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  • Neue Facebook-AGB: Wo ist das Problem? (Update)

    tl:dr; Ich verstehe die Aufregung um die neuen Facebook-AGB nicht. Oder was habe ich übersehen?

    teesieb

    Dass in Wellenbewegungen immer abwechselnd Google und Facebook für irgendwas gebasht werden, scheint mittlerweile zum Biorhythmus des Internet zu gehören. Im Moment ist Facebook dran. Es geht um neue AGB, die gerade viel Aufregung verursachen und dazu führen, dass Menschen auf Facebook posten, wie doof sie diese AGB finden und ihnen widersprechen. Das ist wirklich putzig, denn Facebook ist umsonst. Ich zahl da nix für, also habe ich auch kein Anspruch, auf irgend eine Leistung, deren AGB ich widersprechen könnte. Aber das nur am Rande.

    Wenn ich das richtig sehe, geht es im Moment darum, dass Facebook mittels Tracking-Cookies das Surfverhalten auch außerhalb von Facebook auswerten will, um passend zu den Profilen Werbung einblenden zu können. In den Medien steht dann oft „an Werbekunden verkaufen“, was schonmal falsch ist. Die Werbekunden kriegen keine Daten von Facebook (Facebook wäre auch schön doof, wenn sie sie herausgeben würden), sondern die können – vereinfacht – Anzeigen buchen, die dann z.B. bei weiblichen Nutzern zwischen 20 und 30 eingeblendet werden sollen, die „Friends“ mögen, „goFemin“ lesen und Big-Jim-Action-Figuren aus den 80ern sammeln. Das ganze dürfte – zumindest nach internationalen Maßstäben, datenschutzkonform sein.

    Was Facebook da tut, ist nichts weiter, als was zahllose andere Tracking-Dienste auch machen – mit dem Unterschied, dass wir von diesen anderen Tracking-Diensten nicht mitbekommen, dass sie ständig im Hintergrund laufen, bis wir uns wundern, warum mir auf „Spiegel Online“ Werbung für die Damenschuhe eingeblendet wird, die ich mir vorhin auf Amazon angeschaut habe.

    Eine Standard-Antwort ist: „Dann nutz halt kein Facebook“. Das halte ich für verfehlt, weil das in einigen Milieus einen Ausschluss vom Sozialleben bedeutet. Wer sich nicht von der Werbeindustrie tracken lassen will, hat aber einfache Möglichkeit: Ghostery. Gibt’s als PlugIn für alle möglichen Browser und als App für iOS und Android. Damit kann man nicht nur dafür sorgen, dass Facebook nur noch sieht, was ich ihm freiwillig gebe, sondern auch alle anderen Tracking-Dienste. Ergänzend empfiehlt sich ein Flash-Blocker.

    Wirklich verstehen kann ich die Aufregung gerade nicht. Die ganze Diskussion läuft, seitdem Facebook den externen Like-Button eingeführt hat. (Wenn ich mich richtig erinnere, war das 2010, ist also mal eben fünf Jahre her…) Tracking-Dienste, die Werbung einblenden wollen, sind auch nicht das Problem, weil die halt nur Werbung einblenden – in der Theorie sogar Werbung, die ich relevant finden könnte, was mir zugegeben in der Praxis bisher nicht über den Weg gelaufen ist. Das Problem ist die Überwachung durch NSA, GCHQ & Co. (die Daten gerne auch an befreundete Dienste anderer Länder weitergeben) oder um ein Beispiel zu nennen, das weniger weit weg ist: deutsche Behörden, wie zum Beispiel das Jobcenter. Ein weiteres Problem, das ich für wesentlich relevanter halte, ist Harassment und Stalking, wogegen Facebook und andere soziale Netze meiner Meinung nach zu wenig unternehmen aber im Gegensatz zu Online-Werbung angegriffenen Menschen so richtig an die Nieren gehen können.

    Update:

    Christian Pfeiffer, der Datenschutzbeauftrage von nugg.ad, hat mich auf Facebook darauf hingewiesen, dass Facebook in einem Punkt gegen europäisches Datenschutzrecht verstoßen dürfte: Tracking-Anbieter müssen eine Opt-Out-Möglichkeit auf ihren Webseiten anbieten. Bei dieser Methode wird ein Cooke im Browser des Anwenders gesetzt, der dem Tracking-Dienst signalisiert, dass man nicht getrackt werden möchte. Bei nugg.ad sieht das zum Beispiel so aus (Kasten links unten). Ein solches Opt-Out scheint es bei Facebook nicht zu geben, jedenfalls konnte ich es nicht finden. Interessanterweise ist laut heute.de ein Opt-Out vom Facebook-Tracking über YourOnlineChoices.com möglich. (Hab’s nicht selber getestet.)

