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  • Osama und Stauffenberg (Update)

    Der Deef Pirmasens zeigt sich auf Twitter pikiert. Er empfindet es als Doppelmoral, dass wir die Tötung von Osama bin Laden verurteilen, während, Stauffenberg fürs Hitler-Attentat als Held verehrt wird. Was auch immer Deef uns genau sagen will, Stauffenberg taugt nicht dazu, die Osama-Liquidation zu relativieren. Hier sollte mal ein innerer Kompass rejustiert werden…

    20. Juli 1944 – Hitlers Machtbereich hat sich stark verkleinert, aber es sollte noch neun Monate dauern, bis das Reich zusammenbricht und Hitler sich selbst tötet. Zu diesem Zeitpunkt hatte Hitler noch immer eine gewaltige Militärmaschinerie unter sich. Ihn einfach so zu „verhaften“ wäre einer ausländischen Macht nicht möglich gewesen, allenfalls Putschisten. In dieser Situation ein Attentat zu verüben, kann man auch als Notwehr auffassen. Jenseits des Dilemmas, Menschenleben aufzurechnen, sollte das Attentat schlimmeres verhindern und einen grausamen Krieg beenden. Nicht die Staatsmacht versuchte, ein Attentat zu verüben, verzweifelte Bürger waren es. Wie wir wissen, gab es 1944 kein Ende mit Schrecken, sondern Schrecken ohne Ende.

    2. Mai 2011 – Eine Sondereinheit der US-Armee überfällt ein Anwesen in der Nähe von Islamabad und tötet dort Osama Bin Laden. Bin Laden ist ein lang gesuchter Terrorist und jemand, der vor ein Gericht gestellt werden müsste. Ob Bin Laden zum Beispiel versuchte zu fliehen und beim Versuch erschossen wurde, ist nicht bekannt. Vielmehr spricht die Nachrichtenlage für eine Exekution. Die Einsatzkräfte hatten strikte Order, ihn zu töten, Gefangennahme und Prozess war nicht vorgesehen. Das ganze war von vornherein als Vergeltungsaktion geplant.

    Hier geht es nicht um den Tyrranenmord verzweifelter Bürger aus Notwehr, sondern um die Liquidation durch eine Staatsmacht. Das ist deswegen problematisch, weil sich ein Staat immer an rechtsstaatliche Regeln zu halten hat, wenn er als Demokratie und Rechtsstaat gelten möchte. Man hätte zumindest versuchen müssen, Bin Laden zu verhaften. Das ist ein Versagen der USA als Demokratie und Rechtsstaat, und zwar völlig unabhänig davon, wessen Bin Laden sich schuldig gemacht hat. Präsident Obama enttäuscht: Er trat an mit dem Versprechen, Guantanamo zu schließen. Stattdessen zieht mit dieser Guantanamo-Gedächtnis-Aktion in den Wahlkampf.

    Von Seltsamkeiten wie der Entsorgung der Leiche im See und was das wieder an Verschwörungstheorien auslöst, will ich hier gar nicht weiter reden. Die Aktion diente noch nicht einmal, den „War on Terror“ zu beenden. Im Gegenteil: Überall werden gerade die Sicherheitsmaßnahmen wieder hochgefahren, weil Vergeltungsanschläge der Al Qaida zu erwarten sind…

    Besonders enttäuscht bin ich von Frau Merkel und allen, die diese Liquidation nicht nur bejubeln, sondern sogar finden, deutsche Sicherheitskräfte sollten das auch dürfen. Wenn ich das lese,läuft es mir kalt den Rücken herunter. Das Recht auf Widerstand gegen die Staatsgewalt steht noch heute im Grundgesetz. Das Recht auf Leben, körperliche Unversehrtheit und einen fairen Prozess ebenfalls.

    Update: Mittlerweile heißt es z.B. bei Spiegel Online:

    Erste Berichte, die Seals hätten von Anfang nur einen Tötungsbefehl gehabt, dementieren US-Regierungskreise: Bin Laden sei einzig erschossen worden, weil er sich gewehrt habe.

