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Becoming Nicole:
“They were born identical twin boys, but one always felt he was a girl.”
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Machines That Can See Depression on a Person’s Face:
“Morency and his colleagues are particularly interested in using machine learning to trace connections between facial expressions and emotional state among depressed people. And what they’ve found so far is unexpected. For one thing, depressed people and non-depressed people smile with the same frequency. But the kinds of smiling they did were different.“
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Sozialpsychologie des Fremdenhasses:
“Deshalb ist es auch kein Wunder, dass bei Menschen eine instinktive Eigengruppenpräferenz beobachtet wird. Der britische Sozialpsychologe Henri Tajfel hat das ab den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts in einer Serie von bahnbrechenden Experimenten schlüssig nachgewiesen. Er stellte aufgrund von beliebigen Eigenschaften seine Versuchspersonen ad hoc zu sogenannten Minimalgruppen zusammen. Sie hielten sofort zusammen, und bewerteten die Mitglieder der eigenen Gruppe besser als die anderer Gruppen.“
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Es ist Zeit. | Frank Stauss:
“Menschen flüchten tausende von Kilometern auf der Suche nach Frieden und Arbeit, um dann von Dorfdeppen angespuckt zu werden, die ihren lahmen Arsch noch nie aus dem eigenen Kaff rausgewuchtet haben. Schon gar nicht für einen Arbeitsplatz.“
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Stoppt die Überfremdung Deutschlands:
“Rassisten sind verhaltensfremd, eine Gefahr für unsere Kultur, sie kommen, um mein Gemüt zu vergewaltigen. Wir müssen über ihr Bleiberecht sprechen. Ich habe nichts gegen Rassisten, aber sie müssen lernen, sich zu integrieren.Das wird man ja wohl noch sagen müssen. Ich bin auch das Volk. Ich bin besorgt und möchte etwas tun gegen die Verhaltensüberfremdung meines Landes.“
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Ein Jahr Pegida – Wie „NSDAP-Propaganda vor 1933“:
“Ihre Wortführer schlagen mittlerweile wesentlich aggressivere Töne als noch im vergangenen Winter an“, so Geiges. Das bürgerliche Auftreten sei mittlerweile abgelegt wurden. „Symbole und Rhetoriken, die man im Sommer und Herbst 2015 während Pegida-Kundgebungen hören und sehen konnte, erinnern auf erschreckende Weise an NSDAP-Propaganda der Jahre vor 1933. Die Erzählung vom ‚Volksverräter‘, der eines Tages jedoch vom Volk selbst ‚aufgeknüpft‘, zur Rechenschaft gezogen, ‚an die Wand gestellt‘ oder kurzerhand gehängt werde, steht dafür paradigmatisch“, sagt Geiges weiter. “
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Kleine Szenen (5):
”Auf dem Bahnhofsvorplatz steht eine geflüchtete Familie, der kleine Sohn ist etwa drei, vier Jahre alt. Sie sind alle müde und verfroren, der Sohn ist aber so müde, dass er kaum noch stehen kann. Er gähnt unentwegt, die Auge fallen ihm dauernd zu, er steht schwankend und taumelnd hinter seinem Vater. Dabei hält er sich an einem der Riemen fest, die von dessen Rucksack herabbaumeln. “
Blog
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Links der Woche
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Literatur to go, Doom auf der Smartwatch und SFX mit Haushaltsgegenständen
ZDF „Volle Kanne – ab ins Netz!“ vom 22.10.2015
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Er ist ja kein Nazi, aber…
tl;dr: Manchen Leuten ist es sehr wichtig, dass bestimmte AfDler, Pegidioten und Volkspfosten nicht „Nazi“ genannt werden.
Gerade geistert dieser wahrscheinlich gut gemeinte Artikel aus der „Zeit“ herum. Er warnt davor, AfD-Frontmann Höcke als Nazi zu bezeichnen, denn das sei irgendwie gefährlich. Wer sich die Mühe macht, den Artikel zu Ende zu lesen, erfährt, dass er eher der „Neuen Rechten“ zuzuordnen sei, und was aber auch böse sei.
