Er ist drin

Er ist drin, der Draht in meinem Kopf. Um ihn da reinzukriegen, fand ich mich gestern im Virchow-Klinikum der Charité ein und wurde heute morgen narkotisiert. Anschließend schnitt man mir ein Stückchen Kopfhaut auf, klappte sie zur Seite und legte so den Schädelknochen hinter meinen Ohr frei. In den Schädelknochen wurde eine Aussparung für den Empfänger des Chochlea-Implantates gefräst sowie ein Kanal richtung Innenohr.

Das Implantat – ein feiner Draht mit vielen Elektroden dran – wurde durch diesen Kanal bis in die „Schnecke“ geschoben. Noch unter Narkose auf dem OP-Tisch wurden die Elektroden unter Strom gesetzt und meine Hirnströme gemessen – es scheint perfekt funktioniert zu haben. Sagt jedenfalls die Ärtzin, die mich operiert hat. In zwei Tagen oder so wird man mich wahrscheinlich wieder nach Hause schicken.

Jetzt muss das ganze erstmal verheilen, was unter anderem bedeutet, dass ich mir die nächsten Wochen den Kopf nicht duschen darf und die Nase nicht schneuzen. Hörgerät tragen geht auch nicht; ich muss also erstmal mit dem linken Ohr alleine hinkommen. In etwa 4 Wochen bekomme ich dann den Sprachprozessor, der den Schall einfängt, in ein Signal umwandelt und dieses an das Implantat sendet. Außerdem versorgt das Gerät, das außen hinter dem Ohr getragen wird, das Implantat via Induktion mit Strom. Wäre ja lästig, sich jedes mal für einen Batteriewechsel unters Messer legen zu müssen.

Das Signal, das dann an meinem Gehirn ankommt, wird zunächst mal anders klingen. Ich werde längere Zeit intensiv hören üben müssen. Ich werde Tage brauchen, um Geräusche auseinander zu halten, Wochen, um Sprache verstehen zu können und Monate, bis ich besser als zuvor höre. Meine Aussichten, in der Sprachaudiometrie statt 30% mal 70-100% zu schaffen, sind sehr gut. Ich bin gespannt.

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