    Spiegel Online übersetzt woanders im Artikel „killed in action“ mit „im Kampf gefallen“ – man ist bemüht, allem einen Anstrich zu geben, der so militärisch wie möglich ist, um die Frage, ob ein Staat so etwas darf, abzuschwächen. Die Wahrheit schwimmt im Meer. Angeblich waren Obama und sein Stab live dabei – wann zeigen sie uns das Video?

  • Links der Woche

    • Die Glas-Eier der Urzeitkrebse:

      Einige Wassertiere legen Eier, die dank eines chemischen Tricks im ausgetrockneten Zustand lange Zeit überleben können. Wie das im Detail funktioniert ist allerdings erst zum Teil bekannt.

    • Werte und Religion – Dummdreistes theologisches Drohszenario :

      Mit „Gott“ waren und sind massive Menschenrechtsverletzungen erlaubt und teilweise sogar explizit gefordert.

      „Ohne Gott ist alles erlaubt“ ist ein dummdreistes theologisches Drohszenario, das die Privilegien der Religionslobby sichern soll.

    • Und es hat Boom! gemacht:

      Web 2.0/Social Web und Geschäftsmodelle: Die Anzeichen mehren sich, dass die Blase in 12-18 Monaten platzt.

    • Fefe über TomTom:

      Früher haben wir angesichts solcher apokalyptischen Zukunftsvisionen immer gewitzeln, dass wir dann halt in den Untergrund gehen würden, aber überlegt mal, wie viele Optionen man überhaupt noch hat, um zum Untergrund hin zu kommen, ohne dass dabei Bewegungsdaten anfallen. Mitfahrzentrale fällt mir noch ein, oder per Anhalter. Oder natürlich Radfahren, ÖPNV oder Laufen, wenn das Ziel nahe genug liegt. Und es stellt sich natürlich die Frage, wie man dann im Untergrund ohne Telefon und Internet eine Revolution planen soll. Seufz.

    • PostPrivacy das Zeitalter der Faulen und Dummen ?:

      Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn sich jeder im Netz nackig machen kann, wie er will. Aber er möge es nicht den anderen als soziale Regel oktroyieren. Und nicht eine tatsächlich nur von den Profiteuren dieser Daten ersonnene Regel als sozialen Standard definieren.

    • But what do they do with their legs?:

      Julia Sweeney considered herself an enlightened, sex-is-no-big-deal kind of parent. But that was before an innocent question about tadpoles prompted The Conversation

    • Hartz-IV-Regelsatz: Was der Mensch braucht:

      Nachdem der Regelsatz beim ALG II zum 1.1.2011 um ganze fünf Euro angehoben wurde und er damit nach Ansicht vieler Kritiker weiterhin deutlich zu niedrig liegt, legt Lutz Hausstein nun, wie bereits im letzten Jahr, eine neue, ausführliche Bedarfsermittlung vor. Wie auch andere Berechnungen, beispielsweise die des Bündnisses für einen 500-Euro-Eckregelsatz, kommt Hausstein zu dem Ergebnis, daß der aktuelle Regelsatz nicht den tatsächlichen Bedarf deckt und somit den verfassungsmäßigen Vorgaben nicht entspricht.

    • The Last Psychiatrist: What Should Really Be Done For Autistic Children?:

      If the answer is yes— that using the best of the best of all of the world’s resources a child can eventually “lose the diagnosis”— then the terrible question I asked is, does the treatment itself cause even worse damage?

    • Privacy-Code is Law! | ctrl verlust:

      Es entwickelt sich derzeit eine neue Machtasymmetrie, die niemand richtig im Blick hat, weil wir in Sachen Daten noch zu sehr im Sinne von Besitz und Ort – unserer alten geopolitischen Ordnung – denken, anstatt zu verstehen, dass sich alles zunehmend um Zugang und dessen Regulierung dreht. Es geht im Moment darum, dass sich Konzerne und ihre Plattformen als neue Ordnungsmächte im Digitalen etablieren

    • “Die Normalen sind die Kränkesten und die Kranken die Gesündesten” :

      “Die Normalen sind die Kränkesten und die Kranken die Gesündesten. […] Wie glücklich der, der einen Schmerz hat, wenn ihm etwas fehlt. Wir wissen ja, wenn der Mensch keinen Schmerz empfinden würde, wäre er in einer sehr gefährlichen Lage. Aber sehr viele Menschen, also die “Normalen”, sind so angepasst, die haben so Alles, was Ihr Eigen ist, verlassen. Die sind so entfremdet, so Instrumente, so Roboter-haft geworden, dass sie gar keinen Konflikt mehr empfinden. Das heisst ihr wirkliches Gefühl, Liebe oder Hass, ist schon so verdrängt, so verkümmert, dass sie das Bild einer chronischen, leichten Schizophrenie bilden.

