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  • Das neoliberale Utopia 4: Der freie Markt ist keiner

    (Teil 1: Crisis in a Nutshell)
    (Teil 2: Das Versagen der Autobauer)
    (Teil 3: Der vollkommene Markt)

    Da der Markt sich nicht selbst regulieren kann, muss der Staat schützend eingreifen, was (richtig gemacht) zu einem besseren Funktionieren des Marktes führt. Ein gut funktionierender Markt bietet aber nur niedrige Gewinne und einen einigermaßen gleich verteilten Wohlstand und ist deshalb überhaupt nicht im Sinne all derer, die ihre Rendite maximieren wollen. Der Ruf nach weniger Regulierung ist also nichts weiter als die Forderung, zu Gunsten von mehr Rendite sozialschädliches Verhalten im Markt zu legalisieren.

    Ein sehr gutes Beispiel ist der Arbeitsmarkt: Angebot und Nachfrage funktionieren hier nicht, weil der Arbeitnehmer prinzipiell ersetzbar wie eine Maschine und daher in einer schwachen Position ist. Bei der Debatte um den Mindestlohn wird immer übersehen, dass es faktisch in Deutschland bis in die 90er Jahre Mindestlöhne gab: Die Tarifparteien setzten sich regelmäßig an einen Tisch und handelten die Löhne für die nächsten Jahre auf gleicher Augenhöhe aus. Das geschah einigermaßen flächendeckend und war einigermaßen flexibel. Angebot und Nachfrage wurde quasi simuliert. Dieses in sich sinnvolle System wurde systematisch zu Gunsten der Arbeitgeber ausgehebelt: Bei der Umwandlung in die Dienstleistungsgesellschaft entstanden immer mehr Branchen und Berufe, die nicht tarifgebunden waren. Und in den klassischen Branchen wurden Scheingewerkschaften von den Arbeitgeberverbänden gegründet, mit denen man niedrigere Tarife aushandeln konnte. Die Hartz-Gesetze sorgen dafür, dass immer mehr Menschen weit unter Tarif beschäftigt werden. Diese gesetzlichen Regelungen zwingen die Menschen, Jobs zu Dumping-Löhnen anzunehmen. Dem soll jetzt ein unflexibler, einheitlicher Mindestlohn abhelfen, obwohl wir früher ein vielleicht nicht perfektes, aber wesentlich sinnvolleres System hatten.

    Hintergrund dieser Reformen und Ideal des Neoliberalismus ist, unternehmerische Prinzipien und Marktmechanismen allen Lebensbereichen zu Grunde zu legen und aus allen Menschen Unternehmer in eigener Sache zu machen. Im freien Markt gehen Marktteilnehmer bankrott, wenn sie nicht mithalten können. Marktteilnehmer sind aber nicht nur Unternehmen sondern auch Menschen, und die lassen sich (im Gegensatz zu einem Unternehmen) nicht mal eben liquidieren. Das Denken in Märkten ist auf die Gesellschaft eben nicht übertragbar, und dort wo es doch übertragen wird, herrscht das Recht des Stärkeren anstelle ausgleichender Regulierung. Den Markt völlig unreguliert zu lassen ist für die Ökonomie ungefähr so, wie es für die Gesellschaft wäre, das Strafgesetzbuch ersatzlos zu streichen.

    Der freie Markt der Neoliberalen ist eine genauso gefährliche Utopie wie der ausgeschaltete Markt der Sozialisten. Ein völlig freier Markt funktioniert eben so wenig, wie eine vollkommen durchregulierte Planwirtschaft.

  • Das neoliberale Utopia 3: Der vollkommene Markt

    (Teil 1: Crisis in a Nutshell)
    (Teil 2: Das Versagen der Autobauer)

    Schuld an der Krise sind weder die Märkte noch der „Kapitalismus“ als solcher sondern das Versagen der Marktteilnehmer und der Glaube, dass Märkte sich immer selbst regulieren. Neoliberale glauben, dass die völlige Freiheit am Markt einen vollkommenen Markt schafft. Welche Eigenschaften muss aber ein Markt haben, damit es ein freies Spiel von Angebot und Nachfrage gibt?

