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Wir brauchen mehr Integration!:
“Fehlende Intergrationswilligkeit” ist der Fetisch mediengeiler Wort- und Meinungsschöpfer. Fehlende Intergrationsbereitschaft ins Deutschtum meinen sie aber – von einer fehlenden Integrationsbereitschaft in die Familie der Menschen sprechen sie nie.
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Dschungelcamp: Sonderformen des Irrsinns:
Das eigentliche Setting des Formats ist dabei der Psychoanalyse entnommen. (…) Was also auf den ersten Blick als so großer Irrsinn daherkommt, erweist sich beim näheren Hinsehen als perfekt inszenierte Veranstaltung, die alle heilsamen Möglichkeiten von menschlicher Beziehung in perverser Form von sich abweist und zu vielfältigen Mustern des Aberwitzes einlädt. Dass der Ex-Kommunarde Rainer Langhans im Dschungel-Camp für sich tatsächlich die Möglichkeit einer Reintegration in die Gesellschaft sieht, beweist, dass er immerhin Sinn für Humor hat. Die entscheidende Frage aber ist am Ende: Weshalb schauen zehn Millionen Menschen dieser Form der Perversion zu?
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Kanonen gegen Online-Spatzen:
Wenige Tage nach dem offiziellen Launch der Kommentar-Plattform Commentarist haben die Verlagshäuser SZ und FAZ dem kleinen Startup-Unternehmen durch Abmahnungen und Androhung “massiver rechtlicher Schritte” den Stecker gezogen.
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Aus Gründen « drüberleben:
Nun ja. Die Wahrheit sieht eher so aus, dass ich seit geraumer Zeit in einem Vakuum aus Orientierungslosigkeit ziemlich atemlos an meinem Schreibtisch sitze und darauf warte, dass die Kathrin anfängt, die sich so viel vorgenommen hat. Das mache ich jeden Tag. Und das schaffe ich keinen Tag.
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Fünf westliche Mythen über die arabische Welt:
Letzten Oktober hat James Zogby in einem Gastbeitrag bei Informed Comment sein Buch Arab Voices vorgestellt. In Anbetracht der Diskussionen, die wegen der Ereignissen in Ägypten und Tunesien nun wieder in Gang gekommen sind, möchte ich diesen aus der Blogmottenkiste holen. Er beschreibt in diesem Eintrag, was er die “fünf Mythen” zur arabischen Welt nennt.
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Warum die Mainstreammedien „Mainstream“ sind (Noam Chomsky):
Die Massenmedien im eigentlichen Sinn haben im wesentlichen die Funktion, die Leute von Wichtigerem fernzuhalten.
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Unterstellte Zustimmung – Überlegungen zur Theorie und Praxis der Demokratie (Noam Chomsky):
Klassisches Beispiel dafür war die Entstehung der “neoliberalen” Lehre Anfang des l9. Jahrhunderts. Damals verkündeten Ricardo, Malthus und andere Klassiker der Ökonomie mit wissenschaftlicher, geradezu Newtonscher Stringenz, daß, wer den Armen hilft, ihnen nur schadet; den besten Dienst würde man der leidenden Menge erweisen, indem man sie von der Illusion befreit, sie habe überhaupt ein Lebensrecht. Das einzige Recht, das diese “neue” Wissenschaft den Menschen gewähre, sei die Freiheit des unregulierten Arbeitsmarkts.
Blog
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Links der Woche
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Links der Woche
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Social Politic:
Was denkt wohl ein Biz Stone, wenn er in den Fernsehansprachen von US Präsident Obama, in der Rede von Angela Merkel bei der Sicherheitskonferenz (ok, das interessiert ihn eventuell nicht so) zur Situation in Ägypten mehrfach die Wichtigkeit seines Social Network Dienstes Twitter bestätigt bekommt? Was geht durch den Kopf von Mark Zuckerberg, wenn Millionen Menschen ihre politischen Proteste auf seiner Plattform organisieren?
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Muss man nicht gutt finden:
Es muss zu den undankbarsten Aufgaben der Gegenwart gehören, sich als deutscher Oppositionspolitiker an Karl-Theodor zu Guttenberg abarbeiten zu müssen.
