Kategorie: Blog

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  • Der Papst in Berlin: Warum ich heute gegen Joseph Ratzinger demonstriert habe

    Ich muss etwas bekennen: Ich bin kein Atheist, kein Agnostiker und kein Anhänger einer Religionsgmeinschaft – meine Ansichten sind einfach nur Privatsache. Mein Bekenntnis: Ich bin ein ganz großer Anhänger der Religionsfreiheit. Ich habe genauso wenig etwas gegen Christen wie gegen Anhänger anderer Religionen oder Atheisten. Wirklich Leute, glaubt was ihr wollt. Es ist mir egal. Ich habe aber ein Problem damit, wie der Katholizismus in Deutschland gegen die Religionsfreiheit verstößt – unter anderem.

    Es geht nicht um Hexenverbrennungen, Kreuzzüge oder Galileo Galilei, sondern hier und heute um eine Sexualmoral, die die Menschen psychisch deformiert, krank macht und sie ihrer eigentlich doch nach dem Grundgesetz geschützten Würde beraubt. Der Zölibat ist Ausdruck einer krankhaften Einstellung zur eigenen Körperlichkeit. Ausgerechnet jemand, der noch nie Sex hatte (oder ohne schlechtes Gewissen haben durfte), soll als Seelsorger anderen Menschen bei ihren Gewissensnöten helfen. Homophobie ist ähnlich absurd wie die Angst davor, Freitags Fleisch zu essen. Und Frauen nicht für das Priesteramt geeignet zu halten, ist sexistische Diskriminierung in Reinform.

    Das wäre alles noch einigermaßen egal, wenn die Katholiken ein Verein wären, der unter sich bleibt und das Ganze als Privatsache ansieht. Tun sie aber nicht. Kirche und Staat sind in Deutschland verquickt. Ich finanziere als Steuerzahler die Einkommen von Bischöfen, obwohl ich kein Kirchenmitglied bin und keine Kirchensteuer zahle. Ich finanziere Grundschulen, an denen 6jährige Knirpse abgewiesen werden, weil sie die falsche Konfession haben. Ich finanziere Religionslehrer, die Kindern Angst vor ihrer aufkeimenden Sexualität einreden. Ich finanziere Krankenhäuser, die Ärzte feuern, die sich scheiden lassen. Ich will das nicht.

    Gegen den Papst zu demonstrieren ist ganz gewiss keine schlechte Gastfreundschaft. Gerade weil die Kirche in Deutschland gesellschaftlich und politisch Macht ausübt, ist es weder borniert noch kleinlich, dem „Staatsgast“ Josef Ratzinger laut die Meinung zu sagen. Er ist als Kirchenoberhaupt und gerade als Staatsgast eben auch Politiker – und zwar einer, der öffentlich Homophobie und Sexismus vertritt. Es muss möglich sein, sich kritisch gegen diese servile Papstbesoffenheit in Medien und Bundestag zu äußern. Jakob Augstein bringt die steile These, Papstkritik sei pubertär und Ethik sei in der Politik nicht gut aufgehoben. Also überlassen wir sie ausgerechnet der katholischen Kirche, die Missbrauchsopfern lieber Schweigegeld zahlt, statt einen Päderasten vor Gericht zu bringen?

    Mit dem Alltagskatholizismus habe das alles gar nichts zu tun, sagte mir heute ein Katholik, der sich von mir beschimpft fühlte. Diesen Alltagskatholizismus habe ich aber selber erlebt, wenn z.B. Geschiedene während der Eucharistie sitzen bleiben und sich vor der Gemeinde in Grund und Boden schämen, falls sie sich überhaupt noch in die Kirche trauen. Diesen Alltagskatholizismus habe ich erlebt, als mein Religionslehrer im Unterricht zynische Hasstiraden gegen andere Religionen abließ und meine damals einsetzende Gehörlosigkeit eine Strafe Gottes nannte für meine zweifelsohne mit 14 schon ausgeprägt vorhandenen Sünden. Diesen Alltagskatholizismus habe ich in 1000 weiteren Kleinigkeiten erlebt, die alle zu nennen, an dieser Stelle zu weit führt. Ich hatte schon als Kind genug von diesem Alltagskatholizismus, als ich mir über Zölibat oder Homophobie noch nichtmal im entferntesten Gedanken gemacht hatte. Danke.

