tl;dr: Tschüß, Instagram.
Alle jubeljahre, wenn ich mein Betriebssystem neu installieren muss oder ein neues Telefon bekomme, installiere ich auf dem Gerät alles neu. Ist klar, das ist eine Menge Arbeit und mittlerweile wäre es kein Problem, Daten und Installationen einfach rüberzuholen, aber ich mag dieses Gefühl, nur die wirklich wichtigen Apps zu installieren, ein aufgeräumtes Telefon (bzw. Notebook) zu haben und weitere Programme und Apps dann erst wieder zu installieren, wenn ich sie auch wirklich benötige. Menschen, die meinen Hang zu Minimalismus und Einfachheit teilen und diesen Drang kennen, auszumisten und Dinge zu verschenken, kennen das Problem.
Diesjähriger Anlass war ein kaputtes Smartphone, das in der Familie einen Ringtausch auslöste. Ich war eigentlich sehr glücklich mit meinem OnePlus One, fand es aber in vielen Situationen einen Tick zu groß. Außerdem hatte ich gelegentlich Probleme mit Telefonaten, die trotz aller Basteleien nie ganz verschwanden. Also habe ich mir ein neues gekauft und zwar diesmal mit Absicht keinen High-End-Boliden, kein Samsung S7 oder ähnliches (iPhone kam eh nicht in Frage, da ich iOS nicht mehr leiden kann und mittlerweile in vielen Details unpraktisch und einschränkend finde) mit riesigem Display, sondern etwas kleines, kompaktes. Die Wahl fiel auf ein Sony Experia Xcompact. Nichts weltbewegendes, Mittelklasse, sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis, alles drin was ich brauche und vor allem: einen Tick kleiner und handlicher, worüber ich mich gerade quasi täglich freue. Das Gerät macht auch nach einer Woche noch Spaß. Dem einzigen, das ich nachtrauere, ist CyanogenMod, das doch in vielen Details sehr viel besser ist als das Android-Derivat von Sony.
Die zentralste App, die beim diesmaligen Telefonwechsel über die Klinge springen musste, ist Instagram. Das ist ziemlich bemerkenswert, habe ich mir doch 2010 eigens ein iPhone 4 gekauft, unter anderem, weil ich unbedingt Instagram haben wollte, es die App aber noch nicht für Android gab. Instagram war neben Twitter lange Zeit meine Lieblingsbeschäftigung. Es war mir so teuer, dass ich sogar die Übernahme von Facebook verschmerzt habe. Ich nutze Facebook nur im Browser, weil ich nicht möchte, dass es abgreift, was ich außerhalb von Facebook so treibe. Ich finde, Facebook muss weder meinen Browserverlauf kennen noch meine Standort-Daten. Reicht dass Google die hat und dass die Daten, die ich so produziere, schön in verschiedene Datensilos wandern, die sich untereinander nicht grün sind. Facebook kommt mir als App also nicht aufs Telefon und Whatsapp nutze ich aus ähnlichen Gründen schon seit Jahren nicht mehr. Wer mir eine Nachricht schicken will, findet zwölfzig andere Wege, das zu tun.
Von Instagram konnte ich nicht lassen. Das hat mir zu viel Spaß gemacht. Und dieser Spaß ist irgendwann letztes Jahr gekippt, als Instagram die Timeline von chronologisch auf algorithmisch umgestellt hat. Ich weiß auch nicht so genau, warum, aber aber seitdem macht mir das Durchscrollen der Timeline einfach nur noch sehr viel weniger Spaß. Was ich zu sehen kriege, interessiert mich nicht besonders. Was mich interessiert, kriege ich nicht unbedingt zu sehen. Bei Facebook ergibt die algorithmisch sortierte Timeline viel Sinn, bei Twitter und Instagram wirkt sie sich katastrophal auf das Nutzungsverhalten aus. Das ist hoch subjektiv, aber ich weiß, dass ich mit diesem Gefühl nicht alleine bin.
Allerdings hinterließ Instagram eine Lücke. Ich brauche ein App, mit der ich schnell nette Fotos machen, mit allerlei Einstellungen aufhübschen und diese dann direkt aus der App ohne Fummelei auf Twitter, Facebook oder beidem posten kann. Und ich pflege meinen Blogpost Fotos im Instagram-Stil voranzustellen und brauchte eine App, mit der ich solche Bilder erstellen kann, ohne Photoshop anzuwerfen. All das scheint EyeEm sehr angenehm, zuverlässig und mit einer schönen und einfach zu bedienenden UI zu erledigen. Bis auf weiteres wird das also meine Foto-App der Wahl. Interessanterweise waren schon sehr viele von euch da, als ich meinen Account klickte, die meisten haben aber nur einen Account und posten nicht. Vielleicht kriege ich auf EyeEm ja sogar wieder eine hübsche Foto-Timeline zusammen. Einstweilen tut die App, was sie soll und die nächste Zeit wird es also mal wieder mehr #Nachtkatzencontent geben. Mal sehen, ob ich sie in ein paar Monaten noch mag.