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Was ich nicht verstehe… (oder: Wen kann man noch wählen?)
Was ich nicht verstehe…
Liebe CDU, christlich seid Ihr schon seit langer Zeit nur noch dem Namen nach. Wollt Ihr auch noch das „D“ in Eurem Namen abschaffen? Oder was versteht Ihr unter Demokratie? Das Überwachen der eigenen Bürger bis hin zum Einsatz der Bundeswehr im innern gegen selbige? Das Stehlen und Überkleben von Wahlplakaten anderer Parteien? Wählertäuschung mittels gelogener Angaben beim Wahl-O-Mat? Eine Erststimmenkampagne um dank eigentlich illegaler verfassungswidriger Überhangmandate gegen den Wählerwillen zu regieren?
LiebeSPD: Lafontaine hin, SED her: Ihr habt ein Programm. Für dieses Programm sollen wir Euch wählen. Es deckt sich so im großen und ganzen mit den Programmen der Grünen und Linkspartei. Unterschiede gibt es eigentlich weniger qualitativ als eher quantitativ: x oder y Millionen Jobs. x oder y € Mindestlohn. Egal, ob ich dieses Programm nun gut finde, eine Frage an Euch: Wenn Ihr es ernst meint mit diesem Programm, warum manövriert Ihr Euch eigentlich in die Koalitionssackgasse? Warum habt ihr das nicht schon 2005 umgesetzt? War es in diesem Wahlkampf nicht doch von Anfang an Euer Plan, in der großen Koalition weiter zu wursteln? Und wenn ja: Was genau ist Euer Wahlprogramm dann eigentlich noch wert? Wäre Wählertäuschung nicht noch ein freundliches Wort für so etwas?Liebe FDP, ich mag Euch nicht, weil „liberal“ für Euch vor allem die Freiheit der (finanziell) Starken und weniger die der Schwächeren bedeutet. Immerhin gebt Ihr das offen zu. Ihr behauptet aber auch, eine Bürgerrechtspartei zu sein. Wie kann das angehen, dass Ihr trotzdem in Nordrhein-Westfalen eine Internet-Zensur etabliert habt? Dass ihr in Bayern mittels „Bayerntrojaner“ die Computer der Bürger überwachen und kompromittieren wollt? Dass Ihr vor dem Verfassungsgericht gegen das „Zugangserschwerungsgesetz“ AKA „Zensursula“ klagen wollt – aber nur, falls Ihr nicht an die Macht kommen solltet? Dass Ihr jetzt schon schärfere Sicherheitsgesetze zusammen mit der CDU plant? Oder gerade in Sachsen anfangt, das Internet schärfer zu überwachen? Meint Ihr, da seien die Worte „liberal“ und „Bürgerrechte“ noch entfernt glaubwürdig? Ich bitte Euch!
Liebe Grüne: Ihr habt eigentlich ein ganz gutes Programm. Schade nur, dass alles jenseits der Umweltpoltik bei Euch klingt, als sei es von der SPD oder der Linkspartei abgeschrieben. Aber egal: Was ist das Programm wert, wenn Euch nichtmal Eure Kernforderungen heilig sind? Was sind Pazifisten wert, die auf Zuruf doch mal eben Soldaten in den Kosovo oder nach Asien schicken? Was sind Umweltschützer wert, denen Macht und Posten in Hamburg wichtiger sind als das Nein zum Kohlekraftwerk in Moorburg und das Nein zur Elbvertiefung – im Tausch gegen eine neue Straßenbahnlinie und eine verwässerte Schulreform, die keine zwei Legislaturperioden überleben wird?
Liebe Linkspartei: In welcher Realität lebt Ihr? Reichtum für alle und Reichtum besteuern zugleich? Und wenn Ihr dann doch regiert, wie in Berlin, weiß kein Mensch mehr, wofür Ihr eigentlich steht, weil ihr dort von der SPD nicht zu unterscheiden seid…
Alle ihr Parteien zusammen: Ich sehe Euch allesamt in einer Krise, in der uns die Demokratie um die Ohren fliegen könnte, wenn ihr so weitermacht. Wenn Ihr erneut den Wählerwillen ignoriert und eine schwarzgelbe De-facto-Minderheitsregierung oder eine erneute schwarz-rote Sowohl-als-auch-Koalition gründet. Ihr werdet erleben, wie die Wahlbeteiligung in ungeahnte Tiefen fällt. Ihr werdet erleben, wie sich noch viel mehr Bürger als sowieso schon von Euch abwenden werden. Bürger die frustriert wie freie Radikale agieren und nur noch daran denken werden, was für sie und ihresgleiches wichtig ist. Ich kann Euch alle miteinander nicht mehr wählen. So gerne ich möchte, aber es geht nicht. Wenn dann die Frage nur noch lautet: Nicht wählen, oder Piratenpartei, dann ist die Antwort ziemlich klar.