    Aber gut, das ist 20 Jahre her und woanders mögen sich Katholiken im Alltag liberal geben: Bitte, wenn ihr den Zölibat albern findet und für die Gleichberechtigung der Frau seid, warum seid ihr dann noch nicht in die evangelische Kirche gewechselt? Selbst wenn ihr persönlich Kondome benutzt und nichts gegen Schwule habt, so liefert eure Kirche einen Nährboden für Homophobe, Sexisten und andere Hater. Wenn ihr im Alltag viel liberaler seid und eigentlich doof findet, was Papst und Amtskirche in einigen Fragen so vertreten, warum toleriert ihr das, warum schreit ihr als Katholiken dann nicht am lautesten? Es müsste euch doch viel mehr stören als mich Außenstehenden! Liebe Katholiken, nehmt ihr euren eigenen Papst und seine Lehre nicht ernst oder seid ihr eben doch sexistisch und schwulenfeindlich?

    Das Problem, das ich persönlich mit dem Christentum habe, geht etwas tiefer. Ich will das hier nicht weiter ausführen. In a Nutshell: Es ist eine Erlösungsreligion. Der Mensch ist per se schlecht und kann nur durch Jesu Erlösung gut werden. Das ist eine Geisteshaltung, die ich absolut nicht nachvollziehen kann und die in ihrer Implikation zutiefst menschenfeindlich ist, weil sie dem Einzelnen nicht erlaubt, sich frei gemäß seiner Natur zu entfalten. Aber was zählt schon der Einzelne – der Papst hat ja heute wieder den Individualismus beklagt.

    Aber das ist nicht mein Problem sondern das der Christen. Also liebe Katholiken: Glaubt! Niemand möchte euch was verbieten, ich am wenigsten! Glaubt an die Trinität und die unbefleckte Empfängnis Mariä! Glaubt, Kants kategorischer Imperativ und der Humanismus seien genuin christliche Werte und ignoriert weiter die antike Geistesgeschichte! Glaubt, euer unsichtbarer bester Freund habe Superkräfte und die anderen unsichtbaren besten Freunde seien Unsinn. Glaubt an intelligentes Design und daran dass ungetaufte Kinder im Todesfall im Fegefeuer gegrillt werden! Glaubt was ihr wollt! Sobald euer Glaube gebietet, sexistisch und menschenfeindlich oder sonst wie unethisch zu sein, werde ich ihn trotzdem scheiße finden und das auch laut sagen.

  • Der @Schmidtlepp bei Anne Will & @Laprintemps epischer Facepalm

    So, ich bin aus dem Studio zurück und eigentlich zu müde für alles, aber wie schon die letzten Tage: kaum fähig zu schlafen. 1000 Dinge gäbe es zu bloggen, aber seit Sonntag kam ich einfach nicht dazu. Also der Abend bei Anne Will: Wenn ihr euch fragt, was mit euren GEZ-Geldern passiert: Dafür gibt es in der Gästelounge Häppchen, Suppen, großartigen Rotwein (Mist, ich wollte mir den doch merken) und ein Taxi vom Adlershof nach Prenzlauer Berg. Ich bin mit Julia „@laprintemps“ Schramm, die angesichts von Altparteiengeschwafel den schönsten Facepalm des Herbstes liefert, Katja „@kd__dc“ Dathe und Marie „@euneike“ Maroske in der ersten Reihe.

    Christopher „@schmidtlepp“ Lauer (Piraten) hat IMHO eine wirklich gute Figur gemacht, während Martin Lindner (FDP) angesichts des katastrophalen Anti-Euro-Wahlkampfes in hilfloses Gestammel abgleitet und Bärbel Höhn (Grüne) sich vom ÖPNV distanziert und ein Auto für jede Großstadtfamilie fordert. Erstaunlich, dass ausgerechnet Peter Altmeier (CDU) das Phänomen „Piratenpartei“ als einziger verstanden zu haben scheint. Dazu noch viele warme Worte von Roger Willemsen und Gertrud Höhler, die offenbar sehr angetan von den Piraten ist und nach der Sendung noch sehr angeregt mit uns gesprochen hat, wie übrigens auch Anne Will. Ich vermute, letztere war einfach mal froh über die Abwechslung, da sonst immer dasselbe öde Parteienpersonal bei ihr durchgeschleust wird…

    [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=toxXrqS6-DQ[/youtube]

    [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=dsbR9SVnba8[/youtube]

    [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=r8maxQrgXKw[/youtube]

    [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=vQDQ886e3xo[/youtube]

    Morgen… ach nee, irgendwann dann mal mehr.

