Kategorie: Blog

Blogposts

  • Werte-Index 2014: Erfolg wird nicht mehr am Kontostand gemessen

    Klassische Meinungsumfragen liefern nur Antworten auf Fragen, die sich jemand vorher ausgedacht hat. Will man wissen, welche Themen und Werte die Leute landauf, landab wirklich bewegen, sollte man ihnen einfach nur zuhören. Das Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest hat zusammen mit dem Trendbüro 1,7 Millionen Äußerungen in Blogs und Online-Communities ausgewertet – mit überraschenden Ergebnissen.

    Weiterlesen bei ZDF Hyperland

  • Links der Woche

    • Nicht lustig.:

      „Ihr zeigt auch auf offener Straße mit dem Finger auf Leute und schreit: “Muahaha! Guck mal, das Opfer!” Ach, nicht? Weshalb macht ihr’s dann im Internet?“

    • Ahnungslos:

      „In ein fremdes Auto steigen? Allein? Mit 15? Einfach losreisen? Undenkbar. “Einem Mädchen können Dinge passieren. Ein Mädchen muss sich vor bösen Männern in Acht nehmen. Ein Mädchen sollte nicht einfach so allein losziehen. Ein Mädchen muss sich schützen.”“

    • Die Leiden der jungen Väter:

      astefanowitsch:

      Im Süddeutsche Zeitung Magazin schreibt Till Krause heute über sein schweres Los als Vater, der vier Monate Elternzeit übernommen hat und von Apothekerinnen, Verkäuferinnen und anderen Frauen in seiner Vaterrolle ständig bevormundet und wie ein „Dorfdepp mit IQ kaum über Raumtemperatur“ behandelt…

    • Dem Physischen verhaftet:

      „Die „Datenschutz-Diskussion“ um die NSA-Abhöraffäre, die eigentlich gar keine Datenschutz-Diskussion ist, bleibt weiterhin dem Physischen verhaftet. Solange das der Fall ist, wird es nicht voran gehen.“

    • “Die gegen Wir”:

      „Dieses Narrativ, das quasi das Bühnenbild für den Auftritt #schlandnets auf der diskursiven Bühne ist, ist nicht nur antiquiert in seinem Denken, im Sinne von “rückschrittlich” und “so sollte man heute nicht mehr denken”. Nein, es ist darüber hinaus eine völlige Fehlinterpretation der Sachlage. Die Regierungen und Dienste selbst sind da nämlich schon längst viel weiter. Aus den Snowdendokumenten rekonstruiert sich immer deutlicher das Bild eines internationalen, diffusen Geheimdienst-Konglomerats, verstrickt und verheddert in allerlei gemeinsamen Abkommen, strategischen Kooperationen und verschweißt durch gemeinsame Interessen. In Sachen Spionage in Deutschland profitiert die NSA ganz offensichtlich vor allem vom BND selbst, der den DE-CIX absaugt, dass es sogar den Briten Respekt abzollt.“

    • Das Leben der anderen:

      „Weißt du, Claudia,“ sagt sie urplötzlich und macht eine unnötig dramatische Pause, indem sie an ihrem veganen Caramell Frappucchino Light ohne Sahne und ohne Karamell und ohne Geschmack nippt „ist ja alles ganz toll, Twitter, Bloggen, dieser ganze Kram. Klingt nach fun. Aber weißt du, ich habe ein Leben, ich habe für so etwas keine Zeit.“

  • Links der Woche

    • Nicht lustig.:

      „Ihr zeigt auch auf offener Straße mit dem Finger auf Leute und schreit: “Muahaha! Guck mal, das Opfer!” Ach, nicht? Weshalb macht ihr’s dann im Internet?“

    • Ahnungslos:

      „In ein fremdes Auto steigen? Allein? Mit 15? Einfach losreisen? Undenkbar. “Einem Mädchen können Dinge passieren. Ein Mädchen muss sich vor bösen Männern in Acht nehmen. Ein Mädchen sollte nicht einfach so allein losziehen. Ein Mädchen muss sich schützen.”“

    • Die Leiden der jungen Väter:

      astefanowitsch:

      Im Süddeutsche Zeitung Magazin schreibt Till Krause heute über sein schweres Los als Vater, der vier Monate Elternzeit übernommen hat und von Apothekerinnen, Verkäuferinnen und anderen Frauen in seiner Vaterrolle ständig bevormundet und wie ein „Dorfdepp mit IQ kaum über Raumtemperatur“ behandelt…

    • Dem Physischen verhaftet:

      „Die „Datenschutz-Diskussion“ um die NSA-Abhöraffäre, die eigentlich gar keine Datenschutz-Diskussion ist, bleibt weiterhin dem Physischen verhaftet. Solange das der Fall ist, wird es nicht voran gehen.“

    • “Die gegen Wir”:

      „Dieses Narrativ, das quasi das Bühnenbild für den Auftritt #schlandnets auf der diskursiven Bühne ist, ist nicht nur antiquiert in seinem Denken, im Sinne von “rückschrittlich” und “so sollte man heute nicht mehr denken”. Nein, es ist darüber hinaus eine völlige Fehlinterpretation der Sachlage. Die Regierungen und Dienste selbst sind da nämlich schon längst viel weiter. Aus den Snowdendokumenten rekonstruiert sich immer deutlicher das Bild eines internationalen, diffusen Geheimdienst-Konglomerats, verstrickt und verheddert in allerlei gemeinsamen Abkommen, strategischen Kooperationen und verschweißt durch gemeinsame Interessen. In Sachen Spionage in Deutschland profitiert die NSA ganz offensichtlich vor allem vom BND selbst, der den DE-CIX absaugt, dass es sogar den Briten Respekt abzollt.“

    • Das Leben der anderen:

      „Weißt du, Claudia,“ sagt sie urplötzlich und macht eine unnötig dramatische Pause, indem sie an ihrem veganen Caramell Frappucchino Light ohne Sahne und ohne Karamell und ohne Geschmack nippt „ist ja alles ganz toll, Twitter, Bloggen, dieser ganze Kram. Klingt nach fun. Aber weißt du, ich habe ein Leben, ich habe für so etwas keine Zeit.“

  • Das Geld der Nerds

    In Berlin akzeptieren immer mehr Geschäfte Bitcoins als Zahlungsart. Mit der virtuellen Währung, die vor wenigen Jahren von Programmierern geschaffen wurde, kann man Kleider, Burger und Bücher kaufen – oder Drogen. Das geht fast so anonym wie mit Bargeld. Und ganz ohne Zentralbank.

    Weiterlesen bei Jungle World

  • Das Lesebühnchen – die Lesebühne für Kinder am 15.11. in Berlin

    IMG_20131106_0002

    Alles fing damit an, dass Gerhard Anger mich auf den bundesweiten Vorlesetag der Stiftung Lesen aufmerksam gemacht hat: Ich liebe Lesebühnen, ich besuche sie oft und lese selber ab und zu. Und jetzt habe ich mal versucht, eine zu organisieren, und zwar eine ganz besondere: Eine Lesebühne für Kinder.

    Das „Lesebühnchen“ findet am Freitag, 15. November um 17.00 Uhr im Weinmeisterhaus (Weinmeisterstraße 15) in Berlin statt und richtet sich an Kinder von 9-12 und drumrum. Es lesen: Anne Helm, Synchronsprechin, Jan-Uwe Fitz, der für Erwachsene Tauben vergrämt, Chloé Emmaline Cingöz, die Märchen berlinern kann, und Gerhard Anger, der Mann mit der schönsten Lesestimme westlich des Ural.

    Das ganze wird etwas länger als eine Stunde dauern. Kinder, kommt in Scharen und bringt eure Eltern mit: Der Eintritt ist frei.

    (Zur Veranstaltung auf Facebook)

     

  • Links der Woche

    • Die Machtsüchtigen · Warum die SPD ihre Führungsspitze loswerden muss:

      „Wie staatstragend ist es eigentlich, eine Regierung zu bilden, welche die demokratische Opposition bis hin zur parlamentarischen Handlungsunfähigkeit marginalisiert?“

    • Hartz IV Sanktionen gegen minderjährige Schüler:

      „15-jährige Schüler werden trotz andauerndem Schulbesuch vom Jobcenter zur Stellensuche aufgefordert und bei Weigerung sanktioniert“

    • Überwachung und “Privatsphäre”:

      „Ich schließe mich dieser Stoßrichtung vollkommen an. Das Wort “Privatsphäre” ist broken by Design, weil es die Situationen auf die sie eine Antwort zu geben vorgibt, überhaupt gar nicht abbilden kann. Überwachung ist keine individuelle Angelegenheit, sondern eine Relation zwischen Überwacher und Überwachten.“

    • Are German schools systematically racist?:

      „I was still shocked by my ex’s mother, though, I have to admit that. My ex-husband’s mum was teaching until 2006. She retired in 2006. 2006. It is not that long ago. She thinks Turkish people have smaller brains than German people.“