    • ad sinistram: Die Kommunikation des Terrors:

      Mit Terroristen kann man nicht verhandeln, nicht reden – das steht gemeinhin fest. Und das stimmt auch. Sie sind nicht besonders beredt. Ein diplomatischer Plausch ist daher eigentlich generell ausgeschlossen. Mit Terroristen kann man nicht reden, gleichwohl der Terrorismus, frei von emotionaler Begutachtung, sehr wohl eine Kommunikationsstrategie darstellt.

    • Stadtkind « … Kaffee bei mir?:

      In einem ähnlichen Dorf wie das, in dem ich lebe, bin ich aufgewachsen. Da lernt man einen ziemlich unbefangenen Umgang mit diesem ganzen Natur- und Draussen-Zeugs. Man weiß, welche wild wachsenden Früchte und Kräuter man essen kann und wovon man besser die Finger läßt. Daß man nichts ganz unten von Sträuchern nimmt, auch keine superleckeren Himbeeren.

    • Das war 1980 « Glumm:

      Und da gäbe es ja noch die Alternative als Springer im OP-Saal. Da hatte man jedes Wochenende frei und bekam sogar eine kleine Zulage gezahlt, weil kein Zivildienstleistender Lust hatte, den Chirurgen das Blut von der Brille zu wischen, während sie gebrochene Hüftknochen aus alten Leuten meißelten und sich untereinander dämliche Krankenhauswitze erzählten.

    • Für einen Euro mehr » Spiegelfechter:

      So kann man als letzendliches Ziel der Ein-Euro Jobs die politische Disziplinierung, Erpressung und Einschüchterung der Arbeitslosen wie der regulär Beschäftigten sehen.

    • Kontrollverlust und “Privatsphäre” | ctrl verlust:

      Postprivacy ist ein interessanter Diskurs, aber er hat eine Macke. Die meisten Dinge, über die wir reden – jedenfalls im Zuge dessen, was ich den Kontrollverlust nenne – lassen sich nur unter äußersten Schwierigkeiten über den Begriff des “Privaten” adressieren.

    • Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: Digitale Sicherheit – Das Recht auf Vernetzung:

      Die Post-Privacy-Theorie geht also von der Annahme aus, eine Welt ohne Datenschutz sei besser, weil sie gesellschaftliche Tabus durch die Veröffentlichung persönlicher Einstellungen, Veranlagungen und Vorlieben aufhebe. Diese Ansicht, so provokant und überspitzt sie auch formuliert sein mag, ist grundfalsch und gefährlich – genau das Gegenteil ist der Fall: Der Grad der Freiheit einer Gesellschaft zeigt sich am Schutz des Einzelnen mit seinem natürlichen Bedürfnis nach Privatsphäre.

    • Schäm dich! — Der Freitag:

      Ich steige jetzt einmal auf mein „feministisches Hohes Ross“ (…) und behaupte, dass all das kein Zufall sein kann! Dass die Vulva „Scham“ genannt wird; dass Labien „Schamlippen“ sind; dass ein Mittel gegen Scheidenpilz mir in der Apotheke als ein Medikament für die Frau feilgeboten wird; dass Sextoys von Frauen diesen „Busted!“-Effekt haben; dass Jungen vor 15 Jahren ihre Onanie zelebrierten, während Mädchen sich damit gegenseitig diskreditierten.

