Astoria, Zwickau
Es sind die Augen. In diese Augen kann man wirklich blicken. Sie drücken Empfindungen aus, haben Tiefe. Eine Seele. Dabei sind es die Augen einer Frau, die komplett im Computer generiert wurde.
Bei dieser Frau handelt es sich um Dr. Aki Ross. Zusammen mit mit ihrem Mentor Dr. Sid erforscht sie paraphysikalische Wellenformen als Unterstützung im Kampf gegen geisterhafte Phantome, die die Welt des Jahres 2065 außerhalb bestimmter Schutzzonen für nahezu alles Leben unbewohnbar gemacht haben.
Lose Vorlage für den Film liefern die gleichnamigen Konsolenspiele, und so ist es kein Wunder, dass die Handlung schlicht Abenteuer – zu lösende Aufgaben – aneinanderreiht, um ins große Finale zu münden. Und in guter Rollenspielmanier wird Aki von einem Trupp Kämpfer begleitet, die sich gelegentlich Feuergefechte liefern können. Hier wirds jedoch mit dem Klischee zuviel. Nicht nur äußerlich wurden die Figuren im Computer entworfen, genauso ist es mit ihren Charakteren. Natürlich gibt es einen Schwarzen, einen Schwerzkeks, den ernsthaften Helden und Liebhaber, den intigranten und faschistoiden Gegenspieler usw. Fade Suppe also, uninteressante Gestalten, die uns dort begegnen.
Und was tun diese Klischee-Gestalten? Sie schwingen dümmliche Reden auf Pearl-Harbor-Niveau, parlieren pseudowissen-schaftlichen Gedankenwust der billigsten Sorte, als wäre der Film eine schlechtes Remake eines drittklassigen Manga. „Akira“ oder „Ghost in the Shell“ sind Kunstwerke, haben philosophische Tiefe und eine psychedelische Handlung. Wer sich dieses von „Final Fantasy“ erhofft, wird herb enttäuscht.
Psychedelisch freilich sind die Bilder. Der Film schwelgt in finsteren Endzeitvisionen und zitiert dabei die komplette SF rauf und runter. Fantastisch zunächst, dieser Detailreichtum, herrlich gestaltet in opulenten Bildern, bis in ins letzte durchgestylt. Aber spätestens in der Mitte des Filmes einfach nur zu opulent. Die Bilderflut ermüdet. Die Errungenschaften der Computeranimation interessieren einfach nicht mehr, der Zuschauer will natürlich tolle Bilder sehen, aber er will auch Menschen, Gefühle, Konflikte – und all das doch vielleicht ein klein wenig niveauvoller als eine durchschnittliche „Captain Future“-Folge.
Was bleibt ist also „Final Fantasy“ als Technik-Studie, die zeigt, was machbar ist. Ob er wie der erste Farb- oder Tonfilm in die Annalen eingehen wird, bleibt fraglich, trotz aller Genialität in der grafischen Darstellung, entgegen jeden Hype, egal was der Spiegel schreibt: Auch die künstlichen Menschen sind noch lange, lange nicht perfekt. Gelegentlich wirkt es absolut echt, schimmert die perfekte Illusion hervor, zumeist jedoch wirken die Figuren, Szenen und Hintergründe genauso künstlich wie ein Computerspiel. Ein wenig wie „gemalt“. Selbst in dieser Hinsicht bleibt „Final Fantasy“ hinter den Erwartungen zurück, auch wenn die Augen der Aki Ross etwas besonderes sind. Schade.
USA 2001, 90 min
Regie: Hironobu Sakaguchi