber das soll Google mir bitte genauer sagen, schließlich könnte ich ja auch ein antiklerikales Posting als „Hassrede gegen Religionen“ interpretiert worden sein?

    Ich möchte nicht wissen, wieviele Leute von einer Sperrung betroffen sind und einen Hinweis auf die Community-Richtlinien angezeigt bekommen aber im Dunkeln tappen, was genau eigentlich ihr „Vergehen“ war. Ich denke da zum Beispiel an Tobias Wimbauer. Anders als bei Tobias hat sich Google bisher nicht per Mail bei mir gemeldet. Ich weiß noch nicht einmal, an wen ich mich in dieser Sache wenden kann – es gibt nur einen Link, „Profil erneut überprüfen“, der verschwindet, wenn man auf ihn klickt.

    Dafür gibt es nur ein Wort: kafkaesk. Wir sollten aber nicht vergessen: Auch wenn Google in seiner so genannten Firmenphilosophie anderes behauptet („Der Nutzer steht an erster Stelle„), sind wir Nutzer keine Kunden sondern Daten-Rohstoff – und werden auch so behandelt. Im Grunde funktionieren Google und Facebook nicht anderes als die Matrix – nur dass die gekoppelten Menschen noch frei herumlaufen und Information statt Energie liefern.

    Ich jedenfalls bestehe darauf: Solange die großen dürfen, will ich auch mein Profil unter meinem Blognamen führen dürfen – schließlich ist „Die Ennomane“ seit Jahren nicht wenigen Lesern ein Begriff, hat durchaus ein paar mehr Follower auf Twitter und verzichtet nur deshalb auf Werbung, weil ich es nicht kommerziell betreiben möchte. Wenn nicht, soll Google uns bitte erklären, warum einige Blogs gleicher sind als andere.

    Update: Matthias hat in den Kommentaren einen Link ausgebuddelt, den ich selber nicht mehr finden konnte: In „The Freedom to be who you want“ vom Februar dieses Jahres beschreibt Google wortreich, dass es unter anderem ein Recht der Nutzer sei, im Netz Pseudonyme zu verwenden. Das steht im diametralen Widerspruch zu Googles Community-Richtlinien. Wenn Google schon bei der Pseudonym-Nutzung eine „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“-Policy fährt, warum sollte es beim Datenschutz dann anders sein?

    Update: So eine Sperre in Google+ bedeutet übrigens auch, dass man auf Buzz nicht mehr posten kann (meh!) und im Google Reader keine Artikel mehr empfehlen kann, was mich dann doch sehr ärgert. Mal sehen, was noch alles nicht geht. Immerhin darf ich als „Ennomane“ noch Mails versenden…

    Update: Mein GooglePlus-Profil ist nach ca. 20 Stunden wieder freigeschaltet. Geändert habe ich nichts am Profil und Google hat sich auch nicht bei mir gemeldet. Die große Frage ist jetzt, ob Google mein Profil auch so schnell von sich aus wieder freigeschaltet hätte oder ob die viele Resonanz im Netz bis hin zum SPON-Bericht dabei ein wenig nachgeholfen hat. Bin ich jetzt auch ein wenig gleicher als andere? Oder ist die vorübergehende Sperrung einfach das übliche Prozedere für Pseudonym-Nutzer, ein der Beta geschuldeter Workaround quasi, weil Google noch keinen Workflow für sowas hat?

    Update: Auch wenn mein Account wieder freigeschaltet ist, ist die Sache noch lange nicht gegessen. Neu gesperrte Accounts von (auf Twitter) durchaus bekannten Pseudonymen: „@Muschelschloss„, der allseits geschätzte Inkognito-Satiriker @GermanPsycho und Sebastian „@Sebaso“ Sooth sowie die offenbar ganz schlimmen Trolle von der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften. Christian „Plomlompom“ Heller ruft mittlerweile dazu auf, Pseudonyme auf Google+ zu verwenden. Dem schließe ich mich an. Sein Profil ist trotz der Umbenennung bisher nicht gesperrt. Mal sehen, wie lange das so bleibt.