Solche Artikel sind durchaus gefährlich – insbesondere für die flüchtigen Leser (das sind die meisten) ihre Überschriften. Sie suggerieren vor allem, dass jemand „kein Nazi“ sei. Vielleicht ist er irgendwas anderes, vielleicht auch was schlimmes, aber immerhin, kein Nazi, da kann man ja schonmal beruhigt aufatmen. Dabei ist es genau das völkische Denken des 19. Jahrhunderts, das direkten Weges zum Nationalsozialismus geführt hat. Völkisches Denken vor 1933, völkisches Denken heute und der Nationalsozialismus sind nicht getrennt voneinander zu denken. Vielleicht richtet es sich statt gegen Juden heute eher gegen Muslime. Sicherlich wird nicht mehr von „fremden Rassen“ gesprochen sondern von „nicht integrierbaren Kulturen“. Die Soße bleibt die gleiche. Dass sie so harmlos und bürgerlich wirken, macht sie umso gefährlicher. Deshalb ist es so wichtig, auch diese Menschen als das zu bezeichnen, was sie sind: Nazis.
Im Text finden sich dann auch allerlei Perlen wie: „Schon habituell lässt Höcke, Gymnasiallehrer, vier Kinder, Anzug und Krawatte, den Nazi-Vorwurf an sich abgleiten. Er drückt sich viel zu distinguiert aus, jedenfalls wenn er in einem Fernsehstudio sitzt.“ Als ob Göbbels keine Schar von Kindern gehabt (und umgebracht) hätte. Als ob Hitler und seine Spielgesellen damals ausgesehen hätten wie heute Nazi-Skins. Als ob es reicht, sich einen Anzug anzuziehen und etwas gepflegter auszudrücken und: Schwups! Kein Nazi mehr.
Was mich wundert und verstört: Die vielen sonst eher unverdächtigen oder ihrer eigenen Meinung nach nicht rechts stehenden Menschen, die offenbar ein großes Bedürfnis haben, irgendwelche braunen Brandstifter vor dem Nazi-Vorwurf verteidigen zu müssen. Sie sind diejenigen, die helfen „ich bin ja kein Nazi, aber…“ salonfähig zu machen. Die es mit ihrer Verharmlosung den Nazis ermöglichen, dass Nazi-Denken – hübsch verklausuliert und modernisiert – in die Mitte der Gesellschaft getragen werden kann.
Update: Lest dazu bitte auch diesen Blogpost von Thomas Stadler: „Wer ist eigentlich das Volk?“
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Links der Woche
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What Would it Take to Stage A User Revolt? – Cyborgology:
“Why don’t we ever talk about taking over social media companies? We will boycott them, demand transparency measures, and even build entire alternative networks based on volunteer labor but no one ever seems to consider taking all the servers and data sets away from the Mark Zuckerbergs of the world and putting it all in the hands of the users. “
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Die guten Dicken™:
“Die Gute Dicke isst nicht viel. Jedenfalls nicht mehr als diejenigen, mit denen sie Mittag oder Abendbrot isst. Es ist auch nicht schlecht, eine Mahlzeit einfach wegzulassen. Was bei schlanken Menschen besorgniserregend wäre, macht eine Dicke eben zu einer Guten Dicken – denn Gewichtsverlust ist ja das einzige, wofür sie lebt! Ständig darüber zu sprechen, dass sie abnehmen will, macht die Gute Dicke eben ein bisschen erleuchteter als all die anderen willenlosen und faulen Säcke. “
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Ratgeber: Alles, was Sie über die Vorratsdatenspeicherung wissen müssen:
“Wie kann ich trotz Vorratsdatenspeicherung einen Anschlag durchführen?
