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  • Links der Woche

    • Valin über Rechtschreibnazis:

      „Allein schon die Sache mit dem Deppenapostroph. Jeder macht Witze über Deppenapostrophe. Ich habe in meinem dafür leider viel zu langen Netzleben vielleicht drei Leute getroffen, die Witze über Deppenapostrophe ablehnen. Diese ganzen Friseurnamenschilderfotografien! Es gibt nichts einfacheres als Friseurnamenschilderfotografien, um sich in gemeinsamer Überlegenheit und eitler Selbstgefälligkeit über das analphabetisierte, verblödete Subproletariat lustig zu machen.“

    • Benjamin Blümchen schützt den Castor:

      „Warum Geschichten, in denen geld- und machtgierige Menschen durch das gemeinsame Agieren der Bevölkerung auf friedliche Weise dazu gezwungen werden, im Interesse des Gemeinwohls zu handeln, nicht dazu geeignet sein sollen, politisch mündige Bürger/innen hervorzubringen, wird nicht erklärt.“

    • Generation Frau:

      „Was niemand braucht, ist der Stress eines Frauenbildes, das suggeriert, man müsse ständig Leistung bringen: Damit der schicke Beruf, das megaoptimierte Familienleben und der Kampf um Goldmedaillen zu vorzeigbaren Ergebnissen werden. Die neue „Generation Frau“ ist meine Pommesbuden-Besitzerin. Die ist 52, nicht schön genug für ein Citylight, mit einem fetten Tribaltattoo auf ihrem Arm.“

    • 7 Reasons You Aren’t As Smart As You Think You Are:

      „Owning and operating a brain is hard.“

    • Google Glass: Not for the Hearing Impaired:

      „I was told that Glass was not hearing-aid compatible. There were no assurances that EMI wouldn’t be a problem.“

    • Gefahr im Schlafzimmer:

      „Nein, dass seine eigene Frau einmal mit einem Knüppel nach ihm schlagen würde, weil er sich ein Cochlea Implantat hatte einsetzen lassen — das hätte sich Stefan wirklich nicht träumen lassen.“

  • Keine Volksverhetzung

    tl;dr: Haters gonna hate.

    kondom

    Man stelle sich vor, jemand schriebe einen antiklerikalen Artikel. Darin könnte es heißen, die katholische Kirche habe durch ihre Verhütungspolitik Millionen AIDS-Tote zu verantworten, die sie ihrer widernatürlichen Religionsbefriedigung geopfert habe. Es könnte auch drinstehen, dass Christen an einer menschenrechtswidrigen Glaubensverirrung litten und dass die so genannte christliche Nächstenliebe ein egozentrischer Missbrauch von Mitmenschen sei. Argumentativ könnte so etwas darin gipfeln, dass es sich bei vielen Glaubensinhalten um eine pathologische Religionssucht handele, aber als Höhepunkt die Lösung anbieten: Glaube sei heilbar.

    Ein solches Agitieren würde sicherlich von vielen als Volkverhetzung angesehen, da es eine große Bevölkerungsgruppe im Kernbereich ihrer Persönlichkeit angreife. Ganz abgesehen vom §166 StGB. Schriebe ich so etwas, hätte ich ernsthaft Sorge, von einem Gericht verurteilt zu werden. Natürlich schreibt das aber keiner, weil es Unsinn wäre, alle Christen über einen Kamm scheren und die Glaubensfreiheit mit Füßen treten würde.

    Wobei, doch, sowas schreibt jemand: Allerdings muss man im Text erst noch „Christen“ durch „Homosexuelle“ ersetzen, dann bekommt man einen Flyer der „Christlichen Mitte“. Die Verantwortliche ist dafür wegen Volksverhetzung angezeigt worden, das Verfahren wurde aber von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Wer so über Homosexuelle redet, trifft nach Auffassung der Juristen nicht den unverzichtbaren Kernbereich ihrer Lebensführung. Hetze sei das nicht. Kommt ja aus privilegierter, weil christlicher Ecke.