  • Links der Woche

    • „Da sind ja überall Menschen!“ — Was das elektrische Ohr mit dem Tabakladen gemein hat:

      Es laufen zwar Leute überall neben einem, doch die Barriere, sie anzusprechen (oder sich ansprechen zu lassen) ist so groß als könne man ihre Sprache nicht. Man geht zwar einkaufen, doch außer der zu zahlenden Summe und einer Reihe Hallos, Bittes und Dankes geschieht nicht viel. Es hat eine gewisse Geisterhaftigkeit. Oder vielleicht auch nur Touristenhaftigkeit. Und das obwohl man nicht in der Fremde sondern ganz zu Hause ist.

    • Es ist doch eigentlich ganz einfach:

      Diskutiert ihr auch manchmal mit Christen über Moral? Ich meinte natürlich: mit dieser besonderen Art Christen, die nicht begreifen kann, dass man für Moral keinen Gott braucht? Die sind ja glücklicherweise nicht alle so. Fragt ihr euch auch manchmal, warum das so schwierig ist? Ganz einfach: Ihr macht es falsch. Und ich zeige euch jetzt mal, wie’s geht. Hier ist der offizielle überschaubare-Relevanz-Guide für Moraldiskussionen mit dieser Art Christen. Und er kostet euch keinen Cent. So geht’s…

    • Die Query und die Krise des Archivs:

      Der jeweilige Grad der Wohldefiniertheit eines Berufs oder einer Tätigkeit lässt auf seine Ersetzbarkeit schließen. Je undefinierter, grober umrissen, schlechter beschreibbar – das heißt eben unberechenbarer – eine Tätigkeit ist, umso mehr ist man davor sicher.

    • Die Piraten und die digitale Spaltung der Gesellschaft:

      Dabei blickt die traditionelle Politik genauso verständnislos auf die neue Protestbewegung wie einst auf die rebellierenden Studenten oder demonstrierende Atomkraftgegner. In der Piratenpartei haben diese Netzaktivisten nun eine parteipolitische Stimme gefunden. Dass es bei den Piraten chaotisch und unprofessionell zugeht, dass die Forderungen völlig unrealistisch sind, stört die Anhänger nicht. Vieles erinnert stattdessen an die Anfänge der Grünen vor drei Jahrzehnten.

    • piraten-träume:

      das mit dem vertrauen haben die vier etablierten parteien ziemlich verbockt. die partei die im parteiprogramm sowas wie nie wieder krieg stehen hatte, zog unter schröder in diverse kriege. die SPD scheisst aus prinzip auf ihre prinzipien und wahlprogramme solange es opportun erscheint und stimmt, wenns sein muss auch geschlossen für gesetze die sie für verfassungswidrig hält. eher als der CDU vertraue ich wahrscheinlich der bild-zeitung, also wahrscheinlich nie und die FDP ist in jeder hinsicht indiskutabel.

    • Wikileaks-Dokumente: Schwedens Urheberrechtspolitik ist „Made in USA“:

      Falkvinge fasst seine Erkenntnisse so zusammen: “Jeder Gesetzesvorschlag, jede Verordnung und jeder Regierungsbericht, die hier in Schweden in den vergangenen Jahren gegen das Netz, die Jugend und die Bürgerrechte gerichtet waren, sind von der US-Regierung und -Industrie in Auftrag gegeben worden.”

