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  • Links der Woche

    Als echte Männer noch echte Männer waren und echte LOLcats noch echte LOLcats, sorgten die Internet-Provider noch dafür, dass der Katzencontent dorthin fließt, wo er hin soll:

  • Jazz Pistols: Superstring

    Wer nichts mit Jazz Rock, Fusion oder „Energy Jazz“, wie sie selbst es nennen, anfangen kann, hört gleich auf zu lesen: Die neue Jazz Pistols „Superstring“ ist raus und lag heute in meinem Briefkasten. Wenn die Jazz Pistols eine neue CD herausbringen, ist das wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Nicht nur weil das sehr selten ist – „Live“ erschien 2006 und das letzte Studioalbum „Special Treatment“ sogar schon 2002. Ein Fest für die Fans also.

    Ich begleite die Band jetzt schon seit über 10 Jahren (oder sie mich) – ein erstes Reinhören geriet für mich etwas konsternierend: Synthesizer! Besonders an den Opener „Superstring“ kann ich mich deshalb bisher nicht so recht gewöhnen. (Hat aber damals bei „Special Treatment“ auch gedauert.) Es ist – etwas überspitzt – als ob man Eric Clapton hört und plötzlich kommt „Jump“ von Van Halen. Mal sehen, wie ich nach mehrmaligem Durchhören drauf reagiere.

    Nach dem ersten hören: Die ersten 4 Tracks bewegen sich zwar auf gewohnt hochklassigem Niveau, klingen durch synthieskes Imitieren diverser analoger Instrumente  hier und da etwas gniedelig und gelegentlich nach GEMA-freier Fahrstuhlmusik. Allerdings hat die CD so etwas wie eine imaginäre B-Seite: Ab dem wunderschönen „Three Views of a Secret“ sind sie wieder voll da, die Jazz Pistols die ich so sehr liebe. Ganz subjektive Sache: Der Sound ist ab da einfach wieder gitarriger.

    Die Scheibe steigert sich eigentlich ab dem ersten Track von Song zu Song. Am Ende sind rockige „Sex in a pan“ und das völlig abgefahrene „Old fart“ für mich jetzt schon neue Jazz-Pistols-Klassiker, die mit der chilligen Miniatur „Rubicon“ auslaufen, von dem ich mir eine 20-Minuten-Version wünschen würde. Ich hör das Ding wohl gleich ein drittes mal.

    (Was der @Diktator sagt, ist grober Unfug mit wahrem Kern, aber da seine Tweets der ebenso unnötige Versuch ist, Twitter kompliziert zu machen, haut das ganze noch hin.)

  • S21 und der Zynismus der Genervten

    Der Netzprotest rund um die Demonstrationen gegen das Bahnhofsprojket „Stuttgart 21“ geht ein paar Leuten auf die Nerven. Ich meine damit nicht die CDU:

    Dass es um einen Bahnhof geht. Ja, darum geht es! In erster Linie und nach wie vor. (Der ganze Kram: Politik, die nicht auf’s Volk hört, Großprojekt, das sau teuer ist, Bahn die irgendwie böse ist, Korruption blablabla mag zwar teilweise auch richtig sein, ist aber eben ganz normale politische Realität und zwar überall, wo es um Städtebauprojekte geht.) […] Polizeigewalt ist immer schlimm ja. Und ich habe Mitleid und Solidarität mit jedem Opfer von Polizeigewalt. Aber in Stuttgart ist die Gewalt nicht schlimmer als der ganz normale Wahnsinn in Berlin und in Hamburg, wie er jedes Jahr mehrfach stattfindet.

    mspro

    Demonstrieren und sich wehren ist nur erlaubt, wenn es sich mindestens um den Atomausstieg, Hartz IV oder staatliche Überwachung geht? Eine solche Haltung entspricht dem Anspruch protestantischer Absolutheit und lässt sich auf die Formel verallgemeinern: „Wie kannst du dich über x aufregen, wenn in der dritten Welt Kinder verhungern?“ Dass dieses Denken den Menschen nicht gerecht wird, weil es dazu zwingt, permanent von allem und jedem „betroffen“ zu sein oder wahlweise mit kaltem Zynismus gar nichts mehr an sich heran zu lassen, habe ich neulich schon in anderem Zusammenhang gebloggt.

    Das, was mir am übelsten aufstößt: Der ständige Verweis, dass es sich hier ja um “anständige Bürger” handeln würde und eben nicht um “linke Chaoten” und der damit implizit gegebene Verweis, dass es ja völlig ok sei, wenn der Staat Leute aus der linken Szene zusammen schlägt, aber doch nicht die braven Bürger! Geht’s vielleicht noch etwas reaktionärer? Beanspruchen die Bürgerlichen jetzt für sich etwa Sonderrechte und Sonderbehandlungen?

    mspro

    Es ist schon eine ziemlich arschige Haltung, einem Gewaltopfer zu sagen „Nun hab dich man nicht so, woanders wird auch geknüppelt.“ Reaktionär ist ganz bestimmt nichts an der Aussage, dass hier „ganz normale Leute“ betroffen seien. Wer schonmal auf ein paar größeren Demos war, weiß, dass es die Provokateure sehr wohl gibt, die sich Hände reibend auf die Straßenschlachten freuen – eben genauso wie es Polizeigewalt gibt. Neu an den Ereignissen in Stuttgart ist nicht einmal, dass die Polizeigewalt gegen absolut friedliche Demonstranten eingesetzt hat – neu ist vor allem, wie schnell und ungefiltert sich die Augenzeugenberichte und Videos übers Netz verbreiten. Es ist vollkommen logisch, dass die Ereignisse breite Empörung hervorrufen, gerade weil weit und breit keine Steinewerfer auftauchten:

    Polizeipräsident Stumpf sprach von einer Aggressivität der Demonstranten, wie es sie seit Jahrzehnten nicht mehr in Stuttgart gegeben habe. Stundenlang hätten die Gegner des Bahnprojekts die Polizisten verbal beleidigt und seien sie auch körperlich angegangen

    Spiegel Online

    Was genau ist hier also unverhältnismäßig? Klar gibt es – wie immer – ein paar Schreihälse, die in ihren Tweets und Blogposts übertreiben oder die Ereignisse für ihre Propaganda instrumentalisieren. Wenn Mspro davon genervt ist – warum sagt er es nicht und bezieht das auf den gesamten Protest?

    Thomas Maier hingegen, der er in seinem Blogpost eine ähnliche Richtung einschlägt, mag ja nicht ganz unrecht haben, wenn er in Vergleichen des Schutzzaunes mit der Berliner Mauer eine Verniedlichung sieht – kommunikativ und symbolisch ist die Errichtung eines solchen Zaunes ausgerechnet am 3. Oktober trotzdem ein Desaster für die Stuttgarter Regierung.

    Und Angela Merkel wagt es, die Demonstranten zu Gewaltlosigkeit aufzurufen. Kein Wunder, dass jetzt viel mehr Menschen die kalte Wut bekommen und es längst um mehr als einen Bahnhof geht. Gerade für Menschen, die sich seit Jahren oder Jahrzehnten gegen Kernkraft, Hartz IV, für den Frieden oder Netzpolitik engagieren, muss es bitter sein, dass ausgerechnet die Asterixiade um einen Bahnhofsumbau zu solchem Widerstand führt. Was wir dabei vergessen, ist aber, dass durchaus nicht wenige Menschen für Atomkraft sind oder Hartz IV angemessen finden. Egal, was wir davon im einzelnen halten: Wer will sich hier eigentlich anmaßen, für die Menschen in Stuttgart zu entscheiden, wie wichtig ihnen der Protest gegen den Bahnhofsumbau ist?

    Ein Wort zur These, der Bahnhofsumbau sei demokratisch beschlossen und müsse schon alleine aus Gründen der Rechtssicherheit auch umgesetzt werden: Im Grunde genommen ist das auch schon wieder eine Verhöhnung der Demonstranten, die nicht einfach nur wegen eines Bahnhofs und ein paar Bäume auf die Straße gehen sondern wegen der extremen Kosten und des politischen Schmierenstücks, das sie über 15 Jahre miterleben mussten. Wenn Bürgermeister mit ihren Unterschriften vollendete Tatsachen schaffen und Plebiszite dadurch verunmöglichen, ist das Grund genug, auf die Straße zu gehen. „Zensursula“ war auch ein beschlossenes Gesetz mit existierenden Verträgen, die Kosten bei Wirtschaftsunternehmen verursachten und „Rechtssicherheit“ erforderten. Mit welchem Recht sind wir dagegen auf die Straße gegangen, wenn die Stuttgarter jetzt nicht sollen?

    Wer S21 als demokratisch beschlossen von der Diskussion ausnehmen will, der kann nicht mehr glaubwürdig gegen irgendeinen Beschluss eines deutschen Parlaments protestieren.

    The Boy in the Bubble

    Foto: (CC) Flickr/Tinsel =)

  • Berlin

    Vorsicht, Selbstbefindlichkeitsprosa. Ein ganzes Jahr lebe ich heute in Berlin: einen melancholischen Herbst, einen deprimierenden Winter, einen nicht stattfindenden Frühling und einen viel zu heißen Sommer lang. Langsam habe ich kapiert: Berlin ist kein Ort, hat keinen Anfang, kein Ende und kommt nirgends auf den Punkt. Es ist einfach nur ein großes Etwas, in dem Bienentänze stattfinden und Ameisenvölker Meme auf ihre Hügel transportieren. Ein Buch, das Douglas Adams noch hätte schreiben müssen: Hitchhiker’s Guide to Berlin – an Absurditäten hätte es nicht gemangelt. Alles in Berlin ist relativ. Die schönen Ecken relativ hässlich, die Dreckecken relativ schön. Und weil hier alles relativ ist, darf hier auch der letzte Freak sein, was und wie er ist. Für den kleinen Freak in einem selbst ist das sehr tröstlich, auch wenn es kein Zuhause ist. Zuhause aber war noch nie ein Ort, sondern ein Gefühl.

  • Links der Woche

    Die Band Sonseed mit ihrem Hit „Jesus is my best friend“. Besonders der Gitarrist rockt gewaltig.

  • Links der Woche

     

  • Links der Woche

     

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  • Links der Woche

    So sah das mal aus: Ein kleiner Film vom Prenzlauer Berg 1993

  • Himmel in 3D

    Warum nur diese Neigung, in immer den gleichen Bahnen zu denken. Warum leben wie auf Schienen gesetzt. Wie oft und lange muss ich Cabrio fahren, bis ich wirklich kapiert habe, dass kein Dach da ist. In voller Fahrt den Kopf in den Nacken, als läge ich mit 100 Stundenkilometern auf einer Wiese – und der Himmel bewegt plötzlich sehr schnell und wird sehr plastisch. Vielleicht gehen wir deshalb für 3D-Bilder ins Kino, weil wir unseren Alltag so oft gar nicht mehr dreidimensional wahrnehmen.