  • Links der Woche

    • Deutschlandradio Kultur Breitband – Die Cyborgs sind unter uns:

      „Wir sprechen mit Enno Park, der dank eines Cochlea-Implantats wieder hören kann und die deutsche Cyborg-Society gegründet hat. Er will sein Implantat jetzt hacken, damit er mehr damit machen kann. Sind offener Programmcode und offene Hardware die Voraussetzung für eine freie Cyborg-Welt?“

    • Schrödinger’s Rapist: or a guy’s guide to approaching strange women without being maced:

      „When I go on a date, I always leave the man’s full name and contact information written next to my computer monitor. This is so the cops can find my body if I go missing. My best friend will call or e-mail me the next morning, and I must answer that call or e-mail before noon-ish, or she begins to worry. If she doesn’t hear from me by three or so, she’ll call the police. My activities after dark are curtailed. Unless I am in a densely-occupied, well-lit space, I won’t go out alone. Even then, I prefer to have a friend or two, or my dogs, with me. Do you follow rules like these?“

    • Piraten oder nicht:

      „Problematischer sehe auch ich den innerparteilichen Umgang, der sich nur sehr schleppend verbessert und der uns schon viele gute Leute gekostet hat. Obwohl das Wahlprogramm der Partei explizit emanzipatorisch, anti-rassistisch, anti-sexistisch usw. ist, ist nicht zu leugnen, dass es eine laute Minderheit unter den Mitgliedern gibt, die das alles ganz und gar nicht ist. Und diese Minderheit darf immer noch viel zu frei agieren und hat damit viel zu viel Einfluss.“

  • Links der Woche

    • 23andme: Wie ich für todkrank erklärt wurde und mich wieder gesund debuggte:

      „Vor wenigen Wochen gab es jedoch plötzlich ein Update in einem Erbkrankheiten-Report. Ich klickte auf den Link und ein Hinweis poppte auf. Bei brisanten Befunden wird man aufgefordert zu bestätigen, ob man das wirklich wissen will. Ich klickte auf OK und wurde weitergeleitet.“

    • Väter gegen Mütter:

      „Die Weichen für diese traurigen Rosenkriege werden zu einer Zeit gestellt, zu der viele an Trennung noch gar nicht denken. In dem Moment nämlich, in dem wir in die Geschlechterrollenfalle tappen. Und das passiert den allermeisten Paaren. Weil, dritte Erkenntnis: Die Politik immer noch versagt, wenn es darum geht, Gleichberechtigung in Familien- und Arbeitsleben zu unterstützen.“

    • Kinder, Karriere und Leben – Ein Plädoyer gegen die Angst:

      „Seit Beginn der ersten Schwangerschaft erreichen mich Sätze und Fragen, die Entscheidungen zu unserer Familienplanung in Frage stellen, kritisieren, wenn nicht offen angreifen. Die Gestaltung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist (leider) immer noch keine persönliche Entscheidung, deren gleichwie gestaltetes Ergebnis Akzeptanz hervorbringt, sondern immer noch eine, bei der „die Gesellschaft“ mit spricht. „Die Gesellschaft“ sind Verwandte, Freunde, Kollegen, Vorgesetzte und öffentliche Meinungen.“

    • Über Privatsphäre im Internet:

      „Wer viel im Internet unterwegs ist, weiß: E-Mails sind nicht geschützt, ihr Versand gleicht dem einer Postkarte, die von jedem mitgelesen werden kann, der auf dem Weg vom Sender zum Empfänger zufällig einen Blick darauf wirft. Die Struktur des Internet war von Anfang an auf Offenheit ausgelegt. Private Räume kann man darin schaffen, aber man muss das selbst tun und sie entsprechend sichern. Viele Firmen machen das schon lange, sie verwenden etwa abgeschottete Intranets und gestatten von außen nur einen gesicherten Zugang via Virtual Private Network.“

    • Prism und eine düstere Post-Privacy-Prognose:

      „Die Chance der offenen Daten sich horizontal zu vernetzen, so geht eine gängige These zur Post-Privacy, werde sich so nützlich und politisch mächtig erweisen, dass die Leute sich auf Dauer entscheiden, öffentlich zu leben.“

  • Icke inna brand eins

    tl;dr: In der neuen „brand eins“ ist ein Portrait über mich. Kauft das Heft mal, aber nicht wegen mir.

    brandeins

    Heute liegt die neue „brand eins“ in den Kiosken. Darin gibt es schöne Portraits über Christoph Kappes, Meike Lobo, Sylvia Oberstein, Patricia Cammarata und mich. Deswegen muss keiner das Heft groß kaufen – lest lieber die gleich die betreffenden Blogs! Die Portraits stehen unter der Überschrift „Bloggen weil man muss“ und sind Teil des Großthemas Privatsphäre. Den Anfang macht ein sehr guter Artikel über das Spannungsfeld zwischen Postprivacy und und dem Wunsch nach Privatsphäre. Es folgt die unvermeidliche Anleitung  für Aluhüte, sich im Netz zu schützen. Ich halte das in der Form für zu aufwändig und einen Kampf gegen Windmühlen, aber der eine oder andere Tipp ist sicher nützlich, schließlich denke ich, dass wir zwar anerkennen sollten, dass das Internet „open by design“ ist, was uns aber nicht daran hindern sollte, mit technischen Hilfsmitteln wie Verschlüsselung Refugien der Vertraulichkeit zu schaffen, wo wir sie benötigen.

    Wirklich gut ist auch der Artikel über Big Data, der das Narrativ vom bösen Algorithmus mal vom Kopf auf die Füße stellte und klarstellt, dass das statistische Bearbeiten riesiger Datenberge durch gr0ße Rechner vor allem dem (wissenschaftlichen) Erkenntnisgewinn dient. Hier hätte ich mir noch die Aussage gewünscht, dass die verwendeten Algorithmen meist nur statistische Wahrscheinlichkeiten und Korrelationen produzieren, die wir nicht mit Tatsachen verwechseln dürfen. Erst wenn man letzteres tut, landet man gedanklich beim dystopischen „Nr. 2“ à la Schirrmacher. Bedenklich auch immer wieder die Haltung, Daten ausschließlich als Gefahr (zum Beispiel fürs Verhältnis zum Arbeitgeber oder in Liebesbeziehungen) zu sehen. Dabei wäre es viel gesünder, wenn wir erkennen, dass wir alle mal auf einer Feier besoffen sind oder fremdgehen. Für viele Menschen eher kein Rezept für hier und heute, solange sie ökonomischen und gesellschaftlichen Zwängen unterworfensind, aber eine nachdenkenswerte Vision für die sehr viel mehr spricht, als der 1984- und volkszählungssozialisierte Mensch zunächst denken würde.

    Dennoch ist das ganze gar nicht mal so unausgewogen: Der laufende Diskurs, jedenfalls, wird im Heft schön zusammengefasst.

    Update: Das Bloggerportrait gibt es jetzt auch online.

  • Hitchhiker’s Guide to Feminism (Teil 1 oder Einleitung oder so)

    tl;dr: Ich habe vermutlich Langeweile und will ein paar Maskutrolle ärgern.

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    Dem Feminismus begegnete ich früher mal mit Schulterzucken und leichter Ablehnung. Ich empfand ihn als gestrig. Was Feminist_innen beklagen, entsprach einfach nicht meiner Lebensrealität. Ich bin doch gar nicht frauenfeindlich, möchte doch selber Gleichberechtigung. All die Anklagen und Vorwürfe: das kam in meinem Alltag nicht vor und klang bisweilen hysterisch. Es überrascht mich nicht, wenn Männer (und Frauen) deshalb mit Abwehrhaltung reagieren. Dazu noch den einen oder anderen ZEIT-Artikel über fehlende männliche Vorbilder in Grundschulen voller weiblicher Lehrerinnen oder Väter, die für das Recht kämpfen müssen, ihre Kinder zu sehen – und fertig ist der Maskulist und und vielleicht gar Frauenfeind.