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Ein paar nette jQuery-Plugins
JavaScript-Hackereien machen ja eigentlich Spaß, arten aber in grausamste Mühsal aus, soll der Code in wirklich allen Browsern laufen. Nix neues: Da hilft jQuery mit seinen vielen schönen Plugins ungemein weiter, wenn man bereit ist, sich darin ein wenig einzuarbeiten. Die wichtigsten und leckersten Plugins liefert natürlich jQuery UI, hier aber ein paar weitere, die sehr nützlich waren:
jFeed
Einfacher Parser für RSS- und Atom-Feeds.
jQuery AlphaNumeric
Überwacht Eingebefelder darauf, dass nur vorab definierte, erlaubte Zeichen eingegeben werden können, noch bevor der Input an den Server gesendet wird.
jQuery.ScrollTo
Hat man in einem Container Inhalte, die größer sind, als der Container selbst, kann man diese über Scrollbalken zugänglich machen. Lästig ist das für den Anwender, wenn dieser bestimmte Stellen anspringen möchte. Mit diesem PlugIn lassen sich verdeckte Bereiche mit einem butterweichen Scroll einblenden.
Form
Verdrahtet mit kleinstmöglichem Aufwand Formulare direkt via Ajax mit einem serverseitigen Script, z.b. PHP.
XMLObjectifier
Mit nur einem Methodenaufruf XML-Dokumente in Objekte verwandeln, die anschließend wie anderen JavaScript-Objekte auch direkt angesprochen werden können, ohne dass weiteres Parsen o.ä. nötig wäre. Besonders schön daran, ist dass die hohe Cross-Browser-Kompatiblität.
jQuery BlockUI Plugin
Wenn im Hintergrund eine Ajax-Abfrage läuft, kann der Benutzer normalerweise weiter an der Seite arbeiten. Mit diesem PlugIn kann man die Bedienbarkeit der Seite blockieren, bis die Abfrage vollständig erledigt ist, und zwar ohne den Browser als ganzes zu blockieren.
jQuery Taconite Plugin
Hiermit lassen sich gleich mehrere DOM-Updates der Webseite in nur einem einzigen Ajax-Aufruf kapseln. Benötigt allerdings eine XML-Dokument, in welchem definiert ist, wie die DOM-Struktur zu aktualisiseren ist. Die Idee ist toll, die Umsetzung aber bei komplexen Seiten sehr nervig. Wollte bei mir nur mit einfachen Beispielen funktionieren.
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Und alle so: Yeah!
Ein kleiner politischer Witz, geschmiert auf ein Plakat, machte die Runde im Web:
Der schrie natürlich danach, in die Praxis umgesetzt werden, also zwischen zwei Terminen schnell rüber zum Gänsemarkt und tatsächlich: Frau Merkel redet und nach jedem einzelnen Satz ruft die Menge voller Überzeugung Yeah! Zu Anfang scheinen sich die CDU-Politiker auf dem Podium zu freuen, während Frau Merkel sich während ihrer Rede nichts anmerken lässt. Eine wunderschöne Abwandlung des guten alten Bullshit-Bingo, und eine verdammt lustige: Wir können bald nicht mehr vor lachen.
Link:
Pointe am Schluss: Kurz nach Ende der Rede rief ich laut „Zugabe!„, was sofort aufgenommen und von vielen Stimmen wiederholt wurde und einen wunderschönen Chor ergab – ein einmaliges Gefühl… Leider kam Frau Merkel dem Wunsch nach Zugabe nicht nach.
