Apple kann keine Mäuse bauen

Klingt etwas krass, aber stimmt leider: Ausgerechnet Apple, die Firma, die als erstes im größeren Stil eine grafische Oberfläche vermarktet hat, kann keine Mäuse bauen. Jedenfalls nicht die letzten 10 Jahre. Glaubt ihr nicht? Dann hört mal zu:

2001 Die erste fertige Version von Mac OS X kommt auf den Markt. Das System kennt Kontextmenüs. Für Apple kein Anlass, Mäuse mit einer rechten Maustaste anzubieten. Apple braucht noch ein paar Jahre um zu kapieren, dass ein Kontextmenü über die rechte Maustaste eine irrsinnig einfache und elegante Angelegenheit ist, die nicht einfacher wird, wenn wenn man nur eine Maustaste hat und dazu gleichzeitig was auf der Tastatur drücken muss. Frühe iMacs wurden sogar noch mit dem unsäglichen Puck ausgeliefert, der für die meisten Hände zu klein war. Viele Leute kauften sich hässliche Verlängerungen aus Plastik, um Sehnenscheidenentzündungen zu vermeiden.

2005 Apple schafft es endlich die rechte Maustaste anzubieten – nicht ganz frei von Trotz, denn es fehlt weiterhin physikalisch eine zweite Taste. Vielleicht hat Steve Jobs ja eine Wette abgeschlossen und muss in die Hölle, wenn er Mäuse mit mehr als zwei Tasten baut oder sowas in der Art. Die Maus hat einen Sensor, der den Finger erkennt. Geradezu revolutionär: Fast 10 Jahre später als Microsoft liefert Apple ein Mausrad zum scrollen. Das allerdings gleich in Form eines knubbeligen Bällchens für alle Richtungen, das nicht ganz ohne Erotik ist, aber leider anfängt zu nerven, wenn die Maus ein bis zwei Jahre alt ist. Dann nämlich muss das Bällchen immer wieder gereinigt werden, wozu es allerlei Rezepte im Netz gibt: das Gehäuse aufknacken, Tesafilm reinfummeln oder das Bällchen mit starkem Druck auf Pappkarton herumrollen. Alle Methoden haben eines gemein: Man muss sie irgendwann mehrmals täglich anwenden oder die Maus wegwerfen.

2009 Endlich: Das elende Bällchen ist Vergangenheit. Die Magic Mouse hat eine Touch-Oberfläche. Zwar verliert sie gelegentlich mal die Bluetooth-Verbindung zum Rechner (mit Kabel gibt es nicht und die mitgelieferten Batterien halten ungefähr einen Monat) und braucht dann auch nur 1 bis 2 Minuten, um wieder zu funktionieren, aber immerhin: Kein Bällchenputzen mehr. Dafür ist die Maus aber sehr sensibel. Liegen beide Finger auf dem Mausrücken (bei mir für Links- und Rechtsklick immer der Fall), muss man sehr drauf achten, sie nicht zu bewegen. Die kleinste Bewegung kann als Scrollaufforderung aufgefasst werden. Normalerweise stört das nicht weiter, aber sobald man sich in Anwendungen wie Google Maps und Streetview befindet, muss man schon höllisch aufpassen…

2010 Die Magic Mouse hatte ich nur ein paar Monate. Jetzt steht hier ein Magic Trackpad. Ich mag es sehr. Alle oben beschriebenen Probleme gehören damit der Vergangenheit an und wegen der Größe des Pads ist die Bedienung noch nicht einmal fummelig, wie man es sonst von Laptops gewöhnt ist. Auch bei einem großen Monitor mit einer Auflösung von 1920 x 1080 kommt man mit einem Wisch in alle Ecken und das Scrollen mit zwei Fingern macht jetzt erst so richtig Spaß. Dafür ist das ganze etwas weniger Präzise, aber das mag an der Übung liegen.  Neben der Alu-Tastatur jedenfalls macht es sich sehr schick.

Mal sehen, wie ich in ein paar Tagen und Wochen darüber denke. Sonst kauf ich mir halt eine Maus von Microsoft.