Indem Sie möglichst wenige Daten erzeugen, die gehortet werden können. Wenn Sie beispielsweise einen Sprengstoffanschlag planen, sollten Sie kein Smartphone verwenden, sondern für Ihre Kommunikation mit Ihrer Terrorgruppe auf wechselnde Münzfernsprechapparate zurückgreifen. Auch persönliche Treffen oder vollkommen unabhängiges Vorgehen (“Lone Wolf”) machen es kinderleicht, die Vorratsdatenspeicherung zu umgehen. Praktisch: Weil die Sicherheitsapparate damit beschäftigt sind, die Bewegungsprofile unbescholtener Bürger auszuwerten, bleiben weniger Ressourcen, um tatsächliche Terroristen wie Sie aufzuspüren.” -
Don’t let the Nobel prize fool you. Economics is not a science | Joris Luyendijk:
“GDP, inflation and even growth figures are not objective temperature measurements of the economy, no matter how many economists, commentators and politicians like to pretend they are. Much of economics is politics disguised as technocracy – acknowledging this might help open up the space for political debate and change that has been so lacking in the past seven years.“
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Phone Pinching, Caleb Batayley, Nachhilfe per Periscope
ZDF „Volle Kanne – ab ins Netz!“ vom 15.10.2015
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Links der Woche
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The War on Science:
Warum Wissenschaft für eine aufgeklärte Gesellschaft so wichtig ist und warum Ignoranz schadet.
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Internet-Law » Warum die Euphorie über das Safe-Harbor-Urteil unangebracht ist:
“Die Entscheidung des EuGH entspricht allerdings nicht der Lebenswirklichkeit, denn sie würde in konsequenter Umsetzung dazu führen, dass eine Übermittlung von personenbezogenen Daten in die USA bzw. an Unternehmen in den USA regelmäßig gar nicht mehr zulässig wäre. Während ich das schreibe, sind Sie vielleicht gerade bei Facebook eingeloggt und es werden terabyteweise Daten in die USA übermittelt und ich wage die Prognose, dass das auch in fünf Jahren nicht anders sein wird. “
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Kulturkämpfe:
“Ein Kampf der Kulturen tobt in unserem Land. Nicht so sehr zwischen Christen und Muslimen oder Abend– und Morgenland, sondern vielmehr unter Politiker/innen, die sich darin überschlagen, ständig neue Komposita mit dem Zweitglied –kultur zu erfinden und in Pokémon-Manier gegeneinander in den Kampf zu schicken.”
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Slow Mo Guys, GTA V-Parodien und Figure Running
„Volle Kanne – ab ins Netz“ vom 08.10.2015
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Safe Harbor: Ich verstehe da ein paar Dinge nicht
tl;dr: Alle reden über Safe Harbor, keiner kann sagen, was das nun praktisch bedeutet.
Der Österreicher Max Schrems kämpft gegen Facebook seit Jahren einen David-gegen-Goliath-Kampf, wie ihn die Medien über alles lieben. Sein unerwarteter Erfolg: Das EuGH hat das so genannte „Safe Harbor“-Abkommen gekippt. Das ist ein Abkommen, das es deutschen Unternehmen ermöglicht, Kunden- und Mitarbeiterdaten unkompliziert in den USA zu speichern und verarbeiten zu lassen. Dass das großflächig gefeiert wird, leuchtet ein, schließlich sind die USA ja böse, haben keinen richtigen Datenschutz und überhaupt: NSA!
Spiegel Online sieht darin einen Triumph für Snowden und eine Blamage für Merkel. Warum genau das ein Triumph sein soll, wo doch die NSA über den BND und GCHQ weiter fleißig auch europäische Daten mitlesen kann, wird hingegen nicht klar. Die digitale Gesellschaft sieht darin ein Zeichen gegen anlasslose Massenüberwachung, als gebe es in Deutschland keinerlei Überwachungsgesetze. n-tv findet, das Urteil sei ein Schlag gegen Facebook, dabei kann meiner Meinung nach gerade Facebook relativ gelassen bleiben, wie ich weiter unten noch erläutern werde. Herr Schwenke, dessen Podcast „Rechtsbelehrung“ ich sehr schätze, versucht wie etliche andere Blogs und Zeitungsartikel zu erklären, was das ganze nun eigentlich bedeutet, hinterlässt seine juristisch nicht vorgebildeten Leser jedoch ratlos. Und Social-Media-Blogs feiern das ganze wie den Fußballweltmeistertitel anno 54, dabei könnten gerade für Leute, die mit Social Media ihr Geld verdienen, erstmal wirklich schwierige Zeiten anbrechen.