(Das zweite Video ist nicht von mir)
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Piratenabenteuer: Die Durchwatung des braunen Sumpfes
Eigentlich wollte ich mich ja momentan aus einer Reihe von Gründen mit politischen Artikeln zurückhalten. Eigentlich…
Was ist passiert? Vizevorsitzender der Piratenpartei, Andreas Popp, gibt der rechtskonservativen (bisweilen auch rechtsradikalen) „Jungen Freiheit“ ein Interview. In diesem Interview sagt er klar, was er von Rechtsextremismus hält: Gar nichts. Sagt klar, mit wem er keinesfalls koalieren würde: rechten Parteien.
Darauf folgte ein klassischer Shitstorm: Mit denen reden? Wie kann man nur? Es führte dazu, dass Andreas Popp sich für das Interview entschuldigte und Bundesvorsitzender Jens Seipenbusch ihn in Schutz nahm, mit dem nicht ganz abwegigen Argument
Wenn wir diese Menschen nicht für würdig befinden, mit ihnen über Politik zu reden, dann geben wir sie verloren. Wenn wir sie zurückholen wollen ins demokratische Spektrum, dann müssen wir mit ihnen reden, ihnen klarmachen, warum die rechte Ideologie menschenfeindlich ist. Sie zu verachten, sich von ihnen zu distanzieren, mag den Linken dabei helfen, ihre eigene Identität zu definieren – in der angesprochenen Sache ist es eher schädlich.
Zum einen: Das Interview mit der Jungen Freiheit war ganz klar ein Griff ins Klo. Das Blatt versucht, mit unverfänglichen Interview-Partnern den Eindruck zu erwecken, nicht rechtsradikal zu sein. Wer diesem Blatt ein Interview gibt, hilft ihnen dabei. Wäre ich Amtsträger, ich hätte ein Interview verweigert. Alles andere ist politisch naiv.
Aber genau diese politische Naivität ist es, die mich begeistert. Da erdreisten sich doch die Piraten, einfach nicht mitzumachen, wenn es darum geht, zu definieren, was politisch korrekt ist, und was nicht. Wie Mspro richtig erkannt hat, hat die Piratenpartei kulturell überhaupt nichts mit der alten linken, mit Beißreflexen, Palituch und Antifa zu tun.
Die Piratenpartei ist Ausdruck eines Zeitgeistes, der um die Jahrtausendwende Gestalt annahm, als sogar junge Menschen plötzlich wieder CDU wählten, ohne sich zu schämen, weil sie die Rituale als reine Pose durchschauten. Ein Zeitgeist, der sich müde und desinteressiert von alten politischen Grabenkämpfen zwischen Links und Rechts abwendet, weil diese Grabenkämpfe nichts mit seiner Lebensrealität zu tun haben. Ein Zeitgeist, der sich stattdessen bei Attac oder im CCC manifestiert, weil die etablierten Parteien nur noch als irrelevant angesehen werden. Pragmatik geht vor Ideologie. Deshalb will die Piratenpartei weder links noch rechts sein.
Die Naivität der Piraten ergibt sich aus ihrer Unschuld. Sie haben keine Angst davor, mit rechten Medien zu reden, weil es für sie außer Zweifel steht, dass sie selbst nicht rechts sind. Rechtes, autoritäres, völkisches, rassistisches, homophobes usw. Denken ist den Piraten schlicht und ergreifend fremd. Solches Denken passt nicht in die Welt des „jeder mit jedem“ und „jeder nach seiner Fasson“. Piraten werden niemals eine autoritäre (also rechte) Politik gutheißen, weil sie selber eine Bewegung sind, die sich gegen Versuche wehrt, ihren Lebensraum autoritär zu reglementieren. So konnte auch die Gender-Debatte nicht verfangen: Piraten haben etwas gegen Feminismus, weil sie niemals auf die Idee kämen, frauenfeindlich zu sein und gedanklich schon längst im Postfeminismus angekommen sind, der einfach nur jeden Menschen unabhängig vom Geschlecht betrachten will.
Ein wesentlicher Bestandteil der piratischen Ideologie ist, Ideologien als solche abzulehnen. Das ist Dekonstruktion in reinstform. Moderner geht es nicht.
