Das perfekte Smartphone (gibt es nicht)

Ich mache so ziemlich alles mit meinem Handy, außer es ans Ohr zu halten: SMS, Twitter, Web, Google Maps oder GPS, PDFs und andere Dokumente lesen, Notizen verwalten, Kalender, Kontakte. Nur die Telefonie ist ziemlich unwichtig, und wenn, dann muss ich meine Hörhilfe als Bluetooth-Headset koppeln können.

Unter diesen Vorzeichen wäre ich eigentlich der Smartphone-Typ. Vorletztes Jahr hatte ich mit dem Toshiba G900 schon schlechte Erfahrungen gemacht und es nach kurzer Zeit für ein Nokia N95 wieder verkauft. Windows Mobile ist in der Bedienung ungefähr das frikelligste, das ich kenne. Das extrem hoch aufgelöste Display ist zwar toll zum Betrachten von Webseiten, macht aber Bedienelemente so winzig, dass der Finger nicht reicht und man den Stylus benötigt. Die Bildschirmtastatur lässt sich ebenfalls nicht vernünftig per Finger bedienen: Egal, wie man das G900 nutzt: Man braucht beide Hände. Dass es ein Problem ist, merkt man erst, wenn man eine Einkaufstüte trägt oder sich in der U-Bahn festhält und gerne einhändig SMS schreiben möchte. Es nervt.

Leider hat das (gebraucht gekaufte) N95 den Geist aufgegeben, sodass ich mich erneut auf die Suche nach einem passenden Smartphone gemacht habe. Grundregel: Touchscreen, wenn QUERTZ, dann nur zusätzlich, kein Windows Mobile, mindestens brauchbare Kamera, UMTS/Edge und überhaupt alle Online-Funktionen.

Den Maßstab setzt das iPhone. Kein Gerät ist flüssiger zu bedienen und es bietet genau die Funktionen, die ich brauche. Leider hält die Akku-Ladung keinen ganzen Tag durch, wenn man das Gerät intensiv nutzt. Das geht allen Smartphones so, aber fürs iPhone kann ich keinen Ersatz-Akku im Portemonnaie parat halten. Ebenfalls unschön: Ich wäre auf den Appstore angewiesen und könnte nicht einfach darauf installieren, was ich will, oder gar selber z.B. eine J2ME-Anwendung schreiben. Das hätte ich zähneknirschend noch in Kauf genommen, wären nicht die Folgekosten: Der obligatorische T-Mobile-Vertrag würde meine monatliche Handyrechnung im Vergleich zu O2 glatt verdreifachen – bei gleicher Nutzung. Lifestyle und Sexyness hin oder her: Das muss einfach nicht sein.

Alternativ wird das Nokia N97 sehr beworben: Ebenfalls ein Touch-Screen-Handy, das allerdings noch eine seitlich ausklappbare QWERTZ-Tastatur mitbringt. Das Gerät hat in jeder Hinsicht gute Noten und die wohl umfassendste technische Ausstattung, die man sich wünschen kann, und führt die Bestenliste bei Chip.de an. Ich hatte mich schon darauf gefreut, es zu erwerben, bis ich es im Laden in der Hand hielt und bedienen wollte. Die Benutzerführung ist unpraktisch und inkonsistent. Der Button zum Schließen einer Anwendung ist beispielsweise mal oben rechts, mal am unteren Rand. Besonders schwerwiegend: Der Touchscreen reagierte nicht flüssig (was mich bei Windows Mobile schon genervt hatte). Das ist aber ein Muss: Bei einem Touchscreen gibt es kein mechanisches Feedback wie bei einer echten Taste. Wenn ich klicke oder wische, muss ich die Reaktion des Gerätes sofort auf dem Display sehen. Weiteres kann man in der detaillierten Kritik von Felix Schwenzel nachlesen, die vollkommen meinem ersten Eindruck entspricht.

Bleibt die Android-Richtung wie das G1 oder das HTC Hero. Ich habe mal kurz damit herumgespielt. Es ist sicherlich ein schönes Gerät, aber um es vollständig nutzen zu können, muss ich über Google syncen(*). Und ich bin der Auffassung, dass Google bereits genug Daten über mich gesammelt hat. Ebenfalls angesehen habe ich mir das Blackberry Bold und das Nokia E71. Beide Geräte haben sehr gute Kritiken und mögen auch wirklich gut sein, allerdings wollen meine Daumen einfach nicht zu den winzigen Mini-Tasten der zusammengequetschten QUERTZ-Tastatur passen. Diese Bauform ist einfach nichts für mich. Besser geeignet wäre da schon das Samsung Galaxy oder LG Arena und die vergleichbaren „iPhones für Arme“ dieser beiden Hersteller. Beim durchsehen der Modelle fiel mir auf: Entweder ist Android drin, oder aber die Bedienung via Touch-Screen beschränkt sich auf ein paar Gags und ist allenfalls rudimentär umgesetzt. So hatte ich ein Samsung-Gerät in der Hand, bei dem ich zwar Programme auf Fingerdruck starten konnte, aber nicht per Wischen durch eine Liste scrollen (genaues Modell vergessen).

Mein persönliches Fazit: Alle Smartphones stinken. Leider. Ich bin sehr gespannt auf das kommende Nokia N900, ich hätte Spaß daran, mit einem Open Moko herumzuspielen und ich würde wohl auch gerne ein Palm Pre nehmen, wenn die deutsche Version nicht nach Hause telefoniert. Alle diese Handys kommen jedoch erst in den nächsten Monaten. Ich habe mich schließlich für ein Nokia N86 entschieden. Das ist kein Smartphone, sondern im Grunde nur ein besseres N95. Auf die ersten Tage bin ich äußerst zufrieden damit, wenn man davon absieht, dass ich weiterhin auf einer Zifferntastatur herumhacke. Wie seit 10 Jahren.

(*)Update:

Benjamin hat mit seinem Kommentar recht: Das HTC-Hero ist anscheind das erste „google-freie“ Android-Handy.

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