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  • Bunkerlesung am 10.12. im Berlin Story Bunker

    tl;dr: Lesung im Berlin Story Bunker am 10.12. um 20.00 Uhr

    fred

     

    Manche Texte vertragen keine frische Luft, einige verstoßen gar gegen die Genfer Konvention, weshalb wir sie im Berlin Story Bunker zünden. Gastgeber ist der Peristaltiker Enno Park, im Netz bekannt als „die Ennomane“. Er wird ein paar schwache Witze reißen, schlechte Texte lesen und sich im Können seiner Gäste sonnen, und zwar:

    Kirsten Fuchs ist Autorin von Büchern wie „Kaum macht man mal was falsch, ist das auch wieder nicht richtig“. Die Texte der taz-Kolumnistin entstehen, indem sie ihren Laptop mit Käse überbackt, und schmecken auch so. Normalerweise liest sie auf ihrer Lesebühne „Fuchs und Söhne“ in Moabit, und heute Abend auch bei uns im Bunker.

    Frédéric Valin schreibt gerne über Alkohol, hat einen unmöglichen Hund, stinkt manchmal nach Scheiße und liebt Flughafenkneipen. Würde man ihm einen Hut aufsetzen, sähe er aus wie Gunther von Hagen, allerdings plastiniert er keine Leichen sondern Worte: Texte voller Lakonik und versteckter Pointen.

  • Do they know it’s Christmas?

    tl;dr: Sensationell.

    weihnachtsbaeckerei
    Foto: aus der Weihnachtsbäckerei

    Seitdem Bob Geldorf Campino gebeten hatte, mit ein paar deutschen Künstlern, die gerade Tour/CD/Film/Buch/Universal/ihre Fresse zu promoten haben, eine unglaublich schreckliche Version von „Do they know it’s Christmas“ aufzunehmen, statt einfach zu Spenden aufzurufen, ohne die Welt akustisch zu verpesten, seitdem hat „Last Christmas“ einen noch furchtbareren Nachfolger gefunden, und die Welt ist wieder ein kleines Bisschen schlechter geworden. Aber es gibt einen Lichtblick: Ein paar Berliner Drag Queens haben eine absolut entzückende Version aufgenommen. Wenn Einnahmen erzielt werden, sollen die auch für einen guten Zweck gespendet werden, aber ich finde ja weiterhin: Wer gerade etwas Geld übrig hat, überweist das bitte einfach hier.

    Viel Spaß und genießt die Weihnachtszeit.

  • Links der Woche

    • Max Mustermann wundert sich:

      „Max arbeitet in einer großen Firma. Die Firma hat zehn Abteilungen und sechs Dependancen in ganz Deutschland. Jede dieser zehn Abteilungen hat eine Abteilungsleiterin. Die Dependancen haben ebenfalls je eine Leiterin. Max’ Firma verändert sich ständig. Abteilungen fusionieren oder werden neu geschaffen. Personal kommt und geht. Alle zwei Monate steht eine neue Personalie im Intranet, darunter die Bitte der Geschäftsführerin, “die neue Kollegin bei ihren Aufgaben zu unterstützen”.“

    • Geoengineering: „Klima-Klempner“ will Erde abkühlen:

      Das ist wirklich eine bemerkenswerte Logik, die die Gegner von David Keith da auffahren. Klar, niemand weiß, ob seine Idee wirklich die Erderwärmung stoppen könnte und niemand weiß, welche schädlichen Nebenwirkungen sie haben könnte. Genau dazu dienen ja Experimente in kleinem Maßstab. Sie aber zu verweigern, weil dann ja kein Staat sich mehr gezwungen sähe, weniger fossile Brennstoffe zu verbrennen… ich fasse es einfach nicht. “Hallo, ich habe ein Mittel gegen Zivilisationskrankheiten gefunden.” – “Wolln wa nicht, dann können wir ja die Leute nicht mehr dazu anhalten, weniger Fleisch zu essen.”