    • Soziale Verbindung neu erfinden: die spanische Bürgerbewegung:

      „Die Machtkämpfe werden ersetzt durch aktives Zuhören, durch die Entwicklung eines kollektiven Denkens, durch die Aufmerksamkeit gegenüber dem, was zwischen allen entsteht, durch das äußerst großzügige Vertrauen in die Intelligenz des anderen, Unbekannten, durch das Zurückweisen von Mehrheits- und Minderheitsfraktionen und die geduldige Suche nach der einschließenden Wahrheit, durch das dauernde Infragestellen und immer wieder von neuem Infragestellen der einmal gefassten Beschlüsse, durch das Vorrecht der Debatte und des Prozesses gegenüber der Effizienz der Ergebnisse.“

  • die ennomane labert – Teil 1: Berliner, geht Wählen!

    Ich wollte mal anwenden, was ich neulich auf dem Videocamp gelernt habe und habe heute ein kleines Wahlkampfvideo gedreht und geschnitten. Wie es sich für einen gestandendenen Prokrastinator gehört, am Abend vor der Wahl. Es zeigt mich beim Tee machen. Für die ganz Harten gibt’s Katzencontent.

    [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=aeAomwgKwPg[/youtube]

  • Links der Woche

    • Michael Moore: I was the most hated man in America:

      When we got back to our home in northern Michigan, the local beautification committee had dumped three truckloads of horse manure waist-high in our driveway so that we wouldn’t be able to enter our property – a property which, by the way, was freshly decorated with a dozen or so signs nailed to our trees: GET OUT! MOVE TO CUBA! COMMIE SCUM! TRAITOR! LEAVE NOW OR ELSE!

    • Die beste Social Media Strategie ist die, bei der man selbst keine Social Media Tools bedienen muss.:

      Die meisten verwechseln Social Media Management mit der Bedienung von klassischen Push-Vertriebstools, also weiteren medialen Plakatwänden, pflasterbar mit kreischender Werbung und penetrierenden Corporate Messages. Dabei könnte Social Media viel mehr – wenn die Unternehmen denn wollen würden.

    • Die Grünen – Nicht liberal, sondern stockkonservativ:

      Wie der traditionelle Konservative, so ist auch der grüne Konservative vor allem von der Überzeugung getragen, es gäbe zeitlose, allgemein gültige Werte, die es unbedingt durchzusetzen gilt. Bezog der Konservative alt hergebrachter Provenienz die Legitimation seiner Normen aus der Tradition, so beruft sich der grüne Neukonservative hingegen auf eine universale Verantwortungsethik, die scheinbar rational fundiert ist. Politpsychologisch übernehmen die Grünen somit die Funktion der CDU. Das macht sie für letztere so gefährlich. Hinzu kommt, dass die CDU dem grünen Konservativismus keinen eigenen, traditionellen Konservativismus entgegensetzen kann. Denn für welche Inhalte sollte ein traditioneller Konservativismus eintreten? Sexismus? Patriarchat? Homophobie? Chauvinismus? Für das reaktionäre Christentum Joseph Ratzingers?

    • nerdattack!:

      stöcker hat ein buch geschrieben, dass bei den angehörigen der generation C64 offene türen einrennt und sie bauchpinselt und für den rest der welt den erklärbär macht. wenn der rest der welt sich denn dafür interessieren würde. beim lesen fühlte ich mich wie ein heisses messer, dass durch butter schneidet.

    • Bötzow-Killer:

      Keiner von uns kann was dafür, dass wir uns gleichen wie Eier. Unser Designer ist schuld, der menschliche Drang zur Anpassung; der Zeitgeist, die Migration, die Geschichte, die Gier. Vor allem aber: eine Politik, die nicht gegensteuert, wenn der Mensch sich homogenisiert. Und dann segregiert in: Hier die Reichen – dort die Armen. Und zwar nahezu ausschließlich. Ich hab das so nie gewollt. Und fände es besser, wenn nicht der Markt unser Leben regieren würde. Sondern die Demokratie, also: wir alle.

    • Von Katzen und Menschen … Paul:

      Hunde und sonstige Haustiere? Die plant man. Katzen passieren einem irgendwie. Und sind sie erst einmal da, kann man auch nicht mehr auf sie verzichten.

  • Offener Brief an Google: Lasst Pseudonyme zu!

