Jetzt wurde auch mein GooglePlus-Profil gesperrt (Update)

Es gab die letzten Tage einige Diskussion darüber, dass Google in Google+ Klarnamen verlangt. Etliche Profile sind dafür gesperrt worden, schließlich meldeten dann aber große Blogs wie Engadget oder t3n, dass ihre GooglePlus-Profile wieder freigeschaltet seien. Wenn die großen das dürfen, will ich auch, dachte ich mir, und änderte meinen Profilnamen von „Enno Park“ in „Die Ennomane“.

Es dauerte ungefähr 8 Stunden, bis mein Profil gesperrt wurde. Das äußerte sich zunächst darin, dass ich mich überhaupt nicht mehr auf meinen Google-Account einloggen konnte. Egal ob E-Mail-Programm oder mit Google gekoppelter Nebenkalender im iPhone – nichts ging mehr. Ein Zustand, der mir nochmal eindrücklich vor Augen führte, mich keinesfalls von irgend einer Cloud abhängig zu machen.

Immerhin konnte ich meinen Google-Account innerhalb von Minuten wieder freischalten lassen, indem ich – unter Zähneknirschen – meine Mobilnummer angab, auf die per SMS ein Entsperrcode gesendet wurde. Google hat also jetzt meine Telefonnummer, die anzugeben ich gegenüber Google oder Facebook jahrelang bewusst vermieden habe. Nicht dass ich von Google Cold Calls befürchte – ich will einfach nicht, dass sie Teil meines Social Graph ist oder verwendet wird. Punkt.

Damit konnte ich dann zunächst wieder alle Google-Dienste nutzen – bis auf einen: Mein GooglePlus-Profil ist gesperrt. Immerhin kann ich noch lesen, was die Leute in meinen Kreisen so schreiben, selber etwas posten oder Leute in Kreise aufnehmen kann ich aber nicht. Ich denke zwar, dass ich gegen Punkt 13 der die Community-Richtlinien verstoßen haben dürfte – aber das soll Google mir bitte genauer sagen, schließlich könnte ich ja auch ein antiklerikales Posting als „Hassrede gegen Religionen“ interpretiert worden sein?

Ich möchte nicht wissen, wieviele Leute von einer Sperrung betroffen sind und einen Hinweis auf die Community-Richtlinien angezeigt bekommen aber im Dunkeln tappen, was genau eigentlich ihr „Vergehen“ war. Ich denke da zum Beispiel an Tobias Wimbauer. Anders als bei Tobias hat sich Google bisher nicht per Mail bei mir gemeldet. Ich weiß noch nicht einmal, an wen ich mich in dieser Sache wenden kann – es gibt nur einen Link, „Profil erneut überprüfen“, der verschwindet, wenn man auf ihn klickt.

Dafür gibt es nur ein Wort: kafkaesk. Wir sollten aber nicht vergessen: Auch wenn Google in seiner so genannten Firmenphilosophie anderes behauptet („Der Nutzer steht an erster Stelle„), sind wir Nutzer keine Kunden sondern Daten-Rohstoff – und werden auch so behandelt. Im Grunde funktionieren Google und Facebook nicht anderes als die Matrix – nur dass die gekoppelten Menschen noch frei herumlaufen und Information statt Energie liefern.

Ich jedenfalls bestehe darauf: Solange die großen dürfen, will ich auch mein Profil unter meinem Blognamen führen dürfen – schließlich ist „Die Ennomane“ seit Jahren nicht wenigen Lesern ein Begriff, hat durchaus ein paar mehr Follower auf Twitter und verzichtet nur deshalb auf Werbung, weil ich es nicht kommerziell betreiben möchte. Wenn nicht, soll Google uns bitte erklären, warum einige Blogs gleicher sind als andere.

Update: Matthias hat in den Kommentaren einen Link ausgebuddelt, den ich selber nicht mehr finden konnte: In „The Freedom to be who you want“ vom Februar dieses Jahres beschreibt Google wortreich, dass es unter anderem ein Recht der Nutzer sei, im Netz Pseudonyme zu verwenden. Das steht im diametralen Widerspruch zu Googles Community-Richtlinien. Wenn Google schon bei der Pseudonym-Nutzung eine „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“-Policy fährt, warum sollte es beim Datenschutz dann anders sein?

Update: So eine Sperre in Google+ bedeutet übrigens auch, dass man auf Buzz nicht mehr posten kann (meh!) und im Google Reader keine Artikel mehr empfehlen kann, was mich dann doch sehr ärgert. Mal sehen, was noch alles nicht geht. Immerhin darf ich als „Ennomane“ noch Mails versenden…

Update: Mein GooglePlus-Profil ist nach ca. 20 Stunden wieder freigeschaltet. Geändert habe ich nichts am Profil und Google hat sich auch nicht bei mir gemeldet. Die große Frage ist jetzt, ob Google mein Profil auch so schnell von sich aus wieder freigeschaltet hätte oder ob die viele Resonanz im Netz bis hin zum SPON-Bericht dabei ein wenig nachgeholfen hat. Bin ich jetzt auch ein wenig gleicher als andere? Oder ist die vorübergehende Sperrung einfach das übliche Prozedere für Pseudonym-Nutzer, ein der Beta geschuldeter Workaround quasi, weil Google noch keinen Workflow für sowas hat?

Update: Auch wenn mein Account wieder freigeschaltet ist, ist die Sache noch lange nicht gegessen. Neu gesperrte Accounts von (auf Twitter) durchaus bekannten Pseudonymen: „@Muschelschloss„, der allseits geschätzte Inkognito-Satiriker @GermanPsycho und Sebastian „@Sebaso“ Sooth sowie die offenbar ganz schlimmen Trolle von der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften. Christian „Plomlompom“ Heller ruft mittlerweile dazu auf, Pseudonyme auf Google+ zu verwenden. Dem schließe ich mich an. Sein Profil ist trotz der Umbenennung bisher nicht gesperrt. Mal sehen, wie lange das so bleibt.

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