Aber zum braunen Sumpf: Wenn ich etwas in meiner Zeit in Sachsen gelernt habe, dann dass man die NPD-Wähler nicht mit Nazis gleichsetzen darf. Darunter sind äußerst viele Menschen, die vom politischen Spektrum enttäuscht sind. Die Protest wählen oder gar den Parolen der Rattenfänger glauben. Natürlich ist es ein äußerst schwieriges Unterfangen, diesen Menschen mit reiner Aufklärung begegnen zu wollen. Aber wie Jens Seipenbusch schon schrieb: Es nicht zu tun, hieße diese Menschen aufzugeben.
Sollen die Piraten in der Genderdebatte einen feministischen Standpunkt einnehmen? Rechtsradikalen gegenüber die Rituale der Kontaktverbote einhalten? Sollen sie sich auch in allen anderen Fragen nach dem politischen Mainstream der etablierten Parteien richten? Was bliebe dann noch übrigen für die Piraten? Welche Existenzberechtigung hätte die dadurch entstandene Grünliberalsozialchristdemokratische Linkspartei?
Man sollte den Shitstorm, der gerade läuft, als das sehen, was er ist: Als Kampagne der politischen Gegner unter Ausnutzung eines Verstoßes gegen die Political Correctness.
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Das perfekte Smartphone (gibt es nicht)
Ich mache so ziemlich alles mit meinem Handy, außer es ans Ohr zu halten: SMS, Twitter, Web, Google Maps oder GPS, PDFs und andere Dokumente lesen, Notizen verwalten, Kalender, Kontakte. Nur die Telefonie ist ziemlich unwichtig, und wenn, dann muss ich meine Hörhilfe als Bluetooth-Headset koppeln können.
Unter diesen Vorzeichen wäre ich eigentlich der Smartphone-Typ. Vorletztes Jahr hatte ich mit dem Toshiba G900 schon schlechte Erfahrungen gemacht und es nach kurzer Zeit für ein Nokia N95 wieder verkauft. Windows Mobile ist in der Bedienung ungefähr das frikelligste, das ich kenne. Das extrem hoch aufgelöste Display ist zwar toll zum Betrachten von Webseiten, macht aber Bedienelemente so winzig, dass der Finger nicht reicht und man den Stylus benötigt. Die Bildschirmtastatur lässt sich ebenfalls nicht vernünftig per Finger bedienen: Egal, wie man das G900 nutzt: Man braucht beide Hände. Dass es ein Problem ist, merkt man erst, wenn man eine Einkaufstüte trägt oder sich in der U-Bahn festhält und gerne einhändig SMS schreiben möchte. Es nervt.
Leider hat das (gebraucht gekaufte) N95 den Geist aufgegeben, sodass ich mich erneut auf die Suche nach einem passenden Smartphone gemacht habe. Grundregel: Touchscreen, wenn QUERTZ, dann nur zusätzlich, kein Windows Mobile, mindestens brauchbare Kamera, UMTS/Edge und überhaupt alle Online-Funktionen.
Den Maßstab setzt das iPhone. Kein Gerät ist flüssiger zu bedienen und es bietet genau die Funktionen, die ich brauche. Leider hält die Akku-Ladung keinen ganzen Tag durch, wenn man das Gerät intensiv nutzt. Das geht allen Smartphones so, aber fürs iPhone kann ich keinen Ersatz-Akku im Portemonnaie parat halten. Ebenfalls unschön: Ich wäre auf den Appstore angewiesen und könnte nicht einfach darauf installieren, was ich will, oder gar selber z.B. eine J2ME-Anwendung schreiben. Das hätte ich zähneknirschend noch in Kauf genommen, wären nicht die Folgekosten: Der obligatorische T-Mobile-Vertrag würde meine monatliche Handyrechnung im Vergleich zu O2 glatt verdreifachen – bei gleicher Nutzung. Lifestyle und Sexyness hin oder her: Das muss einfach nicht sein.