  • Links der Woche

    • Sex, Sexismus, Frauenfußball:Frauen, das ist inzwischen weltweit bekannt, haben ein Geschlecht. Man darf heute mutig hinzufügen: Und das ist auch gut so! Zwar, Männer haben ja auch eines, und sie sind sogar gemächtig stolz darauf, verstecken es aber auch gern unter Suspensorien, hinter vorgehaltenen Händen (beim Freistoß mit Mauer) oder in der Semantik. 2010 hatten wir z. B. die FIFA-Fußball-WM, klar, und was geht heute endlich ab? Die „FIFA-Frauen-WM“ – ein Turnier, in dem also offenbar ermittelt wird, wer Weltmeister im Frau-Sein wird. (…) Natürlich kann man sich trefflich über den latenten Sexismus der alten DFB-Säcke echauffieren, die noch vor drei Jahrzehnten keinen Zwanziger für den Frauenfußball gegeben hätten, aber Sexismus ist, wie ich an mir selber registriere, hartnäckiger als Haarwuchs an den falschen Stellen.

    • „Nur eine Maschine ist transparent“:Die Gefahr besteht darin, dass die transparente Gesellschaft von heute in eine Kontrollgesellschaft umschlägt. Die unzähligen Überwachungskameras verdächtigen jeden von uns. Sie stellen die Kehrseite der durchsichtigen Gesellschaft dar. Der Nackt-Scanner, der den Körper durchleuchtet, ist, über seinen tatsächlichen Nutzen hinaus, ein Symbol unserer Zeit. Der Ruf nach Transparenz deutet vor allem auf die heutige Vertrauenskrise hin. In einer kleinen Gemeinschaft, in der jeder jeden kennt, herrscht Gewissheit. Die Frage nach Vertrauen stellt sich erst in einer größeren Gesellschaft, in der aufgrund ihrer Komplexität keine unmittelbare Gewissheit möglich ist. Das Vertrauen ist ein Zustand zwischen Wissen und Nichtwissen. Es ermöglicht eine Handlung trotz des Nichtwissens. Gerade da, wo das Vertrauen schwindet, wird der Ruf nach mehr Transparenz laut. Da aber kein Vertrauen mehr da ist, wird sie allein durch Kontrolle erreicht.

    • Fuck Polyamory:Alltagspraktisch und beziehungstheoretisch muß ein “verantwortungsvoller Umgang gewährleistet” sein, um eine “Verhandlungsbasis” herzustellen. Das “Polymantra” lautet: “Kommuniziere, kommuniziere, kommuniziere und dann kommuniziere noch mehr.” Wer jeden One-Night-Stand emotionalisiert und jede Freundschaft sexualisiert, hat allerdings nicht nur viel zu besprechen, sondern tatsächlich auch jede Menge brainfuck.

    • 57. The Mitte Man – Ich werde ein Berliner:“Have you ever considered an open relationship?” I will only respect your opinion as an intelligent woman entitled to hold her own opinions if the answer is “yes”. Otherwise I might have to play the “repressed” card.

    • A View From The Cave: The Luxury of Wealth and Responsibility of Poverty:“We tend to be patronizing about the poor in a very specific sense, which is that we tend to think, ‘Why don’t they take more responsibility for their lives?’ And what we are forgetting is that the richer you are the less responsibility you need to take for your own life because everything is taken care for you. And the poorer you are the more you have to be responsible for everything about your life…” 

  • Links der Woche

    • Längst überfälliges Plädoyer für das Alleine-Kochen:

      Die Gäste, die heute zum Essen kommen, bringen Salzflocken mit und wollen dem Gastgeber über die Schulter schauen, wenn er sich in der Küche ans Finishing macht. Seit Längerem gehört es zu den Basistugenden des kultivierten Mittelschichtsmenschen, dass er jederzeit und mit jedem über Ernährung reden kann, die Männer schauen sich Premiumfleisch nicht mehr im Playboy, sondern in Beef! an. Jeder hat etwas zu sagen, jeder sein Halbwissen immer dabei. Schon deswegen schmeckt das meiste Essen mittlerweile, als wäre es unendlich lang besprochen und anschließend im sozialen Netzwerk beschlossen worden. Egal, ob man nach Jamie Oliver, nach Tim Mälzer, nach Donna Hay oder nach einer dieser Rezeptwebsites kocht: Es ist immer dasselbe. Genderneutral, leicht, saisonal, aber nie verbissen, keine Innereien und sonstige Extreme, zum Schluss wird ein wenig Biozitronenschale darübergerieben, und alles ist so bekömmlich, als hätte noch eine Diätassistentin draufgeguckt. Gegen die Stammessen eins, zwei und drei, die von den Modeköchen kommen, schmeckt wahrscheinlich das Schlemmerfilet à la Bordelaise aus der Tiefkühltruhe wie eine kulinarische Offenbarung.