    Dieses Schicksal ist mir zum Glück erspart geblieben. Irgendwann fing ich an, mich am Rande mit Feminismus zu befassen (sehr hilfreich dabei: das Blog „Aus Liebe zur Freiheit“ von Antje Schrupp). Schuld war der Eintritt in die Piratenpartei und der dort immer wieder aufflammende Streit um Feminismus. Ihm wurde eine Ideologie des „Postgender“ entgegengesetzt. Unterschreibe ich sofort: Es ist toll, wenn wir uns alle gegenseitig einfach wie Menschen behandeln, ohne auf das Geschlecht zu schauen. Der Witz ist nur: Genau das wollten die Feminist_innen von Anfang an: Gleichberechtigung und Gleichbehandlung. Postgender ist also eine Nebelkerze. Meiner Erfahrung nach wird sie von Maskulisten und Antifeministen benutzt, um ihr frauenfeindliches Weltbild zu verschleiern, und von wohlmeinenden Menschen aufgegriffen, die Feminismus mit Männerhass verwechseln.

    Die Heftigkeit, mit der Feminist_innen in der Piratenpartei bekämpft wurden, hat mich erst so richtig auf das Thema aufmerksam gemacht. Da passierte etwas, was in meinem Alltag sonst nicht vorkommt. Das war kein politischer Diskurs: Maskulisten zogen sämtlicher Register von Beleidigung bis Trollerei, um Femnist_innen oder oft auch einfach nur Frauen zu mobben. Keine Anspielung auf Äußerlichkeiten wie Kleidung oder Brüste war zu plump, um nicht vom irgendwem getätigt zu werden. Viele Piraten erschienen mir weniger postgender als vielmehr pubertär. Das vergiftete Klima war sogar Anlass für meinen vorübergehenden Austritt: Ein Admin baute ungefragt einen Filter in die Kommuniaktionskanäle ein, der automatisiert gegenderte Formen wie das „*“ durch die maskuline Form zu ersetzt. Dabei ist gegenderte Sprache nichts weiter als der Versuch, tatsächlich „postgender“ zu sein und Menschen sprachlich nicht mehr nach Geschlecht zu unterscheiden, wo dies nicht nötig ist.

    Ein beliebtes Sujet im unnötigen Piratenkrieg der Geschlechter ist das Schimpfwort „Sexist“. Der scheint oft von Leuten zu kommen, die gar nicht so genau wissen, was Sexismus eigentlich ist. Sexismus hat nichts mit Sex zu tun. Es geht nicht darum, ob irgendwelche Darstellungen, z.B. in der Werbung, zuviel Sex enthalten, sondern darum, dass Menschen nach ihrem Geschlecht (Englisch: „sex“) unterschiedlich dargestellt oder behandelt werden. Wenn irgendwo ein „Sexistische Kackscheiße„-Aufkleber drauf ist, dann weil Frauen abwertend dargestellt werden. (Ich weiß, das ist eigentlich Allgemeinbildung, aber die Erfahrung nötigt mich, das an dieser Stelle nochmal klar zu sagen.)

    In die Realsatire gleitet die Debatte immer dann ab, wenn Maskulisten behaupten, Feministen seien ja selber sexistisch, wenn sie ihre Forderungen formulieren. Das ist wirklich lustig, denn feministische Forderungen zielen ja auf Gleichbehandlung, also auf die Vermeidung von Sexismus, während das Auftrennen in Maskulisten und Feministen nur neuen Sexismus produziert.

    Ja, (Karriere-)Männer müssen um ihre Jobs bangen, wenn Frauenquoten zu erfüllen sind. Eigentlich ist das nur ein Verlust von Privilegien, die ihnen aufgrund ihres Penis zuerkannt wurden, aber Maskulisten wittern Diskriminierung: Schließlich seien die Frauen ja selber schuld, wenn sie nicht genauso hart an ihrer Karriere und Qualifikation arbeiten. Dabei übersehen sie, dass es die gesellschaftlichen Umstände sind, die Frauen genau das erschweren. Muss man sich mal klar machen: Frauen seien also selber schuld, dass sie weniger erfolgreich Karriere machen als Begründung dafür, es Frauen zu erschweren, Karriere zu machen. Ihr merkt es selber, oder?