    • Konkurrenz: Konkurrenz sorgt in der Theorie dafür, dass immer bessere Ware zu immer niedrigeren Preisen angeboten wird.  Konkurrenz bedeutet aber auch, dass einige Anbieter nicht mithalten können und vom Markt verschwinden. Diese werden in der Praxis nicht durch neue Anbieter ersetzt, so lange hohe Markteintrittsschranken bestehen: Ich kann vielleicht eine Bäckerei aufmachen, aber nicht von heute auf morgen Autos bauen und mit Porsche konkurrieren. Am Ende des Prozesses bleiben einige wenige Anbieter übrig, die stark genug sind, um die Preise zu diktieren und damit den Markt aus zu hebeln. Die Freiheit am Markt muss also eingeschränkt werden, um ihn vor sich selbst zu schützen: Kartelle sind zu zerschlagen, Preisabsprachen verboten, ehemaligen Staats-Monopolisten wie der T-Com oder der Bahn werden von den Regulierungsbehörden die Preise diktiert.
    • Rationalität: Als Käufer sollte ich mich immer für das sinnvollste, also preiswerteste Angebot entscheiden, damit das Spiel aus Angebot und Nachfrage funktionieren kann. Das tun wir Konsumenten aber selten. Allein die Existenz von Porsche belegt das. Im vollkommenen Markt müsste Porsche dafür bestraft werden, teure Spritfresser herzustellen, während sich Anbieter von Öko-Autos vor Nachfrage nicht retten können sollten. Genau das war aber bisher nicht der Fall, sonst hätte die Autobauer wie GM nicht so schlimm am Markt versagen können.
    • Vergleichbarkeit: Ich kann mich nur für das für mich günstigste Angebot entscheiden, wenn ich alle Angebote miteinander vergleichen kann. Das ist zwar heute über das Internet wesentlich einfacher geworden, aber wahre Transparenz wird sich niemals herstellen lassen. Selbst wenn ich alle Preise miteinander vergleichen kann, weiß ich nicht wirklich, ob das billige Auto, für das ich mich entscheide, nicht vielleicht häufiger Pannen haben wird, als das teure.
    • Einheitlichkeit: Es hilft mir nicht weiter, dass ich einen Gegenstand im Online-Shop 5 € billiger erhalte, wenn ich Versandkosten in gleicher Höhe zahlen muss. Ich werde wegen einer einzigen Tüte Milch keinen langen Umweg zu Aldi in Kauf nehmen, auch wenn die gleiche Tüte im Tante-Emma-Laden das doppele kostet. Steuern, Abgaben aber auch Umwelt- und Sozialstandards verzerren die Preise: Wir importieren Schnittblumen aus China. Wenn nicht überall dasselbe gilt, wird es keinen funktionierenden Ausgleich von Angebot und Nachfrage geben.

    Wir sehen schon an diesen einfachen Beispielen, dass der Markt so, wie wir ihn uns vorstellen, nicht existiert. Ein solcher Markt wäre auch nicht im Sinne der Unternehmen: Bei vollständiger Konkurrenz, Rationalität, Einheitlichkeit und Homogenität würden alle Angebote auf den selben Preis hinauslaufen. Die Anbieter wären gezwungen, zu dem niedrigst möglichen Preis zu produzieren, was bedeutet, dass die Gewinnmarge gegen 0 strebt. Auf einem „vollkommenen Markt“ gibt es so etwas wie Gewinn nicht, und damit auch keine Rendite.

    Morgen Teil 4: Der freie Markt ist keiner

  • Das neoliberale Utopia 2: Das Versagen der Autobauer

    (Teil 1: Crisis in a Nutshell)

    Nehmen wir an, ich stelle Autos her. Ich weiß, dass in den vergangenen Jahren der Ölpreis permanent gestiegen ist, sollte also früher oder später mit einer steigenden Nachfrage nach sparsamen Modellen rechnen. Ich weiß, dass seit einigen Jahren der Mittelstand erodiert, sollte also früher oder später mit einer steigenden Nachfrage nach preiswerten Modellen rechnen. Vielleicht fühle ich mich auch aus Eigennutz dem Gemeinwohl verpflichtet und bezahle meine Angestellten gut, da ich weiß: Autos bauen keine Autos.