  • Implantat (Foto)

    ioen Text über das Implantat in meinem Kopf schrieb ich recht bald nach der OP. Ich merke nachträglich am Stil, dass ich da noch ziemlich detsch war. Hatte für die kurze Reihung von Hauptsätzen auch ziemlich lange gebraucht. Den wirklich fiesen und lauten Post-OP-Tinnitus haben wir zum Glück innerhalb von 3 Tagen mit etwas Kortison wieder weggekriegt, sodass der Testbild-Ton in meinem rechten Ohr jetzt nicht mehr lauter oder häufiger da ist, als ich es seit Jahrzehnten kenne. Erträglich also.

    Erst bei der Entlassung war ich ich noch schnell in der CI-Sprechstunde und ließ mir nochmal das Demo-Implantat zeigen, um es zu fotografieren. Ich hätte vielleicht etwas anderes als ein weißes Blatt Papier als Unterlage nehmen sollen, aber egal. Hier ist das Foto – auf meinem Monitor ungefährer in „Lebensgröße“:

    Das obere Ende ist etwa so groß wie ein Zweieurostück und sitzt jetzt im Schädelknochen eingebettet hinter meinem Ohr. Wenn der Verband nicht wäre, könnte man es unter der Haut erfühlen. Das untere, aufgerollte Ende steckt in der Cochlea. Dort befinden sich die winzigen Elektroden, die meine Hörnervenenden künftig in verschiedenen Frequenzbereichen reizen werden. Das kürzere Metallende, das da noch zu sehen ist, sitzt übrigens irgendwo anders unter meiner Kopfhaut. Es dient dem Potenzialausgleich, ist also so etwas ähnliches wie ein Erdungskabel.

    Wie schon gesagt: Den Sprachprozessor bekomme ich erst später, wenn alles gut verheilt ist – nämlich am 24. Mai. Den trage ich außen wie ein Hörgerät, wobei er allerdings nicht per Ohrpassstück haftet, sondern magnetisch. Er versorgt das Implantat induktiv mit Energie und Signalen. Das ist übrigens vergleichbar mit den merkwürdigen Geräuschen, die ein sendendes Mobiltelefon manchmal in eingeschalteten HiFi-Anlagen produziert.

    Fassen wir zusammen: Das Implantat ist magnetisch und in der Lage, induktive Signale aufzunehmen. Dinge, die ich also ausprobieren muss, sobald der Verband weg ist: Einen Küchenmagneten oder den Touchstone meines alten Palm Pre hinters Ohr halten sowie meinen Kopf dicht an einen Lautsprecher oder ähnlichen Sender bringen. Bin gespannt, wie sich das dann anfühlt bzw. klingt.

  • Royal Wedding – ich glaube, es hackt (Update)

    Meine Twitter-Timeline wurde heute erwartungsgemäß geflutet von monarchistischen Hochzeitsanteilnahmetweets überwiegend weiblicher Twitterer. OK, haltet mich doch für einen engstirnigen Kleingeist, aber ich verstehe es trotzdem nicht: Wieso blicken die Menschen auf zu diesen Guttenbergs und Windsors. Wieso sind sie freiwillig und auch noch gerne Untertanen? Warum berührt sie eine Hochzeit zweier parasitär auf Staatskosten lebender Hochwohlgeborener so sehr, die sich darüber definieren, besser zu sein als die einfachen Bürger, was nicht nur maßlos arrogant ist, sondern auch faschistoid – beruft sich doch dieses Besserseinwollen auf behaupteter Überlegenheit: besondere Leistung (welche?), die bessere Abstammung (also Quasi-Rassismus) und göttlichen Willen (sic!).

    Warum nur schalten sonst intelligent und nicht ganz ungebildet wirkende Menschen, Demokraten, Normalverdiener, Besserverdienende und Hartz-IV-Empfänger und allgemein Leute, die gelegentlich reich, meist aber arm sind oder für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten haben, den Fernseher ein, wenn diese seltsamen Übermenschen aus einer anderen Epoche heiraten und dafür auch noch umgerechnet über 16 Millionen US-Dollar ausgeben. Ich bin dafür viel angefeindet worden, aber ich bleibe dabei: Wer real oder per TV-Schirm dem Prinzenpaar zuwinkt und vielleicht die eine oder andere Träne dabei verdrückt, will nicht nur Dr. zu Guttenberg zurück sondern würde auch dem Kaiser mit einem Fähnchen winken. Oder dem Führer.