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Der archivarische Aufstand:
Denn könnte es nicht sein, dass wir bei einem Grad der Beschleunigung des Jetzt angelangt sind, einem so extremen Aktionismus, dass selbst die Bereiche der progressiveren und veränderungswilligeren Geister zu konservativen werden.
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Die arabische Welt und der Westen:
Selten lag die Widersprüchlichkeit amerikanischer Nah-Ost-Politik – Kampf gegen den Terror und uneingeschränkte Solidarität mit Israel einerseits, Bekenntnis zu Demokratie, Menschenrechten und Meinungsfreiheit andererseits – für alle Welt so offen da, live übertragen via Satellit von Al-Jazeera und im Sekundentakt getwittert.
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Wie die Print-Lobby Kinder indoktriniert:
Bernd, der blöde Blogger, hat ungefähr alle Fakten falsch verstanden. Das ist kein Wunder, denn im Internet werden ja, anders als bei der Zeitung, die Informationen vor der Veröffentlichung nicht überprüft.
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Links der Woche
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Social Politic:
Was denkt wohl ein Biz Stone, wenn er in den Fernsehansprachen von US Präsident Obama, in der Rede von Angela Merkel bei der Sicherheitskonferenz (ok, das interessiert ihn eventuell nicht so) zur Situation in Ägypten mehrfach die Wichtigkeit seines Social Network Dienstes Twitter bestätigt bekommt? Was geht durch den Kopf von Mark Zuckerberg, wenn Millionen Menschen ihre politischen Proteste auf seiner Plattform organisieren?
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Muss man nicht gutt finden:
Es muss zu den undankbarsten Aufgaben der Gegenwart gehören, sich als deutscher Oppositionspolitiker an Karl-Theodor zu Guttenberg abarbeiten zu müssen.
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Der archivarische Aufstand:
Denn könnte es nicht sein, dass wir bei einem Grad der Beschleunigung des Jetzt angelangt sind, einem so extremen Aktionismus, dass selbst die Bereiche der progressiveren und veränderungswilligeren Geister zu konservativen werden.
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Die arabische Welt und der Westen:
Selten lag die Widersprüchlichkeit amerikanischer Nah-Ost-Politik – Kampf gegen den Terror und uneingeschränkte Solidarität mit Israel einerseits, Bekenntnis zu Demokratie, Menschenrechten und Meinungsfreiheit andererseits – für alle Welt so offen da, live übertragen via Satellit von Al-Jazeera und im Sekundentakt getwittert.
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Wie die Print-Lobby Kinder indoktriniert:
Bernd, der blöde Blogger, hat ungefähr alle Fakten falsch verstanden. Das ist kein Wunder, denn im Internet werden ja, anders als bei der Zeitung, die Informationen vor der Veröffentlichung nicht überprüft.
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Der Kontrollverlust über die Filtersouveränität
Als ich diesen Tweet von @huxi las, kam mir heute in den Sinn, dass ein Retweet auf Twitter meine Filtersouveränität unterläuft. Michael Seemann ist ja der Meinung, dass es nicht schlimm sei, wenn ich etwas zu lesen bekomme, das ich lieber ausgefiltert hätte, weil ich ja denjenigen, der mir das gesendet hat, auch entfolgen könne. Irgendwas stört mich an der Argumentation.
Von der Query her gedacht stimmt es natürlich, dass ich meine Filtersouveränität ausübe – aber: Ich schreibe die Query nicht, sondern ich bewege mich in sozialen Netzwerken, wo ich über das Friend- oder Follower-Prinzip filtere. Ich konsumiere Medien, indem ich filtere, welche Zeitung und welchen Fernsehsender ich mir wann ansehe. Ich kann zwar die Äußerungen bestimmter Medien oder Personen ausblenden, muss aber immer damit leben, dass über die Kanäle, die ich nicht ausgefiltert habe, doch unerwünschte Information zu mir dringt.
