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  • Alles neu macht der September (3): Der Oktober

    Nach meinem neuen Handy und Windows 7 wollte ich eigentlich über Mac OS X 10.6 („Snow Leopard“) schreiben. Nur was? Es ist sehr preiswert (Update für 30 €) und nach der Installation ist eigentlich alles wie vorher. Geringfügige Verbesserungen am Dock und bei Exposé stehen der Tatsache gegenüber, dass mein GPG-Plugin für Apple Mail nicht mehr funktioniert. Das System ist schlanker, verbraucht weniger Platz und der Finder soll schneller sein. Fühlt sich auch so an, ist aber im Placebo-Bereich. Mehr gibt es darüber nicht zu sagen. 10.5 („Leopard“) war ein Muss, der Snow-Leopard ist bestenfalls ein Nicetohave. Viel interessanter in diesem Zusammenhang: Ich hatte vor 14 Tagen meinen Mac verpackt und zusammen mit ein paar anderen Kartons nach Berlin bringen lassen und bis heute nicht ausgepackt. Ich vermisse ihn nicht, obwohl ich ihn so mag…

    Lilly

    Dafür hat der September so viele andere Dinge „neu gemacht“, nämlich den Oktober. Vorbei die Zeit, wo ich hinter der Davidswache wohnend dauernd zu Burger King gerannt bin. („Supersize Me“ kann ich für meinen Teil nicht bestätigen.) Vorbei die Zeit, wo gegen alle meine Gewohnheiten ich fast jeden Abend mal ein Bierchen hatte. Vorbei die Zeit, wo ich mich nach jedem Einkauf, und war ich noch so bepackt, den prostituierten Abfanggeschwadern am Hans-Albers-Platz erwehren musste. Vorbei auch die Zeit, die ich mir vollkommen frei einteilen konnte und ich niemanden Rechenschaft schuldig war, wann ich was mache. Die Zeit auf dem Kiez war toll, auch wenn der Kiez niemals wirklich mein Ding war. Zu meiner Geburtstags- und Abschiedsparty kamen vielen Leute, auch welche mit denen ich nicht gerechnet hatte, was mich sehr freute. Und die meisten derjenigen, die nicht kommen konnten, habe ich noch besucht oder getroffen. Mein wichtigster Kunde hat mir eine kleine Abschiedsfeier ausgerichtet und mir das lang gewünschte Spiel Diplomacy geschenkt, das jetzt auf seinen Einsatz wartet. Eine halben Nacht habe ich Cocktails mit meiner Exfrau getrunken, was viele Dinge so viel klarer machte. So viele Leute, die an mich gedacht hatten: Manchmal war sogar ich ein ein wenig den Tränen nahe.

    St.Pauli

    Jetzt habe ich die erste Woche in Berlin herum. Bewohne Matratze auf Holzdielen das Gästezimmer meines besten Freundes. Programmiere im Büro (unter sehr netten Kollegen) statt alleine zuhause. NineToFive statt 3 Uhr morgens. Es ist toll und sehr gesund, Arbeit und Privatleben nach 7 Jahren Selbstständigkeit völlig zu trennen, gleichzeitig trotzdem eine gewaltige Umstellung.

    33600219

    Ja und Berlin. Diese Stadt nahm mich sofort gefangen. Das hatte sie eigentlich schon vor Jahren getan, als ich hier meine ersten Arbeitsaufenthalte hatte. Ich mache die üblichen Erfahrungen mit nicht fahrenden U- oder S-Bahnen oder auch Vermietern  mit sehr seltsamen Vorstellungen von Mietverträgen (oder glaubt der im Ernst, ich unterschreibe für eine Einzimmerwohnung einen mehrjährigen Zeitmietvertrag und spanne gleichzeitig jemanden aus meiner Familie als Mietbürgen ein?). Eigentlich ist Berlin einfach nur ein Häusermeer mit Straßenbahnen. Ich nehme es nur unterwegs wahr, wenn ich zwischen meiner Arbeitsstelle, meiner Schlafgelegenheit und der technischen Universität hin- und herfahre. Viele alte und neue Bekannte wollen besucht werden. Eine Piratencrew wartet darauf, dass ich mich melde. Bald werde ich die letzten Restarbeiten für mein Diplom erledigt haben, eine Wohnung bezogen haben, die städtische Bürokratie befriedigt haben. Dann ist Winter. Und dann schaue ich Wintermensch mal, wie sich das hier anfühlt.

    Winter in Hamburg

    (Fotos: Hamburg)

  • Gewinner und Verlierer

    Ein alternativer Blick aufs Wahlergebnis – mal absolute Zahlen (Zweitstimmen) statt Prozente:

    2009 2005 Differenz %
    Nichtwähler 18.134.809 13.826.577 +4.308.232 +31
    FDP 6.313.023 4.648.144 +1.664.879 +35
    Linke 5.153.884 4.118.194 +1.035.690 +25
    Piraten 845.904 0 +845.904
    Grüne 4.641.197 3.838.326 +802.871 +21
    CDU/CSU 14.655.004 16.631.049 -1.976.045 -12
    SPD 9.988.843 16.194.665 -6.205.822 -38

    Ein paar Interessante Fakten:

    • Die CDU/CSU hat mehr stimmen verloren als die FDP hinzugewonnen hat.
    • Den größten Zuwachs hat nicht die FDP; es sind die Nichtwähler.
    • Die Grünen konnten weniger Stimmen hinzugewinnen als die Piraten.
    • Die SPD hat ungefähr 1/3 ihrer Wähler verloren.
    • Die Nichtwähler stellen erstmals die stärkste Gruppe.
    • Das Stimmengewicht der Piraten hätte niemals gereicht, Schwarz-Gelb zu verhindern.
    • Schwarz-Gelb hat in absoluten Zahlen weniger Stimmen als 2005. Dass sie trotzdem die Wahl gewonnen haben, liegt an den Nichtwählern.
    • Deutschland hat 80 Mio Einwohner, davon 60 Mio wahlberechtigt. Hinter der Regierung stehen aber nur 20 Mio Wählerstimmen.
  • Hochburgen der Piratenpartei

    Update: Weil so viele ihren Stadtteil in der Liste vermissen: Das folgende sind Wahlkreise. Nicht Wahlbezirke, auch nicht Stadtteile. Mein Stadtteil (Hamburg-Hamm-Nord, 5,4%) steht aus dem Grund auch nicht drin…

    Berlin Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost 6,0
    Berlin Pankow 4,3
    Berlin Mitte 4,2
    Berlin Lichtenberg 3,8
    Hamburg-Mitte 3,8
    Aachen 3,7
    Nürnberg-Nord 3,7
    Braunschweig 3,5
    Karlsruhe Stadt 3,5
    Gera-Jena-Saale 3,4
    Berlin Mahrzahn-Hellserdorf 3,3
    Berlin Neukölln 3,3
    Berlin Treptow-Köpenick 3,3
    Erfurt 3,3
    Rostock 3,3
    Augsburg Stadt 3,1
    Halle 3,1
    Magdeburg 3,1
    Stadt Hannover II 3,1
    Erlangen 3,0
    Kiel 3,0
    Potsdam 3,0

    Wenn ich mich nicht versehen habe, gab es in keinem Wahlkreis weniger als 1%. So sieht das ganze grafisch aus:

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    Kleine Bitte: Die Grafik darf frei verwendet werden, aber bitte nicht aus meinem Webspace heraus einbinden sondern auf Euren kopieren! Danke.

  • Kleine Analyse des Wahlergebnisses…

    …aus Piratensicht:

    Die Piratenpartei hat aus dem Stand 2 % geholt. Normalerweise schneiden Kleinparteien bei einer Bundestagswahl wesentlich schlechter ab als bei Europawahlen, dennoch konnten die Piraten ihre Stimmen verdoppeln. Alles Reden von der 5-%-Hürde war von Anfang an utopisch, aber immerhin: Die Piraten holten bei ihrer ersten Bundestagswahl mehr Stimmen als damals die Grünen, und das obwohl die Grünen 1980 über einen breiten Rückhalt in aus vielen Gruppierungen wie Umweltschützern, der Anti-Atomkraft-Bewegung und der Friedensbewegung hatten, während die Piraten heute aus dem viel kleineren Reservoir der Netzaktivisten zehren. Das Ergebnis war ein ein Erfolg für die Piraten und lässt für die Zukunft hoffen.

    Was bringt diese Zukunft? Die CDU möchte gerne die Bundeswehr im Innern einsetzen, Sicherheitsgesetze verschärfen, denkt laut über 3-Strikes im Urheberrecht nach und will noch mehr Überwachung. Die FDP ist sehr stark und könnte dem Einhalt gebieten. Die Frage ist, ob sie es auch tut. Ihre Macht als Königsmacher hat die FDP weder in Sachsen noch in Bayern ausgespielt und dort geholfen, den Bayerntrojaner sowie eine stärkere Überwachung des Internet etabliert. Es sieht also alles andere als rosig aus. Eine Fortsetzung dieser Politik dürfte Wasser auf die Mühlen der Piraten sein.

    Hat das Wählen der Piraten geschadet? Hätte Schwarz-Gelb verhindert werden können? Das bürgerliche Lager kommt auf 48,4 % während SPD, Linke und Grüne zusammen 45,6% erhielten. Das gesamte Stimmengewicht der Piraten hätte also nicht gereicht, Schwarz-Gelb zu verhindern. Man kann auch nicht sagen, dass die Piraten den Grünen und der FDP übermäßig Stimmen gekostet haben: Beide Parteien haben so gut abgeschnitten, wie noch nie zuvor seit 1949. Interessant ist aber der Blick auf die „sonstigen“: Dort gab es jenseits der Piraten nur wenig Bewegung. Während 2005 die sonstigen Parteien 2005 auf 3,3% kamen, waren es dieses Jahr 6 % (Quelle: Bundeswahlleiter). Es ist unwahrscheinlich, dass die Piraten die 1,5%-Punkte aufgefangen haben, die CDU/CSU verloren haben. Die massiven Verluste der SPD werden evtl zu kleinen Teilen bei den Piraten hängen geblieben sein. Die meisten SPD-Wähler sind jedoch ziemlich sicher zu Grünen oder der Linkspartei gewechselt, wenn sie nicht gleich zuhause geblieben sind. Bis zu 0,1%-Punkte könnten von Republikanern und DVU stammen, was allerdings auch unwahrscheinlich ist. Wie die Wahlergebnisse in Brandenburg und Sachsen, zeigen, haben diese wohl doch eher eine Affinität zum nationalliberalen Flügel der FDP.