    Wenn es um die „Bild“ geht, schrei(b)en sie (jedenfalls in meiner Timeline) doch auch alle: „Ich glaub, es hackt.“

    Update: Bleibt noch zu erwähnen, dass mehrere Briten von Scottland Yard über die Feierlichkeiten hinweg vorsorglich verhaftet worden waren, weil sie zu Demonstrationen aufgerufen hatten. Da kommt es schon gar nicht mehr darauf an, dass unter den Hochzeitsgästen der eine oder andere arabische Potentat saß, der zuhause gerade aufs eigene Volk schießen lässt

    Update: Bei Nerdcore ist jetzt noch ein Video aufgetaucht, in dem Bilder von der Royal Wedding parallel montiert sind zu den zeitgleichen Polizeieinsätzen gegen Demonstranten in Glasgow. Was mich besonders ärgert: Sogar Facebook hat Anti-Wedding-Seiten und -Gruppen einfach mal gelöscht.

    [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=6pU36AgqBJk&feature=player_embedded[/youtube]

  • @Wilddueck mit Untertiteln

    Der vielleicht wichtigste Vortrag auf der Re:publica 11 war die Rede von Gunter Dueck über das „Internet als Betriebssystem für die Gesellschaft“ und den Folgen des digitalen Wandels, der Dienstleistungen rationalisiert und alle Berufe, die auf Wissensvorsprung basieren, obsolet macht. Wer – wie ich – Mühe hatte, dem Vortrag zu folgen: Julia hat eine untertitelte Version des Videos ausgebuddelt. Leider funktioniert das Einbetten nicht so richtig, also muss man sie sich auf universalsubtitles.org ansehen.

  • Er ist drin

    Er ist drin, der Draht in meinem Kopf. Um ihn da reinzukriegen, fand ich mich gestern im Virchow-Klinikum der Charité ein und wurde heute morgen narkotisiert. Anschließend schnitt man mir ein Stückchen Kopfhaut auf, klappte sie zur Seite und legte so den Schädelknochen hinter meinen Ohr frei. In den Schädelknochen wurde eine Aussparung für den Empfänger des Chochlea-Implantates gefräst sowie ein Kanal richtung Innenohr.

    Das Implantat – ein feiner Draht mit vielen Elektroden dran – wurde durch diesen Kanal bis in die „Schnecke“ geschoben. Noch unter Narkose auf dem OP-Tisch wurden die Elektroden unter Strom gesetzt und meine Hirnströme gemessen – es scheint perfekt funktioniert zu haben. Sagt jedenfalls die Ärtzin, die mich operiert hat. In zwei Tagen oder so wird man mich wahrscheinlich wieder nach Hause schicken.

    Jetzt muss das ganze erstmal verheilen, was unter anderem bedeutet, dass ich mir die nächsten Wochen den Kopf nicht duschen darf und die Nase nicht schneuzen. Hörgerät tragen geht auch nicht; ich muss also erstmal mit dem linken Ohr alleine hinkommen. In etwa 4 Wochen bekomme ich dann den Sprachprozessor, der den Schall einfängt, in ein Signal umwandelt und dieses an das Implantat sendet. Außerdem versorgt das Gerät, das außen hinter dem Ohr getragen wird, das Implantat via Induktion mit Strom. Wäre ja lästig, sich jedes mal für einen Batteriewechsel unters Messer legen zu müssen.

    Das Signal, das dann an meinem Gehirn ankommt, wird zunächst mal anders klingen. Ich werde längere Zeit intensiv hören üben müssen. Ich werde Tage brauchen, um Geräusche auseinander zu halten, Wochen, um Sprache verstehen zu können und Monate, bis ich besser als zuvor höre. Meine Aussichten, in der Sprachaudiometrie statt 30% mal 70-100% zu schaffen, sind sehr gut. Ich bin gespannt.

