Nach meinem neuen Handy und Windows 7 wollte ich eigentlich über Mac OS X 10.6 („Snow Leopard“) schreiben. Nur was? Es ist sehr preiswert (Update für 30 €) und nach der Installation ist eigentlich alles wie vorher. Geringfügige Verbesserungen am Dock und bei Exposé stehen der Tatsache gegenüber, dass mein GPG-Plugin für Apple Mail nicht mehr funktioniert. Das System ist schlanker, verbraucht weniger Platz und der Finder soll schneller sein. Fühlt sich auch so an, ist aber im Placebo-Bereich. Mehr gibt es darüber nicht zu sagen. 10.5 („Leopard“) war ein Muss, der Snow-Leopard ist bestenfalls ein Nicetohave. Viel interessanter in diesem Zusammenhang: Ich hatte vor 14 Tagen meinen Mac verpackt und zusammen mit ein paar anderen Kartons nach Berlin bringen lassen und bis heute nicht ausgepackt. Ich vermisse ihn nicht, obwohl ich ihn so mag…
Dafür hat der September so viele andere Dinge „neu gemacht“, nämlich den Oktober. Vorbei die Zeit, wo ich hinter der Davidswache wohnend dauernd zu Burger King gerannt bin. („Supersize Me“ kann ich für meinen Teil nicht bestätigen.) Vorbei die Zeit, wo gegen alle meine Gewohnheiten ich fast jeden Abend mal ein Bierchen hatte. Vorbei die Zeit, wo ich mich nach jedem Einkauf, und war ich noch so bepackt, den prostituierten Abfanggeschwadern am Hans-Albers-Platz erwehren musste. Vorbei auch die Zeit, die ich mir vollkommen frei einteilen konnte und ich niemanden Rechenschaft schuldig war, wann ich was mache. Die Zeit auf dem Kiez war toll, auch wenn der Kiez niemals wirklich mein Ding war. Zu meiner Geburtstags- und Abschiedsparty kamen vielen Leute, auch welche mit denen ich nicht gerechnet hatte, was mich sehr freute. Und die meisten derjenigen, die nicht kommen konnten, habe ich noch besucht oder getroffen. Mein wichtigster Kunde hat mir eine kleine Abschiedsfeier ausgerichtet und mir das lang gewünschte Spiel Diplomacy geschenkt, das jetzt auf seinen Einsatz wartet. Eine halben Nacht habe ich Cocktails mit meiner Exfrau getrunken, was viele Dinge so viel klarer machte. So viele Leute, die an mich gedacht hatten: Manchmal war sogar ich ein ein wenig den Tränen nahe.
Jetzt habe ich die erste Woche in Berlin herum. Bewohne Matratze auf Holzdielen das Gästezimmer meines besten Freundes. Programmiere im Büro (unter sehr netten Kollegen) statt alleine zuhause. NineToFive statt 3 Uhr morgens. Es ist toll und sehr gesund, Arbeit und Privatleben nach 7 Jahren Selbstständigkeit völlig zu trennen, gleichzeitig trotzdem eine gewaltige Umstellung.
Ja und Berlin. Diese Stadt nahm mich sofort gefangen. Das hatte sie eigentlich schon vor Jahren getan, als ich hier meine ersten Arbeitsaufenthalte hatte. Ich mache die üblichen Erfahrungen mit nicht fahrenden U- oder S-Bahnen oder auch Vermietern mit sehr seltsamen Vorstellungen von Mietverträgen (oder glaubt der im Ernst, ich unterschreibe für eine Einzimmerwohnung einen mehrjährigen Zeitmietvertrag und spanne gleichzeitig jemanden aus meiner Familie als Mietbürgen ein?). Eigentlich ist Berlin einfach nur ein Häusermeer mit Straßenbahnen. Ich nehme es nur unterwegs wahr, wenn ich zwischen meiner Arbeitsstelle, meiner Schlafgelegenheit und der technischen Universität hin- und herfahre. Viele alte und neue Bekannte wollen besucht werden. Eine Piratencrew wartet darauf, dass ich mich melde. Bald werde ich die letzten Restarbeiten für mein Diplom erledigt haben, eine Wohnung bezogen haben, die städtische Bürokratie befriedigt haben. Dann ist Winter. Und dann schaue ich Wintermensch mal, wie sich das hier anfühlt.
(Fotos: Hamburg)