    Meine Vermutung: Die Piratenpartei hat ganz überwiegend Nichtwähler motiviert, wieder zur Wahlurne zu gehen. Das war auch meine persönliche Erfahrung bei Gesprächen mit einigen Nichtwählern und unpolitischen Menschen in meinem Bekanntenkreis. Ich hoffe stark, dass die Piraten 2013 noch mehr Nichtwähler motivieren können. Dazu müssen sie bekannter werden, vor allem in der Offline-Welt. Das Verfahren gegen Tauss wird hoffentlich Klärung bringen, das Programm wird verbreitert werden. Die Erfolge in den großstädtischen Hochburgen und rund um die Unis deuten an, dass in den nächsten Jahren im ganzen Land Piraten in die Stadtparlamente einziehen werden.

    Die Piraten entstanden aus einer Prostesthaltung gegen die Innenpolitik der der letzten Jahre. Im Wahlkampf war deutlich zu spüren, wie stark die latente Wut auf die etablierten Parteien ist.  Bei dieser Wahl stellen die Nichtwähler virtuell die stärkste Fraktion. Dieses Ergebnis war ein Arschtritt erster Klasse für beide Volksparteien, nicht nur für die SPD.

  • I can haz your vote?

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    Dann mal ab ins Wahllokal…

  • Zur Wählbarkeit der Piratenpartei

    Ich hatte ja schon über die Unwählbarkeit der etablierten Parteien geschrieben und die einzige Alternative in der Piratenpartei gesehen. Nun gibt es sehr viele Leute, die die Piraten prinzipiell sympathisch finden, aber zu viele offene Fragen sehen. Ich versuche mal, diese Fragen zu beantworten, auch dort, wo ich mich nicht auf das feststehende Parteiprogramm stützen kann. Dieser Artikel ist meine Sicht, er entspricht meinen persönlichen Erfahrungen mit Piraten und ihren Wählern.

    Vielen ist das Programm der Piratenpartei zu schmal. Bürgerrechte schön und gut, aber was ist mit Rente, Finanzkrise oder Afghanistan? Zu vielen wichtigen Politikfeldern gibt es keine offiziellen Aussagen, und das hat auch seine Richtigkeit so. Die Piratenpartei ist gerade erst 3 Jahre alt geworden. 8000 der insgesamt 9000 Mitglieder sind erst in den letzen 4 Monaten in die Partei eingetreten. Nun legt die Partei aber allergrößten Wert darauf, dass ihre Positionen demokratisch gefunden werden. Jeder kann und soll mitreden. Selbst Nicht-Mitglieder oder sogar Mitglieder anderer Parteien dürfen selbstverständlich an den Diskussionen und der Meinungsfindung teilnehmen. Das geschieht in Ortstreffen, in den Mailinglisten und auf dem Wiki. Gruppen können sich zusammenfinden, eine Forderung formulieren und diese dann auf dem nächsten Parteitag zur Abstimmung stellen. Dieses Prinzip ist den Piraten dermaßen wichtig, dass sie darauf verzichten, von der Spitze her das Programm zu erweitern. Unsere Amtsträger haben ihre Meinungen zu vielen Politikfeldern, aber sie werden sich hüten, diese als Parteimeinung hinzustellen, solange nicht klar ist, dass die Partei auch dahinter steht.

    Eine solche Meinung soll fundiert sein. Zur Willensbildung gehört, Experten anzuhören. In Sachen Netzpolitik hat die große Koalition ein Veto fast sämtlicher Experten zum „Zugangserschwerungsgesetz“ einfach ignoriert und aus polittaktischen Gründen an der Entscheidung für „Zensursula“ festgehalten. Gerade dagegen wenden sich die Piraten und gerade deshalb werden sie keine unfundierten Forderungen stellen. Sitzen die Piraten im Bundestag, werden sie ihr Abstimmungsverhalten an ihrem Gewissen und ihren Grundsätzen orientieren und sich enthalten, wenn sie der Meinung sind, zu einer Sache vorerst keine Meinung haben zu dürfen.

    Diese Grundsätze der Piraten sind übrigens eine solide Basis, um politische Entscheidungen zu treffen. Die Piratenpartei mag noch eine Ein-Themen-Partei sein, aber ihr Thema ist fundamental für fast alle Poltikfelder. Beispiele: In der Sozialpolitik werden die Piraten die unerträgliche Gängelung und Überwachung von Hartz-IV-Empfängern bekämpfen. In der Gesundheitspoltik gilt es, das für den Datenschutz extrem gefährliche, milliardenteure Datengrab Gesundsheitskarte zu verhindern. Bürgerrechte sind auch Arbeitnehmerrechte, das heißt: Piraten werden die Arbeitnehmern nicht nur vor dem Staat sondern auch vor ihren Chefs schützen, wenn es um Überwachung und Rechteabbau geht. Außenpolitisch sind die Piraten jetzt schon bestens vernetzt weil Teil einer internationalen Bewegung. Es ist ausdrückliches Ziel der Piraten, ihre Ziele langfristig auf EU-Ebene und international durchzusetzen. In der Wirtschaftspolitik richten sich die Piraten gegen Patente und (Quasi-)Monopole. Die Macht von Großkonzernen muss beschränkt werden zugunsten kleiner und mittlerer Unternehmen, regionaler Wirtschaft, dezentralen Strukturen. Piraten würden sich energiepolitisch gleichermaßen gegen Kohle- wie gegen Kernkraftwerke engagieren und stattdessen ein Netz von regionalen Kleinkraftwerken unterstützen. Diese Auflistung ließe sich beliebig fortsetzen. Die Forderungen werden nach und nach Eingang ins Parteiprogramm finden.

