Digitalisierung geht unter die Haut – Perspektiven eines Cyborgs

Die Medizintechnik stellt immer ausgefeiltere Implantate und Prothesen bereit, die Körperfunktionen ersetzen und sogar erweitern. Doch bleibt es nicht nur beim medizinischen Einsatz: Bodyhacker experimentieren mit implantierbaren NFC-Chips und Elon Musk denkt laut über Gehirnschnittstellen nach. Erleben wir eine Cyborgisierung der Gesellschaft? Was ist technisch möglich und was wird Science-Fiction bleiben? Und welche ethischen, sozialen und wirtschaftlichen Fragen zieht das nach sich?

Fürst R. (Hrsg.): Gestaltung und Management der digitalen Transformation. AKAD University Edition. Springer, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-24492-7

Büro-Cyborgs: Warum implantierte RFID-Chips langweilig sind

Implantierte RFID-Chips kennt man seit Jahrzehnten aus der Tierarzt-Praxis. Haustiere werden gechipt, um sie später per Lesegerät identifizieren zu können. Seit einiger Zeit implantieren sich auch Menschen solche Chips – zumeist in die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger. Auch hier geht es um Identifikation: Die Chips werden benutzt, um Smartphones zu entsperren, Gebäude mit passender Schließanlage zu betreten und an Snackautomaten zu bezahlen.

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Der Chip in der Hand – bald vom Chef verordnet?

Ich trage meinen Chip jetzt seit fast zwei Jahren. Implantiert hat ihn mir der schwedische Bodyhacker Jowan Österlund in die „Schwimmhaut“ zwischen Daumen und Zeigefinger. Das Ganze dauerte nur wenige Sekunden: Mit einer Injektionsnadel wird der Chip unter die Haut gespritzt. Während ich noch leicht empört war, dass Jowan mir dazu in die Hand kneifen musste, habe ich den eigentlich Piks gar nicht bemerkt. Sich ein Ohrloch stechen zu lassen ist wesentlich schmerzhafter. Mein Chip ist ein NFC-Tag in einer Glashülle, etwa so groß wie ein Reiskorn.

Er besitzt keinerlei eigene Energieversorgung und wird erst per Induktion aktiv, wenn ich ihn sehr nah an ein passendes Lesegerät halte. Theoretisch könnte ich jetzt damit Türen öffnen, wenn ich eine entsprechende Schließanlage hätte, woran praktisch in meinem Berliner Altbau nicht zu denken ist. Haben wollte ich ihn, weil ich mich sehr für Bodyhacking und Human Enhancement interessiere. Immerhin kann ich ganze 868 Bytes darauf speichern. Mehr wäre schon cool.

In den letzten zwei Jahren haben sich solche Chips sehr verbreitet. Angeblich sitzt mittlerweile bei 50.000 Menschen weltweit ein NFC- oder RFID-Tag unter der Haut – eine Zahl, die häufig genannt wird, für die sich aber keine sichere Quelle finden ließ. Doch bereits 2015, als nur wenige Hundert Menschen solche Chips hatten, warnten die ersten Gewerkschafter, dass Arbeitgeber auf die Idee kommen könnten, ihre Mitarbeiter zu chippen. Ein solcher Arbeitgeber ist der Automatenaufsteller „32M“.

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