Alternativ wird das Nokia N97 sehr beworben: Ebenfalls ein Touch-Screen-Handy, das allerdings noch eine seitlich ausklappbare QWERTZ-Tastatur mitbringt. Das Gerät hat in jeder Hinsicht gute Noten und die wohl umfassendste technische Ausstattung, die man sich wünschen kann, und führt die Bestenliste bei Chip.de an. Ich hatte mich schon darauf gefreut, es zu erwerben, bis ich es im Laden in der Hand hielt und bedienen wollte. Die Benutzerführung ist unpraktisch und inkonsistent. Der Button zum Schließen einer Anwendung ist beispielsweise mal oben rechts, mal am unteren Rand. Besonders schwerwiegend: Der Touchscreen reagierte nicht flüssig (was mich bei Windows Mobile schon genervt hatte). Das ist aber ein Muss: Bei einem Touchscreen gibt es kein mechanisches Feedback wie bei einer echten Taste. Wenn ich klicke oder wische, muss ich die Reaktion des Gerätes sofort auf dem Display sehen. Weiteres kann man in der detaillierten Kritik von Felix Schwenzel nachlesen, die vollkommen meinem ersten Eindruck entspricht.
Bleibt die Android-Richtung wie das G1 oder das HTC Hero. Ich habe mal kurz damit herumgespielt. Es ist sicherlich ein schönes Gerät, aber um es vollständig nutzen zu können, muss ich über Google syncen(*). Und ich bin der Auffassung, dass Google bereits genug Daten über mich gesammelt hat. Ebenfalls angesehen habe ich mir das Blackberry Bold und das Nokia E71. Beide Geräte haben sehr gute Kritiken und mögen auch wirklich gut sein, allerdings wollen meine Daumen einfach nicht zu den winzigen Mini-Tasten der zusammengequetschten QUERTZ-Tastatur passen. Diese Bauform ist einfach nichts für mich. Besser geeignet wäre da schon das Samsung Galaxy oder LG Arena und die vergleichbaren „iPhones für Arme“ dieser beiden Hersteller. Beim durchsehen der Modelle fiel mir auf: Entweder ist Android drin, oder aber die Bedienung via Touch-Screen beschränkt sich auf ein paar Gags und ist allenfalls rudimentär umgesetzt. So hatte ich ein Samsung-Gerät in der Hand, bei dem ich zwar Programme auf Fingerdruck starten konnte, aber nicht per Wischen durch eine Liste scrollen (genaues Modell vergessen).
Mein persönliches Fazit: Alle Smartphones stinken. Leider. Ich bin sehr gespannt auf das kommende Nokia N900, ich hätte Spaß daran, mit einem Open Moko herumzuspielen und ich würde wohl auch gerne ein Palm Pre nehmen, wenn die deutsche Version nicht nach Hause telefoniert. Alle diese Handys kommen jedoch erst in den nächsten Monaten. Ich habe mich schließlich für ein Nokia N86 entschieden. Das ist kein Smartphone, sondern im Grunde nur ein besseres N95. Auf die ersten Tage bin ich äußerst zufrieden damit, wenn man davon absieht, dass ich weiterhin auf einer Zifferntastatur herumhacke. Wie seit 10 Jahren.
(*)Update:
Benjamin hat mit seinem Kommentar recht: Das HTC-Hero ist anscheind das erste „google-freie“ Android-Handy.
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Störteblogger III
Wie jeden 15. des Monats trifft sich das Hamburgische Bloggertum – dieses mal zum Grillen um 15.00 Uhr auf der großen Wiese am Altonaer Balkon. Bei schlechtem Wetter findet das Treffen ein paar Meter weiter im Hafenbahnhof-Café (Große Elbstraße 276) statt. Und falls jemand unsicher ist oder uns nicht finden kann, gibt es sogar eine Handy-Nummer, um kurzfristig nachzufragen.
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Schlecht hören im Job
Dass ich schlecht höre, wissen viele, weil ich schlicht kein Geheimnis daraus mache. Warum auch? Manche Leute sind erstaunt, wie offensiv ich damit umgehe, obwohl ich gerade auf Stellensuche bin. Aber warum versuchen, etwas zu verbergen, das sich gar nicht verbergen lässt?
Mir ist völlig klar, dass mich viele Firmen wegen meiner Behinderung nicht einstellen werden, schon weil dieses Wort so abschreckend klingt. Dabei stellt sich die Frage, welche Rolle das eigentlich für meine Arbeit spielt. Mein Handicap bringt nämlich durchaus auch Vorteile mit sich – zum Beispiel wenn ich meine Hörgeräte ausschalte, dadurch fast völlige Stille schaffe und mich ohne jede Ablenkungen auf meine Arbeit konzentrieren kann. Das finde ich recht passend für jemanden, der schreibt, denkt, tüftelt und programmiert.