    Eine andere Frage: Sind die Piraten nun links oder rechts? Sie wollen keines von beidem sein und diese Aussage hat durchaus ihre Berechtigung. Der Schutz der Bürgerrechte und freie Bildung sind aus heutiger Sicht konservatives Anliegen, während die Partei in Sachen Open Source, Open Access oder Urheberrecht sehr progressiv sind. In der Wirtschaftspoltik stehen die Piraten mittig: Ja zur sozialen Marktwirtschaft: Sozialistische Anflüge werden ebenso abgelehnt wie neoliberale Deregulierung. Dass sich die Piraten gegen Monopole und für Arbeitnehmerrechte wie zum Beispiel Whistleblower-Schutz und überwachsungsfreie Arbeitsplätze einsetzen, zeigt sehr schön, dass sie nicht Teil der neoliberalen Bewegung sind.

    Eine Verortung im Links-Rechts-Schema ist durchaus möglich. Man kann sich im Wiki ein Bild über die Forderungen und Haltungen der Mitglieder machen. Viele Mitglieder füllen dabei gerne einen Fragebogen aus, mit dessen Hilfe die politische Orientierung in einem Koordinatensystem zwischen links und rechts einerseits und autoritär und liberal andererseits anzeigt. Die Fragen sind international formuliert und spiegeln die Geisteshaltung jenseits der deutschen Tagespolitik wider. (Hier ein Beispiel, wie das bei mir aussieht.) Soweit ich sehen konnte, ist die große Mehrheit der Piraten linksliberal eingestellt. Viele mit denen ich gesprochen habe, vermissen den linksliberalen Flügel der FDP, der 1982 verloren gegangen ist, und sehen sich dort in der Nähe. (Natürlich gibt es auch viele Piraten, die das ganz anders sehen, ich glaube aber, die Tendenz ist klar.)

    Woher kommen die Piraten? Ganz überwiegend handelt es sich um junge Menschen, die zuvor politisch nicht aktiv waren. Viele standen in der Vergangenheit vor allem den Grünen oder (etwas seltener) der FDP nahe. Interessant ist, dass immer mehr Menschen mit SPD-Hintergrund zu den Piraten stoßen. Eher selten sind Leute aus dem Lager der Linkspartei oder der CDU, was nicht weiter verwunderlich ist, stehen doch beide Parteien für ein eher autoritäres und konservatives Millieu.

    Wird das Wählen der Piraten also Schaden anrichten? Mit Sicherheit nicht. Vermutlich werden sie vor allem den Grünen und der FDP ein paar Stimmen kosten. Ziemlich sicher werden viele ehemalige SPD-Wähler dieses mal die Piraten wählen. Das sind allerdings Wähler, die sonst zähneknirschend die Linke oder eher noch: gar nicht mehr gewählt hätten. Überhaupt habe ich den Eindruck, dass die Piraten viele Protest- und Nichtwähler anziehen, also Stimmen für die Demokratie zurückgewinnen, die sonst verloren gegangen wären.

    Wenn sie nun dem linken Lager stimmen kosten, hilft das nicht Schwarz-Gelb? Das ist zu kurz gedacht. Zum einen: Wenn Schwarzgelb die Mehrheit der Stimmen erhält, sollen sie auch regieren. Zum anderen: Erhalten die Piraten (wie ich vermute) Millionen Stimmen, wird das allen etablierten Parteien weh tun. Dies sind Stimmen, die sie hätten haben können, wenn sie eine vernünftige Poltik in Sachen Überwachung, Präventivstaat, Bildung, Internet usw. gemacht hätten. Meine Hoffnung ist, dass dieser Stimmenverlust den etablierten Parteien langfristig so weh tut, dass sie ihre Politik ändern werden – ganz ähnlich wie  die Grünen allein durch ihre Existenz eine halbwegs vernünftige Umweltpolitik der CDU erzwangen. Eine Stimme für die Piraten ist also, egal ob über oder unter der 5%-Hürde, keinesfalls verloren. Verloren ist wirklich nur eine nicht abgegebene Stimme. Sie kommt denen zu Gute, die sowieso schon stark sind.

    Und wie war das mit dem braunen Rand? Wie ich schon schrieb: Piraten können gar nicht braun sein, da sie antiautoritär eingestellt sind. §1 der Bundessatzung lautet:

    Die Piratenpartei Deutschland (PIRATEN) ist eine Partei im Sinne des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und des Parteiengesetzes. Sie vereinigt Piraten ohne Unterschied der Staatsangehörigkeit, des Standes, der Herkunft, der ethnischen Zugehörigkeit, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung und des Bekenntnisses, die beim Aufbau und Ausbau eines demokratischen Rechtsstaates und einer modernen freiheitlichen Gesellschaftsordnung geprägt vom Geiste sozialer Gerechtigkeit mitwirken wollen. Totalitäre, diktatorische und faschistische Bestrebungen jeder Art lehnt die Piratenpartei Deutschland entschieden ab.

    Ich ende nicht mit einer Wahlempfehlung. Natürlich ist völlig klar, dass für mich morgen der Vote-like-a-Pirate-Day ist ;). Was Sie, liebe Leser, wählen, interessiert mich ehrlich gesagt nicht und es geht mich nichts an. Ich habe nur eine Bitte: Gehen Sie überhaupt zur Wahl. Verschenken Sie Ihre Stimme nicht.

