Kategorie: Blog

Blogposts

  • Links der Woche

    • Das politische Denken der Piraten:Die Plattformneutralität steckt als abstraktes Konzept hinter allen Forderungen der Piraten, denn sie steckt tief in dem Denken eines jeden Netzbewohners. Die Plattformneutralität ist somit ein abstraktes Konzept, wie es die “Nachhaltigkeit” für die Grünen ist. Es ist ein völlig eigenständiger Politikansatz aus dem sich für fast jeden Politikbereich Lösungen generieren lassen.

    • Das Dilemma vom guten Diktator:Es gibt bei uns Menschen diesen Wunsch nach der Person, die sich hinstellt und alles in Ordnung bringt. Je schlechter die Zeiten, desto lauter wird er auch formuliert, der “Ruf nach dem starken Mann”. Der Fachbegriff dafür ist der “Benevolent Dictator”. Zum Glück hat eine gewisse Masse der Menschheit inzwischen begriffen: Es gibt ihn nicht, den Führer, der alles Heile macht und dann brav abdankt. Kein Diktator, der diesen Namen verdient, dankt ab. Wird er abgesetzt, wird er wiederkommen. Man wird ihn nur los, indem man ihn tötet oder er zufällig stirbt. Aber der Traum vom “Benevolent Dictator” ist ein wichtiger Impulsgeber.

    • Frauen zu sexistisch für die Piratenpartei?:Gerade einen schlechten Rant über die Piratenpartei in die Timeline gespült bekommen und blieb schon beim ersten Absatz setcken: Ich sah ein Gruppenfoto, das die Piraten-Fraktion aus Berlin zeigt. Undiplomatisch und sexistisch wie ich bin, spreche ich es aus: Das Bild war eine Ansammlung von zotteligen Typen. Schwammige Figuren, ungesunder Teint, hässlich, mein Gott, da ist ja nix dabei!

    • Im Jammertal der Jungs:Schrecklich lustig. Millionen von Menschen sind genau diesen Schulstunden gerne gefolgt, seit Generationen werden sie weiter erzählt und weiter gereicht, kein auch nur halbwegs belesener Mensch wird erwachsen, ohne Tom Sawyer gelesen zu haben. Ohne seine Liebe zu Becky Thatcher nachgefühlt zu haben, ohne ganz genau verstanden zu haben, warum ein auf der Schulbank herumkrabbelnder Käfer viel, viel spannender ist als der staubige Religionsunterricht, warum es so essentiell wichtig ist, nachts aus dem Fenster zu verschwinden und sich mit Huck Finn zu treffen, ohne dass Tante Polly davon wach wird. (…) Ging Tom vor die Hunde? War er ein Schulabbrecher, ein Schläger, ein Knastbruder – oder machte er später Karriere, irgendetwas mit Medien, irgendetwas an der Börse? Haben Sie sich darüber je Sorgen gemacht? Wahrscheinlich nicht.

    • Internetdienstleister: Google, Facebook und der Staat:Ich möchte in diesem Text eine Vorhersage treffen, die Ihnen sehr unwahrscheinlich erscheinen mag, die aber dennoch mit großer Sicherheit eintreffen wird: Google, Facebook und andere große Internetkonzerne wandeln sich gerade von innovativen Vorreitern zu Grundversorgungsunternehmen der Informationsbeschaffung und des Gedankenaustauschs – und sie werden eines Tages unter staatliche Aufsicht gestellt oder gar vom Staat betrieben werden.

  • Piratengeist

    [Achtung, Pathoscontent!] Es stimmt ja: Programmatisch klaffen riesige Lücken und vieles ist schwammig. Die Piratenpartei hat noch viel vor sich. Dass es aber nicht schlimm ist und etwas ganz großartiges beginnt, erleben wir gerade:

    • In der heillos abgesoffenen FDP entzündet sich eine Diskussion, sie müsse sich mehr an der Piratenpartei orientieren. Tatsächlich stillt die Piratenpartei die Sehnsucht nach einer linksliberalen, bürgerrechtsorientieren Partei, die die FDP seit 1982 nicht einmal mehr als Flügel ist.
    • Angela Merkel sieht zwar nur die Proteststimmen, fühlt sich aber bemüßigt, „auf dem Sachgebiet Internet sehr entschieden weiter zu arbeiten„.
    • Jetzt gerade läuft der Stream der dritten Fraktionssitzung live. Man vernimmt Stimmen aus den anderen Fraktionen, die laut darüber nachdenken, das nachzumachen.
    • Und heute hielten die Grünen stur an ihrem Wahlversprechen zur A100 fest, dass die Koalitionsverhandlungen scheiterten. Natürlich mach das eine Lehre aus dem schwarzgrünen Fiasko in Hamburg und das Scheitern des konservativen Künast-Wahlkampfes sein, aber als ich auf Twitter fragte, „Bin ich der einzige, der gerade das Gefühl hat, die Grünen weht Piratengeist an, bei #A100 nicht umzufallen?„, bekam ich nur entsprechende Antworten: Bin ich nicht.

