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  • Links der Woche

    • Twitter versetzt Finanzalgorithmen in Panik – Spektrum der Wissenschaft:

      “Eine einzige Twitternachricht vernichtete an diesem Tag vorübergehend Werte in Höhe von 136 Milliarden Dollar, weil sie automatische Handelsprogramme zum Verkaufen von Aktien animierte.“

    • Warum wir Überwachung nicht verhindern werden, wenn wir nicht etwas anderes grundlegend ändern…:

      “Cory Doctorow erklärte – ebenfalls auf der re-publica – warum wir den Kampf gegen Überwachung verlieren werden. Ein wichtiger Punkt (von mehreren): Menschen sind misstrauisch. Sie wollen zwar selbst nicht überwacht werden, aber sie sagen im gleichen Atemzug, dass es leider nötig ist, alle anderen zu überwachen.“

    • Eine neue Netzerzählung – connected:

      “Die Versprechen der Vergangenheit sind nicht eingelöst: Mehr Information hat weder mehr Wohlstand gebracht noch bestehende Macht ernsthaft in Frage gestellt. Im besten Falle wurde ein alter Gatekeeper durch einen neuen ersetzt. Der tief im Digitalen Dualismus verankerte Glaube, das Netz würde die Strukturen der „alten Welt“ hinwegfegen, hat sich ebenso wenig bewahrheitet wie die Chimäre, das Internet wäre kein kapitalistischer Raum und nicht den Mechanismen solcher Räume unterworfen.“

    • Irgendwas stimmt mit Rechtsstaat nicht!:

      “Der Bürger wurde vom geschützten und unterstützten Mitglied der Gesellschaft zum mutmaßlich betrügerischen Bittsteller.”

    • Plattformprivacy:

      “Plattformprivacy ist nach oben offen (Facebook, Staat, Geheimdienste) und zu den Seiten geschlossen (Privacysettings). Das reicht den meisten Menschen, denn im Gegensatz zur Datenschützer-Szene war für sie Privacy nie ein Selbstzweck, sondern immer Tool zur alltäglichen Lebensführung. Deswegen war die Privatsphäre gegenüber der eigenen Mutter schon immer wesentlich wichtiger, als die gegenüber der NSA. Plattformprivacy ist die Zukunft der Privatsphäre und gleichzeitig eine Datenmonopolisierung weit größeren Ausmaßes, als wir es uns haben vorstellen können.”

    • Seit 2013:

      “Warum ich auf YouTube Musik covere: Ich covere gelegentlich Musik. Das passiert unregelmäßig, aber es passiert. Eigentlich würde es mir reichen, die Songs als Audio aufzunehmen und auf Soundcloud oder einem ähnlichen Dienst für Audiodateien hochzuladen, doch das birgt Probleme. Oder eigentlich…”

  • Notiz über Plattformen

    tl;dr: Was passiert eigentlich mit Plattformen, wenn die Grenzkosten zum Erstellen von Plattformen gegen Null gehen?

    plattform

    Der Begriff der „Plattform“ wird gerade rauf- und runterdiskutiert. Plattformen basieren auf Netzwerken, stellen aber wiederum Netzwerke zur Verfügung. Wer sie kontrolliert, gewinnt staatenähnliche Macht und stellt den Staat in Frage. Der Plattformkapitalismus macht Daten, die über über die Mitglieder gewonnen werden können, zu Geld (sei es durch Einblendung von Werbung oder auch einfach dadurch, seine Dienstleistung besser maßschneidern zu können, wie Netflix das zum Beispiel versucht). Es bilden sich die Begriffe des Plattformkapitalismus bis hin zum Plattform-Monopol heraus (Hallo Facebook!). Also alles dasselbe, wie immer mit dem Kapitalismus, nur eine Umdrehung weiter?

    Es besteht einige Einigkeit darüber, dass das Internet Geschäftsmodelle zerstört, weil es die Grenzkosten der Distribution drastisch senkt. Es ist nunmal viel billiger, einen Artikel ins Web zu stellen als ihn zu drucken, und wenn er erstmal drin ist, fallen eigentlich nur noch Fixkosten für Server an, während andere weiter drucken, drucken und drucken müssen – nur ein Beispiel. Plattformen machen sich diesen Effekt durch Entwicklung mal mehr, mal weniger guter Algorithmen zu Nutze.