    Postscriptum: Viele (Piraten-)Wähler haben ein Problem mit der Erststimme. Sie wissen nicht, wen sie wählen sollen. Zunächst mal: Der Wahlzettel ist auch dann gültig, wenn nur die Zweitstimme angekreuzt ist. Das halte ich aber für eine schlechte Idee. Es steht zu befürchten, dass CDU und FDP nicht auf genügend Stimmen kommen, aber dank der Überhangmandate trotzdem regieren können, weil massenhaft CDU-Kandidaten die Erststimme holen. Eine Praxis, die bereits vom Verfassungsgericht als verfassungswidrig eingestuft, aber noch nicht geändert wurde. Hier doch eine kleine Wahlempfehlung: Wählen Sie den aussichtsreichsten Nicht-CDU-Kandidaten. Vielleicht hilft es ein wenig, das ganze geradezurücken. Eine Art besserer Wahl-O-Mat, der auch die Kandidaten für die Erststimme berücksicht, finden Sie unter wen-waehlen.de.

  • Alles neu macht der September (2): Windows 7

    Ihr dürft es erst nächsten Monat kaufen, wir haben es schon per MSDN bekommen: Windows 7. Ich verkneife mir einen ausführlichen Testbericht: Die Computerzeitschriften und das Internet sind sowieso voll davon. Hier nur ein kleiner Erfahrungsbericht:

    Hardware: Installiert habe ich es auf einem schon etwas älteren IBM Thinkpad R52 mit 2 GB RAM, einem Pentium-M und einer mobilen ATI-Radeon. Installiert habe ich auf eine völlig leere Festplatte (alles andere halte ich sowieso für grob fahrlässig). Die Installation von DVD dauerte etwa 30 Minuten und verlief völlig problemlos. Die wenigen noch fehlenden Treiber besorgte Windows sich über das Internet, sobald Verbindung bestand. Das war das erste mal, dass ich jemals ein Betriebssystem frisch installiert habe und keinerlei Treiber nachinstallieren musste. (Mac OS X zählt nicht, schließlich läuft das ja nativ nur auf einer Handvoll Rechner.) Es fehlt lediglich die Software für den sowieso überflüssigen weil unsicheren Fingerprintreader (der Treiber selbst ist allerdings vorhanden).

    Software: Die Anwendungen musste ich natürlich anschließend frisch installieren und meine Daten zurückkopieren. Das System ist hier seit einem Monat im produktiven Einsatz (Diplomarbeit schreiben, Mail, Internet, diverse Tools, IDE) und lief bis auf eine Kleinigkeit vollkommen stabil. Die Kleinigkeit: Ein einziges mal in diesen vier Wochen hinterließ ein Grafik-Effekt einen Schatten bis zum nächsten Neustart auf dem Display. Vermutlich irgendwas mit dem Grafik-Treiber.

    Performance: Windows 7 ist schnell. Wie die c’t in ihren Testberichten schon mehrfach geschrieben hat, unterscheiden sich Windows XP, Vista und 7 nicht messbar voneinander. Wichtig ist jedoch nicht nur die Messung, sondern auch, wie schnell sich das System anfühlt. Hier hatte Vista vollkommen versagt und hier macht es Windows 7 vollständig wieder gut, meiner Meinung nach sogar noch einen Tick besser als Windows XP, dessen Multitasking etwas unrunder läuft, wenn man mehrere rechenintensive Dinge gleichzeitig auf einer Single-Core-CPU laufen lässt. Ansonsten: Kopieren geht schneller, booten geht schneller, Aufwachen aus dem Schlafmodus geht schneller und in beiden Fällen ist der Desktop sofort bedienbar. Die Windows-typische Gedenkminute scheint passé.

    Die neue GUI: Immer noch für meinen Geschmack zuviel Bombast, obwohl Microsoft hier versucht hat, insgesamt einen Tick dezenter aufzutreten als mit Vista. Dialoge sind häufig immer noch überfrachtet und der ganze Grafikschnickschnack ist doch arg Geschmacksache. Hier sind mir Mac OS X und Gnome wesentlich lieber. Trotzdem ziehe ich die moderne GUI dem tristen Mausgrau von Windows XP vor (egal ob in Bonbon- oder Steinzeit-Optik).

    Kompatiblität: Mir ist keine Anwendung untergekommen, die nicht laufen wollte (was ich allerdings auch nicht allzu intensiv getestet habe). Die eine oder andere Anwendung aus XP-Zeiten läuft sogar anstandslos, ohne irgend einen „Modus“ zu konfigurieren wie unter Vista, obwohl das natürlich weiterhin geht. Den auf einer virtuellen Maschine basierenden XP-Modus habe ich mangels Bedarf noch nicht benutzt. Dasselbe gilt für DOS-Programme.

    Sicherheit: Glaubt man der c’t, ist sie genauso hoch wie bei Vista, wenn man die UAC auf die höchste Einstellung setzt. Direkt nach der Installation ist sie in mittlerer Einstellung. Auch in der höchsten Einstellung nervt Windows 7 erheblich weniger als Vista. Nachfrage-Screens sehe ich außer direkt nach der Installation nur noch sehr selten. Zugriffe auf Programme wie WAMP, die sich gerne außerhalb der gängigen Benutzerverzeichnisse auf C:\ installieren wollen, funkionieren problemlos wie unter XP (in Vista gab es immer entweder Fehlermeldungen oder Dateiänderungen standen wegen virtuell eingeblendeter Verzeichnisse im Nirvana). Und ja: die UAC ist wichtig. Wegen ihr hatte ich bisher gerade Menschen mit geringen Computerkenntnissen grundsätzlich zu Vista geraten.