Ich bin sicherlich kein Datenschutz-Nerd, habe mich jedoch vor gefühlten Ewigkeiten damit befasst, als es um die Liquid-Wars in der Piratenpartei ging. Ich kann also nicht von mir Behaupten, Ahnung zu haben und mir trotzdem einigermaßen sicher sein, dass 99% der Bevölkerung noch weniger Ahnung hat als ich. Deshalb hier nun ein paar Steile Thesen und Fragen. Ich hoffe sehr, dass Leute mit mehr Ahnung in den Kommentaren meine Ausführungen ergänzen oder korrigieren.
Datenschutz, wie wir ihn heute kennen, hat viel mit dem Volkszählungsurteil des Bundesverfassungsgerichtes zu tun, das damals ein „Recht auf Informationelle Selbstbestimmung“ definiert hat. Auch wenn es so wörtlich nicht im Grundgesetz steht, gilt es heute als Quasi-Grundrecht und ist damit in erster Linie ein Abwehrrecht gegen den Staat. Konkret im BDSG gilt es allerdings auch für alle „nicht-öffentliche Stellen, soweit sie die Daten unter Einsatz von Datenverarbeitungsanlagen verarbeiten, nutzen oder dafür erheben oder die Daten in oder aus nicht automatisierten Dateien verarbeiten, nutzen oder dafür erheben, es sei denn, die Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung der Daten erfolgt ausschließlich für persönliche oder familiäre Tätigkeiten.“
Allein das ist schon eine ziemlich unbefriedigende Situation: Unternehmen (und andere „datenverarbeitende Stellen“) sind an das Datenschutzgesetz gebunden. Behörden zwar auch, allerdings gibt es gerade für sie in der Praxis zahllose Ausnahmen: Funkzellenabfrage, die geplante Vorratsdatenspeicherung, der Datenstriptease, den jeder Alg2-Empfänger durchmachen muss, Überwachungskameras im öffentlichen Raum, das Konfiszieren und Durchsuchen von Mobiltelefonen durch die Polizei auf Demonstrationen, das geplante Gesetz zur Datenhehlerei, das es vermutlich ermöglichen wird, künftig auf eine reine Beschuldigung hin Daten von Journalisten zu beschlagnahmen und zu sichten, die Erhebung biometrischer Daten, u.a. für den Personalausweis,die Abschaffung des Bankgeheimnisses usw. usw. usw. Hier wird klar: Datenschutz mag uns vielleicht vor Unternehmen schützen, keinesfalls jedoch vor dem Staat. Die Abschaffung des Safe-Harbor-Abkommens könnte dazu führen, dass in Europa tätige Unternehmen Daten über uns künftig in Europa speichern und verarbeiten müssen, wo Behörden es wesentlich leichter haben, darauf zuzugreifen. Der Verfassungsschutz ist uns nunmal näher als die NSA, wie Michael Seemann völlig zurecht anmerkt.
Das ist aber nur die ganz große Linie. Kommen wir zu den praktischen Auswirkungen. Sämtliche Datenverarbeitung personenbezogener Daten in den USA ist nun quasi illegal, es sei denn, das Unternehmen kann nachweisen, dass diese unter Einhaltung deutschen bzw. europäischen Datenschutzrechtes geschieht. Einschlägige Artikel enthalten Sätze wie „Wer Geschäftspartner in den USA hat, sollte…“. Das klingt jetzt, als betreffe das nur irgendwelche großen Unternehmen, die halt drauf klarkommen müssen, während die Bürger sich freuen dürfen, dass ihre Daten das Land nicht mehr verlassen. Das Problem ist nur, dass davon zahllose Dienste betroffen sind:
Facebook
Mir ist nicht so ganz klar, warum Facebook sich überhaupt europäischem Datenschutzrecht unterwerfen muss. Sie könnten sich auch offiziell aus dem europäischen Markt zurückziehen. So lange auf Facebook zugreifen kann, wer will, bleibt der Dienst schließlich benutzbar und solange wir kein Pendant zur „Great Firewall of China“ haben, kann kein EU-Einwohner davon abgehalten werden, Facebook trotzdem zu benutzen. Facebook hätte es alledings schwerer, in der EU Werbung zu verkaufen. Ich bin mir sicher, dass dies durch Agenturen lösbar wäre. Probleme bekommen die ganzen Online-Medien und Blogger, die gerade Like-Buttons und ähnliche Plug-Ins in ihre Webseiten eingebunden haben. Die stellen eine Auftragsdatenverarbeitung dar, die ab sofort legal nicht mehr durchgeführt werden kann. Theoretisch müsste ab heute jede Webseite, die solche Plugins enthält, abgemahnt werden können.
