„Gute“ und „böse“ Daten: Wie Heiko Maas Algorithmen kontrollieren möchte

Mein persönlicher Aha-Moment war die Buchung eines Fluges. Als ich die Webseite des Anbieters einige Stunden später erneut aufrief, war mein gewünschter Flug plötzlich ein gutes Stück teurer. Nach einem Wechsel von Browser und IP-Adresse konnte ich den Flug wieder etwas günstiger buchen. Ob der Reiseanbieter wirklich einen Algorithmus verwendet, um personalisiert den Preis hoch zu treiben, oder ich nur eine zufällige Preisschwankung erlebt habe, lässt sich nachträglich nicht klären. Mein Browser-Wechsel könnte einen solchen Algorithmus ausgetrickst haben oder einfach nur Voodoo gewesen sein. Was bleibt ist der unangenehme Verdacht.

Über Algorithmen und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft wird schon lange debattiert und dabei wurden auch immer wieder Forderungen an den Staat formuliert. So fordert der Sicherheitsexperte Bruce Schneier schon seit Jahren ein Transparenzgesetz für Algorithmen. Vergangenen Montag nahm sich Justizminister Heiko Maas des Themas an und forderte in einer Rede ein „digitales Antidiskriminierungsgesetz“, Transparenz für Algorithmen und eine staatliche Agentur, von der nicht ganz klar ist, was ihre Aufgaben sein sollen. Leider wiederholt er in seiner Ansprache aber auch die Fehler, die bisher in der Debatte gemacht wurden: Er verrührt so unterschiedliche Dinge wie IT-Sicherheit mit den gesellschaftlichen Auswirkungen des Facebook-Algorithmus, Predictive Policing und Scoring-Verfahren wie etwa bei der Schufa. Wenn er Daten in gut und böse sortiert – er nennt da „positive Daten“, die nützen und „negative Daten“, die schädlich seien – möchte man sich mit Grausen abwenden. Man kann dabei aber nicht mehr überhören, dass er mal wieder die alte, unsinnige Floskel bemüht, dass das Internet „kein rechtsfreier Raum“ sein dürfe.

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