    • Der Fall “Generalii” und der Datenschutz in Europa:

      „Wenn Krankenversicherungen Fitness-Apps anbieten und ihre Kunden mit Prämienrabatten zu gesundem Wohlverhalten animieren, wie dies dieser Tage von der „Generali“-Versicherung berichtet wird, ist dies nach geltendem Datenschutzrecht unproblematisch. Die Einwilligung heiligt die Mittel. Nichtsdestotrotz stellt sich eine schwierige Frage: Will man es einem privaten Versicherungsunternehmen erlauben, zu definieren, was unter „gesundem Verhalten“ zu verstehen ist, um seine Kunden zu einem solchen Verhalten zu animieren? Dies ist eine Frage der Verbraucherschutz- und Gesundheitspolitik, für die das Datenschutzrecht und das Persönlichkeitsrecht keine Lösungen bereithalten.“

    • Ich habe Blutdruck:

      „Von Herrn Spitzer hatte ich schon viel im Internet gelesen und war wirklich sehr gespannt. Der Vortrag war 1,5 Std lang und die erste halbe Stunde war wirklich informativ. Es ging im Wesentlichen um Neuroplastizität und auch wenn ich einiges an Vorwissen aus meinem Psychologie Studium mitgebracht habe, fühlte ich mich informiert und unterhalten. Gegen 17.30 (der Vortrag begann um 17.00) bin ich vermutlich kurz eingenickt, denn ich habe den Punkt, an dem der Vortrag für mich so extrem kippte, irgendwie verpasst. Meine Augen drehten sich langsam nach oben bzw. ich musste sie peinlich berührt unter meinen Handflächen verdecken und ich glaube gegen 18.15 bluteten meine Ohren.“

    • Am Jungwortbrunnen:

      „Das Jugendwort des Jahres 2014 wurde gestern bekannt gegeben. Auch in diesem Jahr sind dem Sprachlog die Aufzeichnungen der Beratungen aus den Redaktionsräumen des Wörterbuchverlags Schlangeneidt zugespielt worden, die wir im Folgenden ungekürzt veröffentlichen.“

    • Deutsche Digitalpolitik ist nicht das Ergebnis von Dummheit, Ignoranz oder Verbohrtheit. Sondern Vorsatz.:

      „Tragischer als diese Form der passiven Zukunftsverleugnung ist allerding das aktive Zurückdrängen der Digitalisierung. Nonsens-Gesetze wie das Leistungsschutzrecht oder auch das von der EU hastig verabschiedete “Recht auf Vergessen” sind Bekenntnisse an die Vergangenheit; den Entwicklungen des Neuen – der Nutzer und Anbieter bereits folgen – wird in letzter Sekunde aktiv der Riegel vorgeschoben. Diese Art von Subventionen der Wirtschaft 1.0 ist nicht nur juristischer Natur, sondern kann auch Formen finanzieller Vergünstigungen annehmen: Anstatt Verleger den Innovationsdruck aushalten zu lassen, werden dann mal eben Zeitungszusteller vom Mindestlohn ausgeklammert. Die Tradition, der Brauch, das Papier haben wieder einmal ein, zwei Jahre dazu gewonnen.“

  • 23 Gründe, warum „Interstellar“ scheiße ist

    tl;dr: Ach, Details. Verwirr mich nicht mit Fakten!

    rauhfaser

    Spoiler!