    Oft wird gesagt, Frauen wählen die falschen Jobs und entscheiden sich dann im Zweifel für ihr Kind und Teilzeit. Ich glaube nicht mehr, dass das am XX-Chromosom liegt, sondern eher an der Sozialisation. Barbie-Puppen und Action-Figuren, Pferdezeitschriften und Mickey Mouse, Spielekonsole und Schminkregal: Die Gesellschaft gibt sich wirklich viel Mühe, uns die Rollenbilder anzuerziehen, die wir eigentlich doch überwinden wollen. Ein Stück weit ist die Einstellung zum Feminismus sicher auch eine Altersfrage. An Schulen und Unis sind Frauen etwa gleich erfolgreich (je nach Fach), an die berühmte Gläserne Decke stoßen sie erst, wenn sie im Berufsleben stehen und vielleicht auch noch Kinder haben. Die meisten merken das erst so richtig, wenn sie über 30 sind und viele Leute in meiner Umgebung sind mit zunehmenden Alter feministischer geworden.

    Eigentlich wollte ich über einen tendenziösen FAZ-Artikel schreiben, über Rape-Culture, Victim-Blaming und vielleicht noch über Kachelmann. Aber diese „Einleitung“ ist so lang geworden, dass ich sie erstmal so stehen lasse. Die Tage dann.

    Update:

    P.S.: Noch so eine Plattitüde kleiner Geister: Feminismus sei ja für Frauen, sonst würde er nicht so heißen. Der Name kommt daher, dass zu Zeiten der Frauenrechtsbewegung Frauen so krass diskriminiert wurden, dass er sich zwingend ergab. Wer denkt, Feminismus sei „Anti-Männer“ sollte sich das ganze nochmal in Ruhe bei einem Glas Bier erklären lassen.

    P.P.S.: Spannend ist, dass das Postgender-Konzept aus dem Cyborg-Manifesto stammt. Die Visionäre waren der Ansicht, wenn wir unsere Körper modifizieren, können wir auch unser Geschlecht modifizieren. Das ist aber nicht „Postgender“ sondern eher „Postsex“. Klingt für viele nicht so erstrebenswert, daher der Begriff Postgender. Heute bezieht er sich auf das soziale Geschlecht.

    P.P.P.S.: Ein schöner Zufall ist, dass mein Blog „Die Ennomane“ heißt, obwohl ich männlich bin. Ich mag dieses Spiel mit Geschlechterzuordnungen. Als der Name entstand, hatte ich damit aber noch nichts am Hut. Das Möbelstück im Logo heißt halt „die Ottomane„. Und ich eben nicht Otto sondern Enno.

  • Links der Woche

    • Kinect hilft, Gebärdensprache zu verstehen:

      „Der zweite Modus, der „Communication Mode“ erlaubt die bidirektionale Kommunikation zwischen einer hör- oder sprechbehinderten Person und einer nichtbehinderten Person. Dafür wird ein animierter Avatar eingesetzt. Die nichtbehinderte Person gibt einen Satz über eine Tastatur ein, den der Avatar in Gebärdensprache umsetzt. Die behinderte Person kann daraufhin in Gebärdensprache antworten, die das mit Kinect ausgestattete System wiederum erkennt. So kommt ein Dialog zwischen Behinderten und Nichtbehinderten zustande.“

    • Hunde werden Cyborgs…oder Cydogs?:

      „Hundebesitzer geben gerne Kommandos: “Sitz”, “Komm”, “Platz”, “Beiss!” oder “Mach Männchen!”. Was wäre, wenn Hunde ihrerseits Herrchen und Frauchen etwas in verständlicher Sprache mitteilen könnten? Bald dürfte das der Fall sein: Cyborg-Technologien machen nicht nur Menschen schlauer, auch Tiere.“