    Die minimalen Grenzkosten führen überhaupt erst in den Plattformkapitalismus und der Weg scheint unausweichlich, mit allem, was gesellschaftlich so dranhängt wie z.B. der Postprivacy. Was aber, wenn die Grenzkosten für Plattformen selber sinken? Wenn es immer billiger wird, durch einmal aufgestellte Frameworks und semi-intelligente Algorithmen immer neue Plattformen zu Grenzkosten gegen Null auf die Beine zu stellen? Dann steht eigentlich nur der Plattform-Effekt („Alle sind auf der Plattform, wo alle anderen auch sind, die anderen verlieren“) einem Erodieren der Plattformen im Wege. Dass dieser Effekt nicht stabil ist, zeigen zahllose Dienste, die mal der heiße Scheiß waren und heute untergegangen sind.

    Fressen die Plattformen am Ende sich selbst? Nur ein loser Gedankengang, von dem ich noch nicht so genau weiß, wohin damit.

  • Links der Woche

    • Was, so viele Schulschwänzer im Knast?:

      “Was ist eine gerechte Strafe für chronisches Schulschwänzen? Deutschland hat diese Frage beantwortet: der Knast. In einigen Gefängnissen ist jeder dritte oder vierte Insasse wegen Schulverweigerung hinter Gittern.“

    • Claus | Frau Haessy schreibt.:

      “Denn ich kann nur inständig hoffen und beten, dass ich, wenn ich einmal alt und einsam bin und verzweifelt reden möchte, auch auf Menschen treffe, die mir 33 Minuten ihrer Zeit schenken.“

    • Geworfen 2: Titanenkämpfe | Christoph Kappes:

      “Die Medienwelt in Aufregung zu Facebooks Instant Articles (…) und auch zur sogenannten “Digital News Initiative” von Google. (…) Über “Evilness” durch Biegen grundlegender gesellschaftlicher Vereinbarungen will ich mich hier nicht auslassen. Wenn das Argument gegen solche Partnerschaften moralisch ist, soll man es begründen und gern ausgiebig diskutieren. Hier nur eine sachliche Sicht.”

    • instant articles = gepimptes RSS zu facebook-bedingungen:

      “so richtig neu ist die idee nicht. es gibt eine gut etablierte technologie, die die verlage allerdings nach leibeskräften vermeiden: volltext RSS”

  • Über Nacht zum Leistungsschützer

    Der ehemalige Landesvorsitzende der Berliner Piratenpartei setzt sich mittlerweile für das Leistungsschutzrecht ein.

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  • Ein fleißiger Helfer

    Die neuen Enthüllungen zum BND zeigen das Ausmaß der Spionagetätigkeit des deutschen Geheimdienstes und die Unmöglichkeit seiner Kontrolle.

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  • Mein Talk auf der re:publica 2015

    strom

    Am Donnerstag um 13:45 Uhr werde ich auf STG-11 der re:publica sprechen. Es wird um Transhumanismus, die Singularität und Cyborgism gehen. Ich werde versuchen einzuordnen, wie relevant all die Themen eigentlich wirklich sind, die gerade unter den genannten Stichworten diskutiert werden und in die Popkultur gesickert sind. Der Titel nimmt einen Teil meines Fazits vorweg: „Vergiss Kurzweil“. Dabei wird es aber natürlich nicht bleiben.

    Update: Ich weiß nicht, ob es ein Video davon gibt – habe keine Kamera gesehen. Allerdings gibt es eine Audioaufzeichnung/Podcast, die auch ohne Präse erstaunlich gut funktioniert, und zwar hier.

  • Links der Woche

    • Gleichstellungs-Elend in a Nutshell:

      “Isa Sonnenfeld von Twitter Deutschland hat  in einem Interview mit EditionF  in einem Satz exemplarisch anschaulich gemacht, warum das Konzept „Gleichstellung“ meiner Ansicht nach einen falschen symbolischen Ansatz fährt.“

    • Haltungsturnen: Die Härte:

      “Ähnlich ist es bei der – aus meiner Sicht: zutreffenden – Diagnose, dass eine Entsolidarisierung in der Gesellschaft zunimmt. Allerdings kann doch die Alternative nicht sein, dass wir uns voll doll lieb haben – sondern eher, dass Menschen, die der Entsolidarisierung Vorschub leisten, hart und härter angegangen werden.“

    • Erster Mai: „Tag der unsichtbaren Arbeit“:

      “Der erste Mai als Kampftag der Arbeiterbewegung hat traditionell nur die Erwerbsarbeit im Blick, also die bezahlte Arbeit, jene Arbeit also, die den Status des echten Proletariers ausmacht. (…) Mit dieser Unterscheidung hat auch die Tradition der Arbeiterbewegung dazu beigetragen, die – größtenteils von Frauen geleistete – unbezahlte Care-Arbeit (Pflegen, Putzen, Essenkochen, Kinder versorgen und so weiter) auch in Arbeitskämpfen unsichtbar zu machen.”