    Das sind erste Anzeichen, dass es tatsächlich funktionieren könnte. Dass die Parteien den Bürger wiederentdecken und sich um mehr Glaubwürdigkeit bemühen. Dass Politik wieder ein Stück außerhalb heiliger (medialer) Hallen stattfindet und dass die beste unter allen schlechten Regierungsformen ein Stückchen weiterentwickelt wird. Dass Politiker wieder mehr Angst vor dem Wähler haben – und diese Angst nicht darin besteht, vor der Kamera eine schlechte Figur zu machen, sondern den Zorn der Wähler auf sich zu ziehen.

    Die Piratenpartei hat in Berlin sämtlichen Parteien Wähler genommen, am wenigsten bei der CDU, am meisten bei den Grünen. Am allermeisten jedoch hat sie Nichtwähler wieder an die Wahlurne gebracht. Langsam merken wir: Die Wählerstimmen in Berlin waren nicht umsonst.

    Ach ja, und es gibt jetzt Club Mate im Abgeordneten Haus, wobei mir ja 1337mate lieber wäre…

  • Berlin Jahr Zwo [Katzencontent]

    Heute vor zwei Jahren bin ich nach Berlin gezogen. Ich habe gestern auf Twitter gefragt, ob ich dazu ein wenig Selbstbefindlichkeitsprosa bloggen soll oder Katzencontent. Die Antwort fiel eindeutig aus.

  • ennomane labert Teil 2: Pseudonymintoleranz

    Die zweite Folge von „ennomane labert“ ist fertig. Wenig überraschend beschäftige ich mich mit den Pseudonymphobikern bei Google+. Dazu und zu meinem Googleplus-Projekt habe ich gestern Zeit Online ein Interview gegeben.

    [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=4lmRNPP7pI4[/youtube]

  • Links der Woche

    • Weg vom Fenster!:

      Die meisten Menschen verfolgen den Besuch des Papstes im Fernsehen. Unser Autor erlebte ihn am Fenster seiner Wohnung – inklusive Scharfschützen und Polizisten auf dem Speicher

    • „Angst vor Armut wird in Form von Körperfett bekämpft“:

      Dicke Menschen müssen Tag für Tag mit Vorurteilen leben: Irgendwie, so die allgemeine Zuschreibung, stimmt mit ihnen etwas nicht. Die müssen ein Problem haben, und mehr noch: Sie sind selber eines und selbst schuld daran.

    • Duales Denken, flaches Denken:

      Das Internet – ich behaupte das immer wieder – erhöht die Komplexität der Welt radikal. Für die Leute, die gelernt haben mit dieser Komplexität zu leben, sind die dualen Denkmodelle viel zu unterkomplex. Sie treffen nicht den Kern und gehen an der Sache auf sehr grundlegende Weise vorbei. Immer wenn die Komplexität aus dem Internet auf die Welt des alten Denkens in klaren Dualismen trifft, gibt es extreme Verständigungsprobleme.

    • Die digitale Kluft ist gar keine:

      Die Unterschiede, Missverständnisse und Lösungsdivergenzen beruhen daher vielleicht gar nicht auf den Differenzen zwischen Alt und Jung, zwischen Netizens und Newbies, zwischen „digital Geborenen“ und „digitalen Immigranten“. Sondern vielmehr auf den Differenzen zwischen denen, die das Chaos des Lebens hoffnungsvoll umarmen und denen, die es eher ängstlich zu kontrollieren suchen. Zwischen denen, die sich grundsätzlich lieber auf Chancen konzentrieren und denen, die an jeder Ecke Gefahren wittern. Zwischen denen, die auf Menschen vertrauen und denen, die sich vor ihnen fürchten.

    • Ziemlich wörtliche Wiedergabe eines Gesprächs zwischen mir und einem Christen:

      Aber was in diesen beiden Beispielen auffällt, ist das völlige Versagen der Kommunikation, und der völlige Verzicht auf die Reflexion der eigenen Aussagen. Wir beide sprechen Deutsch, aber es findet trotzdem kaum Verständigung statt.