Interessant sind die Auswirkungen auf das kommunikative Verhalten. Ich meide Telefone, wo ich kann, und wäre sicherlich eine Fehlbesetzung am Kundentelefon. Wenn ein Sinn ausfällt, führt das aber auch dazu, dass sich die anderen schärfen. Bei mir ist das der Sehsinn: Ich nehme häufig Details wahr, die andere übersehen, und lese schneller. Grafisches Arbeiten, sich schnell irgendwo reinfuchsen, thematische Rollenspiele wie Usability oder Marketing liegen mir deshalb einfach.
Mein Leben verschriftlicht sozusagen. Ich bin ein Early-Adopter des Internet und betrachte es mittlerweile als meinen natürlichen Lebensraum, kenne all die Moden und unausgesprochenen Standards, habe ein Gefühl dafür, wann Unternehmenskommunikation im Web echt und wann aufgesetzt wirkt – gerade auch im Social Web. Online-Marketing kann ich schon deshalb, weil ich es unbeabsichtigt und von Natur aus in eigener Sache betreibe.
Bleibt die Offline-Welt: Auch hier bin ich wirklich kommunikativ, muss aber die Störfaktoren Telefon und laute Umgebung ausschalten. Das normale Teamwork im Büro funktioniert immerhin so gut, dass einige gar nicht merken, dass ich schlecht höre.
Aber mein Handicap hat mich noch auf andere Weise beeinflusst: Ich lebe in verschiedenen Welten zugleich: im Internet, in der Stille, aber auch in der ganz normalen, bisweilen ziemlich lauten Welt. Da hinterlassen ein und dieselben Dinge ganz verschiedene Eindrücke, je nachdem, in welcher Welt ich mich gerade befinde. Ich bin quasi gezwungen, vieles aus ganz verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Man sieht nicht nur über den einen Tellerrand, sondern erlebt mehrere sich überlappende Tellerränder. Ich behaupte: Gerade weil ich schlecht höre, kann ich sehr gut zuhören.
Auf der letzten Cebit machte mir ein Freund – Projektleiter in einer IT-Firma – am Ende einer Diskussion ein sehr schönes Kompliment: Er meinte, ich könne gut moderieren und verschiedene Standpunkte auf einen Nenner bringen. Das mache ich in Gesprächen sehr häufig und oft unbewusst. Seitdem frage ich mich, warum ich mich eigentlich auf ausführende Tätigkeiten beschränken sollte und nicht auch die Teamleitung übernehmen könnte.
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SPIEGEL vs. SPON: Das doppelte Spiel
Heute erschien im „Spiegel“ (ganz altmodisch aus Papier) eine Titelstory, die sich mit dem Internet auseinander setzt. Das klingt dann ungefähr so:
Während an der Oberfläche des digitalen Reichs tausend bunte Blumen blühen, …wuchert im Wurzelwerk darunter ein Pilzgeflecht aus Intrigen, Täuschungen und Terror.
Das Netz … bedroht den Frieden der Welt. …
Soziale und moralische Verwahrlosung erstickt … den Freiheitsgeist.
…enthalten Pöbeleien, Vulgäres, das die Bürger … sich nicht einmal unter vier Augen sagen würden.
In dieser Parallelwelt haben sich junge Leute … an Umgangsformen gewöhnt, die früher nur als Unterschichtenphänomen … besorgt beobachtet wurden.
…Massenspeicher für alle Übel, die Menschen sich ausdenken, vom schlichten Schmutz bis zu den schlimmsten Auswüchsen der Phantasie.