    • Wenn Angela Merkel Kassiererin im Supermarkt wäre:

      „Es ist gar nicht so leicht, die Methode zu greifen zu bekommen, mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel — wie vergangene Woche in der »Zeit« zum Abhörskandal — nichts sagt.“

    • Frauen „wissen” weniger von Politik – aber von welcher?:

      „So entstand natürlich ein feiner Zirkelschluss: Die Medien berichten vor allem über das, was Männer tun und was Männer interessant finden, dann wird das, worüber die Medien berichten, für das relevante Wissen über Politik gehalten und zur Grundlage für Fragen gemacht, die dann – Überraschung! – Männer “richtiger” beantworten als Frauen.“

    • Zum Freispruch für George Zimmerman:

      „Trayvon Martin hat seinen Vater besucht. Er war einkaufen und wollte sich auf den Heimweg machen. Sein Stalker hat ihn erschossen. Und der Rechtsstaat findet: Alles richtig gemacht (…oder zumindest nichts so falsch, dass es eine Konsequenz benötigte). Das ist institutionalisierter Rassismus und seine Konsequenz: nicht-weiße Menschen sind weniger wert als weiße.“

    • Changing The Creepy Guy Narrative:

      „It is the narrative of how men hit on women in public places.  A tired old story if ever there were one.  A story where consent is not a character we actually ever meet, and where the real antagonist is not a person, but rather the way she has been socialized to be polite, to be civil, to not be “such a bitch“….no matter how much of a Douchasauras Rex HE is being about not picking up the subtle clues. Yes, a human being might fill the role of the immediate obstacle—and in doing so personify the larger issue, but the careful reader of this tropetastic narrative knows the real villain is the culture that discourages her from rebuking him in no uncertain terms lest she be castigated.“

  • Privatsphäre im Internet: Wie auf dem Dorf

    Wer viel im Internet unterwegs ist, weiß: E-Mails sind nicht geschützt, ihr Versand gleicht dem einer Postkarte, die von jedem mitgelesen werden kann, der auf dem Weg vom Sender zum Empfänger zufällig einen Blick darauf wirft. Die Struktur des Internet war von Anfang an auf Offenheit ausgelegt. Private Räume kann man darin schaffen, aber man muss das selbst tun und sie entsprechend sichern. Viele Firmen machen das schon lange, sie verwenden etwa abgeschottete Intranets und gestatten von außen nur einen gesicherten Zugang via Virtual Private Network.

    Weiterlesen bei Jungle World

  • Links der Woche

    • protestwahl:

      „klar gibt es neben den bürgerrechten andere wichtige themen. aber das misstrauen der parteien gegenüber ihren wählern und nicht-wählern, also gegenüber den bürgern, hat in den letzten 30 jahren so dermassen zugenommen und die rechte der schwächeren glieder im staatgefüge so enorm geschwächt, dass es mir unlogisch erscheint diesen menschen und parteien vertrauen zu schenken.“

    • Gamechanger Hilflosigkeit:

      „Die sich gerade abzeichnende Hilflosigkeit gegen Prism und co. ist der Gamechanger, der nicht unterschätzt werden darf. Alle Datenschutzerklärungen sind auf einen Schlag null und nichtig. Alle Datenschutzgesetze sehen ab nun an aus wie Hohn. Und wie will man den Bürgern in Zukunft erklären, dass es wichtig ist, gegen die Vorratsdatenspeicherung auf die Straße zu gehen, wenn jeder weiß, dass die NSA eh zuhört?“

    • War was?:

      „Die Kanzlerin bedient sich der bekannten Beschwichtigungstaktik. Interessant ist zunächst, dass sie von PRISM & Co. nichts gewusst haben will. Begründung: Für die Koordination der Geheimdienste gebe es einen eigenen Mitarbeiter im Kanzleramt. Das provoziert nun wirklich die Frage: Ist eine Kanzlerin up to date, die sich nicht mal ansatzweise damit zu beschäftigen scheint, was die Geheimdienste so machen – und wie die deutsch-amerikanische Freundschaft mittlerweile konkret ausgestaltet ist? Schwer vorstellbar, wo doch gerade Frau Merkel als pedantisch und interessiert gilt. Mir drängt sich eine ganz andere Erklärung auf: Die Kanzlerin lügt uns ins Gesicht, wenn sie sich unwissend stellt.“

    • Wie Copyright Bücher und Musik verschwinden lässt: Studie von Paul Heald:

      „Im März vergangenen Jahres veröffentlichte der US-amerikanische Copyright-Forscher Paul Heald Ergebnisse einer laufenden Untersuchung über die Verfügbarkeit von Büchern bei Amazon, die eindrucksvoll die sogenannte “Lücke des 20. Jahrhunderts” illustrieren: Die Länge urheberrechtlicher Schutzfristen von 70 Jahren nach dem Tod des Autors führt dazu, dass ein großer Teil der Werke schon bald gar nicht mehr verfügbar ist, weil sich deren kommerzielle Verwertung nicht mehr lohnt.“

  • Mail verschlüsseln: Hier ist mein Key

    tl;dr: Seine E-Mail nicht zu verschlüsseln, ist grob fahrlässig, schon ganz ohne Prism. Hier ist mein GPG Public Key.

    keys

    GPG nutze ich schon lange. Vor Jahren habe ich meine Kollegen auf der Cebit damit genervt, doch bitte den Heise-Stand aufzusuchen, um sich Keys erzeugen zu lassen, um einen Keyserver aufzusetzen. Wirklich durchgesetzt hat es sich nie: GPG habe ich immer nur eingesetzt, wenn es um den Austausch vertraulicher Information ging, und selbst da selten durchgängig, weil die wenigsten meiner Gesprächspartner ihre Mails verschlüsseln, was gerade auch im geschäftlichen Verkehr erschreckend naiv erscheint. Das ist reine Bequemlichkeit, denn wenn es erstmal funktioniert, dann auch unproblematisch.

    Dabei brauchen wir gar nicht die ganz große Kanone „Prism“ aufzufahren. Gerade auch im geschäftlichen Bereich reicht es, dass ein Mitarbeiter der beteiligten Firmen mit Zugriff auf die Mailserver Daten abfischt – zu welchem Zweck auch immer. Unverschlüsselte E-Mails gleichen immer schon einer Postkarte. Jeder, dessen Weg sie zufällig kreuzt, kann einen Blick drauf werfen. Auf Twitter schrieb ich gerade, nicht zu verschlüsseln sei damit vergleichbar, seine Haustür nicht abzuschließen, und bekam eine Reihe seltsamer Antworten. Dass es darum ginge, in einer Welt leben zu können, in der man seine Haustür nicht abzuschließen brauche. Dass immer noch diejenigen die Verbrecher seien, die einbrechen, und nicht diejenigen, bei denen eingebrochen wird. Ja bestreitet das denn jemand? Einer hat meinen Tweet sogar mit der Aussage verglichen, dass Frauen an Vergewaltigungen selbst schuld seien, wenn sie zu leicht bekleidet sind. Ja geht’s noch?

    Es geht beim Verschlüsseln nicht darum, vor Prism zu resignieren (auch wenn uns wohl derzeit nicht viel anderes übrig bleibt), sondern darum, Privatsphäre in einem öffentlichen Raum zu schaffen. Dass das Internet ein öffentlicher Raum ist, scheinen viele immer noch nicht so recht begriffen zu haben. Wir hinterlassen permanent Datenspuren, die an verschiedenen Stellen zusammenlaufen und aggregiert sehr vieles über uns verraten. Daran können wir nichts ändern, es sei denn, wir verzichten auf die Segnungen des Internet. Das Internet ist jedoch eine einzige, riesige Datenkopiermaschine, eine Anti-Privatsphäre-Maschine. Das beginnt schon damit, dass wir Daten schriftlich hinterlassen, die uns später unter die Nase gerieben werden können, auch wenn wir sie auf Facebook als vermeintlich „privat“ posten. Es führt also kein Weg drum herum, sich im Internet wie in einem öffentlichen Raum zu verhalten. Ich finde es auch nicht besonders problematisch: Stichwort Post Privacy. Ich glaube immer noch, dass eine Gesellschaft, die es lernt, mit offenen Daten umzugehen, eine bessere wird, weil sie zur Toleranz gezwungen ist.