    1. Der Landwirt und Ex-NASA-Astronaut Cooper entdeckt durch auf übernatürlichen Wege übermittelten Koordinaten einen geheimen Stützpunkt der in Zukunft geheim operierenden NASA. Er ist erst wenige Stunden dort und wird trotzdem sofort aufgefordert, ein Raumschiff zu fliegen, was er – obwohl offenbar jahrelang ohne Training – auch sofort kann.
    2. Die gezeigten kantigen intelligenten Armee-Roboter bewegen sich auf wirklich alberne Art fort. Kein intelligentes Wesen würde so etwas ernsthaft entwerfen – außer wir begreifen „Interstellar“ als Parodie.
    3. Die Dystopie einer Erde in der Klimakatastrophe ist gut gelungen und wird vergleichsweise subtil dargestellt. Irgend eine Form von Alltag geht halt weiter. Das hat mir gefallen, allerdings sind die Sandstürme völlig unrealistisch. Für derart große Sandstürme braucht es entsprechend große Wüsten. Wir wissen, wie es beispielsweise in den Ländern rund um die Sahara oder in Australien aussieht – trotz Wüsten von kontinentalem Ausmaß.
    4. In den geheimen NASA-Labors holt Dr. Amelia Brand die tielfgekühlten Eizellen aus dem Kühlschrank, um sie Cooper zu zeigen – obwohl es sonst keinen Grund gibt, sie herauszuholen und ein Unterbrechen der Kühlkette keine so gute Idee ist, wenn davon die Zukunft der Menscheit abhängt.
    5. Um in sein Raumschiff – die Endurance – zu gelangen, muss Cooper in seinem Raumgleiter erst einmal die Erdgravitation überwinden, wofür er größere Treibstoffmengen braucht. Das schafft er auf klassischem Wege mit einer ganz normalen, mehrstufigen Rakete. Später auf anderen Planeten ist er jedoch in der Lage, seinen Raumgleiter nicht nur ohne die Hilfe von Raketen zu starten, sondern auch in der Atmosphäre herumzufliegen.
    6. Beim Durchquerden des Wurmlochs dehnen sich Raum und Zeit aufs Schönste – aber nicht die Endurance selber oder ihre Insassen.
    7. Wurmlöcher können nach gängigen Theorien nur in eine Richtung durchquert werden. Es gibt Theorien, die das anders sehen. „Interstellar“ entscheidet sich für keine von beiden: Einerseits ist es möglich, Cooper Videobotschaften durch’s Wurmloch zu schicken, andererseits ist Senden in Gegenrichtung „irgendwie so halb möglich“. Zwar nicht so richtig wirklich, aber doch so, dass Botschaften von den Astronauten des Lazarus-Projektes empfangen werden konnten.
    8. Miller’s Planet ist in der Auswahl der zu besiedelnden Planeten, obwohl er sich in der unmittelbaren Nähe eines schwarzen Lochs befindet. Um in einer habitablen Zone zu sein und zum Beispiel wie dargestellt flüssiges Wasser zu haben, muss ein Planet einen leuchtenden Stern im richtigen Abstand umkreisen. Das tut der Planet sichtlich nicht: Er ist dem schwarzen Loch näher als zum Beispiel Merkur der Sonne. Es müsste dort unerträglich heiß sein. Das Schwarze Loch selber leuchtet nicht und liefert auch keine Energie. Die bezieht der Planet offenbar von der Akkretionsscheibe, die Energie ausstrahlt. Leider auch Röntgenstrahlen, die die Besucher von Miller’s Planet innerhalb kürzester Zeit „grillen“ würden. (Anmerkung: Ein paar Leute stoßen sich daran, dass überhaupt ein Planet in der Nähe eines Schwarzen Lochs existiert und nicht hineinfällt. Das ist möglich. Ein Schwarzes Loch ist nichts weiter als ein extrem komprimierter Stern, um den man sich genauso in einer Kreisbahn befinden kann kann wie um einen nicht komprimierten Stern gleicher Masse – der halt viel größer wäre.)
    9. Das Wurmloch wurde angemessen als kugelförmig dargestellt – nicht aber das Schwarze Loch, um das herum keine Krümmung der Raumzeit zu sehen ist. Wie es hätte aussehen müssen, zeigt dieses Foto. Genau anhand solcher Verschiebungen können wir überhaupt schwarze Löcher und andere Objekte mit hoher Gravitation im Weltraum entdecken.