    Die Autohersteller machen das genaue Gegenteil: Sie produzieren (in den USA aber auch hier in Deutschland) tendenziell zu teure Autos die zu viel Sprit verbrauchen, drücken die Gehälter ihrer Arbeiter und setzen ihre Zulieferer unter massiven Preisdruck, was diese zwingt, es ebenso zu tun oder gleich zu Dumpinglöhnen im Ausland zu produzieren. Die Autobauer sind also keine Opfer der momentanen Krise sondern haben sie durch ihr Versagen am Markt mit  verursacht. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten, wenn sie jetzt finanzielle Hilfen zu ihrer Rettung fordern.

    Teil 3: Der vollkommene Markt

  • Das neoliberale Utopia 1: Crisis in a Nutshell

    Die derzeitige Krise kann man mit wenigen Worten zusammenfassen: In den USA haben Menschen im großen Stil Kredite erhalten, die sie sich nicht leisten konnten. Die Kredite waren in Form von Hypotheken über Immobilien abgesichert, welche völlig überbewertet waren. Als immer mehr Kreditnehmer ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen konnten, ist dieser Markt zusammengebrochen.

    Die Notenbank der USA betreibt seit Jahrzehnten eine Niedringzins-Politik, um die Wirtschaft zu befeuern. Hintergedanke ist der Leverage-Effekt, der (vereinfacht) besagt, dass jemand, der über Kredite zusätzliche Investitionen finanziert, seine Rendite vervielfachen kann, so lange nur die Zinsen niedrig genug sind. Renditen von 25%, wie sie die Ackermänner dieser Welt noch vor kurzem als Ziel gesetzt haben, sind mit diesem Effekt keinesfalls utopisch. Die Banken haben Geld extrem billig geborgt, um es extrem teuer zu verleihen.

    Der Anteil des Fremdkapitals, des geborgten Geldes also, wurde in den Unternehmen aber auch in den Privathaushalten immer größer, bis häufig gar kein Eigenkapital mehr vorhanden war: Die Absicherung von Krediten lief über Immobilien. Verliert ein Privathaushalt die Möglichkeit, seine Raten zu zahlen (z.B. wegen Arbeitslosigkeit), muss das Haus zwangsversteigert werden, um den Kredit zu bedienen. Passiert das sehr häufig, übersteigt das Angebot an Häusern die Nachfrage, was zu fallenden Preisen führt. Über den Verkauf der Häuser kommt nicht mehr genügend Geld herein, um die Kredite zu tilgen. Die Banken haben Geld verbrannt. So viel Geld, dass sie jetzt Hilfspakete vom Staat benötigen, um nicht reihenweise pleite zu gehen.

    Das ganze Spiel geht also nur so lange gut, wie alle ihre Kredite tilgen können. Im Fall von Privathaushalten heißt das: Die Einkommen müssen gesichert sein. Nur wer gut verdient, kann den Kredit für sein Haus zurückzahlen. Hier geht es nicht um eine wohlhabende Oberschicht, sondern um den breiten Mittelstand. Genau dieser aber erodiert seit längerem. Die Rationalisierung führt zu immer weniger gut bezahlten Jobs in der Industrie. Fertigungen wurden komplett in die Billiglohnländer verlagert. Die Arbeitslosigkeit stieg in den 90er Jahren immer weiter an, und sank dann später wieder. Allerdings nur weil die Menschen gezwungen waren, schlechter bezahlte Arbeit anzunehmen.

    Teil 2: Das Versagen der Autobauer

  • Office-VBA-Hacks: PowerPoint automatisch beenden

    Vor kurzem hatte ich das Problem, dass ich Powerpoint automatisch mittels VBA-Code beenden wollte. Das ist an sich ganz einfach:

    Application.quit

    Allerdings hatte ich in meinem speziellen Fall ein Problem: Der Befehl wird schlicht ignoriert, wenn er automatisch im Kontext von Auto_Open() ausgeführt werden soll. Es klingt zwar abwegig, ein PowerPoint-AddIn bauen zu wollen, das nach dem Start von PowerPoint etwas tut und es anschließend direkt wieder beendet, aber genau das brauchte ich. Die harte Tour ist natürlich:

    SendKeys "%{F4}"

    Was einfach nur ein ALT+F4 zum Beenden sendet. Das kann allerdings auch mal eine andere Anwendung oder sogar Windows selbst erwischen, je nachdem, was gerade im Vordergrund läuft.

