Immer mehr Politiker fordern eine strengere Regulierung oder gar eine Sperrung des Instant-Messaging-Diensts Telegram in Deutschland – darunter zuletzt auch die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Tatsächlich spielt die App hierzulande eine zentrale Rolle bei der Verbreitung von Verschwörungsmythen und rechtsextremer Propaganda. Zunächst wirkt Telegram recht friedlich: Die Mehrheit der Gruppen und Kanäle beschäftigt sich mit harmlosen Themen, tauscht Memes oder lustige Videos aus. Dazwischen finden sich Prominente, Influencer, Werbung und Links zu redaktionellen Inhalten diverser Medien, darunter freilich auch solche, die fake news verbreiten.
Das Bild ändert sich allerdings, betrachtet man die Liste der mitgliederstärksten deutschsprachigen Kanäle. Unter den ersten zehn, die im Schnitt knapp 100 000 Abonnenten haben, finden sich nur zwei unverfängliche: das Wirtschaftsmagazin Kryptokompass, das sich mit Kryptowährungen wie Bitcoin beschäftigt, sowie das »ZDF Magazin Royale« von Jan Böhmermann. Beide scheinen brachzuliegen, in den Kanälen wurde seit Monaten nichts mehr gepostet. Die weiteren acht sind in der einen oder anderen Form als rechtsextrem oder verschwörungstheoretisch einzustufen.