Mit jedem Stück Information, das ich nicht vollständig selber beschaffe (recherchiere, per Query höchstpersönlich in einer Datenbank abfrage), sondern mir über Medien (klassische Medien, Social Media oder einfach nur das Gespräch beim Bier), gebe ich ein Stück meiner Filtersouveränität an meine Umwelt ab. Und da mein ganzes Kommunikationsverhalten in den aller seltensten Fällen das naturwissenschaftliche Nachmessen von Gegebenenheieten sondern der Informationsaustausch mit meinen Mitmenschen ist, entpuppt sich die Filtersouveränität als Illusion. Nichteinmal über das Ergebnis der Query einer Google-Suche bestimme ich frei – sondern Google durch seine wertenden und gewichtenden Algorithmen. Oder hat jemand schon mal SQL-Statements an die Suchmaschine abgesetzt?
PostPrivacy hat nicht nur, aber zu großen Teilen etwas mit dem Social Web zu tun. PostPrivacy ist nicht nur das Google-Cookie sondern eben auch Facebook, Twitter und die Nachlesbarkeit unseres Tuns. Der Kontrollverlust findet nicht unbedingt gegenüber Firmen oder Staaten statt – dort könnte man per Datenschutzgesetz die Kontrolle zumindest teilweise zurückerlangen oder bewahren, indem man z.B. die Vorratsdatenspeicherung untersagt. Dort, wo der Staat mehr Daten sammelt als er gesunderweise sollte, wird es politisch – und diese Kontrolle ist auch politisch zurück zu erlangen wie bei jeder anderen Form der Machtausübung auch.
Der eigentliche Kontrollverlust findet zwischen den Menschen untereinander statt. (Im Grunde gab es ihn schon immer – geschiedene Eheleute können sich eben nicht darauf verlassen, ob der oder die Ex dem Finanzamt gegenüber weiterhin diskret bleibt.) Dass in totaler PostPrivacy jeder im Grunde alles über jeden nachlesen könnte, macht ja erst eine neue Ethik nötig, die die Filtersouveränität erzwingt. Es besteht aber keine Kontrolle mehr über die eigenen Daten sondern auch keine Kontrolle über die Filter, solange es sich um soziale oder mediale Filter handelt. Der Kontrollverlust ist also total, wenn wir anfangen, nach der Ethik des „radikalen Rechts des Anderen“ uns sämtlich voreinander zu entblößen.
Andererseits ist der Begriff der Filtersouveränität auch auch ein Oxymoron. Um zu bestimmen, was ich herausfiltern will, muss ich nämlich Kenntnis von dem erlangt haben, was ich hinausfiltern will, also schon einmal ungefiltert empfangen haben. Um Realitätsverlust zu vermeiden, bin ich gezwungen, meine Filter immer neu zu justieren, was bedeutet, auch immer neu ungefilterte Information aufzunehmen. Mein Filter ist nie perfekt und benötigt zur Annäherung an Perfektion ungefilterte Information. Die Begriffe „Filtern“ und „Souveränität“ ergeben nur Sinn, wenn ich anderen die Daten vorfiltern, also Zensur ausüben will. Filtersouveränität im Seemanschen Sinne ist also paradox. Logische Filtersouveräntit wäre das Recht meine Privatsphäre frei zu definieren und zu entscheiden, welche Informationen aus ihr herausdringen können.
Das bedeutet dann auch, dass Zensur nichts anderes ist als ein weiterer Filter, der den Informationsfluss hemmt. Wer diesen Filter setzt, ist nebensächlich, da das Ausüben der Seemannschen Filtersouveränität auch nichts anderes als Selbstzensur ist. Zensur stört keine wie auch immer geartete Filtersouveränität sondern den Informationsübertragung als solche. Und die besteht jenseits jedes Filters aus Sender und Empfänger. Wenn der Sender nicht senden will, hat der Empfänger Pech gehabt. Wenn es ethisch verwerflich sein soll, nicht senden zu wollen, dann müsste die Emfpangsverweigerung, also das Filtern ebenfalls ethisch verwerflich sein.