    Außerdem hat Auto_Open() als Verankerung für den AddIn-Code einen weiteren, sehr heftigen Nachteil: Wenn es ausgeführt wird, hat sich PowerPoint noch nicht vollständig selbst initialisiert. Auch die leere Startpräsentation ist noch nicht vorhanden. VBA-Code, der sonst stabil funktioniert, greift häufig ins Leere und stürzt ab. Wir müsssen also Auto_Open() durch irgendwas anderes ersetzen. Zunächst benötigen wir ein normales Modul (nicht Formular oder Klasse) in dem wir Auto_Open() zur Initialisierung verwenden:

    Public oPPT As New EventClass
    Sub Auto_Open()
    Set oPPT.oEvent = Application
    End Sub

    Auto_Open() tut also nichts weiter, als die Klasse EventClass instanziieren und auf die laufende PowerPoint-Instanz zu verweisen. Nun können wir erweiterte Events abragen, die nur über diesen Umweg erreichbar sind. Die Klasse müssen wir selber schreiben:

    Public WithEvents oEvent As Application
    'der folgende Event wird ausgelöst,
    'wenn eine neue Präsentation angelegt wird
    Private Sub oEvent_AfterNewPresentation(ByVal oPres As Presentation)
    'hier der Code, der sonst in Auto_Open() steht
    doSomething()
    'da der Event nur einmal zu Beginn und dann
    'nicht mehr abgefragt werden soll
    'löschen wir ihn gleich wieder:
    Set oPPT.oEvent = Nothing
    End Sub

    Der Code wird jetzt nicht mehr beim Öffnen von PowerPoint sondern beim Anlegen der ersten neuen Präsentation ausgeführt. Das stellt sicher, dass PowerPoint sich wirklich vollständig selbst initialisiert hat. Und ganz nebenbei funktioniert nun auch Application.Quit wieder, da es ja nicht mehr im Kontext von Auto_Open() sondern von oEvent_AfterNewPresentation() ausgeführt wird.

  • Für einen guten Zweck

    Seitdem ich vor rund 2 Jahren bei meiner Liebsten über die Fandorin-Romane von Boris Akunin gestolpert war, bin ich ein großer Fan der Reihe und lese sie langsam und schön genüsslich der Reihe nach. Heute war der 9. Band in der Post, den ich via Amazon Marketplace bestellt hatte. Darin fand ich einen kleinen Dankeszettel, der mich schon etwas bewegt hat: Die Verkäufer lösen ihre äußerst umfangreiche (und, wie ich mittlerweile gesehen habe, sehr interessante) Büchersammlung auf, um von dem Geld eine Therapie für ihre Tochter zu finanzieren, die an Cerebralparese leidet und eine kleine Aspergerin ist. Daher versuchen die Eltern auch, einen Kindergarten für diese genauso autistischen wie hoch begabten Kinder zu gründen. Dass es nötig ist, für dieses Ansinnen Bücher zu verschachern (Hey, Sozialstaat, gibt es Dich noch irgendwo?!) ist ein Skandal. Wer also für die Feiertage noch Lesefutter zwischen Pilcher und Goethe braucht und eine gute Sache unterstützen möchte, schaut mal hier vorbei.

    P.S.: Ich weiß, wieviel Schindluder im Netz mit Spendenaufrufen getrieben wird. Ich bin mit den Verkäufern nicht bekannt und würde diesen Blog-Eintrag nicht schreiben, wenn ich nicht den Eindruck hätte, dass diese Menschen ehrlich sind.

  • Esoterik für Informatiker

    Für Esoterik gibt es ja so allerlei Definitionen: Philosophien für einen „inneren Kreis“ von Menschen (was Okkultismus wäre), oder aber die Lehre über die „innere Welt“ (auch bekannt als Psychologie und außerdem unsinnig, weil vieles, was  unter Esoterik läuft, dann Exoterik wäre). Oder dem Inhalt nach Mystik und Spiritualität, was aber dann unter Religion laufen müsste und sich nicht mehr verkaufen würde.