    • Das Ende der Politik:

      Angela Merkel hat in den großen Fragen der jüngeren Zeit jeweils jeden Standpunkt vertreten, den man vertreten konnte: Für und gegen Atomkraft, gegen und für Hilfen für Griechenland, für und gegen die Wehrpflicht, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Dabei beschreibt das nur die jeweils extremsten Positionen, zwischen denen sie jeweils in schneller Abfolge und feiner Abstufung mal mehr und mal weniger offensiv ihre Überzeugungen angepasst.

    • Benedikt XVI. im Bundestag: Die brandgefährliche Rede des Papstes:

      Wo ein Staat sich nicht an diese von Benedikt favorisierte Rechtsbasis hält und z.B. gleiche Recht für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften einführt, wird er zur “Räuberbande” (Benedikt zitiert hier Augustinus). Das Naturrecht bildet die ideologische Basis für den Vatikan, auf der er auf völkerrechtlichen Konferenzen mit Staaten wie Saudi-Arabien und dem Iran eng zusammen arbeitet, um dort einen Abbau von Frauen, Religionskritiker und Homosexuelle diskriminierenden Gesetzen zu verhindern.

    • Auf dem Weg zur Data DNA:

      Wir produzieren eine Daten-DNA unserer Person, ein einzigartiges Abbild unseres individuellen Selbst. Wie Fingerabdrücke gleicht keine Data DNA der anderen: Zeig mir, wen oder was du kennst, kaufst, hörst und siehst, und ich sage dir, wer du bist. Unsere Data DNA bestimmt jetzt schon unsere Google-Suchergebnisse, sie beeinflusst die Werbung, die wir sehen, sie empfiehlt die „Artikel, die sie ebenfalls lesen sollten“. Sie verändert unsere Sicht auf die Welt. Und damit auch uns selbst.

  • Die eigene Stimme zum ersten mal hören

    Hörend geboren weiß ich ja auch nicht wie das ist, wenn jemand von Geburt an gehörlos das erste mal die eigene Stimme wahrnimmt.

    [via Jens Best]

     

  • Twitter im September

    Es ist in letzter Zeit Mode, seine Lieblingstweets monatlich vorzustellen. Ich habe so etwas früher schonmal auf wöchentlicher Basis auf Stereopoly gemacht aber irgendwann versanden lassen. Bei anderen lese ich Tweetsammlungen aber immer wieder so gerne, dass ich wieder anfange – schließlich kann die Favstar-Demokratie niemals wirklich dem Geschmack des einzelnen gerecht werden.

    (Zum Nachfaven bitte draufklicken.)

     

     

  • Ostkreuz

    Großartiger Kurzfilm von Laura Geiger & Tom Kretschmer

    [via Blogpaten]

  • Ein Geburtstagsgeschenk von Google (Update)

    Google hat mich mit einem Geburtstagsgeschenk überrascht. Gleich zum zweiten mal wird mein Account gesperrt. Dieses mal läuft alles allerdings geringfügig „humaner“ ab: Google sagt mir klar, woran es liegt (mein Pseudonym) und setzt mir eine Frist bis zum 30. September, meinen Namen zu korrigieren. Erneut konnte ich Widerspruch einlegen, indem ich auf einen Link namens „Widerspruch einlegen“ klickte, der dann ohne weiteres Feedback verschwand.

    Eine Möglichkeit, mit Google zu kommunizieren, wird mir erneut nicht angeboten. Passiv-aggressiv blendet Google den Warnhinweis jedes mal ein, wenn ich Google+ aufrufe. Die Sperre bei Google+ bedeutet, dass ich diesen Dienst ab Freitag nicht mehr nutzen kann. Das werden meine derzeit rund 4600 Leser dort wohl genauso schade finden wie ich. Außerdem bedeuetet es, dass ich Buzz und Picasa nicht mehr nutzen kann (meh!) und keine Artikel mehr im Google-Reader empfehlen kann, was mich wirklich ärgert, weil ich den schon sehr lange in Verbindung mit einer E-Mail-Adresse nutze, die absichtlich pseudonym gehalten ist.

    Selbstverständlich habe ich nicht im geringsten vor, meinen Namen auf Google+ zu ändern.