  • In homöopathischen Dosen

    tl;dr: Schlechte Metapher, lieber nicht benutzen.

    homöopathie

    Immer wieder stolpere ich in Texten darüber, dass etwas in homöopathischen Dosen verabreicht werde. Eine homöopathische Dosis bedeutet: Null, nix, nada. Die Metapher „homöopathische Dosis“ kann immer dann verwendet werden, wenn etwas vorgibt zu wirken, was aber gar nicht wirken kann, weil schlicht und ergreifend kein Wirkstoff drin ist. (Mehr über Homöpathie hier).

    Leider benutzen so gut wie alle Autoren/Journalisten diese Redewendung falsch. Sie meinen fast immer einfach nur sehr kleine Dosen. Irgendwas sehr winziges, das dann aber gesammelt doch wirke. (Letztes Beispiel hier). Das ist dann aber keine homöopathische Dosis mehr, sondern einfach eine kleine Dosis. Deshalb ist diese Metapher schlechter Stil, weil sie etwas anderes sagt, als der Autor meint oder von der Leserschaft – ja nach Neigung/Abneigung zur Homöopathie – anders verstanden wird.

    Darüber hinaus verbreiten aber Autoren mit jeder Verwendung dieser Metapher das Mem, dass homöopathische Dosen sich irgendwie summieren und wirken würden, obwohl 0 + 0 + 0 = 0 ist. Das sollte kein Journalist oder Autor wollen – es sei denn, natürlich, er oder sie glaubt an Homöopathie.

  • Links der Woche

    • Meine unlizenzierten Fotos in den Medien:

      „Leider weisen mich die meisten nicht mal als Urheber aus. N24, Focus Online, N-TV, Liveleak und Spiegel Online haben ihr Logo über mein Video gelegt und verbreiten es eigenständig. T-Online legt im Video einen falschen Urheberrechtshinweis über meinen Namen. Nun kann man argumentieren, dass es ja nur darum geht die Nachrichten zu verbreiten und das sollte ja in meinem Interesse sein. Aber selbst dann sollte es ja kein Problem sein, mich als Urheber zu nennen. Und man sollte kein eigenes Interesse daran haben Geld damit zu verdienen.“

    • Es spricht zum Volk: Der Führer (der Legida):

      „Noch bis vor wenigen Tagen hatte PEGIDA dazu aufgerufen, an der LEGIDA-Veranstaltung teilzunehmen. Jörg Hoyer ist Sprecher von LEGIDA – und was dieser Mann im Föööhrer-Duktus zu verkünden hat, dokumentieren wir hier.“

    • Armut, Angst und Aufstiegslügen – (Über)leben im System:

      „Es wird viel über “Problemfamilien” geschrieben – aber wenig über die Probleme der Familien. Stattdessen dürfen wir in der FAZ lesen, dass Spitzenverdienende mit 10.000 € brutto im Monat sich nicht als reich empfinden und unter schlaflosen Nächten leiden, weil jemand ihren Fitnessraum ausräumen könnte. In bin weder hausrat- noch unfallversichert, falls die Waschmaschine meine Küche überfluten sollte, habe ich ein ausgewachsenes Problem.“

    • Arbeiten im Ausbeuterbetrieb – Das hier passiert, wenn drei Modeblogger nach Kambodscha verfrachtet werden:

      „Während ihr euch gerade ganz geil findet, weil irgendein drittklassiker Designer auch Modeblogger auf seine Fashion-Week-Show eingeladen hat, und dort, warum auch immer, mit Sonnenbrille, Notizblock und heruntergezogenen Mundwinkeln auftauchen werdet, sitzen am anderen Ende der Welt Menschen, die euch dieses schicke Leben für einen Hungerlohn ermöglichen.“

    • Wie ich heute fremdenpolizeilich behandelt wurde:

      „Nicht so heute nacht. Gegen halb ein Uhr früh stürmten nämlich zwei deutsche Polizeibeamte den Waggon, klopften heftig an die Türen und schrien “Polizei, aufmachen!”, um dann mit Taschenlampen die Abteile auszuleuchten. Als die überaus freundliche Zugbegleiterin herbeieilte, wurde auch sie angebrüllt, ob hier Syrer oder Iraker versteckt seien.“

    • Was läuft falsch beim EU-Urheberrecht? Julia Reda legt Entwurf für Evaluation des EU-Parlaments vor:

      „Der Berichtsentwurf von Julia Reda ist zweifellos das fortschrittlichste offizielle EU-Dokument in Urheberrechtsfragen seit das erste Katzenfoto im Internet veröffentlicht wurde.“

