Links der Woche

  • Plündern ist… :

    • wenn Investoren sich in Äthiopien 600.000 Hektar Land krallen und die lokalen Bauern vertrieben werden.
    • wenn immer mehr Menschen im Niedriglohnsektor arbeiten müssen. In Deutschland sind das fast 7 Millionen Leute.
    • wenn die Mieten in Berlin in drei Jahren um 12 Prozent steigen und in Stadtteilen wie Neukölln sogar um 23 Prozent.
  • Der Überwachungsgott ist tot:

    Der Maschinengott der Sicherheit ist hier ganz offensichtlich tot. Gehuldigt wird ihm allenfalls noch durch das Tragen einer Kapuze, aber niemand lässt sich davon abhalten, den Laden zu plündern, zuzuschauen, herumzustehen und das Spektaktel zu geniessen. Die schiere Menge der Straftaten und Vergehen und ihre Ausführung führt vor Augen, wie sicher und ungestört sich die Menge im überwachten Raum fühlt.

  • 50 Jahre Mauerbau: Die Mauer schweigt:

    Ein von sich selbst abgesperrtes Leben? Gemeint ist zum Beispiel dies: wenn man darauf bedacht sein muss, nur rasch zu heiraten, um sich als verheirateter Staatsbürger frühestmöglich für eine eigene Wohnung anmelden zu können, die auf anderem Wege als über die staatliche Wohnraumlenkung nicht zu erlangen ist und auf die man sich auch als Verheirateter wenig Hoffnung machen kann, solang man keine Kinder hat. Weshalb man also mit der allzu früh Angetrauten rasch Kinder zeugt, um einer Wohnungszuweisung doch immerhin in absehbarer Zeit würdig zu sein. Dies sind lebensplanerische Erwägungen, die eines freien Menschen absolut unwürdig sind.

  • Irrational:

    Warum nehmen die rationalen Wissenschaftstheoretiker nicht endlich einmal zur Kenntnis, daß die Praxis höchst irrational ist. Man findet dies in zahlreichen Texten von Einstein, Pauli, Planck, Maxwell, Heisenberg und vielen anderen. Da wird mit einer spezifischen Kristallstruktur als Mandala meditiert, da werden Träume gedeutet und archetypische Gegebenheiten beachtet, da werden freie Erfindungen aus ästhetischen Quellen gemacht, da werden innere Stimmen zitert, die Formel flüstern, und die Wissenschaftstheoretiker nehmen das alles nicht zur Kenntnis.

  • Von der Dienstleistung zum Machtmonopol:

    In meiner naiven Weltsicht dachte ich, dass Bürgeramt, Standesamt, Hausverwaltung und Finanzamt Dienstleister wären, die – wenn auch nicht direkt – aber eben immerhin indirekt von mir bezahlt werden, damit sie mir behilflich sind. Das ist natürlich Humbug! Solche Stellen sind dafür da, mein ansonsten perfekt harmonisches Leben aufzuwühlen und in mir lang vermisste Gefühle wiederzubeleben.

  • Wenn Twitter geht, verschwindet auch die Echtzeit-Gesellschaft:

    Twitter war vom ersten Tag an eine öffentliche Plattform, die sich eher als sichtbare Mikroblogosphäre denn als abgekapseltes Social Network verstand. Das erlaubte uns schon nach wenigen Jahren, die Welt in ihrer Ganzheit zu erfassen. Die Entwicklung führte zur Verschlagwortung der globalen Gefühlswelt. Heute werden weltweit 65 Millionen Tweets pro Tag publiziert: Keine Umfrage, keine Statistik und keine Analyse leistet für soviel für die Transparenz auf der Erde, wie Twitter es tut (und das zudem kostenlos und in Echtzeit). Wir wissen, wo es brennt, wo man protestiert, wo man liebt, wo man wählt und wo man sich unterhält.

  • Der rechte Abschied von der Politik:

    Es ist kein Zufall, dass die Finanzmärkte in den letzten 15 Jahren die Treiber der Politik sind. Vor der Krise wurden sie mit Gefälligkeiten aller Art umworben; nach der Krise mit tausenden Milliarden gerettet; heute sind sie auf der Jagd nach den verschuldeten Rettern. So dass die reichsten Staaten der Welt vor dem Bankrott stehen.

  • Persönlichkeitsrecht = Persönlichkeitspflicht:

    Aber auch Realnamenszwang ist Regelungswut gegenüber dem Kommunikationsfluss. Kommunikations-Akte nur noch zulassen, soweit sie auf bürgerliche Identitäten zurückgebunden werden können, ist Einschränkung der Kommunikations-Freiheit. Den Leuten vorschreiben, wie sie sich zu nennen haben, ist Einschränkung der Kommunikations-Freiheit.