    Ich bin öfters gefragt worden, warum ich denn unbedingt „Die Ennomane“ statt Enno Park heißen will. Will ich eigentlich gar nicht. Es geht nicht um mich. Was ich möchte, ist ein Exempel statuieren. Ich halte die Nutzung von Pseudonymen für ein Online-Menschenrecht, das als solches noch zu deklarieren ist. Klingt pathetisch, aber darunter mache ich es nicht. Nicht nur, weil schwule Iraner gut daran tun, ihre Identität zu verschleiern, und es ein sehr berechtigtes anliegen von Lehrern auch hierzulande ist, dass ihre Schüler nicht jeden Pups im Netz nachlesen – sondern auch, weil die Hoheit über die eigenen Identitäten (ich verwende bewusst den Plural) Sache des Einzelnen sein muss. Diese ganze Diskussion müssen wir jetzt nicht wiederholen – ich habe das alles schon woanders aufgeschrieben.

    Und ich bin mit meiner Meinung nicht allein.

    Update: Obwohl es – wie der Screenshot belegt – zunächst hieß, ich habe Zeit bis zum 30.09. hat Google mein Profil heute, am 28.09., schon komplett gesperrt.

  • Links der Woche

    • Cereal Offenders:

      Und dann gibt es Lehnwörter, die lösen selbst bei toleranten Menschen Abscheu oder sogar Rage aus. Ein solches Wort ist Cerealien. Ich bin bisher niemanden, wirklich niemandem begegnet, der bereit wäre, dieses Wort auch nur zu tolerieren (außer mir selbst, aber kann man sich selbst begegnen?).

    • Kostenloskultur:

      Die ganze Aufregung ist nur scheinheiliges Gejammer. Immerhin erleben wir die größte deutsche Kostenloskultur seit fast dreißig Jahren in Form des allabendlichen Fernsehbildes. Oder haben Sie schon einmal irgendetwas an Sat.1 überwiesen?

    • Wo ist das Problem?:

      „Es gibt bei den Piraten zu wenig Frauen. Wir beklagen täglich, dass es zu wenig Frauen in den Führungspositionen gibt. Wir sollten dem ganzen auf den Zahn fühlen.“ Und das ist eine gute Intention. Wer wird gefragt? Die Männer. Jedes Mal werden sie gefragt, immer sagen sie die Meinung der Partei. Doch es glaubt ihnen niemand, schließlich stehen die Frauen angeblich unter ihrem Scheffel. Die einzigen die nie gefragt werden sind unsere Frauen.

    • Meine Reise zum Ende der Welt:

      Wenn dieser Beitrag im Blog auftaucht bin ich abgetaucht. Im wahrsten Sinne. Der Beitrag war ausreichend vordatiert, so dass ich genügend Zeit hatte, meinen Plan umzusetzen – oder den Text wieder zu löschen.

    • How it should have ended:

      Im Berliner Stadtteil Tiergarten wurde am heutigen Vormittag ein offenbar verwirrter älterer Mann aufgegriffen. Der weißhaarige Herr war zwei Polizisten aufgrund seiner ungewöhnlichen Kleidung aufgefallen. Auf Ansprache reagierte er zunächst unauffällig und schien zurechnungsfähig, doch auf eingehendere Nachfragen stellte sich heraus, dass der Mann offenbar unter Wahnvorstellungen leidet.

    • Gehirnakrobatik: Demokratiegeschenke:

      Ein Fakt, den man gar nicht oft genug betonen kann, sind die 21.000 reaktivierten Nichtwähler, die zur Berlinwahl ihr Kreuz bei den Piraten machten. Dieses Sechstel vom Stimmenanteil entspricht zudem knapp 1,5% der Gesamtwählerschaft. Dieser Umstand widerspricht dem Zerrbild einer Protestpartei…

    • Die etablierten Parteien, die Piraten, und die Frauen:

      Wenn wir halbwegs paritätische Quotenparteien und unquotierte Männerparteien miteinander vergleichen, dann vergleichen wir meiner Ansicht nach zwei schlechte Lösungen. Und es ist nicht besonders ergiebig, sich hier lange damit aufzuhalten, dass die einen noch ein bisschen schlechter sind als die anderen.

    • Piraten-Erfolg in Berlin: Arroganz der Etablierten:

      Die jahrtausendealte Herablassung gegenüber der Jugend von heute ist in unseren Tagen eine Herablassung gegenüber der Jugend, die dieses mächtige, bedrohliche, unordentliche, unkontrollierbare Etwas so selbstverständlich nutzt. Mit als Arroganz getarnter Ignoranz drohen Deutschlands große Parteien die Gruppe zu verprellen, die allein dieses Land im 21. Jahrhundert voranbringen kann.