    Sehr viele Menschen halten Esoterik einfach nur für pseudowissenschaftlichen Blödsinn. (Sogar Esoteriker, so lange es sich nicht um ihr eigenes Teilgebiet dreht.) Da ist es kein Wunder, dass umgangssprachlich alles Abwegige als esoterisch bezeichnet wird. Wie zum Beispiel die Programmiersprache Brainfuck. Wer mir ohne Zuhilfenahme eines Compilers sagen kann, was

    >+++++++++[<++++++++>-]<.>+++++++[<++++>-]<+.+++++++..+++.[-]>++++++++[<++++>-]<.>+++++++++++[<+++++>-]<.>++++++++[<+++>-]<.+++.——.——–.[-]>++++++++[<++++>-]<+.[-]++++++++++.

    tut, hat einen gewissen Grad an Erleuchtung erreicht. Und wem das zu einfach ist, der nimmt Malbolge:

    (=<`:9876Z4321UT.-Q+*)M’&%$H“!~}|Bzy?=|{z]KwZY44Eq0/{mlk**hKs_dG5[m_BA{?-Y;;Vb’rR5431M}/.zHGwEDCBA@98\6543W10/.R,+O,<

    Das ist eine Sprache, die nur dazu ersonnen wurde, es nahezu unmöglich zu machen, in ihr zu programmieren. Jedenfalls hatten Julia und ich viel Spaß dabei, uns mit Sprachen zu beschäftigen wie:

    • Chef, das Code verlangt, der wie ein Kochrezept aufbereitet ist
    • Piet, welches Bilder als Quelltext erwartet
    • Whitespace, dessen Code ausschließlich in nicht druckbaren Zeichen wie dem Leerzeichen, Tabulator oder Return geschrieben wird
    • Orthogonal, das den Speicher nicht linear adressiert sondern entsprechend einem zweidimensionalen Raster, das dreidimensional über einen Tonus gelegt wird
    • oder auch die SPL, dessen Compiler sogar aus echten Shakepeare-Dramen zumindest irgendwas kompiliert oder zumindest vom Programmierer verlangt, Shakespeare-Dramen zu schreiben, wenn er ein „Hallo Welt“ ausgeben will)…

    Geradezu blödsinnig einfach war es allerdings, einen Brainfuck-Compiler (zur Abwechslung mal mit D als Wirtsprache) selber zu schreiben. Natürlich ist unserer völlig unoptimiert und um den Faktor 1000 größer als die Beispielimplementierung in Assembler, aber er tut! Deshalb mal ein kleiner Tipp an alle „Nerds/Coder/Hacker“ (gibt es dafür nicht auch ein schreibbares Wort?): Geht auf unsere Projektseite und schaut Euch die weiterführenden Links an. Aber eine Warnung: Auch wenn esoterische Programmiersprachen etwas feines  für dunkle Tage sein mögen, so kann zuviel Beschäftigung mit damit ganz ohne Chemie zu recht seltsamen Bewusstseinszuständen führen oder die Zurechnungsfähigkeit beeinträchtigen. Wie Esoterik halt.

  • Geteilte Gesellschaft

    Fast zeitgleich kamen die Tage zwei Meldungen durch den Ticker: Unfassbare 57% der Teilnehmer einer repräsentativen Umfrage sind für die Online-Durchsuchung. Unfassbar, so lange bis man erfährt: 60% der Deutschen nutzen privat kein Internet.

    Die eine Hälfte misstraut also der anderen Hälfte, gönnt ihr keine Ruhe und hat Angst vor dem, was sie nicht versteht. Weil dort sind ja die pösen pösen Hacker. Ich habe eine lebhafte Vorstellung von der Alters- und Bildungstruktur dieser 60%, ich kann mir sehr gut ausmalen, welche Tages(un)zeitung sie lesen und welche Fernsehsender sie über das Maß hinaus konsumieren und wie hoch die Gartenzergdichte in ihren Schrebergärten ist…

  • Die ennomane (mal wieder) neu gepolstert

    Das Ergebnis einer unfreiwillig schlaflosen Nacht, in der an „richtiges Arbeiten“ irgendwann nicht mehr zu denken war:

    VorherNachher

    Ein völlig neues Design für mein Blog. Das alte 2.0-Dings, das war irgenwann nicht mehr ich. Und zu grau. Vielleicht auch zu möchtegern. Das neue Design basiert auf auf dem WordPress-Theme Essentially Bare von Karla Palin, das ich aber gehörig umgebaut habe, nicht nur was Schriftgrößen und Farben betrifft. In den vollen Genuss der Typographie kommen Mac-Nutzer und alle, die Garamond installiert haben.