    10. Auf Mann’s Planet ist es so kalt, dass die Wolken gefrieren und der Raumgleiter sogar an einer aneckt wie an einem Fels. Eine solch massive Wolke wäre aber keine Wolke mehr sondern ein Eisbrocken und müsste herunterfallen.
    11. Zwei Astronauten liefern sich auf einem weit, weit entfernen Planeten einen Faustkampf. (Geklaut von Neil deGrasse Tyson)
    12. Trotz der extrem niedrigen Temperaturen auf Mann’s Planet überlebt Cooper, dass ihm für kurze Zeit der Helm abgenommen und ein Handschuh seines Raumanzuges ausgezogen wird. Nichtmal sein Kopf oder seine Hand zeigen die geringste Frostbeule.
    13. Die Planeten, die kolonisiert werden sollen, haben noch schlechtere Lebensbedingungen als die Erde nach der Klimakatastrophe. Bevor wir einen solchen Planeten mittels Terraforming bewohnbar machen, könnten wir das auch gleich mit der Erde machen.
    14. Am Ende fällt Cooper in das Schwarze Loch. Dabei hätte er quasi geschreddert und atomisiert werden müssen wie all das leuchtende Material um ihn herum, das wir als strahlende Akkretionsscheibe sehen.
    15. Ok, gesetzt Punkt 14 ist egal: Schwarze Löcher sind – wie gesagt – extrem komprimierte Sterne. Es ist also kein Loch im eigentlichen Sinne, in das mensch hineinfallen kann, sondern irgendwann wird jenseits der Ereignishorizonts unweigerlich der Boden nahen und Cooper auf diesem zerschellen. (Es gibt allerdings das Gedankenspiel, dass das nie passiert, weil sich die Zeit vorher gegen Unendlich verlangsamt – offenbar die Situation, in der Cooper sich wiederfindet, als er den Tesserakt betritt.)
    16. Der Tessarakt ist fünfdimensional, sodass Cooper sich in 4 Dimensionen frei bewegen kann (wie sonst ein Mensch sich in der vierdimensionalen Raumzeit in drei Dimensionen frei bewegen kann). Auf diese Weise sieht er das Zimmer seiner Tochter in allen Stadien der Zeit. Nicht wissenschaftlich erklärt wird, wie er in der Lage ist, die Bücher im Regal zu schubsen. Das fängt schon damit an, dass sein menschliches Gehirn nicht dazu in der Lage ist, höhere Dimensionen auf nicht-abstraktem Wege zu erfassen. (Wäre es das, könnte Cooper das auch auf der Erde tun und wir bräuchten kein Tesserakt im Innern eines Schwarzen Loches).
    17. Die im Film angedeutete Erklärung für das Wurmloch und die Ereignisse im Tesserakt ist, dass von fünfdimensionalen höheren Wesen nachgeholfen wird. Dies sind offenbar keine Aliens sondern Menschen der fernen Zukunft. Die Transformation der Menschheit in die fünfte Dimension ist ein altes Motiv der Esoterik und soll beim Weltuntergang/Armageddon/New Age/Zeitalter des Wassermanns/mit Ablauf des Maya-Kalenders geschehen. Die Schlüsselszene in „Interstellar“ hat also nichts mit Wissenschaft und viel mit ihrem Gegenteil zu tun.
    18. In der Verfilmung der „Unendlichen Geschichte“ fragt Atreju den Glücksdrachen Fuchur, wie sie denn den Elfenbeinturm finden wollen. Fuchur antwortet: „Mit Glück“. Cooper antwortet auf die gleiche Frage, wie er zur Erde zurückkehren will: „Mit Liebe“. Spätestens hier outet sich „Interstellar“ als Märchenfilm.
    19. Cooper überlebt und wird aufgegriffen, obwohl er schutzlos, nur mit einem Raumanzug und begrenzten Sauerstoff-Reserven für vermutlich wenige Stunden in der Nähe des Saturn im All treibt. Die Chance auf eine solche Rettung ist nahezu aussichtslos. (Wahrscheinlich half die Liebe.)
    20. Überhaupt: Pathos. Viel Pathos. Viel zu viel Pathos. Wer „Interstellar“ mag, mag auch „Pearl Harbor“, „Plan 9 from Outer Space“ und „Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin“.
    21. Woher weiß Murphy auf dem Sterbebett, dass Amelia Brand auf Edmund’s Planet ist?
    22. Die Charaktere handeln in ihrer Motivation ganz furchtbar eindimensional. Insbesondere Murphy möchte man ein paar mal „Get a life“ zurufen, wenn sie sich weigert, ihrem Vater eine Videobotschaft zu schicken. Ich vermute, selbst „50 Shades of Grey“ hat differenziertere Charakterzeichnungen.
    23. Anne Hathaway spielt mit.