  • Links der Woche

    • Die Machtsüchtigen · Warum die SPD ihre Führungsspitze loswerden muss:

      „Wie staatstragend ist es eigentlich, eine Regierung zu bilden, welche die demokratische Opposition bis hin zur parlamentarischen Handlungsunfähigkeit marginalisiert?“

    • Hartz IV Sanktionen gegen minderjährige Schüler:

      „15-jährige Schüler werden trotz andauerndem Schulbesuch vom Jobcenter zur Stellensuche aufgefordert und bei Weigerung sanktioniert“

    • Überwachung und “Privatsphäre”:

      „Ich schließe mich dieser Stoßrichtung vollkommen an. Das Wort “Privatsphäre” ist broken by Design, weil es die Situationen auf die sie eine Antwort zu geben vorgibt, überhaupt gar nicht abbilden kann. Überwachung ist keine individuelle Angelegenheit, sondern eine Relation zwischen Überwacher und Überwachten.“

    • Are German schools systematically racist?:

      „I was still shocked by my ex’s mother, though, I have to admit that. My ex-husband’s mum was teaching until 2006. She retired in 2006. 2006. It is not that long ago. She thinks Turkish people have smaller brains than German people.“

  • Links der Woche

    • Sacking Berlin:

      „It’s easy to talk about lost Golden Ages in Berlin. Everyone has their own romanticized era: louche Weimar Berlin before the Nazis, Iggy and Bowie’s seventies Berlin before the Wall fell, or maybe the squatter’s Berlin of the good old nineties. So when people start complaining that something has changed in the city, it’s tempting to dismiss it as insider one-upmanship, the old game of “I was here when.” And yet something has felt different in recent years.“

    • Homöostasis:

      „Drei Mahlzeiten am Tag sind wichtig, drei Mahlzeiten am Tag sind falsch, sind out, besser sind fünf, sieben, falls man abnehmen will, zwei, zu Abend isst man am besten gar nichts, oder jedenfalls nichts fettiges, nichts süßes, kein Fleisch, und am besten bis man satt ist, oder besser nur halb so viel, wie man möchte, oder vielleicht doch einfach nichts.“

  • Links der Woche

    • Little Boys Learn A Lot From Watching ‚Star Wars,‘ And It Isn’t All Good:

      „I didn’t think anything could rattle my confidence in the original „Star Wars“ trilogy, but Colin Stokes is doing just that. Check out 6:20 for a rundown of the Bechdel Test and 8:37 for a total bummer of a statistic. The real dynamite hit me at 9:55 when Stokes questioned the efficacy of girl power in a culture of boy power.“

    • Erster homöopathischer Klempnerbetrieb bietet alternativ-handwerkliche Reparaturen an:

      „Immer mehr Menschen vertrauen ihren Körper der Homöopathie an, sind aber bei sanitären Problemen nach wie vor auf konventionelle Klempner angewiesen“

    • Briefe an PRISM (1):

      „Seit ich weiß, dass jede meiner E-Mails von einem Mitarbeiter der amerikanischen Stasi und von einem Mitarbeiter der BRD-Stasi und von einem Mitarbeiter der Britischen Stasi gelesen wird, seit ich also weiß, dass ich selbst nicht der Einzige bin, der meine E-Mails liest, denn die, an die ich meine E-Mails schicke, lesen sie meist gar nicht, sie sagen, sie hätten sie nicht erhalten, sie seien im Spamordner gelandet, verloren gegangen, unwichtig gewesen, was auch immer, seit ich nun also weiß, dass es dennoch jemanden gibt, der meine E-Mails liest, erscheint es mir nicht mehr ganz so sinnlos, den Sendeknopf meines E-Mail-Programms zu drücken.“

    • „Ich sehe was was du nicht siehst“ – Erzeugen Smartphones und Co eine erweiterte Realität?:

      „Das Wissen der Welt ist nur einen Mausklick entfernt – diesen Satz hört man oft, wenn es um die stetig vernetzte Informationsgesellschaft geht. Durch Smartphones, Smartwatches und Datenbrillen verwischen die Grenzen zwischen der virtuellen und der physischen Welt endgültig.“

    • Wellness für Deutsch:

      „Wellness kann mit ziemlicher Sicherheit von der Liste der Pseudoanglizismen gestrichen werden.“

    • Das generische Femininum und die Gegner des Femininums:

      „Bei generischen Maskulina kommt hinzu, dass wir hier von Menschen reden. Wenn Maskulina unmarkiert und Feminina markiert sind, dann ist das genau das, was die feministische Sprachwissenschaft kritisiert. Dass Männer sprachlich als der Normalfall dargestellt werden und Frauen als die Ausnahme, ist genau der Zustand, den die feministische Sprachplanung beseitigen will.“

  • Homöopathie

    tl;dr: Homöopathie ist jenseits des Placebo-Effektes wirkungslos. Aber sehr unterhaltsam.

    homöopathie

    Ich hocke gerade krank zu Hause rum und habe alle Verabredungen fürs Wochenende abgesagt. Was passt da besser als die tausendste Homöopathie-Debatte auf Facebook? Was ich dort zusammengeschrieben habe, ist es wert, auch mal hier festgehalten zu werden.

    Homöopathen verwenden gerne den abwertenden Begriff „Schulmedizin“, wenn sie von evidenzbasierter Medizin sprechen. Das lustige am Begriff „Schulmedizin“ ist, dass er behauptet, dass Mediziner nur blind das tun, was ihnen ein Lehrer mal erzählt hat, obwohl die Medizin der permanenten wissenschaftlichen Revision unterliegt. Lustig ist das deshalb, weil eigentlich Homöopathie & Co. eine Schulmedizin sind, die sich blind auf das stützt, was ein Lehrer wie Samuel Hahnemann mal postuliert hat, und jede Kritik an ihren Grundlagen vehement ablehnt. Ein sehr schöner Brainfuck, den die Esos sich da ausgedacht haben.

    Aber selbst wenn man statt „Schulmedizin“ den Begriff der „Allopathie“ verwendet und ihr eine „alternative Medizin“ gegenüberstellt, ist das ungut. Da wird ein künstlicher Dualismus erzeugt, vereinfacht gesagt eine „gute“ und eine „böse“ Medizin. Welche Seite jeweils gut und welche böse ist, ist dann nur noch eine Frage der eigenen Perspektive. Dabei ist Medizin einfach alles, was wir so unternehmen, um Krankheiten zu lindern oder zu heilen. Selbstverständlich gibt es in der so genannten „Schulmedizin“ wirkungslose Therapien und unter den alternativen Behandlungsmethoden wirkungsvolle. Die Homöopathie gehört allerdings nicht dazu.

    Ich setze mich mit der Homöopathie auseinander, seit ich vor Jahrzehnten als Abiturient in einem homöopathischen Fachverlag mit Versandbuchhandlung gejobbt habe, darf also von mir behaupten, mich gut mit Homöopathie auszukennen und das aus einer zu Beginn positiven, unvoreingenommenen, „unverbildeten“ Haltung. Viele Menschen, die Homöopathika einnehmen, glauben, das sei eine Form von Naturheilkunde. Irgendwas mit Heilkräutern und vor allem: Sanft. Damit hat Homöopathie jedoch wenig zu tun. Sie basiert auf zwei Prinzipien: Der Simile und der Potenzierung.

    Das Simile-Prinzip ist ein schöngeistiges, metaphysisches Konstrukt. Vermutlich weil Menschen Muster und Symmetrien lieben, wurde versucht, es in vielen verschiedenen Kontexten anzuwenden. Es besagt, dass gleiches mit gleichem zu heilen sei. Es lebt heute in der Homöopathie fort, genauso aber auch in der Impfung. Der wissenschaftliche Stand ist, dass es nur genau da funktioniert, wo das Immunsystem involviert ist, also bei einem Befall des Körper mit krankheitserregenden Mikroorganismen. Lustig ist in diesem Zusammenhang, dass so viele Homöopathie-Gläubige zugleich Impfgegner sind. Noch lustiger wird das ganze, wenn man weiß, wie die Homöopathie versucht, die Wirkungsweise der Mittelchen festzustellen: nämlich im Selbstversuch. Homöopathen stecken alles in den Mund, was nicht bei drei auf den Bäumen ist: von Heilkräutern und Chemikalien über Uran und Urin bis hin zu Hundekot und Menstruationsblut. Nach Einnahme dieser Sachen horchen sie in sich hinein und versuchen, die Symptome, die sich an sich wahrnehmen (oder wahrzunehmen glauben) den Symptomen typischer Erkrankungen zuzuordnen.