    Angenehme Kleinigkeiten: Fenster maximieren oder minimieren sich automatisch, wenn man mit der Maus am Titelbalken zieht. Oder sie nehme exakt den halben Bildschirm ein, wenn man sie an den rechten oder linken Rand zieht. Brauche ich eigentlich selten, aber wenn, ist das überaus praktisch. Das Tray ist jetzt nicht mehr so chaotisch zugemüllt. Die neue Taskleiste, die dem Dock von Mac OS X nachempfunden ist, ist wesentlich funkionaler. Das Startmenü hat bei mir weitestgehen ausgedient, aber wenn ich es benuzte, klappen die Unterverzeichnisse jetzt wieder in angemessener Geschwindigkeit auf. Laufende wie nicht laufende Programme passen in die Leiste und das Umschalten zwischen verschiedenen Fenstern ist ebenfalls sehr schlicht und praktisch gelöst.

    Da muss ich – ein alter Microsoft-Basher vor dem Herrn – einmal anerkennen: Microsft hat hier einen sehr guten Job gemacht. (Und nein, ich kriege kein Geld von denen und werde auch nicht mit vorgehaltener Waffe gezwungen, das hier zu schreiben. Echt nicht.)

  • Alles neu macht der September (1): Das Nokia N86

    Vor rund vier Wochen scheiterte meine Suche nach einem geeigneten Smartphone. Weiter auf das Palm Pre oder das Nokia N900 warten ging nicht, da mein Nokia N95 den Geist aufgegeben hatte und ich umgehend Ersatz brauchte. Viel Geld ausgeben ging auch nicht mangels Budget. Nach einigem hin und her entschied ich mich für das Nokia N86. Es ist ein ganz normales Handy, hat also kein riesiges Display, keinen Touchscreen, keine Quertz-Tastatur usw.

    Da ich nicht mehrere Geräte mit mir herumtragen will, ist es mir sehr wichtig, Notizen, Termine und Adressen auf dem Handy immer parat zu haben und vor allem auch mit dem PC abgleichen zu können. Das klappt mit der beiliegenden Nokia-Software wunderbar unter Windows XP und Windows 7. Vista habe ich nicht gestet, sollte aber auch keine Probleme bereiten. Ebenfalls ausreichend war die Synchronisierung mit Mac OS X mit passendem iSync-Modul. Hier bleiben leider die Notizen auf der Strecke. Da ich in einer Phase war, wo ich sowieso alles wichtige auf meinen Laptop verlegt hatte, nicht weiter schlimm. Für etwas mehr Geld gibt es passende Sync-Software, die das auch kann. Vielleicht demnächst mal.

    Das N86 verfügt über ein sattes und helles Display, das nur bei strahlendem Sonnenlicht nicht mehr gut lesbar ist. Auch wenn das Gerät zur N80er-Reihe gehört, ist es den großen Brüdern N95 und N96 mindestens ebenbürtig und gleichzeitig schöner und besser verarbeitet. Es ist einem runden, etwas weichen und sehr handschmeichlerischen Kunststoff-Gehäuse eingelassen. Der Slider knackt nicht wie beim N95 sondern fährt butterweich. Er ist mir im Gegensatz zum N95 bisher auch nicht versehentlich in der Hosentasche aufgegangen. Die Tasten wurden in manchen Tests als schwammig bewertet, was ich so nicht bestätigen kann. Lediglich die zentrale OK-Taste, die als Mulde in einen Steuerkranz eingelassen ist, bediene ich gelegentlich fehl. Hier wäre eine andere Tastenform besser gewesen. Die Optik des Gerätes erinnert stark an das iPhone mit einer Front aus gehärtetem Glas (welches kaum verschmiert), eingelassen in einen schwarzglänzenden Metallrahmen. Man hat das Gefühl, ein hochwertiges Gerät in der Hand zu halten, was ich von vielen teureren Handys und Smartphones nicht sagen könnte. Ebenfalls schön, dass auch Nokia endlich auf den Dreh gekommen ist, dass man ein Handy ja auch über den USB-Anschluss aufladen kann.

    Eher Überflüssiges Goodie: Auf der Rückseite ist ein kleiner Klappständer eingelassen, mit dem man das Handy hinstellen kann. Dann dient es als digitaler Mini-Bilderrahmen, zum Video-Gucken mit mehreren oder einfach nur als (tatsächlich äußerst schicke) Uhr. Etwas nervig ist der Lagesensor, der den Bildschirm-Inhalt kippt, sobald man das Handy schräg hält. Das passiert öfter, als sinnvoll wäre, und man fängt an zu fuchteln, um den Bildschirm wieder in die Ausgangslage zu bringen. Ist aber nicht schlimm. Einfach abschalten. Querformat stellt sich weiterhin automatisch ein, sobald man den Slider nach unten schiebt oder die Klappe der Kamera öffnet.

    Die Benutzerführung ist identisch mit den übrigen Nokia-Telefonen und an vielen Stellen vereinfacht. Wie immer bei Symbian sucht man bestimmte seltene Einstellungen oft ewig in den verzweigten Untermenüs. Am meisten stört mich, dass ich das Anrufprotokoll nicht finden kann. Entweder habe ich etwas übersehen, oder Nokia hat das Protokoll mit den Nachrichten zusammengefasst. Das führt dann dazu, dass mir ein entgangener Anruf nur dann mit Uhrzeit und Absendernummer angezeigt wird, wenn der Anrufer nicht auf meine Box gesprochen hat. Sprach der drauf, bekomme ich stattdessen ausschließlich die Mitteilungs-SMS, der ich diese Daten leider nicht entnehmen kann. Da ich schlecht höre, finde ich es lästig, das erst über die Box herauskriegen zu müssen. Vielleicht habe ich aber auch nur etwas übersehen und oder nicht verstanden. Wer mich kennt, weiß sowieso, dass es sowieso sinnlos ist, mich telefonisch erreichen zu wollen.