    • Martenstein: „In den Unterschichtswohnungen die Fernseher kaputtschlagen!“:

      »Wir müssen uns wehren«, sagte also der Kulturmanager. Er würde es gut finden, wenn kleine Gruppen, zwei oder drei Wohlhabende, tertiärer Sektor, nachts maskiert in die Unterschichtwohnungen einsteigen und dort die neuen, teuren Fernseher mit Eisenstangen kaputtschlagen. Wahrscheinlich würde das sogar Spaß machen. Anzünden sei leider zu gefährlich, man wolle ja keine Toten.

    • Ein Interview des FEED-Magazins mit Julia Probst (PDF, Seite 28):

      „BBC hat 100% Untertitel und Gebärdensprachdolmetschereinblendung. Wie auch die USA. Kanada. usw. Selbst die Niederlande ist bereits bei 80% Untertitel angelangt. Österreich hat 50-60%. In China wird alles auf mandarin untertitelt. In Japan war bei der Tsunami-Katastastrophe selbstverständlich alles mit Untertitel und Dolmetscher. In Australien bei der Pressekonferenz zu dem Zyklon Yasni stand selbstverständlich eine Gebärdensprachdolmetscherin bei der Pressekonferenz neben der australischen Ministerin. In Neuseeland ist die Gebärdensprache offizielle Amtssprache. Sogar bei der Revolution in Ägypten wurden im dortigen Fernsehen Untertitel und Gebärdensprachdolmetscher eingeblendet. Warum ist das in Deutschland nicht möglich, wenn das ein Schwellenland wie Ägypten hinkriegt? In Deutschland sieht es mit der Barrierefreiheit wirklich erbärmlich aus. Gehörlose können im Notfall die Polizei oder einen Krankenwagen nicht mal simpel über eine SMS bestellen.“

    • Die Ästhetik des Widerstands:

      Bei derart losen Verbindungen zwischen einzelnen Individuen erstaunt die Stringenz des öffentlichen Auftretens von Anonymous. Dabei fallen mehrere Gestaltungselemente auf, die stets wieder Verwendung finden.

    • Hartz IV: Den Leidensdruck erhöhen:

      Zuerst muss der Hartz-IV-Geschädigte sich das zusätzliche Geld von den Lippen absparen, um tatsächlich einen Nachhilfeunterricht für den Filius oder das Töchterlein zu bekommen, denn für 10 Euro im Monat läuft ja nichts. Hat er das getan, so ist das Problem nicht etwa erledigt, sondern es fängt erst an. In Frankfurt hatten Hartz-IV-Eltern ihrem Sohn eine Nachhilfe in Mathematik und Physik ermöglicht, aber seine Noten besserten sich nicht. Daraufhin forderte die ARGE das Geld zurück – eine ergfolglose Nachhilfe werde nicht bezahlt. Das Sozialgericht Frankfurt hat dies nun für rechtmässig erklärt.

  • Links der Woche

    • Voll psycho:An dem Tag aber, an dem der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz auf dem Parteitagspodium mit schwerem Atem und ungeordnetem Haar ins Mikrofon stöhnt: »Genossinnen und Genossen, ich bin geil, und das ist gut so«, werden in der Jugendsprache die Karten neu gemischt.

    • Das kreative Prekariat: Es lohnt sich nicht, fleißig und gebildet zu sein:Dreißigjährige mit Hochschulabschluss und Berufserfahrung, die in guten Positionen in einer Großstadt wie München debütieren, sind oft noch auf die materielle Hilfe ihrer Eltern angewiesen.

    • Abzocke bei Patienten – Die Tricks vieler Hörgeräte-Akustiker:Interessanter Beitrag, der allerdings mit Vorsicht zu genießen ist, da es einen Grund hat, warum “Kassengeräte” billiger sind – gerade bei starker Schwerhörigkeit (u.a. auch der im Film gezeigte Abfall im Hochtonbereich) kann oft mit einfachen Geräten nicht ausgeglichen werden. Natürlich versuchen Akustiker, einem Kassengeräte auszureden, aber die erwähnten Kassengeräte, mit denen man “auch in lauter Umgebung” gut hört, gibt es so nicht. Trotzdem: Erzähl mal deinem Akustiker, dass du auf CI umsteigst (und er nichts mehr dran verdient). Der wird dir sehr viele (falsche) Argumente erzählen, warum Hörgeräte besser seien als CI…

    • Das Ende der Lügen:Nur, falls es jemand immer noch nicht verstanden hat: Deutschland wird im Forschungsausschuss des Europaparlaments durch eine überführte wissenschaftliche Betrügerin repräsentiert. Update: Koch-Mehrin hat sich mittlerweile aus dem Forschungsausschuss zurückgezogen.