Amazon
Amazon verkauft nicht nur Bücher und Zeugs sondern sammelt auch viele Daten über seine Kunden. Ich glaube, dass sie viel schwerer davon betroffen sind. Jedenfalls müssen sie jetzt streng darauf achten, Daten über ihre Kunden nur noch in der EU und nach entsprechend strengen Regeln zu bearbeiten. Wie die Empfehlungsalgorithmen mit der im BDSG festgelegten Datensparsamkeit vereinbar sind, ist mir schleierhaft. Mich würde interessieren, ob Amazon konsequent gedacht nicht mehr in der EU Ware ausliefern darf (bzw. Bestellungen dort den Status von Importen bekämen) oder ob es bei reinen Abmahnungen bliebe. Was auch immer die Folgen wären: Zalando & Co. wird’s freuen.
Google
Die Verwendung von Google-Diensten wie Google Doc, Tabellen usw. ist ab sofort nicht mehr möglich, jedenfalls nicht, wenn darin beispielsweise Kundendaten enthalten sind, was schon der Fall ist, wenn auch nur ein Mailwechsel über Gmail stattfindet. Unternehmen, die gerne kollaborativ arbeiten möchten, müssen nach Alternativen suchen – die fast alle ebenfalls aus den USA stammen, allen voran Microsoft Office 360. Damit ist es aber noch nicht getan. Das Web ist zugekleistert mit Adsense und Google Analytics, die nun schlagartig illegal sein dürften, da die Standardverträge zur Auftragsdatenverarbeitung, die ihnen zugrunde liegen, ohne Safe Harbor obsolet sind. Die Google, sorry, Alphabet-Tochter Doubleclick ist das größte Werbenetzwerk der Welt. Können sich die deutschen Online-Medien wirklich erlauben, ohne die Einnahmen aus diesem Netzwerk auszukommen? Aber nicht nur Unternehmen speichern und verarbeiten Daten in den USA. Das tun alle, die beispielsweise ein Android-Telefon verwenden und ihre Kontakte darin speichern. Abgeschaltet werden kann das nicht, nur nach längerer Konfigurationsorgie oder indem alternative Betriebssysteme wie Cyanogenmod installiert werden, wobei häufig die Garantie verloren geht. Müsste man nicht also konsequenterweise jetzt davon ausgehen, dass der Vertrieb von Android-Geräten in der EU aus diesen Gründen als illegal zu betrachten ist? Hinzu kommen die vielen Apps aus Google Play. Zwar kann niemandem privat verboten werden, Apps wie WhatsApp zu benutzen. Da aber eine datenschutzkonforme Nutzung nicht möglich ist, frage ich mich, inwiefern es zukünftig noch legal sein kann, solche Apps in Deutschland über einen App Store anzubieten.
Microsoft
Hier gilt vieles schon, was ich zu Google sagte. Mit dem Erscheinen von Windows 10 wurde Microsoft hart dafür kritisiert, sehr viele Daten von den Rechnern der User zu erheben – bis hin zu einem Keylogger. Können Unternehmen noch von ihren Mitarbeitern verlangen, mit Windows-Rechnern zu arbeiten? Können Windows-Rechner künftig noch legal vertrieben werden?
