Do they know it’s Christmas?

tl;dr: Sensationell.

weihnachtsbaeckerei
Foto: aus der Weihnachtsbäckerei

Seitdem Bob Geldorf Campino gebeten hatte, mit ein paar deutschen Künstlern, die gerade Tour/CD/Film/Buch/Universal/ihre Fresse zu promoten haben, eine unglaublich schreckliche Version von „Do they know it’s Christmas“ aufzunehmen, statt einfach zu Spenden aufzurufen, ohne die Welt akustisch zu verpesten, seitdem hat „Last Christmas“ einen noch furchtbareren Nachfolger gefunden, und die Welt ist wieder ein kleines Bisschen schlechter geworden. Aber es gibt einen Lichtblick: Ein paar Berliner Drag Queens haben eine absolut entzückende Version aufgenommen. Wenn Einnahmen erzielt werden, sollen die auch für einen guten Zweck gespendet werden, aber ich finde ja weiterhin: Wer gerade etwas Geld übrig hat, überweist das bitte einfach hier.

Viel Spaß und genießt die Weihnachtszeit.

Der Papst in Berlin: Warum ich heute gegen Joseph Ratzinger demonstriert habe

Ich muss etwas bekennen: Ich bin kein Atheist, kein Agnostiker und kein Anhänger einer Religionsgmeinschaft – meine Ansichten sind einfach nur Privatsache. Mein Bekenntnis: Ich bin ein ganz großer Anhänger der Religionsfreiheit. Ich habe genauso wenig etwas gegen Christen wie gegen Anhänger anderer Religionen oder Atheisten. Wirklich Leute, glaubt was ihr wollt. Es ist mir egal. Ich habe aber ein Problem damit, wie der Katholizismus in Deutschland gegen die Religionsfreiheit verstößt – unter anderem.

Es geht nicht um Hexenverbrennungen, Kreuzzüge oder Galileo Galilei, sondern hier und heute um eine Sexualmoral, die die Menschen psychisch deformiert, krank macht und sie ihrer eigentlich doch nach dem Grundgesetz geschützten Würde beraubt. Der Zölibat ist Ausdruck einer krankhaften Einstellung zur eigenen Körperlichkeit. Ausgerechnet jemand, der noch nie Sex hatte (oder ohne schlechtes Gewissen haben durfte), soll als Seelsorger anderen Menschen bei ihren Gewissensnöten helfen. Homophobie ist ähnlich absurd wie die Angst davor, Freitags Fleisch zu essen. Und Frauen nicht für das Priesteramt geeignet zu halten, ist sexistische Diskriminierung in Reinform.

Das wäre alles noch einigermaßen egal, wenn die Katholiken ein Verein wären, der unter sich bleibt und das Ganze als Privatsache ansieht. Tun sie aber nicht. Kirche und Staat sind in Deutschland verquickt. Ich finanziere als Steuerzahler die Einkommen von Bischöfen, obwohl ich kein Kirchenmitglied bin und keine Kirchensteuer zahle. Ich finanziere Grundschulen, an denen 6jährige Knirpse abgewiesen werden, weil sie die falsche Konfession haben. Ich finanziere Religionslehrer, die Kindern Angst vor ihrer aufkeimenden Sexualität einreden. Ich finanziere Krankenhäuser, die Ärzte feuern, die sich scheiden lassen. Ich will das nicht.

Gegen den Papst zu demonstrieren ist ganz gewiss keine schlechte Gastfreundschaft. Gerade weil die Kirche in Deutschland gesellschaftlich und politisch Macht ausübt, ist es weder borniert noch kleinlich, dem „Staatsgast“ Josef Ratzinger laut die Meinung zu sagen. Er ist als Kirchenoberhaupt und gerade als Staatsgast eben auch Politiker – und zwar einer, der öffentlich Homophobie und Sexismus vertritt. Es muss möglich sein, sich kritisch gegen diese servile Papstbesoffenheit in Medien und Bundestag zu äußern. Jakob Augstein bringt die steile These, Papstkritik sei pubertär und Ethik sei in der Politik nicht gut aufgehoben. Also überlassen wir sie ausgerechnet der katholischen Kirche, die Missbrauchsopfern lieber Schweigegeld zahlt, statt einen Päderasten vor Gericht zu bringen?

Mit dem Alltagskatholizismus habe das alles gar nichts zu tun, sagte mir heute ein Katholik, der sich von mir beschimpft fühlte. Diesen Alltagskatholizismus habe ich aber selber erlebt, wenn z.B. Geschiedene während der Eucharistie sitzen bleiben und sich vor der Gemeinde in Grund und Boden schämen, falls sie sich überhaupt noch in die Kirche trauen. Diesen Alltagskatholizismus habe ich erlebt, als mein Religionslehrer im Unterricht zynische Hasstiraden gegen andere Religionen abließ und meine damals einsetzende Gehörlosigkeit eine Strafe Gottes nannte für meine zweifelsohne mit 14 schon ausgeprägt vorhandenen Sünden. Diesen Alltagskatholizismus habe ich in 1000 weiteren Kleinigkeiten erlebt, die alle zu nennen, an dieser Stelle zu weit führt. Ich hatte schon als Kind genug von diesem Alltagskatholizismus, als ich mir über Zölibat oder Homophobie noch nichtmal im entferntesten Gedanken gemacht hatte. Danke.