    • Feminismus ist Männersache:An dieser Stelle muss der Mann seine Fähigkeiten als moderner Feminist unter Beweis stellen. Nicht indem er die Pornographie verbietet, sondern indem er der Frau zeigt, dass er unterscheiden kann zwischen dem Bild und der Realität.

    • Topologie des Freiheitsbegriffs – Und: Freiheit als gewalttätige Ideologie:Um die Freiheit zu entideologisieren, muss das Dogma der Totalen Transparenz verschwinden. Das bedeutet nicht, dass Transparenz verschwinden muss – im Gegenteil – es zeigt sich gerade eine neue Hermetik der Daten, deren Komplexität nicht ergriffen sondern angegriffen wird und damit zerstört. Totale Transparenz macht intransparent. Und wie in so vielen anderen Ideologien (nein, allen) führt diese Radikalisierung zur Aufgabe des eigentlich guten Vorschlags und wird gewaltsam.

    • Selbstüberwindung: Was uns nicht umbringt …:Die Unlustvermeidung ist für viele zu einem zentralen Streben geworden, wie schon Konrad Lorenz in Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit feststellte. „Damit verschwindet die Fähigkeit der Menschen, jene Freuden zu erleben, die nur durch herbe Anstrengung beim Überwinden von Hindernissen gewonnen werden kann. Der naturgewollte Wogengang der Kontraste von Freud und Leid verebbt in unmerklichen Oszillationen namenloser Langeweile.“

  • Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen: Der Stock im Po

    Ein altes Bonmot besagt: Fußball ist, wenn 22 Idioten hinter einem Ball herrennen – wo übrigens sehr viel wahres dran ist. Das war so ungefähr auch meine Haltung, bis ich mich bei einem Krankenhausaufenthalt mehr oder weniger zwangsweise mit den Vorrundenspielen der Männer-Fußball-WM 1994 auseinandersetzen musste und zu dem Ergebnis kam, dass es voll okay ist, wenn Unterhaltung die niederen Instinkte stimuliert, solange man keine Religion draus macht – übrigens der Grund, warum ich dann seither mit den Ligen, Fantum und Vereinsmeyerei nicht wirklich warm werden konnte, bis heute aber sehr gerne die Fußball-WM und -EM verfolge.

    Es gibt keine objektive Messlatte für Relevanz. Relevant ist alles, was Menschen wichtig ist. Wenn sich viele für „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Germany’s next Topmodel“ interessieren, dann erzeugt das Relevanz, egal wie weh das tut. Relevanz ist urdemokratisch, wird aber häufig fälschlich mit Niveau verwechselt – zum Beispiel immer dann wenn Fußball-Hasser wieder von der Irrelevanz des Fußballs reden. Interessant wird die Lage jedoch, wenn Fußball-Freunde von der Irrelevanz des Frauen-Fußballs reden.

    Dass die Frauen-Fußball-WM 2011 auch frauenfeindliche Reaktionen hervorrufen würde, war klar. (Der verlinkte Screenshot stammt übrigens von einer rechtsradikalen Webseite, die ich nicht verlinken mag, und ist vom Autor ernst gemeint.) Haters gonna hate. Dass es im Rahmen der WM sexistische Witze hagelt, ist auch keine so große Überraschung. Wirklich überraschend ist, dass Frauenfußball sichtbar macht, wieviele Menschen dann doch mit einem Stock im Po herumlaufen:

    • Warum sorgt sich die „taz“ um den Feminismus, wenn sich die Spielerinnen so gar nicht feministisch geben mögen und jenseits des Fußballs gerne ihre Weiblichkeit unterstreichen – und ortet dann doch Feminismus, wo keiner sein will?
    • Warum ängstigt sich die „Zeit“, von der Frauen-Fußballnationalmannschaft werde das unmögliche verlangt – und würde sie wirklich dasselbe vor einem Männer-Turnier schreiben?
    • Warum empfindet Fußball-Fan und Bloggerin Mellcolm eine derartige Abneigung vor kickenden Frauen, dass sie wortreich wie inhaltsarm niederschreiben muss, dass es „einfach nicht geht“ – anstatt einfach nicht hinzugehen oder hinzusehen? Und nebenbei – was geht denn für Frauen? Oder altmodischer formuliert: Was schickt sich?
    • Warum lamentiert Malte Welding, dass er sich für Frauenfußball nicht interessiere, „weil ich nie damit behelligt wurde.“ Ist es wirklich so, dass Frauen-Fußball behelligend ist, bloß weil Papi damals mit ihm nur bei Männer-Fußballspielen war?
    • Warum genau soll man Namen der Spielerinnen nennen können, bevor man sich ein Spiel ansieht? Ich hätte bei der überwiegenden Mehrzahl aller Männer-Fußballspiele, die ich bisher gesehen habe, kaum Namen nennen können.
    • Warum wird jedem, der sich in den kommenden Wochen ein paar Spiele ansehen möchte, unterstellt, er fiebere oder sei gar „Nationlalist, um nicht frauenfeindlich zu wirken„?
    • Aus welchem Jahrhundert stammt die Denke hinter der ernsthaft gestellten Frage: „Warum müssen Frauen überhaupt versuchen, es in allen Bereichen den Männern gleichzutun? Fußball, Skispringen, Ringen. . . Die Herren versuchen’s doch auch nicht mit rhythmischer Sportgymnastik.“ – Warum sollten sie nicht?
    • Wieso eigentlich diese an Verschwörungstheorien grenzende These, der Frauenfußball sei ein Hype – während ich in meinem Umfeld einfach nur wohlwollendes Interesse und Neugierde wahrnehme? Selbstverständlich ist das Interesse nach zwei Weltmeistertiteln in Folge groß. Das als „Hype“ abzutun, wertet die fußballernden Frauen schon wieder ab. Dass „Bild“ mal wieder hirnverbrannt titelt wird maßlos überschätzt – genauso wie unterschätzt wird, dass es früher schwer war, sich Frauenfußball überhaupt anzusehen, weil der nämlich kaum im Fernsehen oder in Sportbars lief.
    • Und warum eigentlich sollte Frauen-Fußball nicht als Medien-Ereignis taugen, bloß weil die Spielerinnen Amateure sind im Gegensatz zum männlichen Berufsfußballer? Mit dem Argument dürfte man sich die meisten Sportübertragungen bis hin zu den Olympischen Spielen gar nicht ansehen – die Amateur-Sportarten sind weitaus zahlreicher als diejenigen mit Profi-Ligen.
    • Wie kommt man auf die Frage „Wieviel Rampenlicht verträgt der Frauenfußball“ – sind Frauen bzw. ist Frauenfußball irgendwie besonders zu schützen im Vergleich zum Männerfußball, der schon groß ist und alleine auf sich aufpassen kann?

    Diese seltsamen Reaktionen vieler Leute auf den Frauenfußball erinnern mich an Homophobie und klingen für mich wie die Skala von „Wenn sie es nicht öffentlich tun…“ über „Solange sie mich nicht damit behelligen…“ bis „Das ist wider die Natur!“. Offenbar ist es für viele Menschen noch immer tief verunsichernd, wenn andere Menschen einfach leben, wie sie möchten – und sei es etwas so banales wie als Frau Fußball zu spielen.

    Dabei ist es so einfach: Frédéric Valin schreibt ein paar freundlich-sachliche wie amüsante Zeilen zur Lage des Frauenfußballs, mit denen bewaffnet man sich auf die Spiele freuen kann. Und wer die Spiele nicht sehen will: Es vollkommen ok, wenn man keine Lust dazu hat und es geht absolut in Ordnung, wenn man findet, 22 Idiotinnen, die hinter einem Ball herrennen, seien uninteressant. Ist nämlich bei Männern auch nicht anders. So rein von der Relevanz jetzt.

  • 48 Stunden Neukölln

    48 Stunden Neukölln“ heißt das Kunstfestival, das provozieren will – „Problemkiez“ hier, künstlerische „Avantgarde“ dort. Allerdings fanden wir genau das vor, was man in Kreuzkölln erwarten würde. Was die Großartigkeit im Kleinen dieses wundervollen Festivals keinesfalls schmälert. Im Gegenteil.

  • Links der Woche

    • Die Privatsphäre ist tot – lang lebe die Privatsphäre!:

      Nicht Technologie definiert unseren Umgang mit der eigenen und Privatsphäre Dritter, sondern unsere Gesellschaft.