Apple
Apple geriert sich selbst in letzter Zeit gerne als sensibel für den Datenschutz. Das ist natürlich Augenwischwerei. Auch bei der Nutzung von Apple-Geräten von iPhone über Mac Books bis zum iTV entstehen Daten, die in den USA gespeichert und verarbeitet werden. Insbesondere hat Apple mit iAd eine eigene Werbeplattform, die sich auf die Apps im eigenen App Store bezieht und garantiert nicht ohne die Erhebung von Nutzerdaten zur Adressierung auskommt. Interessant wäre auch die Frage nach Zahlungsdaten, die bei der Nutzung von Apple Pay entstehen. Was natürlich genauso für Google Pay gilt und für:
Kreditkartenunternehmen und Zahlungsdienstleister
Sie sind alle international aufgestellt und verarbeiten Daten über Ländergrenzen hinweg. An ihnen hängen zahllose Händler, Hersteller und Anbieter. Ist ohne Safe-Harbor-Abkommen eigentlich noch legal, die Bezahlung über Paypal in seinem Online-Shop anzubieten? Und was ist mit Bitcoin, das von seiner ganzen Grundstruktur sowieso quer zu allen nationalen Gesetzen liegt und die jetzt schon nicht mehr regelbare Auftragsdatenverarbeitung per Blockchain an alle Teilnehmer weltweit delegiert?
Und jetzt?
Ich habe in der Aufzählung sicherlich noch etliche Dienste und Anwendungsfälle vergessen. Wie ich eingangs schon sagte, durchschaue ich auch nicht wirklich, wie weit das Datenschutzrecht eigentlich greift und welche von mir genannten Gedanken Quatsch sind. Für sachdienliche Hinweise in den Kommentaren bin ich sehr dankbar. Selbst wenn etliche der Punkte, die ich nenne, gar nicht von Safe Harbor berührt werden, zeigt diese Aufstellung deutlich, wie wenig machbar klassischer Datenschutz überhaupt noch ist. Ihn konsequent durchführen zu wollen, hieße dem Internet den Stecker ziehen. Das finde nicht nur ich absurd. Was wir brauchen, ist kein strengerer Datenschutz sondern Schutz vor Diskriminierung (nach Datenmissbrauch) durch Unternehmen und Behörden. Aber Safe Harbor ist weg. Was passiert jetzt? Was ich im Netz so lese, kristallisieren sich Szenarien heraus, die auch parallel eintreten könnten.
1. Safe Harbor 2.0
Alle beteiligten merken, dass ihr Versuch, einen harten Datenschutz zu etablieren, ungefähr der gesamten Nutzung des Netzes in ganz Europa den Stuhl unterm Hintern wegzieht und wahrscheinlich auch sehr negative Auswirkungen auf die (Online-)Wirtschaft haben wird. EU und USA bauen sich deshalb ein Safe Harbor 2.0. Eventuell steigt das Datenschutz-Niveau. Das wird Jahre dauern. Bis dahin leben Wirtschaft und Bürger mit erheblicher Rechtsunsicherheit. Neue Abmahnwellen werden Schäden hinterlassen und Existenzen vernichten.
2. Binding Corporate Rules
Das ist ein Rahmen von Richtlinien beim Umgang mit personenbezogenen Daten, innerhalb dessen Unternehmen arbeiten können. Die Anwendung solcher BCR gerade in den großen Unternehmen könnte ein Ersatz für das weggebrochene Safe-Harbor-Abkommen sein. Allerdings sind Fachleute der Meinung, dass die Anwendung solcher BCR ähnlich wie das Safe-Harbor-Abkommen auch bald vom EuGH gekippt werden könnte. (Link trage ich nach, sobald ich wiedergefunden habe, wo ich das las.)
3. Datenverarbeitung findet in Europa statt
Daten werden künftig nur noch in der EU gespeichert und verarbeitet. Das können sich natürlich nur große Unternehmen leisten, kleinen wird der Markteintritt in die EU erschwert. Für europäische Unternehmen wird das Leben etwas leichter, da sie nicht mehr strengeren Gesetzen unterworfen sind als die anderen. Datenschutz wird großflächig für Unternehmen gelten, die Staaten und ihre Behörden schaffen sich weiterhin nach Gusto ihre Ausnahmen, wo sie es brauchen.