  • @trawom

    Der pausanias aus Bonn hatte eine tolle Idee: Warum nicht mal einen Twitter-Account anlegen und diesen herumreisen lassen, also von Hand zu Hand und Twitterer zu Twitterer reichen? Gesagt getan: Er legte den Twitter-Account trawom an, was „Travelling without moving“ heißt, schrieb einen Blogpost dazu, in dem er die ganze Geschichte erklärt, und ergänzte diesen durch eine Google Map, wo man sehen kann, wo der Account schon alles war.

    Derzeit bei mir: Also ich mache Oster-Urlaub in @trawom und twittere (fast) nur dort. Ein seltsames Gefühl, diese relativ leere Timeline mit nur einer Handvoll Lieblingstwitterern und weniger als 100 Followern, die das mitlesen. Ich twittere viel ungenierter, etwa wie ein ungehobelter Pauschaltourist auf Malle. Ich nehme die Tweets ganz anders wahr als in meiner übervollen und eigentlich unlesbaren ennomane-Timeline mit mehr als 600 Followees und keinem Plan, wen ich entfolgen sollte, ohne dass es weh tut. Deshalb ist @trawom tatsächlich ein wenig wie Urlaub. Ich fühle mich in diesem Account tatsächlich zugleich wohl und fremd wie in einer Ferienwohnung.

    Montag Abend, bevor ich ins Krankenhaus übersiedele, werde ich den Account weitergeben.

  • Links der Woche

    • Feynsinn » Der böse Plan B:

      Wäre Ökonomie eine Wissenschaft oder wenigstens eine Kunst, hätte sie beizeiten Ideen entwickelt. Sie hätte für möglich gehalten, was zu verdrängen sie sich stets bemüht. Sie hätte einiges verhindern können, was Kulturen an den Rand des Zusammenbruchs führt – oder darüber hinaus. Sie entwickelte sich vorwärts anstatt mit schroffer Ablehnung auf jeden Gedanken zu reagieren, der nicht in ihre Leitsätze passt. Sie wäre gewappnet für das, was noch kommt.

    • Der Preis der christlichen Leitkultur | fxneumann:

      Genau wie für andere Immaterialgüter gilt: Nur wer sie für sich behält, kann sie kontrollieren. Wie jedes Lied Teil der öffentlichen Sphäre wird und damit ständiger Reproduktion und Adaption ausgesetzt ist, wird auch eine kulturelle Praxis unkontrollierbarer Reproduktion und Adaption ausgesetzt. Ostern und Weihnachten, Nikolaus und Engel gehören nicht mehr den Christen oder gar den verfaßten Kirchen: Sie sind Teil des kulturellen Kapitals einer ganzen Gesellschaft geworden, ihre Bedeutung wird von der gesamten Gesellschaft, nicht nur ihres christlichen Teils, verhandelt und produziert.

    • Grenzwert-Ethik | WILD DUECK BLOG:

      Ethik sagt, was wir tun sollen. Optimierung führt an die Grenze des Erlaubten. Wollen wir uns nur an der orientieren? Nicht an der Mitte der Einsicht? Dann werden wir also kämpfen – weil wir zwar andere zu schädigen bereit sind, aber selbst keinen Schaden haben wollen.

    • Kamillenteeverbot und Tomatenboykott: Das böse Heilpflanzenverbot der EU:

      Man könnte das ja fast schon wieder für Satire halten. “Chemische Bomben oder sanfte Naturheilmittel”… ernsthaft jetzt. Alles ist Chemie. Das Zeug aus der Natur besteht genauso aus Atomen und Molekülen wie das, was in einem Labor erzeugt wird. Und die “sanfte” Natur hat jede Menge gefährliche und tödliche Mittelchen zu bieten mit jeder Menge Nebenwirkungen. Im Gegensatz zu den gleichen Stoffen, die von Pharmazeuten für den Einsatz als Medikament optimiert wurden und bei denen man versucht, möglichst wenig Nebenwirkungen zu bekommen. Die Assoziation “Natur=immer gut” und “Chemie=immer böse” ist Unsinn. Egal ob das Zeug jetzt aus dem Wald kommt oder dem Labor: es kann gut wirken und problemlos heilen. Oder uns mit heftigen Nebenwirkungen treffen, krank machen oder umbringen. Es kommt ganz darauf an, was und wie man es einsetzt.