Allein die Tatsache, dass es so etwas wie ein Einschreiben bei der Papierpost gibt, die sicherstellt, dass beispielsweise eine Vorladung vor Gericht auch wirklich ankommt, ist ein Beispiel dafür, wie sinnlos und illusionär der Wunsch nach Filtersouveränität ist. Eher müssen wir uns fragen, in welchen Fällen der Sender das Senden und der Empfänger das Empfangen verweigern dürfen soll. Das ist die Frage nach der Datengerechtigkeit.
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Links der Woche
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Noch mehr Macht für Washington: Der New Deal und die Verfassungsrevolution von 1937:
Dann legte Roosevelt los. Die Amerikaner sind stolz darauf, dass sie in ihrer Not nicht wie die Europäer den Lockrufen von Faschismus und Kommunismus folgten, sondern an der Demokratie festhielten. Allerdings war kein Präsident – nein, auch nicht George W. Bush – jemals so faktisch ein Despot wie FDR.
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„Gibt’s da auch was ohne Telefon?“ — Zur Berufswahl und Studienwahl für Hörbehinderte:
Kürzlich erreichte mich die Frage, was man denn als Schulabgängerin machen sollte, wenn man trotz Hörgerät nicht telefonieren kann und nicht weiß, was man dann lernen oder studieren soll. Denn leider kommt man ja in vielen Jobs um das Telefon nicht herum.
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Marketing: Wie Werbung wirkt:
Um die Wirkung von Werbung zu messen, muss man im Idealfall das Konsumverhalten von zwei Gruppen vergleichen: Menschen, die die Anzeigen gesehen haben, und solchen, die die Reklame nicht kennen. Genau dieses Kunststück ist Randall Lewis und David Reiley gelungen – dank des Internets und der riesigen Datenmengen, die moderne Einzelhändler heute über ihre Kunden sammeln.
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Postprivacy und Gruppendruck: Ein Experiment
Die „Bild“ öffentlich gut finden ist in gewissen Kreisen nicht besonders gerne gesehen. Als ich einen frauenfeindlichen und sexistischen und last not least dummen Bild-Kommentar nochmal auf Bild.de nachlesen wollte, konnte ich diesen selbst zwar nicht finden, habe dafür aber eine andere Entdeckung gemacht: Ein Facebook-Kasten zeigt mir, wer in meinem Freundeskreis alles mal bei Bild „gefällt mir“ geklickt hat – diese Zeitung also „mag“ oder neudeutsch liked.
Schnell entwickelte sich auf Facebook und Twitter eine kleine Diskussion: Entfolgen und entfreunden oder nicht? Ich habe niemanden meiner drei Bild-mögenden „Friends“ entfreundet – es würde bedeuten, eine Person anhand eines einzigen und vermutlich irrelevant Kriteriums abzulehnen – schließlich kenne ich nicht die Bewegründe, die jemand hat, Bild zu „liken“. Ein Journalist, Blogger und Socialmediat könnte zum Beispiel einfach nur die Facebook-Aktivitäten des Boulevard-Blattes verfolgen wollen.
Michael Seeman, der meinte, langsam verstünde ich die Filtersouveränität, und scheint mehr oder weniger ernsthaft der Meinung zu sein, ein relevantes Filterkriterium gefunden zu haben, anhand dessen er den Kreis seiner Informationsquellen sortieren könne. Sieht man in Social Media tatsächlich vor allem die Funktion der Individuen als Nachrichtentransporteure, mag diese technokratische wie asoziale Sicht angemessen sein. Soll das „Social Web“ aber nicht nur technisch sondern auch menschlich sozial sein, haben wir hier ein sehr gutes Beispiel dafür, anhand welcher Kriterien man nicht filtern sollte, weil man gar nicht in der Lage ist, die Filterkriterien korrekt zu interpretieren.