    Ihr erinnert euch – ich hatte ein wenig Aufmerksamkeit, als Google vorübergehend mein Profil auf Google+ gesperrt hatte. Ein paar Stunden und einen SPON-Artikel später durfte ich zwar wieder rein, was für mich aber kein Anlass ist, mich zufrieden zurückzulehnen, während andere weiter gesperrt bleiben. Ich bin eben nicht gerne gleicher als andere. So ließ ich mich natürlich nicht lange bitten, als Christoph Kappes mich fragte, ob ich hierzu einen offenen Brief mit unterzeichne.

    Wir wollen Pseudonyme! Nicht nur weil Menschen die Hoheit über ihre (verschiedenen Identitäten) behalten sollten. Und auch nicht nur weil Pseudonyme Minderheiten, die freie Meinungsäußerung und zugleich die Privatsphäre schützen, sondern auch, weil es nach §13(6) TMG unser gutes Recht ist.

    Der offene Brief kann hier nachgelesen werden. (Kommentare bitte dort, ich schließe die Kommentarfunktion ausnahmsweise mal hier.) Die übrigen Erstunterzeichner sind Christoph Kapppes, Christiane Schulzki-Addouti, Lars Klingbeil, Michael Seemann, Jürgen Kuri, Peter Tauber, Christiane Link, Stephan Uhrenbacher, Ulrike Langer, Dorothee Bär, Sascha Lobo, Markus Beckedahl, Nico Lumma, Teresa Bücker, Falk Lüke, Stefan Gehrke, Wolfgang Macht, Peter Glaser, Konstantin von Notz, Anke Gröner, Lars Hinrichs, Ingo Scholz, Manuel Höferlin, Jimmy Schulz und Antje Schrupp. Diese „Koalition“ aus Politikern und Netzaktivisten finde ich bemerkenswert. Aber darum geht es uns: Google zu zeigen, dass die Kritik nicht bloß aus einer bestimmten Ecke kommt, sondern breit aufgestellt ist. Ich fühle mich in bester Gesellschaft.

  • Links der Woche

    • Über Urheberschaft, Klarnamen, Sprache und Beziehungen:

      Die gegenwärtigen Diskussionen über Klarnamen finde ich interessant. Jenseits von kurzen Positionierungen pro oder contra berühren sie nämlich ein Thema, das die Produktion von Kultur betrifft und das durch das Internet sehr im Umschwung ist: Die Frage, auf welche Weise Texte/Werke mit der Person verknüpft sind, die sie geschaffen hat.

    • Why Iceland Should Be in the News, But Is Not:

      In the March 2010 referendum, 93% voted against repayment of the debt. The IMF immediately froze its loan. But the revolution (though not televised in the United States), would not be intimidated. With the support of a furious citizenry, the government launched civil and penal investigations into those responsible for the financial crisis. Interpol put out an international arrest warrant for the ex-president of Kaupthing, Sigurdur Einarsson, as the other bankers implicated in the crash fled the country.

    • Wo sind die Richter?:

      Es sind also nicht die Regierungen, die das Netz eines Tages kontrollieren, sondern Firmen, die Menschen identifizieren und bewerten können. Aber wo sind die Richter?

    • aesthetic prosthetic:

      I think it’s exiting and awesome to see what humans have achieved to repair and enhance broken bodies. And since a couple of years, there seems to be a new aesthetic regarding ‘weird’ and augmented bodies; a sort of flirt with the idea of pushing humanity past the borders of what is considered normal appearance.

    • Kleine Experimente!:

       

      Es sind die verpassten Chancen, die einem ein Leben lang nachhängen. In der Rückschau wirkt alles so einfach, so klar. Und trotzdem hatte ich es nicht gewagt.

       

      Ich kann mich genau an diesen Sonntag erinnern. An den 18.9.2011. Am Ende fehlten knapp 4000 Stimmen. Auch meine. Mit 4,7% war die Piratenpartei an der 5%-Hürde gescheitert. 

      Es hätte so schön werden können. Oder immerhin ein wenig anders. 

      Ich war erleichtert damals. Erleichtert, dass meine eine Stimme auch nichts geändert hätte. Am nächsten Morgen sprach ich mit Peter. Es ging ihm ebenso. Und Sibylle, Andrea und Jörg. Das machte mich nachdenklich. 