    • In the basement with transhumanism’s DIY cyberpunks:

      “Maybe it’s in places like Pittsburgh—in the rust belt of America’s fading industrial past—that transhumanism’s real possibilities are being put to the test.”

  • Wer, wie, was und wo? Die Große Koalition will die Vorratsdatenspeicherung wieder einführen.

    Am 15. Dezember 2014 twitterte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD), er sei strikt gegen die Vorratsdatenspeicherung. Es dauerte vier Monate, bis er seine Meinung änderte. Mitte April veröffentlichte er Leitlinien für ein Gesetz, bei dem unter dem Namen »Höchstspeicherfrist« die Vorratsdatenspeicherung wieder eingeführt werden soll. Teilweise gehen die Pläne weit über alte Regelungen hinaus.

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  • Der Verschwörungstheorie-Reflex

    tl;dr: Die Nachrichtenlage der letzten Jahre erzeugt kognitive Dissonanz und ist schwer auszuhalten.

    Vorsichtabgrund

    In Oberursel wurden Salafisten hops genommen, die ein wenig zu auffällig Bombenrohstoffe einkaufen gewesen waren. Auf Twitter gehen da natürlich sofort die Verschwörungstheorien los: Es wird unterstellt, die ganze Aktion sei ein Fake einer Psyops-Abteilung deines bevorzugten Nachrichtendienstes gewesen, um mal wieder ein wenig Terror-Angst zu schüren. Etwas gute Presse für die Ermittlungsbehörden passt so gesehen auch gut in die aktuelle Nachrichtenlage rund um Vorratsdatenspeicherung, BND und NSA.

    Das Problem: Wir wissen nichts. Skepsis ist sicherlich angebracht, aber wir brauchen schon Beweise oder starke Hinweise. Eine Korrelation – nämlich dass Oberursel passiert, während die Ermittlungsbehörden von Skandal zu Skandal hecheln – ist eben nur das: eine Korrelation und weit entfernt von jedem Beweis. Dass wirklich gerade irgendwo in Deutschland Salafisten Waffen horten und Bomben basteln, ist nunmal mindestens genauso wahrscheinlich. Wer ohne weitere Anhaltspunkte skeptisch gegenüber der These ist, dass da Terroristen am Werk waren, muss genauso skeptisch gegenüber der These sein, dass da Geheimdienste am Werk waren. Sonst hat die ganze Skepsis nämlich keinen Sinn.

    Und hier bekommen wir ein Problem. Es gibt zahllose echte Affairen, die das Vertrauen in offizielle Stellen nachhaltig erschüttern. Die Überwachung durch die NSA oder der ganze Skandalkomplex rund um den NSU sind nur zwei hervorstechende Beispiele. Auf der anderen Seite stehen die Quatschtheorien, bei denen stimmt, was die offiziellen Stellen und die Medien sagen: Chemtrails, Impfgegnertum, Reichsbürger usw. Rastet das Denken erst einmal in die Spur des völligen Misstrauens ein, wird es schwer für uns, ein neues Ereignis richtig einzuordnen. Wir sind plötzlich bereit, den letzten Blödsinn zu glauben.

    Beide Gruppen auseinander zu halten und je nach Lage ständig neu zu entscheiden, ob ich jetzt mit einer vertrauensvollen oder mit einer misstrauischen Einstellung an ein Thema herangehe, ist ausgesprochen schwierig. Ich glaube sogar, dass es zu dem Gefühl führen kann, zwei inkompatible Weltbilder gleichhzeitig mit sich herumtragen zu sollen. Die Folge ist kognitive Dissonanz, die bekanntlich zu psychischen Problemen führt, wenn sie längere Zeit ausgehalten werden muss. Da wundert mich rund um Pegida & Co. langsam auch nicht mehr, warum einige Menschen so … äh, „seltsam“ drauf sind.

    Die Lösung kann nur sein, immer und unter allen Umständen bereit zu sein, sein Weltbild oder teile davon zu revidieren. Niemals etwas als endgültige Wahrheit hinzunehmen. Immer offen dafür zu sein, dass eine Sache vollständig anders ist, als man sie zunächst beurteilt hat. Egal ob es um Politik, Religion, Arbeit oder – besonders – um die eigenen Mitmenschen geht.

    Das ist sauschwer. Ich bin schon froh, wenn mir das wenigstens ab und zu gelingt.

     

     

     

  • Die Lobby der Mensch-Maschinen

    Sebastian Leber vom Berliner Tagesspiegel hat mich beim Cyborgs e.V. besucht

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