    • So mittel:

      Als das „Forum Mittelmaß e.V.“ seine Bewerbung auf eine Assistenten-Stelle mit der Begründung ablehnte, man habe sich nach Durchsicht seiner Unterlagen für einen jüngeren Kandidaten mit größeren Perspektiven entschieden, änderte er sein Leben von einem Tag auf den anderen.

    • Eine Geschichte zur Filtersouveränität:

      Scott Krepel wurde ohne Gehör geboren. Doch im Alter von 12 Jahren eröffnete ihm die moderne Technik etwas Unglaubliches: Mit einem Cochleaimplantat konnte er plötzlich hören.  (…) Doch eins fehlte Scott: er konnte nicht filtern. Nicht zwischen den Worten seines Gegenübers und dem nervtötenden Rauschen der Klimaanlage unterscheiden. Ihm fehlte der Filter, der uns Hörenden ab frühester Kindheit antrainiert wurde.

    • Ich bin privilegiert:

      Das Problem ist nämlich nicht das Privilegiert sein. Das Problem ist, zu glauben, dass Privilegiert sein der normale Zustand ist und sich ungerecht behandelt – gar diskriminiert zu fühlen, sobald diese Privilegien in Gefahr geraten, auch nur ein wenig aufgehoben zu werden.

    • Slut Walk: Für sexuelle Selbstbestimmung und gegen sexuelle Gewalt (Slut Walk Berlin 26. Juni):

      Am 24. Januar fand in der York Universität im kanadischen Toronto eine Veranstaltung zu Sicherheit und Gewaltprävention für Studierende statt. Einer der Sprecher, der Polizeibeamte Michael Sanguinetti sagte hier unter anderem, dass „Frauen vermeiden sollten, sich wie Schlampen anzuziehen, um nicht zu Opfern zu werden.“ Diese aus Sicht des Polizisten wahrscheinlich gut gemeinte Aussage löste unter den Teilnehmenden die erwartete Empörung aus – denn hier wurde den Opfern einer schweren Straftat, Vergewaltigung, die Schuld zugeschoben.

    • Kontrollverlust oder Kontrolltransformation? « Herr Krueger’s Weblog:

      Banken, Telekoms, Versicherungen, Krankenkassen, Handelsunternehmen und andere Grosskonzerne sowie die Staaten in denen ich lebte und durch die ich reiste, hatten bisher über mich gespeicherte Informationen exklusiv im Zugriff – unter ihrer Kontrolle.  … Nicht ich bin der, der die Kontrolle verliert, denn ich hatte doch nur eine scheinbare Kontrolle über meine Informationen! 

    • FKK und freie Liebe in der Nazi-Zeit:

      …wenn man Suréns ausgiebiges Lob des “sonnenbraunen Gliedes” liest und seine Elogen auf den “blutdurchpulsten Beutel mit den beiden kleinen eiförmigen Hoden”. “Wunder über Wunder hat die göttliche Schöpfung in den Hoden gelegt.” Zu dieser Textpassage präsentiert der Autor sich selbst gleich viermal nackt und schwer eingeölt.

    • Liquid Gold: The Booming Market for Human Breast Milk:

      Human milk is being bought, sold, and donated on an unprecedented scale. With demand comes fierce competition and potential risk.

    • Klimaschutz mal anders: Esst mehr Dackel!:

      Nun ja – wir waren richtig schockiert, als wir feststellten, wie groß die Auswirkungen von Haustieren auf unsere Umwelt sind. Das war die größte Überraschung unserer Recherche. Viele Dinge, die wir tun, sind schlecht für die Umwelt. Aber Haustiere schaden sehr viel mehr, als man es vermuten würde. Ein Cockerspaniel zum Beispiel belastet die Umwelt doppelt so sehr wie ein Toyota Land Cruiser. Ein Schäferhund ist sogar fast dreimal so schädlich.

    • Von Fastfoodantworten und Menschen:

      Warum ich Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste in einer Bibliothek sein möchte? Ganz einfach: Weil ich Asperger-Autistin und Synästhetikerin bin und dieser Beruf nicht trotzdem, sondern gerade deswegen einfach perfekt für mich ist. Denn ich liebe es, Dinge zu sortieren. Nach Kategorien, nach Zahlen, nach Alphabet, nach Farben. Während andere Leute sich zu Tode langweilen, habe ich einen riesigen Spaß daran.