Der Spiegel, 10. August 2009
Dies sind Kostproben aus nur einer von 11 Seiten. Manches wird in dem über weite Strecken wirren Artikel relativiert, aber bloß nicht zu sehr, und nicht ohne gleich auf die nächste Ungeheuerlichkeit zu sprechen zu kommen. In welcher Parallelwelt die Autoren dieses Artikels leben, weiß ich nicht so genau. Das Internet, in dem ich mich bewege, sieht anders aus. Natürlich gibt es viel Schmutz und Dreck, aber den gibt es auch ganz ohne Internet auf den Straßen. Einmal mehr wird die Legende verbreitet, das Internet sei ein „rechtsfreier Raum“, die längst widerlegt ist: „Verglichen mit dem Netz ist das Leben ein rechtsfreier Raum.“
Randphänomene werden aufgebauscht. Voruteile kultiviert. Die Autoren unterschlagen einfach, dass sich eine neue Kultur und Ethik im Netz entwickelt. Dass es sehr wohl in der Lage ist, sich immer neu und im kleinen selbst zu regulieren, auch wenn nicht unbedingt alle Werte des Offline-Lebens geteilt werden.
Eigentlich will ich diesen geistigen Ausfluss hier gar nicht rezensieren, sondern auf einen weiteren Artikel aufmerksam machen: einen Artikel, der ebenfalls heute erschien, ebenfalls im „Spiegel“ allerdings bei „Spiegel Online“: „10 Thesen zum Web: Warum die Dummheit des Internets ein Segen ist.“ Da wird beschrieben, warum es gut ist, dass das Netz nicht auf die Inhalte schaut, die es transportiert. Dass nicht das Netz an irgend etwas schuldig ist, sondern nur die Anwender, die es missbrauchen. Warum es albern ist, beim Benutzen des Social Web von Exhibionismus zu sprechen. Warum der Jugendschutz nicht über alles andere gestellt werden kann. Warum Kulturpessimus nicht weiterhilft und so weiter, und so weiter und so weiter. Also in jeder Hinsicht das komplette Gegenteil.
Der erste Artikel erschien ausschließlich im gedruckten Heft, aber nicht online. Der zweite Artikel erschien ausschließlich online, aber nicht im Heft. Auf dass die „Offliner“ ein weiteres mal ihre Vorurteile in krassester Weise bestätigt sehen dürfen.
Da verstärkt sich ein Trend, der schon öfters zu beobachten war, z.B. als die „Zeit“ ein Streitgespräch zwischen Franziska Heine und Ursula von der Leyen online und offline in unterschiedlichen Fassungen veröffentlichte. Was die großen Verlage hier treiben, ist ein ekelhaftes Spiel. Anstatt für gegenseitiges Verständnis zu sorgen, anstatt zu informieren und damit die Grundlage für eine sachliche Debatte zu liefern, werden tiefe Gräben gerissen zwischen „Onlinern“ und Netzabstinenzlern. Hauptsache krass! Hauptsache Auflage!
Eigentlich sollte mich das gerade beim „Spiegel“ nicht weiter wundern, weiß ich doch aus Erfahrung, wie sehr er Sachverhalte verdreht: Das bemerke ich immer wieder, wenn er über etwas schreibt, womit ich mich selbst gut auskenne. Und immer überkommt mich das gewisse Gruseln: Schreiben die über alle Themen so? Was habe ich da früher an Desinformation konsumiert? Aus diesem Grund lese ich den „Spiegel“ seit Jahren nicht mehr.
Nein, eigentlich sollte es mich nicht überaschen. Aber dass sie auf derart infame Weise ein doppeltes Spiel treiben – das überrascht mich dann doch.
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Zensursula will Internet-Sperren ausweiten (Update)
Wie oft haben Ursula von der Leyen und ihre Befürworter eigentlich in den letzten Monaten wiederholt, dass es ihr bei den Internet-Filtern wirklich ausschließlich um dokumentierten Kindesmissbrauch und nichts anderes gehe. Wie zum Beispiel noch am 10. Juni im ZDF? Wie oft? Und dass alle, die sich Missbrauch und Ausweitung der Internet-Sperren befürchten, mehr oder weniger paranoid seien? Wie oft?
Und was steht heute im Hamburger Abendblatt? „Nach der Sperrung kinderpornographischer Seiten will Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen gegen weitere rechtswidrige Inhalte im Internet vorgehen.“
Aber wie schon Adenauer wusste: Was interessiert schon ihr Geschwätz von gestern…
Update:
Ganz schnell ist die Ministerin zurückgerudert und hat über die Welt dementieren lassen, dass sie weitere Sperren plane. Ihre Äußerungen im Abendblatt stehen aber weiter im Raum. Wie Udo Vetter schreibt: Sie degradieren die Meinungsfreiheit zu Sondermüll.