Außerdem: Filtern wir individuell anhand von Meinungen, gefährden wir auf subtile Art die Meinungsfreiheit überall dort, wo unpopuläre Minderheitsmeinungen vertreten werden. Wir blenden Menschen aus unserer Do-It-Yourself-Realtität aus. Genauso wie ich Homophobe, religiöse Fundamentalisten und Nazis filtern kann, können diese mich filtern. Alle schmoren in ihrem eigenen Realitätssaft. Wenn etwas in der Postprivacy-Gesellschaft nicht mehr stattfindet, dann ist es echter Dialog über Grenzen hinweg.
Halb belustigend, halb erschreckend dann der Wettbewerb, der auf Twitter stattfand: Etliche Follower überboten sich darin, wer am wenigstens Bild-likende Friends auf Facebook hat. Einige haben wohl auch die eine oder andere Person aufgrund ihres öffentlichen Statements entfreundet. Das ganze ist glücklicherweise nicht eskaliert, bietet aber einen Vorgeschmack auf die Hexenjagden, die uns Postprivacy bescheren wird, und dem Gruppendruck, dem wir uns zu unterwerfen haben, wenn wir nicht auch einfach weggefiltert werden wollen. Jeder seinem nächsten ein kleiner Big Brother.
Ich halte die Friede-Freude-Eierkuchen-Utopie, die im Zuge von Postprivacy postuliert wird, gelinde gesagt für naiv. Die Menschen werden sich so schnell nicht ändern, bloß weil es sinnvoll sein könnte, künftig zu ignorieren, was ihnen aneinander nicht passt. Ja, die Digialisierung ist nicht mehr aufzuhalten. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch kulturelle Regeln und Gesetze finden könnten – also auch bestimmte Querys als Verbrechen zu definieren und zu verbieten, sobald diese dem abgefragten Individuum Gewalt antun. Die ewige Existenz von Mord und Diebstahl ist kein Grund, die entsprechenden Gesetztesverbote abzuschaffen – genauso ist das Aufkommen von Postprivacy kein Argument, auf Datenschutz zu verzichten, sondern im Gegenteil Anlass, überhaupt angemessene Datenschutzgesetze zu schaffen und durchzusetzen.
Es wird eine politische Frage sein, hier zwischen den Wünschen derjenigen, die Daten abfragen wollen und derjenigen, die davon betroffen sind, auszugleichen. Eine Frage der Datengerechtigkeit. Ich möchte gerne der Postprivacy eine New Privacy gegenüberstellen.
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Links der Woche
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Test mit Überraschung: Das “nettoPad” JAY-tech Jay-PC Tablet PID 7901:
Erzählt mir, was ihr wollt über Android. Bevor dieses Betriebssystem bzw. seine Integration durch Drittanbieter wirklich massentauglich ist, werden noch viele Versionen erscheinen müssen.
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Whistleblower – Sonntagsreden versus Realität:
Kaum ein anderes OECD-Land schützt seine Whistleblower so schlecht wie Deutschland. In kaum einem anderen OECD-Land gelten Whistleblower gesellschaftlich so wenig wie in Deutschland.
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Jetzt mit modernster Technologie gezielt an mir vorbei werben!:
Die Mär von der automatisch zielgerichteten Werbung, von der direkten, algorithmisch verfassten Kundenansprache, die bleibt vorerst ein Märchen.
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Canada’s first ever conference on weight-based discrimination:
Yesterday in Toronto, doctors, public health policymakers, government representatives, educators and activists gathered for Canada’s first ever conference on weight discrimination: (…) “the last socially acceptable form of discrimination”.
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Ich schreibe nicht für euch!:
Ich finde auch, dass das der beste Grund dafür ist, sich der Mühe des Schreibens zu unterziehen. Einen Gedanken nicht nur im Kopf zu haben, sondern ihn zu verschriftlichen, zwingt nämlich dazu, ihn ordentlich zu denken. Ihn aus dem Bereich des Fühlens und Empfindens und Ahnens zu holen und ihn quasi „festzunageln“.
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Ein echter Frauenfuß
Bei mir an der Wand hängt jetzt ein echter Frauenfuß. Die Grafik von Michaela von Aichberger ist schon anderthalb Jahre alt und ich hatte mich über dieses Geschenk zum ersten Twittergeburtstag sehr gefreut. Damit war ich auch einer der Twitterer, die im Moleskine-Projekt unter dem Hashtag #IMMF („Ich male meine Follower„) portraitiert worden sind.
