Anisa ist schuld. Auf die Frage, warum sie nicht wieder für den Landesvorstand kandidiert, sagte sie sinngemäß: „Für das, was ich machen will, brauche ich keinen Sitz im LaVo.“ Das war irgendwann im Frühjahr. Seitdem versuche ich für mich herauszukriegen, was ich eigentlich erreichen möchte und wie es sich am besten umsetzen lässt. Ich weiß, viele wünschen sich, dass ich wieder für den Berliner Landesvorstand kandidiere und ich weiß, dass ich einige Leute enttäusche, aber die Lage ist ziemlich einfach:
Ich muss nicht Vorsitzender werden, wenn es Kandidaten gibt, die das besser machen als ich. Davon haben wir mindestens zwei. Und ich muss auch nicht wieder Schatzmeister werden, wenn es Kandidaten gibt, die das auch gut können. Auch davon haben wir mindestens zwei.
Als ich letzten Winter für den Landesvorstand kandidierte, hatte ich zunächst gar nicht den Schatzmeister im Sinn, sondern wollte Beisitzer werden. Als solcher wollte ich mich um Liquid Feedback kümmern oder aber um das Problem der so genannten „Neupiraten“, das im Wesentlichen ein Kommunikationsproblem ist. Dieses Problem ist bis heute nicht gelöst. Ansätze wie „Gelassenheit durch Kompetenz“ von Gerhard Anger sind sicherlich hilfreich, wir brauchen aber mehr: mehr Neupiratentreffen, mehr Schulungen und endlich eine Art Handbuch – also richtiges totes Holz, in dem noch das netzunaffinste Mitglied nachlesen kann, wie der Landesverband Berlin funktioniert und wie man sich als Pirat engagieren kann.
Grundsätzlich gilt die Regel: Ohne Sitz im LaVo schafft man mehr. So ganz kann ich deshalb Gerhard Anger und Katja Dathe auch nicht verstehen: „Gelassenheit durch Kompetenz“ und „Operation Frozen Hell“ lassen sich wesentlich besser durchführen, wenn man sich nicht ums Kleinklein des Tagesgeschäftes kümmern muss. Und dieses Kleinklein hat es in sich: Weit über 1000 Stunden Arbeit habe ich in die Piratenpartei gesteckt und einen hohen vierstelligen Betrag an Verdienstausfall. Freunde, Familie und Arbeit habe ich böse vernachlässigt. Dass ich meine Kandidatur zurückziehe, bedeutet nicht, dass ich aufgebe, sondern dass ich eine Pause brauche, mich wieder mehr um bestimmte Menschen kümmern möchte und vor allem dringend wieder mehr Geld verdienen muss.
Das heißt übrigens weder, dass ich weg bin, noch dass ich in Zukunft nicht wieder für Ämter kandidiere. Bundes-IT, Landes-IT, Swanhilds Team, Berliner Mitgliederverwaltung: Irgendwo werde ich eine nette kleine Beauftragung finden. Ich könnte zum Beispiel helfen, in Berlin das „Schatzi-Squad“ anzuschieben, das aus technischen Gründen leider nicht mehr in meiner Amtszeit starten konnte. Außerdem will ich gerne endlich mal wieder inhaltlich arbeiten: So habe ich es z.B. im letzten halben Jahr kein einziges mal geschafft, im Integrations-Squad vorbei zu schauen. Und last not least: Ich möchte mich wieder mehr an dem orientieren, was ich drei Tage vor meinem Eintritt in die Piratenpartei schrieb.
„Neupiraten“ kann man sie nicht mehr nennen, aber Informationen scheinen sie immer noch zu brauchen, jedenfalls ist das mein Eindruck in den Crews. Ein Büchlein mit dem Arbeitstitel „Der Berliner Pirat“ will geschrieben werden. Ich muss nur Zeit finden.
8 Antworten zu „Warum ich meine Kandidatur für den Berliner Landesvorstand der Piraten zurückziehe“