    (Aber die Szene mit der Welle auf Miller’s Planet war geil.)

    Update: Im Wasting-Away-Podcast der 5 Filmfreunde gibt es noch einige Gründe mehr. Außerdem kann ich mir wirres.net eine Scheibe „Fasse dich kurz“ abschneiden.

  • Links der Woche

    • Erleben wir gerade das sechste große Massensterben?:

      „Es sterben sehr viel mehr, als man normalerweise erwarten würde. Und der Grund dafür sind wir Menschen. Seit es uns gibt, haben wir uns über den ganzen Planeten ausgebreitet und wenn wir auch nicht jede verschwundene Art aktiv gejagt und eigenhändig umgebracht haben, sind wir trotzdem nicht ganz unschuldig. Das Problem ist vor allem die Zerstörung von Habitaten.“

    • Schönste Gabe der Menschlichkeit oder Beleidigung? Was die Themenwoche Toleranz über unsere Gesellschaft aussagt:

      „Die unangenehme Erkenntnis der ARD Themenwoche Toleranz: Sie stellt Menschen mit Behinderungen, Ausländer und gleichgeschlechtlich Liebende auf eine Stufe mit nationalistischen, religiösen und politischen Extremisten.“

    • Being a Black woman in Berlin:

      „Every day that I leave my house I am constantly berated. I am stared at as if I am a unicorn by loads of people. I do not mind the stares, even though it can get overwhelming at times, but what I cannot stand is the sexual harassment. From the moment I leave my house to the minute I return I will have around 12 men say rude things to me on the street. I have experienced catcalling in loads of cities so I am not singling out Berlin for catcalling more than another cosmopolitan city, but what I am calling Berlin out for is the fact that my race is brought into every cat call.“

    • Irgendwie anders – A Rage:

      „Ich bin die, die für die Großmutter ihres Sohnes gehalten wird, weil ihre Frau offensichtlich dessen leibliche Mutter ist. Ich bin auch diejenige, die lange Zeit nach der Geburt eigentlich doch (noch) keinen Sohn hatte, weil der Adoptionsantrag zwar vorlag, aber die Gerichtsentscheidung über die Stiefkindadoption fast acht Monate nach dem Antrag noch ausstand. (…) Wäre ich übrigens männlich, und meine Frau hätte eine Samenspende bekommen, so hätte ich unseren Sohn noch im Krankenhaus mit exakt einer Unterschrift als meinen Sohn anerkennen können.“

  • Links der Woche

    • Woher kommst Du? Ich meine wirklich?:

      „Im Gymnasium, später in Berlin, sollte ich im Geschichtsunterricht über meine Heimat erzählen. „Also in Leipzig…” fing ich an. „Nein, sagte die Lehrerin mit ernstem Blick, Deine richtige Heimat, im Busch.”“

    • Der Auftritt Wolf Biermanns im Bundestag:

      „Von der Neuen Musikzeitung angesprochen, sagte er in einem Interview, die Überwachung durch die NSA berühre ihn gar nicht: Das sei nur »hysterische Propaganda-Idiotie«. Was für ein Glück, dass es nur Menschen in den Krisengebieten Afghanistans oder des Nahen Ostens betrifft, die aufgrund der NSA-Überwachung von einer Drohne getötet oder in Foltergefängnisse wie Guantánamo verschleppt werden, aber niemanden in Deutschland und keinen Wolf Biermann.“

    • Das Phantom namens eBook:

      „Man stelle sich bitte mal vor, der Verband der Biobauern verlange von der Regierung eine Subventionierung von Bio-Lebensmitteln, würde auf die Frage nach einer Definition der zu subventionierenden Güter dann aber “na, so was Gesundes eben, das irgendwie natürlich ist, auf ne Art” antworten, oder auch mit einem “Einzelfall” erklären: “so wie die Sonnenblume da drüben, die ist voll bio.” Und dann würden die Bio-Lobbyisten in Richtung Gesetzgeber zurückfragen:”Aber müssen wir das denn jetzt schon festlegen? Können nicht die Gerichte später irgendwann klären, was bio ist und was nicht?”“