Vor einem Jahr konnte ich dann Michaela endlich auch persönlich kennen lernen: Auf ihrer Ausstellung in Hamburg überreichte sie mir mein Exemplar – schön eingebunden in die Mitte eines Moleskine-Büchleins. Das lag dann fast ein Jahr lang in der Schublade – die nötigen Abstandsrahmen sind nämlich schwer zu bekommen oder sehr teuer. Bis ich kürzlich bei Obi (keine Schleichwerbung) einen normalen Rahmen sah, dessen Rückplatte flexibel genug ist, um ein mehrere Millimeter dickes aufgeschlagenes Büchlein aufzunehmen. Für gerade mal 10 Euro. Tut.
Nun hängt der Fraußenfuß endlich in meiner neuen Wohnung an der Wand, gleich über dem Schreibtisch. Hachomat.
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Was uns „Euroweb vs. Nerdcore“ über Postprivacy und Informationskontrolle lehrt
Heute hatte ich auf Twitter wieder einen kleinen Schlagabtausch mit Michael Seemann. Es geht um die Geschichte „Euroweb vs. Nerdcore“ und die Tatsache, dass Euroweb dem Nerdcore-Betreiber René Walter die Domain weggepfändet hat, sodass sein Blog offline ging. Die ganze Geschichte kann man hier oder hier nachlesen. Zwar gibt es berechtigte Zweifel daran, ob Euroweb die Domain nicht doch wieder zurückgeben muss, mit „Zensur“ hat das ganze aber eher nichts zu tun. Dass die Firma Euroweb „umstritten“ ist, wie Udo Vetter es formuliert, ändert nichts an ihren Rechten.
Auf das obligatorische Zensurgeschrei musste man trotzdem nicht lange warten. Interessant finde ich, dass kaum einer erwähnt, dass es zu einem Prozess vor Gericht kam, zu dem René Walter offenbar einfach nicht erschien und auch das ihm aufgebrummte Strafgeld nicht (rechtzeitig) bezahlte, woraufhin Euroweb die Domain Nerdcore.de pfänden ließ, um sie zu versteigern. Von Zensur kann also gar keine Rede mehr sein: Niemand verbietet René, sein Zeugs anderweitig ins Netz zu stellen. Naja fast:
Bei der Abmahnung, die dem Gerichtstermin zu Grunde lag, ging es darum, dass Euroweb bestimmte Aussagen aus dem Nerdcore-Blog entfernen lassen wollte. Und da springt die Postprivacy-Fraktion wieder an: Sowas sei böse und Zensur. Ist es das wirklich? Müssen wir alle Paragraphen rund um Beleidigung, üble Nachrede und geschäftsschädigendes Verhalten aus BGB und StGB streichen, weil jeder alles sagen dürfen soll? Auch eine beleidigende und Menschen verachtende weil behindertenfeindliche Formulierung wie „Zählt für die überbezahlten Pfuscher eigentlich das Behindertengleichstellungssetz“ (Zitat Nerdcore)?
Mag ja sein, dass andere da ein anderes Empfinden haben, aber ich finde es ganz OK, dass nicht jeder alles (ungestraft) über mich behaupten darf und ich mich bei Bedarf gerichtlich dagegen wehren kann. Einige versteigen sich nun zu der These, dass wir schon deshalb in einer bösen Welt leben, weil Euroweb René überhaupt verklagen konnte. Seit wann entscheidet ein Mob von Bloggern anstelle eines Gerichtes über die Zulässigkeit einer Klage? Und wenn René so gar nichts schlimmes an seinen Äußerungen findet, warum hat er sich dann nicht einfach vor Gericht verteidigt?