    Davon abgesehen klappt allerdings fast alles wie gedacht und meist auf Anhieb, auch wenn es darum geht, E-Mail zu konfigurieren oder sich mit dem Internet zu verbinden. Der eingebaute Browser ist weiterhin schwach. Ich habe ihn durch Opera Mini ersetzt, mit dem ich vollauf zufrieden bin, jedenfalls im Rahmen dessen, was auf einem klassischen Slider mit kleinem Display machbar ist. Leider ist es weiterhin nicht möglich, irgendwo einen Standard-Browser einzustellen, so dass Links aus Twibble immer noch im Symbian-Browser statt in Opera geöffnet werden. Dafür spielt der Symbian-Browser mittlerweile Flash-Seiten und Youtube-Filme ohne separate Anwendung ab. Leider tut er das bei voller lautstärke, auch wenn das Handy stummgeschaltet ist. Man sollte also vorsichtig sein, was für Links man in der U-Bahn gerade so anklickt. Das N86 ist das erste Handy, mit dem bei mir Tethering in Verbindung mit der Nokia-Suite einfach, ohne langes Nachdenken und vor allem auch stabil funktioniert: sehr gute UMTS/Edge-Performance (HDSPA 3,6 MBit) auch bei schlechtem Empfang.

    Wichtig ist mir die eingebaute Kamera. Ich habe mittlerweile keine eigene Digitalkamera mehr aus einem simplen Grund: Ich habe sie nie dabei, wenn ich ein Foto machen will. Ich brauche ein Handy, das wenigsten einigermaßen brauchbare Bilder produziert. Und das tut das N86 allemal. Leider schlägt hier der Megapixelwahn zu. Geworben wird mit der gigantischen Auflösung von 8 MP. Das führt aber leider zu den üblichen Krankheiten: Die sonst hochwertigen Bilder sind im Vergleich zum N95 oder SonyEricsson K800i öfters mal verrauscht, sobald es etwas dunkler wird. Die Fotoleuchte ist kein richtiger Blitz und kann das leider nicht ausgleichen. Nett ist sind Goodies wie die Möglichkeit, Videos in fernsehtauglicher VGA-Auflösung aufzunehmen oder eine Panorama-Funktion, die mehrere nebeneinander geschossene Bilder automatisch zu einem Panorama-Bild zusammensetzt.

    Die Musikfunktion habe ich noch nicht genutzt. Was aber Spaß macht: Das Handy als Radiosender missbrauchen. Es sendet die laufende Musik auf einer UKW-Frequenz, die man dann z.B. im Autoradio einstellen kann. Klingt nicht überragend, ist aber außerordentlich praktisch und fast immer besser, als irgendwelche mitgeführten Brüllwürfel. Will man sich das Gerät mit Musik vollknallen, kommt man natürlich mit den eingebauten 8 GB Flash-Speicher nicht allzu weit. Lässt man es, ist es aber geradezu paradiesisch, sich keine Gedanken darüber machen zu müssen, für wieviele Bilder der Speicher noch reicht und auch Videos von mehr als ein paar Sekunden Dauer sind kein Problem.

    Bleibt noch eine der wichtigsten Fragen überhaupt: Wie hält der Akku? Fabelhaft. Telefoniert man nur mit dem Handy, hält er vermutlich tagelang. Ich hatte schon mehrere Tage, an denen ich viel unterwegs war, das Handy permanent Twitter aktualisierte, ich GPS nutzte oder unterwegs was im Netz nachschlug und das ganze teils über UMTS, teils über WLAN tat. Ich habe es bisher nicht geschafft, den Akku bis zum Ende des Tages leer zu bekommen, selbst dann nicht, als sich an einen langen Tag noch eine ebenso lange Nacht anschloss. Das kenne ich so von keinem anderen Gerät mit vergleichbarem Funkionsumfang bei vergleichbarer Nutzung. Der Akku braucht zum vollen Aufladen zwar mehrere Stunden, kennt aber eine Schnell-Ladung, will heißen: eine halbe Stunde bis Stunde ans Netz und der Akku reicht wieder für die nächsten Stunden.

    Überhaupt die GPS-Funktion. Was beim N95 noch in Konfigurationsorgien ausartete, funktioniert beim N86 einfach und dazu noch äußerst genau, indem für die Ortung GPS, umgebene WLANS und die Funkzellen kombiniert werden. Das GPS-Programm hat bei mir Google Maps vollständig ersetzt, weil sie einfach schneller und einfacher funktioniert und ohne weitere Software oder Zukauf an Karten als perfekter Zufuß-Navi dient.

    Zum Schluss: Telefonieren. Was ich ja eigentlich nie mache. Selbstredend klappt das Koppeln via Bluetooth mit meinem Smartlink völlig problemlos. Die Klangqualität ist dabei besser als beim N95. Über den Klang des eingebauten Höhrers kann ich nichts sagen, nur darüber, dass das Handy eine sehr gute, äußerst laute und äußerst klare Lautsprechfunktion hat, die mir z.B. das Abhören der Mailbox sehr erleichert, wenn ich das Smartlink nicht zur Hand habe.