  • Who the F*ck is Alice oder: Die hübscheste Servicehölle (Update)

    Ich bin so eine Art Webworker. Momentan arbeite ich z.B. an einem Referat, für das es kaum Literatur in Buchform, aber viel im Web zu lesen gibt; ich programmiere eine Anwendung im Microsoft-Umfeld, wofür ich permanent Zugriff auf die MSDN Knowledge Base benötige, und arbeite seit Jahren an einer größeren Client-Server-Anwendung mit. Wobei der Server nicht bei mir steht. Wenn das Internet bei mir nicht funktioniert, kann ich nicht arbeiten und habe Wegezeiten von 3 Stunden täglich in die Uni oder ins Büro. Soviel nur vorweg.

    Mitwoch, 15.10.

    Mein Internet-Zugang spinnt. Ich kann nur ca. 50% aller Webseiten aufrufen. Alle meine E-Mail-Accounts mit ausnahme des Uni-Accounts sind nicht erreichbar. Prinzipiell ist die Leitung da, ich bekomme aber überall nach langer Wartezeit Timeouts und leere oder halbvolle Browserfenster. Spinnen tut mein DSL öfter mal. Das bin ich von der hübschen Alice bereits seit einem halben Jahr gewohnt. Deshalb unternehme ich erstmal nichts, weil sich so etwas meist von alleine regelt. Außerdem habe ich herausbekommen, dass außer mir noch zwei Bekannte in Hamburg Probleme mit ihrem Anschluss bei Alice haben.

    Donnerstag 16.10.

    Bei meinen Bekannten geht es wieder, bei mir nach wie vor nicht. Natürlich möchte ich sichergehen, dass der Fehler nicht bei mir liegt, und überprüfe sämtliche Einstellungen und Verkabelungen. Über Twitter organisiere ich einen alten DSL-Router. Und ich rufe das erste mal den Support an. Der Mitarbeiter ist eher unfreundlich und behauptet einfach mal, dass alles in Ordnung sei. Meine Frage gegen Ende des Gespräches: „Dann haben Sie keine Idee, was los sein könnte?“ — Seine Antwort: „Genau.“ Ein neues Modem oder einen Techniker will er mir nicht schicken. Das Telefonat wird ergebnislos beendet.

    Mir wird nicht geholfen und dafür darf ich 14 ct pro Minute zahlen. Gegen Abend studiere ich mit meiner Liebsten die Angebote der Konkurrenz, die praktischerweise gerade in der c’t stehen. Allerdings scheint Alice zumindest vom Preis und einigen Konditionen her immer noch das beste Angebot zu sein. Von allzu vielen Konkurrenten habe ich zu viel negatives gehört. Internet ist heute wie Strom: Es muss funktionieren, ohne darüber nachzudenken.

    Freitag 17.10.

    Ich habe mittlerweile den Urzustand hergestellt. Das war ein Vorschlag des Support-Mitarbeiters. Originalkabel, Modem direkt an der Dose im Wohnzimmer, Zugang nur über die Alice-CD. Das ist dieses komische Programm, das immer ein Passwort von einem verlangt, wo eigentlich keines nötig wäre, und das dann meckert, wenn man nicht mindest 6 mal Leerzeichen oder „ö“ reinhackt. Die Probleme sind damit nicht behoben. Also wieder bei der Hotline anrufen. Meine Leitung wird gedrosselt, von 16 auf 12 MBit, Was nicht hilft. Man will irgendwas „ausprobieren“. Ich solle das testen und ggf. wieder anrufen. Ein neues Modem oder einen Techniker will er mir nicht schicken. Ich muss los. Am Abend funktioniert es genauso wenig wie zuvor. Übers Wochenende fahren wir weg.

    Montag 20.10. (Teil 1)

    Ich rufe um 9.00 das dritte mal den Support an. Erneut muss ich alle Einzelheiten schildern. Der Mitarbeiter ist dieses mal höflich, weiß aber auch keinen Rat. Als c’t-Leser weiß ich, dass mehrere DSL-Leitungen in einem Kabelbaum in großen Mehrfamilienhäusern unter Übersprechungen leiden können und die Fehlerquote steigt. Via Google findet sich ein Passwort für mein Siemens-Modem, mit dem man allerlei interessante Optionen des Gerätes erreichen kann. Der dort aufrufbare DSL-Test misst mehrere 100 Bitfehler in 20 Sekunden. Normal sind (laut diversen Webseiten und Foren) offenbar eine Handvoll pro Tag. Der Supportmitarbeiter nimmt meine Angaben kaum zur Kenntnis. Er weigert sich, meine Leitung mal testweise auf ein Minimum von z.B. 4 MBit zu stellen. 12 MBit seien bei Alice garantierte Bandbreite, das könne er nicht einfach so umstellen. Ein neues Modem oder einen Techniker will er mir nicht schicken. Man will sich melden. Ich fahre derweil ins Büro.