Ich will aber auf etwas anderes hinaus: Michael hat mit seinem „radikalen Recht des Anderen“ den Begriff der Filtersouveränität geprägt – nur der Adressat einer Nachricht sei befugt, Information zu filtern. Informationskontrolle und Werkzeuge zur Informationskontrolle lehnt er ab. Daraus leitet er ab, dass Euroweb kein Recht habe, jemanden wegen seiner öffentlichen Äußerungen abzumahnen und Gerichte kein Recht haben, darüber zu entscheiden. Über Blogger, die diese Angelegenheit nicht ganz so schwarzweiß sehen, hat er auch eine ziemlich explizite Meinung:
Ich wies ihn darauf hin, dass er dann streng genommen auch ein Problem damit haben müsste, wenn ich meine Daten verschlüssele – er seit ja gegen Informationskontrolle – worauf er generös antwortete: Natürlich dürfe ich meine Daten verschlüsseln, aber ein Hacker dürfe die Verschlüsselung auch knacken. Dem Postprivacy-Ideologen ist es also egal, woher Daten stammen, mit welcher Intention sie von wem veröffentlicht wurden und ob sie überhaupt veröffentlicht wurden.
Dass Staaten keine Geheimnisse haben sollten (Stichwort Wikileaks) ist logisch, wenn man den Staat als Diener seiner Bürger betrachtet . Dass ich als Mensch aber nicht darüber entscheiden dürfen soll, ob ich beispielsweise meine sexuelle Orientierung verheimliche und zugleich niemandem verbieten darf, solche Informationen über mich preiszugeben – unabhängig davon ob sie zutreffend sind oder nicht – kann man nur noch als Datenterror bezeichnen.
Postprivacy nach Michael Seemann ist ein informationelles Hauen und Stechen, bei dem sich der Stärkere durchsetzt, und das ist in einer Postprivacy-Gesellschaft eben nicht derjenige mit dem vielen Geld und den besseren Anwälten sondern derjenige mit der größeren informationellen Reputation und Beliebtheit – oder der Datenhändler und Querymanipulateur mit der größeren kriminellen Energie. Ich schlage also vor, den Begriff „Filtersouveränität“ künftig durch „informationelle Vergewaltigung“ zu ersetzen. Das ist ehrlicher. Die Postprivacy-Gesellschaft wird in Sachen Daten(schutz) ein wilder Westen sein, wenn wir ihr keine Regeln auferlegen.
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Links der Woche
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Nicht lesen!:
Die vermutlich bisher erfolgreichste Social-Media-Kampagne überhaupt.
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Bytes statt Billy: Wenn Kultur unsichtbar wird:
Als unsere Jungs aus dem Kleinkind-Alter raus waren, fiel mir auf, dass es für sie in unserem Haushalt beinahe unmöglich war, zufällig auf tagesaktuelle Information oder Unterhaltung zu stoßen, denn diese fand größtenteils auf den digitalen Gerätschaften der Eltern statt, die für die Kinder nur selten und begrenzt zugänglich waren.
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Wann wird die ARD barrierefrei, Frau Piel?:
Schon kurz nach der Veröffentlichung der App war klar, die Software ist für blinde Menschen völlig wertlos. Sie ist so programmiert, dass die Sprachausgabe weder das Navigieren noch Vorlesen unterstützen kann.
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schön hässlich:
new york ist, wie berlin, abgrundtief hässlich. und trotzdem liebt jeder diese beiden städte. oder genauer, jeder hass-liebt beide städte. eine richtig gute stadt wird ständig beschimpft.
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Die Scham über die Schwerhörigkeit im Alter:
Es ist Scham darüber, dass der eigene Körper nicht nicht mehr so kann, wie man es von ihm kennt und man nicht mehr einfach mal so “mitkommt.” Wer will sich das schon eingestehen?
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Die schlechten Menschen von „Deutschland sucht den Superstar“:
Was sind das für Menschen, die an einer solch verkommenen Inszenierung mitwirken?
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Bitte nicht Shakespeare!:
Immer, also immer, wenn die Sprache auf Esokrimskrams und pseudowissenschaftliches Geblahe kommt, und ich zu verstehen gebe, dass man mir bitte nicht mit Scheiß’ kommen möge, kommt unweigerlich ein falsch übersetztes Shakespeare-Zitat, das man aus dem Zusammenhang gerissen hat.
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