    • Auszeit? Nö.:

      „Früher war es der Klerus, der sich Vorschriften ersann, wie man ein frommes und Gottgefälliges Leben zu führen habe. Heute sind es Herrscharen von Beratern, Trainern oder Selbstoptimierungsgurus die sich Tipps und Anleitungen ausdenken, wie man ein gesundes, glückliches und produktives Leben führen kann. Gebote und Dogmen wurden abgeschwächt zu Tipps oder Optimierungsanleitungen, aber die Zielrichtung ist immer noch die Gleiche: das Gewissen.“

  • Links der Woche

    • 5,200 Days in Space:

      „On the station, the ordinary becomes peculiar. The exercise bike for the American astronauts has no handlebars. It also has no seat. With no gravity, it’s just as easy to pedal furiously, feet strapped in, without either. You can watch a movie while you pedal by floating a laptop anywhere you want. But station residents have to be careful about staying in one place too long. Without gravity to help circulate air, the carbon dioxide you exhale has a tendency to form an invisible cloud around your head. You can end up with what astronauts call a carbon-dioxide headache. (The station is equipped with fans to help with this problem.)“

    • Scham:

      „Was mich der Job gekostet hat: Scham. Scham habe ich weitestgehend verlernt. Peinliche Momente sind keineswegs beklemmend, meistens sind sie lustig.“

    • Word gegen LaTeX – und wer gewinnt?:

      „Das Ergebnis ist überraschend deutlich: Außer im Formel-Text schneiden die Word-Gruppen besser ab als die LaTeX-Gruppen, und zwar um so viel besser, dass selbst die Gruppe der Word-Novizen deutlich bessere Texte liefern als die LaTeX-Experten.“

  • Links der Woche

    • So, aus Schröderschen Geist, wuchs, von Merkel geschweißt …:

      „Als Schröderianismus-Merkelismus (SM) werden die von Otto Graf Lambsdorff, Gerhard Schröder und Angela Merkel begründeten Lehren mit ihren weltanschaulichen, philosophischen, ökonomischen, sozialwissenschaftlichen und politischen Inhalten bezeichnet.“

    • „Wir sind keine Provokateure“:

      Bereits 2011 gab es einen Brandanschlag auf Charlie Hebdo. Das darauf folgende Interview mit der Jungle World ist sehr interessant.

    • Denkfehler (III):

      „Bei Ibrahim aus Gambia zum Beispiel besteht die Vollausstattung aus einem Bett und zwei Flaschen Wasser. Seit 10 Monaten lebt er mit fünf Zimmergenossen in einem Flüchtlingsheim. Oder Lassenew aus Gambia. Seit 9 Monaten im Flüchtlingsheim. Er darf wegen seines Status’ nicht arbeiten und beschäftigt sich in der Gemeinschaftsküche. Es handelt sich in allen Fällen um Menschen, die alles verloren haben. Die geflüchtet sind, um ihr Leben zu retten. (…) Zynischerweise wendet sich PEGIDA dem Namen nach gegen die Islamisierung des Abendlandes, die durch den IS oder andere Islamisten drohen könnte. Bachmann aber hetzt mit Lügen über die Ausstattung der Flüchtlingsheime tatsächlich gegen deren Opfer!“

    • Denkfehler (I):

      Sehr guter Faktencheck von Volker König zum Thema Islam, Antiislamismus und #Pegida

  • Links der Woche

    • 31C3: „Wir brauchen weniger Hacker-Rockstars“:

      Fundamentale Kritik an CCC und Hacker- und Nerdkultur, die ich weitgehend teile, obwohl sie vielen ganz und gar nicht schmecken wird: Hacker sind meistens weiß, männlich und wohlhabend, bilden hermetische Stämme, sondern sich kulturell ab, sprechen keine gemeinsame Sprache mit dem Rest der Gesellschaft und propagieren Software, mit der die Masse einfach nicht klarkommt. Ich möchte noch ergänzen: Sie tendieren zu Blindheit gegenüber ihren eigenen Privilegien und zeigen leider sehr häufig Desinteresse und Feindsetligkeit gegenüber Menschen und Problemen, die nicht ihrem Stallgeruch entsprechen. Antifeminismus und #Gamergate ist da nur ein prominenteste Beispiel von vielen. Da muss sich kulturell einiges verändern, wenn diese Strömung den politischen und gesellschaftlichen Einfluss auch ausüben will, den sie für sich selbst beansprucht.