  • Lesungen im November und Dezember

    Bildschirmfoto 2014-11-14 um 13.22.03

    Das Jahr neigt sich dem Ende zu und es gibt ein paar letzte Termine an denen ich als Gast oder mit Gästen lustige, schöne und seltsame Texte lese:

    • 20.11.2014 um 20.30 Uhr Lesebühne: Read on my Dear mit Thilo Bock und Gästen, Z-Bar, Bergstr. 2, Berlin
    • 30.11.2014 um 20.00 Uhr Lesebühne: „Private Lesung“ mit Katharina E. Schumann, Café Stadler, Boxhagener Str. 69, Berlin
    • 10.12.2014 um 20.00 Uhr Lesebühne: Bunkerlesung mit Kirsten Fuchs und Frédéric Valin im Berlin Story Bunker, Schöneberger Str. 23a
    • 18.12.2014 um 20.30 Uhr Lesebühne: Read on my Dear mit Frédéric Valin und Gästen, Z-Bar, Bergstr. 2, Berlin
  • Links der Woche

    • Ein schwarzer Nachmittag in Köln:

      „Wenn wir unser Entsetzen ausdrücken, heißt das nicht, dass wir überrascht waren. Überrascht sind wir über die Überraschung der Öffentlichkeit, der Medien, der Polizei. Seit Jahren warnen wir und andere Gruppen davor, dass Althools (die teilweise gar nicht mehr ins Stadion gehen oder dort nicht weiter auffällig werden) nach wie vor in vielen Vereine eine Rolle als „Braune Eminenzen“ (Zitat: Fanzine „Ballesterer“) spielen. Sei es als Vorbilder für den Nachwuchs, sei es als reale Bedrohung für anti-rassistische Fußballfans und Ultras. An vielen Orten pflegen sie beste Verbindungen zur lokalen Neonazi-Szene oder sind elementarer Bestandteil derselben.“

    • Bitte keinen Journalismus:

      „Früher hatte ich zwei Berufe: Werber und Journalist. Heute nur noch einen: Werber. Nicht weil ich kein Journalist mehr wäre. Sondern weil Journalismus immer mehr zur Werbung wird. Fünf Gründe dafür.“

    • App (S)teuer:

      „Der Axel-Springer-Verlag hat bereits reagiert und alle kostenlosen digitalen Ausgaben für seine Printabonnenten eingestellt. Der »Spiegel« nimmt pro digitaler Ergänzung wieder einen Aufpreis von 50 Cent von seinen Abonnenten. Einige Buchverlage haben ihre E-Book-inside-Programme gestoppt. Auch zahlreiche Schulbücher werden künftig ohne digitale Version angeboten werden.“

  • Links der Woche

    • Organknappheit: Kein Herz für Behinderte:

      „Behinderte mit einer schweren irreversiblen Hirnschädigung dürfen aufgrund eines erhöhten Operationsrisikos und einer durchschnittlich geringeren Lebenserwartung keine Spenderorgane erhalten, weil dadurch der längerfristige Erfolg der Transplantation in Frage steht.“

    • Wir nennen es Buch:

      „Es tut mir leid: Buchhandlungen kommen in meinem Leben schon lange nicht mehr vor. Das Klischee der gut informierten Buchhändlerin, die mich in warmer Umgebung geduldig berät, bis ich voller Vorfreude auf den Lesegenuss ein Werk nach Hause trage, halte ich für unrealistisch – nicht erst seit dem Siegeszug des Internets.“

    • Keine Investition in die Inklusion:

      „»Ich betreue einen sehr stark verhaltensauffälligen Grundschüler an vier Tagen in der Woche. Oft weiß ich jedoch nicht, was ich mit ihm machen soll, da ich für diese Tätigkeit nicht ausgebildet bin«, beschreibt Sabine Gilsch ihre Probleme. Die 50jährige arbeitet für neun Euro in der Stunde an einer Lübecker Grundschule.“

