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Die ZEIT und Fremdschämen:Was ich in der ZEIT jedoch lesen muss, schlägt dem Fass den Boden aus. Ich schäme mich lesen zu müssen, dass das einzige Problem in diesem Schauspiel ist DASS MEIN RING ZU BILLIG IST. Es ist ein Problem, dass in diesem Land immer noch nicht alle Menschen eine voll akzeptierte Ehe mit allen Rechten schließen dürfen. Es ist ein Problem, dass wir überhaupt heiraten wollen und unsere Privilegien ausnutzen. Es ist ein Problem, dass die Journaille sich im 21. Jahrhundert an einer Verlobung ergötzt. Es ist ein Problem, dass sich viele Menschen selbst einen Verlobungsring für 79 € kaum leisten können. (Die dürfen aber ihrer Meinung schon heiraten, oder ist das auch zu peinlich?) Es ist jedoch KEIN Problem, dass mein Verlobungsring ein vergleichsweise günstiges Exemplar ist.
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In Fäkalgewittern:Vor einiger Zeit etwa hatte ein bayerischer Ministerpräsident eine Geschichte mit Nachwuchs – das hat niemanden allzu sehr überrascht, auch wenn der Mann davor recht katholisch aufgetreten ist. Medien zürnten, das Internet nahm es als natürliche Sache hin. (…) Weniger erwartet hätte man die Trunkenheitsfahrt einer Bischöfin, aber sie zog schnell die Konsequenzen, bevor der Unterschied zwischen Anspruch und Realität zu sehr auffallen konnte. Bei all diesen Stürzen gab es eine gewisse Differenz zwischen zur Schau getragener Moral und gelebter Nichtsoganzethik, aber es war nichts, worüber man sich ereifert hätte. (…) Dagegen kann man sehr gut erklären, was Wulff und Guttenberg (…) aus dem Netz ins Gesicht explodiert ist: Der enorme Unterschied zwischen lauthals verkündeten Idealen und gelebter Bigotterie. Das allein reizt schon, das ist das Material, der sich nachher wieder über die Personen ergiesst.
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Das „man“ ist Präsident:„Ihn jetzt noch schonen, wäre lächerlich! Zu lange mußte ich die Wut hinunterschlingen über des unverschämten Heuchlers Dreistigkeit, der alles hier im Hause durcheinanderbrachte.“
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Das digitale Urheberrecht steht am Abgrund:Ich bin auch davon überzeugt, dass wir kein moralisches Problem haben, wie oft behauptet wird. Die Menschen sehen prinzipiell ein, dass der Künstler, dessen Werke sie herunterladen, von irgendetwas leben muss. Die Menschen sehen aber andererseits nicht, dass das Geld tatsächlich den Künstlern zugute kommt. Ich verstehe die Rechteinhaber, aber sie pokern zu hoch. Sie hoffen, dass die Abschreckungswirkung so stark ist, dass die Nutzer Angst bekommen und deswegen wieder in die Legalität kommen. Aber auch ängstliche Nutzer, die nur deswegen legal handeln, weil sie Angst vor Strafe haben, sind eigentlich nicht das, was wir mit einem verträglichen Rechtssystem erzeugen wollen.
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Datenschutztheater: Die informierte Zustimmung:Das heißt natürlich, daß die Verarbeitung personenbezogener Daten nicht wirklich komplett verboten ist. Sie ist erlaubt, “soweit dieses Gesetz oder eine andere Rechtsvorschrift dies erlaubt oder anordnet”. Das heißt, das BDSG kann sich selber durchlöchern und jedes andere Gesetz kann das auch. Sich selbst erlaubt der Staat also die Verarbeitung personenbezogener Daten, gerne und großzügig, und schön verteilt über alle möglichen Gesetze, sodaß das nicht direkt sichtbar ist, in welchem Ausmaß das BDSG da mit Ausnahmetatbeständen durchlöchert wird.
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Studie – Was Kinder lernen WOLLEN!:Kinder, die ich kenne, WOLLEN doch lernen! Darauf reagieren wir kaum. „Das kannst du noch nicht.“ – „Das verstehst du noch nicht.“ – „Internet ist böse und hält dich vom Lernen ab.“ – „Bitte fass mein Handy nicht an, sonst raste ich aus. Das ist nichts für dich. Wenn du da etwas verstellst, kann ich es nicht mehr benutzen, so schwierig ist die neue Technik. Kind, ich weiß, wovon ich rede.“ Wieso bestehen die abgebrochenen Hauptschüler alle die theoretische Führerscheinprüfung? Wieso gibt es mehr Experten für Dinosaurier als für Kartoffelsorten oder Maler des Mittelalters? Warum interessieren sich Kinder für Planeten und Sterne und nicht für Baumblätter? Warum lesen sie so viel, bis sie zur Schule kommen und Iphigenie treffen?
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