#Drosselkom oder: Wie der Telekom Inklusion und Barrierefreiheit scheißegal sein müssen

tl;dr: Die Drosselungspläne der Telekom machen Behinderten das Leben schwer.

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Gestern habe ich  mir den Stream zum Bundesparteitag der Piraten angeschaut. Sowas läuft auf keinem TV-Sender und interessiert mich weiterhin sehr. Irgendwann gegen Ende kam die Durchsage, dass der Stream mittlerweile ein Datenvolumen von 75 Gigabyte erreicht habe – laut aktuellen Plänen der Telekom hätte ich also ab da den Stream nicht weiter verfolgen können. Das ist durchaus kein Luxusproblem.

Für gehörlose und schwerhörige Menschen ist es nämlich wesentlich einfacher, das Geschehen zu verfolgen, wenn nicht nur Ton sondern auch ein Bild vorhanden ist. Das gilt besonders, wenn Gebärdensprachedolmetscher eingeblendet werden. Die sind bei einem 160-Pixel-Stream im Briefmarkenformat, der auch angeboten wurde, völlig witzlos. Nur weil ich meinen Hörschaden mit Hilfe des Cochlea-Implantates ganz gut reparieren konnte, heißt das noch lange nicht, dass dies für alle Gehörlosen eine Lösung sei – schon aus medizinischen Gründen nicht, völlig unabhängig von der Frage, ob ein Mensch überhaupt ein Implantat eingepflanzt bekommen möchte.

Und es geht ja bei weitem nicht nur um Gehörlose, sondern überhaupt um alle Behinderten, für die eine Reise nach Neumarkt teurer und schwierig und teuer ist – übernachtet mal als Rollifahrer in einer Turnhalle mit hunderten anderer Schlafsacktouristen, nachdem ihr versucht habt, in einem völlig überfüllten ICE unterzukommen. Was sollen solche Menschen tun? Hoffen, dass so ein Parteitag einer Kleinpartei bei T-Entertain übertragen wird? Und denkt mal aus der Gruppe der Behinderten raus an alle Menschen, die aus welchen Gründen auch immer nicht anreisen können. Familien mit Kindern, Alg2-Bezieher, whatever.

Mich ärgert das maßlos, weil ich noch sehr gut weiß, damals in den 90ern, als das Internet mir damals an Taubheit grenzend Schwerhörigem einen neuen Lebensraum eröffnete, der mir gesellschaftliche Teilhabe ermöglichte und mein soziales Umfeld – durch eine Kommunikationsbehinderung stark eingeschränkt – traumhaft erweiterte. Gerade das machte mich zum Netzbewohner.

Die Drosselungspläne sind nichts weiter als eine massive und vollkommen unnötige Einschränkung von Inklusion und Barrierefreiheit in Deutschland und gerade zu ein Schlag ins Gesicht aller Menschen, die durch das Internet ein kleines Bisschen weniger abgehängt sind.

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