    • Was das alles kostet. Was das alles einbringt.:

      „Politische Entscheidungen und Positionen müssen politisch begründet werden, nicht ökonomisch. Von daher ist es schnurzpiepegal, was Migration (oder Umweltschutz oder Diversität oder oder oder) kostet oder bringt. Allein, diese Fragen so zu diskutieren, ist schon zutiefst unpolitisch.“

  • Links der Woche

  • Links der Woche

    • Zwangsräumungen:

      „Etwa 9 000 Mitteilungen über Räumungsklagen übersandten die Gerichte an die Bezirke.“

    • Wie mein Kind ein Junge wurde:

      „Beim Kinderschminken. Minime möchte ein Schmetterling werden. Das sagt er, laut und deutlich. Der junge Mann, bei dem er sich zum Schminken anstellt, schaut – ja wie. Verdutzt? “Hier guck mal, möchtest Du ein Pirat sein?” (Er deutet auf seine Vorlage). “Nein, ein Schmetterling!” “Oder hier, hier habe ich einen Bären!” Jetzt ist Minime überfordert. Er schaut wirklich so, als wenn er sich fragte, warum sein Gegenüber ihn nicht versteht. Ich werfe also ein: “Er möchte ein Schmetterling sein” – Vielleicht braucht der junge Mann diese Legitimation meinerseits, aber endlich fängt er an, aus Minime einen Schmetterling zu machen.“

  • Links der Woche

    • “Ich bringe der Volkswirtschaft mehr, als ich koste”:

      „Alles darüber hinaus würde das Sozialamt zu bis zu 80 Prozent einziehen. Ich darf keinen Bausparvertrag abschließen, keine Lebensversicherung, keine Altersvorsorge betreiben außer Riester, die sich nicht lohnt, weil ich nicht weiß, ob ich bis 67 arbeiten kann. Erben darf ich auch nicht, das kassiert das Sozialamt. Wenn ich heiraten würde, würde das Geld meiner Frau eingezogen werden. Ich bin eine tickende Bombe für jede Frau.“

    • Ebola? Da war doch was.:

      „Mich fasziniert immer wieder die Kurzlebigkeit kollektiver Paniken. Man könnte meinen, wer ein paar davon gesehen hat, sollte erneute mediale Schreie von “Hilfe, wir werden alle sterben” etwas gelassener nehmen können. Die Wiederholung von Schlagzeilen scheint uns (als Kollektiv zumindest) nicht wirklich weiser zu machen.“

    • Stolz statt Vorurteile:

      „Das Video war für mich ein schönes Beispiel dafür, dass es eine junge Generation von Menschen mit Behinderungen gibt, die sich nicht mehr so stark mit den Kämpfen gegen Vorurteile auseinander setzen muss/will, sondern lieber gleich per YouTube, Facebook und Co zeigt, wie ihr Leben aussieht.“

    • Benehmt euch!:

      „Wer kennt das nicht? Schlechtes Benehmen in sozialen Medien und Internet-Foren ist mittlerweile Alltag. Warum ist das so? Ein Erklärungsversuch.“

  • Links der Woche

    • Der deutsche Ableger des russischen Senders »RT«:

      „Die Mischung aus Journalismus, Propaganda, Verschwörungstheorien und Unterhaltung zieht vor allem Zuschauer an, die den etablierten Medien misstrauen und die Putin für eine Art Heilsbringer halten.“

    • Gehörlose in der Bildungsmisere:

      Guter Artikel, der knapp erklärt, warum unsere Gehörlosenschulen ein Problem sind: Lippenlesen ist ein Mythos und funktioniert allenfalls als schlechte Krücke. Die umgekehrte Richtung – Inklusion in der Regelschule – ist aber auch problematisch, solange die Regelschulen nicht auch mit den nötigen Mitteln und Personal ausgestattet werden. Was uns derzeit als “Inklusion” verkauft wird, ist im Regelschul-Bereich leider allzu oft eine Sparmaßnahme auf dem Rücken von überforderten Lehrern und überforderten Schülern.

    • CDU-Abgeordneter gab Lobbyisten Nachhilfe im Lobbying:

      „Was klingt wie eine Satire vom Postillon, ist ein realer Fall aus der Lobbyrepublik Deutschland: Der Bundestagsabgeordnete Karl Schiewerling gab Lobbyisten bei einem Seminar Mitte September Nachhilfe im Lobbying. Bei der exklusiven Veranstaltung mit dem Titel „Lobbying für Fortgeschrittene“ plauderte der CDU-Politiker vor zahlungskräftigen Kunden aus dem Nähkästchen.“

    • Elektrosmog aus dem WLAN:

      „Absurd wird diese Angst vor unsichtbarer Strahlung, wenn sie sich auf die harmlose und gut erforschte Strahlung des drahtlosen Internet, des WLAN erstreckt.“