      Wie viele Peters, Sibylles und Andreas mochte es dort draußen noch gegeben haben? Ich wischte es weg. Hätte, hätte, Pferdewette. 

      Ins Grübeln kam ich Jahre später.


    • The Social Network Paradox:

      Therein lies the paradox of the social network that no one wants to admit: as the size of the network increases, our ability to be social decreases.

  • Philia (Katzencontent)

    Wegen meines „Wappentiers“ ist es ja naheliegend, dass ich eine schneeweiße Katze haben müsse. Und ein gehörloses Tier hätte ich neulich auch schon fast adoptiert. Beide Gedanken spielten aber keine Rolle, als ich gestern zum Tierheim fuhr, um eine Kollegin für Lucy zu besorgen. Die soll nicht so viel alleine sein, wenn ich tagsüber aus dem Haus muss. Am Ende wurde es dann Philia: schneeweiß, gehörlos, neugierig, anhänglich und sehr selbstbewusst. Sie benahm sich von der ersten Minute an, als hätte sie hier schon immer gewohnt, und sitzt gerne auf meinem Nacken, was kuschelige Winter verspricht, mir aber auch ein wenig Sorgen wegen meiner Haltung macht.

    Ich denke, gehörlose Katzen haben eine höhere Lebensqualität. Philias neuer Freund ist der Staubsauger – Lucys größter Feind. Die beiden Tiere sind mental dermaßen verschieden, dass es nur gutgehen kann. Lucy weiß noch nicht, was sie von der Neuen halten soll, beäugt Philia eher misstrauisch und ist sehr auf Distanz gewahrt. Ihr Lieblingsplatz war ja schon lange im Kleiderschrank, den sie ohne menschliche Hilfe betritt und verlässt – da kommt sie jetzt fast gar nicht mehr raus. Ich bin mir aber sicher, das gibt sich bald, zumal die beiden Katzen vollkommen unaggressiv aufeinander reagieren und Philia gerade erst 24 Stunden hier ist.

    Ich habe dann noch kurz überlegt, ob ich Philia einen anderen Namen geben soll, aber dachte dann: egal. Schließlich hört sie sowieso nicht, wenn ich sie rufe.

  • Links der Woche

    • Schweizer Banken führen Negativzinsen ein:

      Seit vergangener Wochen hätten verschiedene Banken in der Schweiz auch begonnen, Negativzinsen einzuführen. “Das heißt, Sie bekommen nicht nur keinen Zins mehr, sondern Sie müssen noch eine zusätzliche Gebühr dafür bezahlen, dass Sie Ihr Geld bei der Bank deponieren”, fügt er hinzu.

    • Homöopathische Sprachfallen und wie GEO sie nicht vermeidet:

      Anfangen möchte ich mit dem abscheulichen Begriffspaar Schulmedizin/Alternativmedizin. Das Wort Medizin bezeichnet allgemein die „Wissenschaft vom gesunden und kranken Organismus des Menschen, von seinen Krankheiten, ihrer Verhütung und Heilung“ (duden.de). Mit dem Wortpaar Schulmedizin/Alternativmedizin wird dieser Bedeutungsbereich scheinbar ausdifferenziert, es wird so getan, als gebe es zwei Sorten von Medizin, die einander gleichwertig gegenüberstehen. Das ist aber nicht der Fall: Entweder, eine Behandlungsmethode kann erwiesenermaßen Krankheiten und/oder deren Symptome verhüten oder heilen, dann fällt sie in den Bedeutungsbereich des Wortes Medizin; oder sie kann das nicht, dann fällt sie nicht in diesen Bedeutungsbereich und kann nicht mit dem Wort Medizin bezeichnet werden. Die Unterscheidung in der realen Welt ist also die zwischen Medizin und Nicht-Medizin; das wird durch die sprachliche Unterscheidung in Schulmedizin/Alternativmedizin verdeckt.

    • Query-Identität und Distributed Reality:

      Wie alles, wird auch die Identität sich im Zeitalter der Query am Bedürfnis nach Filterung des Empfängers orientieren. Es geht darum, sich aufzuspalten, sich selektiv zugänglich zu machen. Auf eine einzige, unteilbare Identität zu bestehen, grenzt an Nötigung.