    • Hölderlins Roboterrobbe:

      „Auch ohne Roboterrobbe stimmt die Diagnose ja nicht: Hat, wer nur in Menschen, Tieren und Natur Trost sehen kann, schon einmal etwas gelesen (Hölderlin vielleicht?), Kunst betrachtet, ein Foto besessen? Oder das Drama eines verlorenen Stofftiers oder einer verlorenen Kuscheldecke miterlebt?“

    • Finger weg von Tor!:

      „Oder anders gesagt: es ist einem normalen Kriminellen oder anderen Angreifer nicht ohne weiteres möglich, an fremde Passwörter zu gelangen. Ich kann mich nicht mal eben ins Netz der Telekom einklinken, um dort Daten abzugreifen. Aber ich kann mit geringem Aufwand – ebenso wie ein anderer Angreifer – einen Tor-Exit-Node aufstellen und alle dort durchgehenden Daten nach Passwörtern durchsuchen.“

  • Qualitätsjournalismus

    tl;dr: Journalistische Debatten über Trolle kann ich nicht ernst nehmen, solange nicht auch mal die Trolle in den eigenen Redaktionen thematisiert werden.

    zeitungen

    Der Journalismus hat den Troll entdeckt. Nachdem in anderen Kontexten schon viele Menschen aus Foren, Twitter oder Facebook rausgemobbt wurden, wird es auch den den Redaktionen zu viel: Der Troll treibt sein Unwesen in ihren Kommentarspalten, die zunehmend dicht gemacht werden. Das Heise-Forum ist längst überall. Die Redaktionen reagieren darauf mit neuen Modellen: Strengeres Community-Management, Kommentare nur noch für Abonnenten, gelenkte Diskussionen. Gleichzeitig ist er spannend, dieser Troll. Wer sind eigentlich diese Leute, die Kommunikation zerstören, Menschen mit verbaler Gewalt in die Verzweiflung und aus dem Netz treiben? Darüber erschienen in den letzten Wochen etliche Geschichten. Und wie umgehen mit dem Troll? Offen bekämpfen, einfach löschen und rauswerfen oder – „Don’t feed the troll!“ – ihn ignorieren? Die jahrealte Netzdebatte ist im Mainstream angekommen. Der Troll wird als Objekt der Berichterstattung zu Hause besucht.

    Irgendwas jedoch fehlte mir an der ganzen Debatte, das ich zunächst nicht näher benennen konnte und mir erst gestern klar wurde. Was ist eigentlich mit Trollen in den Reihen der Redaktionen? Was denkt sich der Online-Redakteur bei „Spiegel Online“, der nach Artikeln über #Aufschrei oder Anita Sarkeesian den nächsten Fleischhauer freischaltet? Wie ist das so, sich bei der „Zeit“ immer wieder mit Rassismus und Frauenfeindlichkeit auseinander zu setzen, nur um dann Lesern, die sich für eine Welt mit weniger Diskriminierung einsetzen, den nächsten Martenstein reinzuwürgen? Und warum muss die F.A.Z. erst investigativ einen Bilderbuch-Troll irgendwo in der Provinz ausgraben, wo doch die Telefonnummer von Don Alphonso gereicht hätte?

    Die Antwort scheint ganz einfach: Trolle sorgen für Aufregung und Empörung. Sie bringen Traffic, Klicks und Umsatz. Die einen rufen „Endlich sagt’s mal einer!“, die anderen regen sich – meist zurecht – darüber auf, welche menschenverachtende Scheiße da wieder ins Netz gekippt wurde. Und das nicht auf irgendwelchen Blogs, in denen Trolle sowieso schreiben können, was sie wollen, sondern mitten im selbsternannten „Qualitätsjournalismus“. Der Troll, heißt es, genießt die Aufmerksamkeit. Er lebt geradezu davon, Unruhe zu stiften, Menschen zu verletzen und Hass zu verbreiten. Das ist natürlich auch ein Geschäftsmodell. Und Trolle sind halt immer die anderen.