Aber gut, das ist 20 Jahre her und woanders mögen sich Katholiken im Alltag liberal geben: Bitte, wenn ihr den Zölibat albern findet und für die Gleichberechtigung der Frau seid, warum seid ihr dann noch nicht in die evangelische Kirche gewechselt? Selbst wenn ihr persönlich Kondome benutzt und nichts gegen Schwule habt, so liefert eure Kirche einen Nährboden für Homophobe, Sexisten und andere Hater. Wenn ihr im Alltag viel liberaler seid und eigentlich doof findet, was Papst und Amtskirche in einigen Fragen so vertreten, warum toleriert ihr das, warum schreit ihr als Katholiken dann nicht am lautesten? Es müsste euch doch viel mehr stören als mich Außenstehenden! Liebe Katholiken, nehmt ihr euren eigenen Papst und seine Lehre nicht ernst oder seid ihr eben doch sexistisch und schwulenfeindlich?

Das Problem, das ich persönlich mit dem Christentum habe, geht etwas tiefer. Ich will das hier nicht weiter ausführen. In a Nutshell: Es ist eine Erlösungsreligion. Der Mensch ist per se schlecht und kann nur durch Jesu Erlösung gut werden. Das ist eine Geisteshaltung, die ich absolut nicht nachvollziehen kann und die in ihrer Implikation zutiefst menschenfeindlich ist, weil sie dem Einzelnen nicht erlaubt, sich frei gemäß seiner Natur zu entfalten. Aber was zählt schon der Einzelne – der Papst hat ja heute wieder den Individualismus beklagt.

Aber das ist nicht mein Problem sondern das der Christen. Also liebe Katholiken: Glaubt! Niemand möchte euch was verbieten, ich am wenigsten! Glaubt an die Trinität und die unbefleckte Empfängnis Mariä! Glaubt, Kants kategorischer Imperativ und der Humanismus seien genuin christliche Werte und ignoriert weiter die antike Geistesgeschichte! Glaubt, euer unsichtbarer bester Freund habe Superkräfte und die anderen unsichtbaren besten Freunde seien Unsinn. Glaubt an intelligentes Design und daran dass ungetaufte Kinder im Todesfall im Fegefeuer gegrillt werden! Glaubt was ihr wollt! Sobald euer Glaube gebietet, sexistisch und menschenfeindlich oder sonst wie unethisch zu sein, werde ich ihn trotzdem scheiße finden und das auch laut sagen.

die ennomane labert – Teil 1: Berliner, geht Wählen!

Ich wollte mal anwenden, was ich neulich auf dem Videocamp gelernt habe und habe heute ein kleines Wahlkampfvideo gedreht und geschnitten. Wie es sich für einen gestandendenen Prokrastinator gehört, am Abend vor der Wahl. Es zeigt mich beim Tee machen. Für die ganz Harten gibt’s Katzencontent.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=aeAomwgKwPg[/youtube]

Der Geiger vor der Eselsbrücke

Wer mich und meine Meinung zum Thema Straßenmusikanten kennt, weiß um meinen inneren Amokläufer. Nur die Tatsache, dass ich mein Gehör bei Bedarf ausknipsen kann, hat bisher schlimmeres verhindert. Allerdings gibt es Ausnahmen. Dieser Geiger hier zum Beispiel. Ich glaube, es war das erste mal, dass ich gleich einen Schein ins Köfferchen legte. Wo ich doch sonst Geiger höchstens dafür bezahle, bitte nicht ausgerechnet an meinem Restauranttisch zu pollutieren.

Aber der hier, mit dem ist das ganz was anderes. Dit is och Balin. Kleinerdrei! Seht selbst:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=pqQC2m5taUw&feature=player_embedded[/youtube]

P.S.: Wenn ihr diesen Artikel flattrt, werde ich ihm die Summe, die dabei rumkommt, ins Köfferchen werfen, falls und sobald ich den Geiger wiedersehe.

Berlin

Vorsicht, Selbstbefindlichkeitsprosa. Ein ganzes Jahr lebe ich heute in Berlin: einen melancholischen Herbst, einen deprimierenden Winter, einen nicht stattfindenden Frühling und einen viel zu heißen Sommer lang. Langsam habe ich kapiert: Berlin ist kein Ort, hat keinen Anfang, kein Ende und kommt nirgends auf den Punkt. Es ist einfach nur ein großes Etwas, in dem Bienentänze stattfinden und Ameisenvölker Meme auf ihre Hügel transportieren. Ein Buch, das Douglas Adams noch hätte schreiben müssen: Hitchhiker’s Guide to Berlin – an Absurditäten hätte es nicht gemangelt. Alles in Berlin ist relativ. Die schönen Ecken relativ hässlich, die Dreckecken relativ schön. Und weil hier alles relativ ist, darf hier auch der letzte Freak sein, was und wie er ist. Für den kleinen Freak in einem selbst ist das sehr tröstlich, auch wenn es kein Zuhause ist. Zuhause aber war noch nie ein Ort, sondern ein Gefühl.