    Nicht getestet, da bisher nicht gebraucht: NGage-Spiele, Quickoffice, 2. Kamera für Video-Telefonie, Sprachsteuerng, Kopfhörer. Ich fürchte, ein kommendes Smartphone wird es – Touchscreen hin, Touchscreen her – schwer haben, mich zu überzeugen, solange es nicht wenigstens die meisten Funktionen so elegant löst wie das N86.

    Fazit: Absolut hervorragendes Handy mit sehr sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis.

  • Geschützt: Abschiedsastra-Flashmob am 26.09. in St.Pauli

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  • Was ich nicht verstehe… (oder: Wen kann man noch wählen?)

    Was ich nicht verstehe…

    Liebe CDU, christlich seid Ihr schon seit langer Zeit nur noch dem Namen nach. Wollt Ihr auch noch das „D“ in Eurem Namen abschaffen? Oder was versteht Ihr unter Demokratie? Das Überwachen der eigenen Bürger bis hin zum Einsatz der Bundeswehr im innern gegen selbige? Das Stehlen und Überkleben von Wahlplakaten anderer Parteien? Wählertäuschung mittels gelogener Angaben beim Wahl-O-Mat? Eine Erststimmenkampagne um dank eigentlich illegaler verfassungswidriger Überhangmandate gegen den Wählerwillen zu regieren?

    Liebe SPD: Lafontaine hin, SED her: Ihr habt ein Programm. Für dieses Programm sollen wir Euch wählen. Es deckt sich so im großen und ganzen mit den Programmen der Grünen und Linkspartei. Unterschiede gibt es eigentlich weniger qualitativ als eher quantitativ: x oder y Millionen Jobs. x oder y € Mindestlohn. Egal, ob ich dieses Programm nun gut finde, eine Frage an Euch: Wenn Ihr es ernst meint mit diesem Programm, warum manövriert Ihr Euch eigentlich in die Koalitionssackgasse? Warum habt ihr das nicht schon 2005 umgesetzt? War es in diesem Wahlkampf nicht doch von Anfang an Euer Plan, in der großen Koalition weiter zu wursteln? Und wenn ja: Was genau ist Euer Wahlprogramm dann eigentlich noch wert? Wäre Wählertäuschung nicht noch ein freundliches Wort für so etwas?

    Liebe FDP, ich mag Euch nicht, weil „liberal“ für Euch vor allem die Freiheit der (finanziell) Starken und weniger die der Schwächeren bedeutet. Immerhin gebt Ihr das offen zu. Ihr behauptet aber auch, eine Bürgerrechtspartei zu sein. Wie kann das angehen, dass Ihr trotzdem in Nordrhein-Westfalen eine Internet-Zensur etabliert habt? Dass ihr in Bayern mittels „Bayerntrojaner“ die Computer der Bürger überwachen und kompromittieren wollt? Dass Ihr vor dem Verfassungsgericht gegen das „Zugangserschwerungsgesetz“ AKA „Zensursula“ klagen wollt – aber nur, falls Ihr nicht an die Macht kommen solltet? Dass Ihr jetzt schon schärfere Sicherheitsgesetze zusammen mit der CDU plant? Oder gerade in Sachsen anfangt, das Internet schärfer zu überwachen? Meint Ihr, da seien die Worte „liberal“ und „Bürgerrechte“ noch entfernt glaubwürdig? Ich bitte Euch!

    Liebe Grüne: Ihr habt eigentlich ein ganz gutes Programm. Schade nur, dass alles jenseits der Umweltpoltik bei Euch klingt, als sei es von der SPD oder der Linkspartei abgeschrieben. Aber egal: Was ist das Programm wert, wenn Euch nichtmal Eure Kernforderungen heilig sind? Was sind Pazifisten wert, die auf Zuruf doch mal eben Soldaten in den Kosovo oder nach Asien schicken? Was sind Umweltschützer wert, denen Macht und Posten in Hamburg wichtiger sind als das Nein zum Kohlekraftwerk in Moorburg und das Nein zur Elbvertiefung – im Tausch gegen eine neue Straßenbahnlinie und eine verwässerte Schulreform, die keine zwei Legislaturperioden überleben wird?

    Liebe Linkspartei: In welcher Realität lebt Ihr? Reichtum für alle und Reichtum besteuern zugleich? Und wenn Ihr dann doch regiert, wie in Berlin, weiß kein Mensch mehr, wofür Ihr eigentlich steht, weil ihr dort von der SPD nicht zu unterscheiden seid…

    Alle ihr Parteien zusammen: Ich sehe Euch allesamt in einer Krise, in der uns die Demokratie um die Ohren fliegen könnte, wenn ihr so weitermacht. Wenn Ihr erneut den Wählerwillen ignoriert und eine schwarzgelbe De-facto-Minderheitsregierung oder eine erneute schwarz-rote Sowohl-als-auch-Koalition gründet. Ihr werdet erleben, wie die Wahlbeteiligung in ungeahnte Tiefen fällt. Ihr werdet erleben, wie sich noch viel mehr Bürger als sowieso schon von Euch abwenden werden. Bürger die frustriert wie freie Radikale agieren und nur noch daran denken werden, was für sie und ihresgleiches wichtig ist. Ich kann Euch alle miteinander nicht mehr wählen. So gerne ich möchte, aber es geht nicht. Wenn dann die Frage nur noch lautet: Nicht wählen, oder Piratenpartei, dann ist die Antwort ziemlich klar.