    Montag 20.10. (Teil 2)

    Gegen 14.00 kommt eine SMS: Ich solle mich bitte bei Alice melden. Leider habe ich den Bluetooth-Adapter für meine Hörgeräte nicht dabei und kann mit dem vorhandenen Telefon nicht telefonieren. Das erledigt meine Kollegin für mich. Der Support ist nett und nimmt sogar den Sachverhalt, dass ich schlecht höre, in die Kundendatenbank auf. Bei späteren Telefonaten scheint aber jeder diesen Eintrag zu übersehen. Außerdem hatte ich diese Angabe schon dreimal gemacht. Wir werden weitergeschaltet und der Mitarbeiter will noch einmal die ganze Geschichte von A-Z hören und stellt fragen, die ich schon ein- bis dreimal beantwortet habe. Und das obwohl ich eine Störungsnummer haben und per SMS aufgefordert wurde, anzurufen. Alice aber hat keine Neuigkeiten für uns. Warum haben die mir eine SMS geschickt? Der Mitarbeiter ratlos und „will es weitergeben“. Man will sich melden.

    Montag 20.10. (Teil 3)

    Am späten Nachmittag erhalte ich eine weitere SMS. Wieder telefoniert meine Kollegin für mich. Erneut sind allerlei Diskussionen nötig, bis wir zum Techniker durchgestellt werden obwohl wir eine Störungsnummer haben. Spitze Bemerkung von ihm an Rande: Ich sei ja telefonisch nicht zu erreichen. Natürlich bin ich das nicht. Ich hatte schließlich schon zuvor groß und breit erklärt, dass ich schlecht höre und die mir eine SMS schicken oder auf die Box sprechen sollen. An dem Nachmittag hatte ich übrigens drei Anrufe, jeweils mit unterdrückter Absendernummer und immer ohne auf die Box zu sprechen.

    Der Techniker hat eine Neuigkeit: Die haben „irgendwas umgestellt“, ich solle mal bitte probieren, ob es jetzt geht. Kann ich nicht, weil ich nicht zuhause bin. Ich soll mich wieder melden.

    Montag 20.10. (Teil 4)

    Mittlerweile ist meine Liebste zuhause und teilt mir per SMS mit: Es geht weiterhin nicht. Da ich das mitteilen soll, ruft meine Kollegin das dritte mal für mich an. Bei diesem Versuch weigert sich der Call-Center-Agent, mit meiner Kollegin zu sprechen, bis ich selber der Höhrer nehme und ihn dazu auffordere. Außerdem weigert er sich, uns zu einem Techniker durchzuschalten, und will nicht verstehen, dass wir auf Aufforderung hin anrufen, um mitzuteilen, dass die letzte Umstellung nichts gebracht hat. Er hört uns auch nicht zu, sondern schneidet uns das Wort ab und beendet das Gespräch einfach so mit der Aussage: „Das hat so keinen Sinn“. Die hübsche Alice ist halt eine launische Diva.

    Mittwoch 22.10.

    Nach einer Woche ist der Spuk vorbei. Mein DSL funktioniert wieder ganz normal. Ich habe nichts geändert. Was die gemacht haben, weiß ich nicht, aber es war wohl wirklich deren Fehler. Schließlich konnten sie ihn beheben.

    Update:

    Es wurde nicht nur eine Leistung nicht erbracht, sondern ein konkreter Schaden verursacht: Mehrere Stunden Zeitverlust bei mir. Und mehr als 30 € Kosten für die Hotline. Natürlich unverschuldet. Ich muss ja schließlich dort anrufen. Spaßeshalber habe ich per Mail von Alice eine Gutschrift dieser 30 € gefordert. Das haben die natürlich abgelehnt, mit dem Hinweis, dass ich sie ja über ihr Webformlar hätte kontaktieren können. Sehr hilfreich, wenn es am Internet-Zugang hapert… Das ist vermutlich die einzige Branche, in der man Geld damit verdienen kann, Leistungen nicht zu erbringen.