Antwort aufs Bekenntnis

In seinem Blog bekennt Mspro, dass er Atheist ist, dass es ihn aber gleichzeitig anwidert, wie manche Atheisten (speziell Dawkins) sich auf Grund ihres Atheismus intellektuell überlegen fühlen. Das auch, weil seine Bescheidenheit es ihm verbietet, intelligente und gläubige Menschen in seiner Umgebung herabzusetzen; weil sein Sinn für die Unvollkommenheit allen menschlichen Denkens ihm verbietet, seinen (Un-)Glauben für etwas vollkommeneres zu halten.

Ich habe eine ähnliche Geschichte zu erzählen wie er und sie begann auch ungefähr im selben Alter. Ich beschloss nicht wie er, einfach nicht mehr an Gott zu glauben. Vielmehr hatte ich bereits als Kind eine feine Antenne für all die Lebenslügen der Christenmenschen meiner Umgebung. Ich sah Menschen, die mir sehr nahe standen, dabei zu, wie sie an ihrem Glauben leiden. (Das näher auszuführen, wäre mir für dieses Blog zu privat.) Ich sah die inneren Widersprüche im christlichen Glauben: Wie kann ein barmherziger das Leid dieser Welt veranworten? Oder so heimtückisch sein den Menschen, die nichts als mit ein Bischen Glück überleben wollen, eine Falle namens Leben zu stellen, an dessen Ende in brutaler Konsequenz Himmel und Hölle stehen? Wie kann es sein, dass Gott — immerhin oberstes, allmächtiges und gütiges Wesen — sich mit einem Bodenpersonal begnügt, dass machtgeil, verlogen und ausbeuterisch handelt, seine Schäfchen mental wie physisch unter Druck gesetzt und in der Geschichte gerne auch mal gleich ermordet hat? (Ich meine damit übrigens nicht nur irgendwelche vergangenen Päpste, sondern Priester, Nonnen und Religionslehrern, denen ich persönlich begegnet bin.) Wie kann es sein, dass das höchste Wesen auf Erden gleich mehrere Religionen „installiert“, von denen sich jede einzelne im Besitz der höchsten Wahrheit befindet und die übrigen mindestens denunziert, oft genug aber bis aufs Blut bekämpft?

Die Antwort ist ganz einfach. Weil Gott menschlich ist. Weil Feuerbach recht hatte, als er propagierte, dass der Mensch es war, der Gott nach seinem Bilde schuf. Von dort zum Atheismus ist es nur ein ganz kleiner Schritt, den ich allerdings nicht gegangen bin. Ich will hier nicht mit meinem Weltbild langweilen. (Keine Angst, ich glaube an nichts Schlimmes.)

Beschäftigt man sich mit Religion, Geschichte und Philosophie, dann schreit einen die Absurdität allerlei Glaubensinhalte einfach nur an. Tritt ein Mensch einer obskuren Sekte bei, zweifeln wir (in 99% aller Fälle zurecht) an seinem Verstand. Dawkins tut dies in Bezug auf alle Deisten und er führt die Psychologie ins Feld, indem er vom „Gotteswahn“ spricht. Er sieht im Gottesglauben eine Wahnvorstellung, er pathologisiert Religion. Im Grunde tut er dasselbe, was die Anhänger des fliegenden Spaghetti-Monsters auf satirische Weise tun. Folgt man seiner Argumentation, sind Gläubige nicht weniger intelligent, nicht weniger intellektuell und ganz sicher nicht weniger wert, sondern einfach krank und bedürfen in schweren Fällen einer Therapie.

Damit setze ich ganz sicher niemanden herab. Wir alle (mich eingeschlossen) haben jeder unseren ganz indivudellen Knall. Jedem fehlt ein anderes Tässchen. Das ist nicht schlimm, so lange niemand auf die Idee kommt zu sagen: Mein Dachschaden ist besser als Deiner. So lange sich keiner aufschwingt und predigt: Ich, der ich im Besitz des entgültigen und wahren Dachschadens bin, fordere Euch, meine Schäfchen, auf, sämtliche Ü-Ei-Sammler gar grausam dahinzumetzeln. So lange keine Religionsleher den Kindern beibringen, der Satz des Pythagoras sei nur eine Theorie unter vielen. (Stichwort Evolutionstheorie und Intelligent Design)

There is probably no god. Now stop worrying end enjoy yourself.

Mag sein, dass Dawkins ein Eiferer ist. Mag sein, dass er überspitzt und provoziert. Eiferer und Provokanten gibt es jedoch auf allen Seiten. Es ist sein Recht, so zu sein, wie er ist. Quasi sein ganz individueller Knall. Und er soll ruhig weitermachen, so lange nur niemand (bitte auch kein Atheist) wieder auf die Idee kommt, Andersgläubige zu diskriminieren.


2 Antworten zu „Antwort aufs Bekenntnis“