    • Top Ten Myths about the Libya War:

      This was a war for Libya’s oil. That is daft. Libya was already integrated into the international oil markets, and had done billions of deals with BP, ENI, etc., etc. None of those companies would have wanted to endanger their contracts by getting rid of the ruler who had signed them.

    • Sonntagsinterview mit Fritz Raddatz: „Freunde – das ist ein heikler Plural“:

      Dieses Gerede, das arme deutsche Volk wird vergewaltigt, das hat er nie durchgehen lassen, er sagte, die Deutschen wollen diesen Führer, sie haben reihenweise Fememorde begangen, sie wollen diesen Nationalismus. Der ganze Lügenquatsch – wir haben nichts gewusst, wir haben einen Juden versteckt – hat die Bundesrepublik vergiftet und geprägt, Sie merken an meiner Emphase, wie mich das bis heute aufregt.

    • Richtig Rechnen: Die Arithmetik von Behinderung, chronischer Krankheit und Makel:

      Wenn Du etwas, das Du für einen Makel hältst, entfernen läßt, wirst Du dadurch nie zu jemand, der es nicht hat, sondern allenfalls zu jemand, der es einmal hatte und entfernt hat. (Addition statt Neubeginn.)

    • Dreigliedriges Schulsystem: Uns braucht keiner:

      Er wollte ja auch nie Schreiner werden. Florian will zum Bund oder als Koch in der Küche stehen. Warum muss er dann sägen lernen? Den Koch habe man nicht im Angebot, heißt es bei InBIT. Aber Schreiner werden auf dem Arbeitsmarkt kaum gesucht. Ist das, woran Florian teilnimmt, also nur eine Beschäftigungsmaßnahme? Er solle lernen, pünktlich zu sein, acht Stunden zu arbeiten, sagen seine Ausbilder. In welchem Berufsfeld er das lerne, sei doch eigentlich egal.

    • Replik aufs Berlin-Bashing: Das Leben ist kein Ponyschlecken!:

      Renate kümmert sich, verkünden ihre Wahlplakate, da muss sie ran! Wo die Betulichkeit den mündigen Berliner gelinde gesagt irritiert, findet Renate bei den zugereisten Spießern eine Zielgruppe, die sich freut, wenn sich jemand um sie kümmert. Wenn sie jemand unterstützt im Kampf für ein quietschvergnügtes, immer höflich-sauberes, bio-gesundes Bildungselitenbürgertum.

    • Entgrenzter Krieg – „Ich muss noch die Mission durchspielen“:

      Stellt man sich nun ein Computerspiel vor, bei dem der Spieler Drohnen in Kampfeinsätzen steuern muss. So könnte man besonders erfolgreiche Spieler tatsächliche Einsätze fliegen lassen. Sie müssten noch nicht einmal davon wissen, dass die Grenze zwischen Spiel und Realität, wenn auch nur für einen Moment, aufgehoben wurde.

  • Meine Straße (Update)

    Mütter lieben Analog-Foursquare. Weil mir aufgefallen ist, dass meine Mutter noch immer nicht weiß, wie das rund um meine gar nicht mehr so neue Wohnung aussieht, bin ich mit dem iPhone in der Hand die Straße runtergegangen und habe das Ergebnis auf Youtube hochgeladen. Es gefällt mir so gut, dass ich nun ein Stöckchen werfen möchte. Wie sieht es in eurer Straße aus? Holt die Kameras und Telefone raus und macht einen Film! Schöner als Streetview ist das allemal.

    https://www.youtube.com/watch?v=u6fMgFNmmQs

    Dieses Stöckchen gebe ich weiter an Matt Wagner, Martin Haase, Mellcolm und den unvergleichlichen Bosch – sowie natürlich alle Blogger, die Lust haben, mit zu machen. Würde mich freuen, wenn noch mehr Filme zusammen kommen und ein kleines Mem draus wird.

    Update: Sehr schön, Matt Wagner hat ein Video von der Rückseite der Reeperbahn gemacht!

    Update: Hier noch ein meditatives von Tileo aus Zehlendorf.