    Trotzdem brauchen wir Privatsphäre. Bestimmte Dinge verraten wir eben nicht so gerne der Öffentlichkeit, und das aus ganz individuellen Gründen und Ängsten heraus. Der Postprivacy-Ansatz ist da durchaus richtig: Dass wir Angst davor haben, etwas öffentlich zu machen, ist ein Indikator für einen gesellschaftlichen Missstand, der diskutiert und behoben werden muss. Allein: Der „bessere Mensch“ erzieht sich nicht von heute auf morgen und wahrscheinlich nie. Das zeigt sich schon anhand von Daten, die man gar nicht effekt geheim halten kann, zum Beispiel Geschlecht und Hautfarbe. #Aufschrei ist nur ein Beispiel. Selbstverständlich gibt es Information, die besser vertraulich behandelt werden sollte und vor allem: Wir müssen respektieren, wenn unser Gegenüber eine Information als vertraulich ansieht, selbst wenn wir das – ganz post privacy – nicht so sehen.

    Nicht jeder kann in den Dingen, die ihm oder ihr peinlich sind, immer Avantgarde sein. Das übersteigt unsere Kräfte. Aber auch Firmen, Behörden und Organisationen, die mit vertraulicher Information umgehen müssen, benötigen vertrauliche Kommunikation über das Internet: Sie operieren seit über 10 Jahren in abgetrennten und geschützten Intranets. Wer von außen rein will, benutzt einen VPN-Tunnel. In der Piratenpartei war ich sowieso gezwungen, meine Mails zu verschlüsseln, als ich mit Mitgliederdaten arbeiten musste, die in ebenso verschlüsselten Containern auf meinem Rechner liegen. Niemand wird bestreiten, dass diese Daten geschützt werden sollten.

    Wir müssen uns also selber darum kümmern, im öffentlichen Raum Internet eine künstliche Privatsphäre nach unseren Bedürfnissen zu schaffen. Zum Beispiel können wir vertrauliche Mails verschlüsseln. Dann kommt die NSA zwar immer noch an die Meta-Daten („Wem habe ich wann gemailt?“), aber es geht hier auch nicht so sehr um Prism, Vorratsdatenspeicherung & Co., sondern um den Austausch privater Daten.  GPG nutze ich schon lange und es hat den Vorteil, dass sich kein Anbieter wie z.B. Microsoft  oder DE-Mail einklinken kann, wenn wir uns selber um die Verschlüsselung kümmern. Alles was du brauchst, ist Verschlüsselungssoftware und ein Private Key und einen Public Key. Mit dem öffentlichen Public Key können Leute Mails verschlüsseln, die nur du mit deinem Private Key entschlüsseln kannst. Unter Mac OS X ist es heute geradezu blödsinnig einfach, mit GPG Mail loszulegen.

    Versäumt habe ich bisher, meinen Public Key zu veröffentlichen. Das sei hiermit nachgeholt. Und wer das alles für Raketentechnik hält, findet im Netz zuhauf Tutorials für sein Lieblingsbetriebssystem oder besucht eine der vielen Kryptopartys. 100%ige Sicherheit gibt es zwar nie, aber wir sollten wenigstens so emanzipiert mit dem Internet umgehen können, dass wir in der Lage sind, unsere virtuelle Haustür zu verschließen. (Der nächste Schritt wird sein, endlich Owncloud zu installieren und zu nutzen. Habe ich monatelang vor mir hergeschoben. Aus purer Faulheit.)