    Das zweite Prinzip ist Potenzierung, die Verdünnung in Wasser bis hin zur Abwesenheit eines Wirkstoffes. Bei Potenzen wie D3 (1:1000) sind durchaus noch Wirkstoffe im Milligrammbereich im homöopathischen Mittel zu finden und können ggf. auch wirken. Bei (ganz überwiegend verabreichten) höheren Potenzierungen ist aber kein Wirkstoff mehr im Mittel enthalten. Wirken soll das trotzdem, indem Information irgendwie feinstofflich aus dem Wirkstoff auf das Wasser übertragen werden soll. Dann traut sich natürlich keiner mehr, gewöhnliches Leitungswasser zu trinken, weshalb diese Informationsübertragung natürlich nicht einfach so passiert, sondern nur, wenn man die Verdünnung mit rituellem Verreiben und/oder Schütteln verbindet. Anders gesagt: Es handelt sich um eine Form von Magie, weshalb es auch völlig korrekt ist, die Homöopathie der Esoterik zuzurechnen. Derlei magisches Denken ist reine Glaubenssache. Daran zu glauben ist nicht verwerflich, schließlich glauben wir viele Dinge, ohne sie zu wissen.

    Der einzig wissenschaftlich nachweisbare Wirkmechanismus in der Homöopathie bleibt der Placebo-Effekt. Der wird immer gerne abgetan, ist aber sehr wichtig in der Medizin und funktioniert gut (übrigens auch bei Tieren). Die besondere Hinwendung des Heilpraktikers zum Patienten kann ebenfalls heilende Wirkung haben, ist aber heute jedoch immer weniger gegeben, da heute Homöopathika am häufigsten von normalen niedergelassen Ärzten ohne tiefere Anamnese verschrieben oder gleich ohne jeden Arztbesuch vom Patienten in der Apotheke gekauft werden.

    Trotzdem wird immer wieder um die Wirkungsweise gestritten. Beliebt ist die Story von den „bösen Pharmakonzernen“, die Studien manipulieren. Dass hinter der Homöopathie heute ebenfalls ein Milliardenmarkt mit großen Konzernen steckt, wird dabei gerne übersehen. Homöopathie-Gläubige streiten wahlweise ab, dass die klassische Doppelblind-Studie Aussagekraft hat oder führen eigene Studien ins Feld. (Oft beides von den gleichen Personen.) Derlei Studien sind dann oft von Laien schon sehr leicht zu widerlegen. Zum Beispiel diese Pressemitteilung der Homöopathie-Union, dass ein bestimmtes homöopathisches Medikament innerhalb von 7 Tagen bei 90% der Probanden half, Erkältungskrankheiten zu heilen. Das klingt in der Tat eindrucksvoll. Aber nur solange, bis man sich klar macht, dass der übliche grippale Infekt unbehandelt üblicherweise 7-10 Tage dauert. Es ist eigentlich erstaunlich, dass am Ende der Studie nur 90% wieder gesund waren.

    Genau aus diesem Trugschluss stammt auch der Grund, warum so viele (einschließlich mir früher) das Gefühl haben, Homöopathie helfe ihnen. Das ist ein subtiler psychologischer Effekt: Die rote Ampel. Wir haben oft das Gefühl, viel mehr roten als grünen Ampeln zu begegnen. Das liegt daran, dass wir die roten Ampeln als Störung wahrnehmen, während die grünen sofort aus unserem Bewusstsein streichen. Wenn du krank bist, hast du eine 99,9%ige Chance, von alleine wieder gesund zu werden. Du nimmst dann Medikamente (egal ob homöopathisch oder andere) und dir geht es irgendwann besser. Dir wäre auch so wieder besser gegangen, aber das Gefühl „Homöopathie hat mir geholfen“ hat sich als Erfahrung abgespeichert. Daher der verbreitete Glaube an die Wirkung der Homöopathie. Untersuchen wir sie wissenschaftlich, finden wir aber nur gleichverteilte rote und grüne Ampeln. Homöopathie wäre eigentlich harmlos bis hilfreich, wenn manche Leute nicht auf die Idee kämen, sie auch bei ernsten und schweren Erkrankungen einzusetzen und damit sich oder gar andere (z.B. ihre Kinder) zu gefährden.

    Natürlich gibt es bornierte Ärzte und bornierte Wissenschaftler und vielleicht auch sinistre Pharmakonzerne, die ebenfalls unwissenschafltichen Bullshit in die Welt blasen. Sobald das genug Leute sehen und rufen: Der Kaiser ist nackt, verschwindet der Quatsch aber wieder in der Versenkung. Der Kaiser „Homöopathie“ läuft seit 200 Jahren nackt herum, aber statt zu rufen, „der ist ja nackt“ erzählen sich einige lieber Gerüchte über sein schönes Gemächt.