Er ist ja kein Nazi, aber…

tl;dr: Manchen Leuten ist es sehr wichtig, dass bestimmte AfDler, Pegidioten und Volkspfosten nicht „Nazi“ genannt werden.

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Gerade geistert dieser wahrscheinlich gut gemeinte Artikel aus der „Zeit“ herum. Er warnt davor, AfD-Frontmann Höcke als Nazi zu bezeichnen, denn das sei irgendwie gefährlich. Wer sich die Mühe macht, den Artikel zu Ende zu lesen, erfährt, dass er eher der „Neuen Rechten“ zuzuordnen sei, und was aber auch böse sei.

Solche Artikel sind durchaus gefährlich – insbesondere für die flüchtigen Leser (das sind die meisten) ihre Überschriften. Sie suggerieren vor allem, dass jemand „kein Nazi“ sei. Vielleicht ist er irgendwas anderes, vielleicht auch was schlimmes, aber immerhin, kein Nazi, da kann man ja schonmal beruhigt aufatmen. Dabei ist es genau das völkische Denken des 19. Jahrhunderts, das direkten Weges zum Nationalsozialismus geführt hat. Völkisches Denken vor 1933, völkisches Denken heute und der Nationalsozialismus sind nicht getrennt voneinander zu denken. Vielleicht richtet es sich statt gegen Juden heute eher gegen Muslime. Sicherlich wird nicht mehr von „fremden Rassen“ gesprochen sondern von „nicht integrierbaren Kulturen“. Die Soße bleibt die gleiche. Dass sie so harmlos und bürgerlich wirken, macht sie umso gefährlicher. Deshalb ist es so wichtig, auch diese Menschen als das zu bezeichnen, was sie sind: Nazis.

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Im Text finden sich dann auch allerlei Perlen wie: „Schon habituell lässt Höcke, Gymnasiallehrer, vier Kinder, Anzug und Krawatte, den Nazi-Vorwurf an sich abgleiten. Er drückt sich viel zu distinguiert aus, jedenfalls wenn er in einem Fernsehstudio sitzt.“ Als ob Göbbels keine Schar von Kindern gehabt (und umgebracht) hätte. Als ob Hitler und seine Spielgesellen damals ausgesehen hätten wie heute Nazi-Skins. Als ob es reicht, sich einen Anzug anzuziehen und etwas gepflegter auszudrücken und: Schwups! Kein Nazi mehr.

Was mich wundert und verstört: Die vielen sonst eher unverdächtigen oder ihrer eigenen Meinung nach nicht rechts stehenden Menschen, die offenbar ein großes Bedürfnis haben, irgendwelche braunen Brandstifter vor dem Nazi-Vorwurf verteidigen zu müssen. Sie sind diejenigen, die helfen „ich bin ja kein Nazi, aber…“ salonfähig zu machen. Die es mit ihrer Verharmlosung den Nazis ermöglichen, dass Nazi-Denken – hübsch verklausuliert und modernisiert – in die Mitte der Gesellschaft getragen werden kann.

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Update: Lest dazu bitte auch diesen Blogpost von Thomas Stadler: „Wer ist eigentlich das Volk?“


5 Antworten zu „Er ist ja kein Nazi, aber…“