Das neoliberale Utopia 1: Crisis in a Nutshell

Die derzeitige Krise kann man mit wenigen Worten zusammenfassen: In den USA haben Menschen im großen Stil Kredite erhalten, die sie sich nicht leisten konnten. Die Kredite waren in Form von Hypotheken über Immobilien abgesichert, welche völlig überbewertet waren. Als immer mehr Kreditnehmer ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen konnten, ist dieser Markt zusammengebrochen.

Die Notenbank der USA betreibt seit Jahrzehnten eine Niedringzins-Politik, um die Wirtschaft zu befeuern. Hintergedanke ist der Leverage-Effekt, der (vereinfacht) besagt, dass jemand, der über Kredite zusätzliche Investitionen finanziert, seine Rendite vervielfachen kann, so lange nur die Zinsen niedrig genug sind. Renditen von 25%, wie sie die Ackermänner dieser Welt noch vor kurzem als Ziel gesetzt haben, sind mit diesem Effekt keinesfalls utopisch. Die Banken haben Geld extrem billig geborgt, um es extrem teuer zu verleihen.

Der Anteil des Fremdkapitals, des geborgten Geldes also, wurde in den Unternehmen aber auch in den Privathaushalten immer größer, bis häufig gar kein Eigenkapital mehr vorhanden war: Die Absicherung von Krediten lief über Immobilien. Verliert ein Privathaushalt die Möglichkeit, seine Raten zu zahlen (z.B. wegen Arbeitslosigkeit), muss das Haus zwangsversteigert werden, um den Kredit zu bedienen. Passiert das sehr häufig, übersteigt das Angebot an Häusern die Nachfrage, was zu fallenden Preisen führt. Über den Verkauf der Häuser kommt nicht mehr genügend Geld herein, um die Kredite zu tilgen. Die Banken haben Geld verbrannt. So viel Geld, dass sie jetzt Hilfspakete vom Staat benötigen, um nicht reihenweise pleite zu gehen.

Das ganze Spiel geht also nur so lange gut, wie alle ihre Kredite tilgen können. Im Fall von Privathaushalten heißt das: Die Einkommen müssen gesichert sein. Nur wer gut verdient, kann den Kredit für sein Haus zurückzahlen. Hier geht es nicht um eine wohlhabende Oberschicht, sondern um den breiten Mittelstand. Genau dieser aber erodiert seit längerem. Die Rationalisierung führt zu immer weniger gut bezahlten Jobs in der Industrie. Fertigungen wurden komplett in die Billiglohnländer verlagert. Die Arbeitslosigkeit stieg in den 90er Jahren immer weiter an, und sank dann später wieder. Allerdings nur weil die Menschen gezwungen waren, schlechter bezahlte Arbeit anzunehmen.

Teil 2: Das Versagen der Autobauer


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