4. Zustimmung per Klick
Die einfachste und wahrscheinlichste Lösung. Datenschutz in Deutschland funktioniert nach dem Prinzip: „Alles ist verboten, was nicht explizit erlaubt wurde.“ Demzufolge können sich Unternehmen auch die Genehmigung für ungefähr alles per Vertrag von ihnen Kunden genehmigen lassen. Wer nicht unterschreibt oder nicht das entsprechende Häkchen unter eine Datenschutzbelehrung klicken mag, muss halt auf Facebook verzichten oder damit leben, dass das frisch gekaufte iPhone nur noch ein hübscher Briefbeschwerer ist. Im gedankenlosen Wegklicken nicht gelesener Nutzungsbedingungen haben wir ja schon langjährig Routine. Ändern wird sich: Genau nichts.
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Links der Woche
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A surprising number of adults are open to brain chip implants:
“Vrge polled 1,002 adults across the U.S., and discovered that a full 25 percent would be willing to safely implant a chip in their brains to get Internet access—compared to just 11 percent from a similar poll in 2008. And apparently men are much more open to the idea. Thirty-five percent of men would be down for the procedure, but only 15 percent of women said the same.”
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Ist Verhütung dank dieser gummibärchengroßen Erfindung bald nur noch Männersache?:
“Ein Tüftler aus dem Speckgürtel Berlins hat ein Samenleiterventil erfunden, mit dem Männer per Schalter entscheiden können, ob sie fruchtbar sein wollen oder nicht.“
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World’s First Drone Airport—the „Droneport“—To Be Built in Rwanda | The Creators Project:
“Norman Foster’s architect firm, Foster + Partners, plans to build the planet’s first drone airport in Rwanda. The idea behind the so-called “droneport” is to support cargo drones delivering medical and emergency supplies to remote areas of Africa. Since the road networks and transport infrastructure on the continent isn’t sufficent to reach many villages and people, drones could be a cost effective way to resolve this.“
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Liebe Bundesregierung: Macht Freifunk nicht kaputt!:
“Projekte, die durch den Einsatz maßgeschneiderter Router-Software freie Funknetzwerke aufbauen, stellen Internetzugänge für Geflüchtete bereit. Die vergangenes Jahr weitgehend unbeachtet beschlossene Funkregulierungs-Richtlinie der EU könnte dazu führen, dass in Zukunft nur noch zertifizierte Software auf WLAN-Routern installiert werden kann. Dies würde es den Initiativen unmöglich machen, in Zukunft weiter solche Netze aufzubauen.“
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Wunsch zum Tag der Deutschen Einheit: Einfach mal Zuhören statt “Ihr hattet ja nichts”-Gerede:
“Wirklich, so einfach ist es: Wer „Ihr hattet ja nichts“ sagt, weiß nicht, wovon er spricht. Die meisten Menschen haben die DDR nie gesehen oder erzählen auf Nachfrage bestenfalls von irgendwelchen Reise-Erlebnissen und erschütternden Erfahrungen, dass es beim Besuch nur eine Sorte Cola gab und die »Zonies« so merkwürdig gekleidet waren.“
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Es geht ums Ganze! | Freifunkblog:
“Während die Öffentlichkeit gerade erfährt, wie wichtig das sogenannte „digitale Glas Wasser“ – nämlich der freie Zugang zum Internet via WLAN – besonders auch im Kontext der Flüchtlinge – ist, unternehmen EU und Bundesregierung alles Erdenkliche, um dem freien WLAN den Garaus zu machen.“
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Die Belagerung der Automobilbranche hat begonnen:
“Der Bedarf an Autos in der Bevölkerung wird stark zurückgehen. Man könnte mit Bezug auf die parkenden Autos auch sagen, dass die Automobilbranche zu 90 Prozent auf unbenutzten Produkten basiert. Wenn sich auch nur ein großer Teil dieser Ineffizenz mittels softwarebasierten Diensten abschaffen liese, würde die klassische endkundenorientierte Automobilbranche wie eine Wirtschaftblase platzen. Man unterschätze hier nicht den radikalen Umbruch, wenn sich nur die Hälfte oder ⅓ des Marktes verschiebt. Wenn die etablierte Branche die Hälfte ihrer Kunden verliert.“
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Selfies from Hell, Bionic Model, Sonnensystem selbstgebaut
ZDF „Volle Kanne – ab ins Netz“ vom 01.10.2015