    • Vermögensverteilung – Einkommensgerechtigkeit – Leistungsgerechtigkeit:

      Ein Vorstandsvorsitzender verdient in Deutschland durchschnittlich 156,66 mal soviel wie ein durchschnittlicher Arbeitnehmer. Leistungs muss sich lohnen. Leistet er 156,66 mal soviel wie ein durchschnittlicher Arbeitnehmer? Arbeitet er statt 40 Stunden die Woche 6.266,4 Stunden die Woche? Hat er statt 18 Jahren Schule Studium 174 Jahre Schule Studium absolviert? Ist er 156,66 mal so clever wie die Arbeitnehmer? Ist er 156,66 mal so engagiert wie die Arbeitnehmer?

    • Jakob Augstein: Vergesst die K-Frage!:

      Wenn Steinmeier und Gabriel über Kanzlerkandidaten nachdenken, dann erinnern sie an den Arbeitslosen, der morgens das Haus verlässt und abends zurückkehrt, als wäre alles wie sonst.

    • Die Institution und der Dämon | ctrl verlust:

      1) in Deutschland der so genannte “Wutbürger” und in den USA – deutlicher und radikaler – die Tea-Party-Bewegung. Hier passieren keine direkte Revolutionen – das nicht – aber doch Dinge, die das Potential haben, das System, wie wir es kennen, in ungeahnten Maße zu destabilisieren.

    • Gastbeitrag: Das Mädchen mit den 3 Chromosomen « Quadratmeter:

      Ich wurde als Mädchen mit 3 Chromosomen geboren. Zwei X- und einem Y-Chromosom. Äußerlich macht es sich nicht bemerkbar, außer vielleicht dem Bedürfnis, sich vorm Fernseher am Sack zu kratzen, nach Genuss eines Bieres mit Herzenslust aufzustoßen oder jeden Morgen gähnend vor der Toilette zu stehen, um enttäuscht festzustellen, dass einem die Optionen fehlen und man sich definitiv setzen MUSS.

  • Politische Witzfiguren

    Dass sich die SPD in einer Lose-Lose-Situation aufführt wie ein geköpftes Huhn, legt Michael Spreng in seinem Artikel „Der SPD-Schrecken geht weiter“ dar und findet deutliche Worte, was von Sarrazins „Entschuldigung“ zu halten ist:

    Sarrazins Entschuldigung ist vergleichbar mit der eines Mannes, der einen anderen mit Wucht ins Gesicht schlägt und anschließend sagt, er habe ihm nicht weh tun wollen.

    Man muss sich einmal ganz genau ansehen, was das für ein „Sozialdemokrat“ ist, den die SPD sich aus Angst vor bräunlichen Mitgliedern und Wählern nicht traut, auszuschließen. Ein wahrer Augenöffner hierzu bei Feynsinn, wo einfach mal „Mein Kampf“ mit „Deutschland schafft sich ab“ verglichen wird. Ostern 2011 markiert also das Datum, ab dem die SPD faschistisch und rassistisch denkende Mitglieder offen toleriert.

    Übrigens hat auch Hitler hat mal als politische Witzfigur angefangen.

  • Tanzverbot

    Christentum: Der Glaube, dass ein jüdischer Zombie, der sein eigener Vater war, Ihnen ewiges Leben verschaffen kann, wenn Sie sein Fleisch symbolisch essen und ihm auf telepathischem Wege mitteilen, dass Sie ihn als Ihren Herrn akzeptieren, auf dass er böse Kräfte aus Ihrer Seele entferne, die im Menschen präsent sind, weil eine Frau, die er aus einer männlichen Rippe erschaffen hatte, von einer Schlange überredet worden war, einen Apfel eine Frucht von einem magischen Baum zu essen, was er untersagt hatte.

    Und um Rücksicht auf Leute zu nehmen, die an derlei glauben, ist heute Tanzverbot, welches längst nicht nur das nächtliche Tanzen in Clubs sondern jegliche öffentliche Veranstaltungen untersagt. Wenn Christen einen schlechten Tag haben, müssen alle anderen auch. So etwas nennt man auch passiv-aggressives Verhalten.