tl;dr: Pocket könnte mich (und euch) glücklich machen.
Ich bin so ein hoffnungslos gestriger Mensch, der sich nicht einfach darauf verlassen mag, was Twitter reinspült, während ich zufällig gerade gucke, oder was der Facebook-Algorithmus so vorkaut. Deshalb benutze ich einen RSS-Reader, in dem ich die für mich relevanten Nachrichtenquellen abonniert habe. Vor ungefähr 5 Jahren gab es eine Zeit, in der ich quasi glücklich war. Meine Feeds hatte ich über den Google Reader abonniert und der hatte ein ganz großartiges Feature: Ich konnte Link-Empfehlungen anderer Menschen abonnieren und selber Links Leuten empfehlen, die mich abonniert hatten. Dazu musste ich nur auf ein Sternchen am Artikel klicken. Daraus bildete sich lose Netzwerke von Leuten, die sich gegenseitig höchst interessante Links zuschoben, die nicht in Echtzeit gelesen werden mussten sondern immer dann, wenn man gerade Lust und Zeit hatte.
Der Google Reader verschwand und wurde bei mir durch Feedly ersetzt, aber eine vergleichbare Linkschleuder vermisse ich seitdem schmerzlich. Und die hat sich neulich Pocket in die Apps für iOS, Android und zuletzt auch in den Webclient eingebaut. Pocket war für mich längere Zeit uninteressant, weil „Read it later“ in meinem Falle regelmäßig „Read it never“ bedeutete – bis ich anfing, es für den redaktionellen Alltag und meine Arbeit zu nutzen. Aber richtig viel Spaß macht, dass Pocket-Nutzer sich seit einiger Zeit gegenseitig „folgen“ und ausgewählte Artikel ihren Followern empfehlen können. Das machen in meinem Umkreis bisher nur sehr wenige und trotzdem liebe ich die „Empfehlungen“-Spalte meiner Pocket-App jetzt schon sehr. Sie enthält die Empehlungen der ersten Netzbekanntschaften, die ich dort finden konnte, den auf Pocket meist gelesenen Artikeln und wenn gerade wenig los ist, noch einem algorithmisch zusammengestellten Bodensatz aus Dingen, die mich interessieren könnten. Das ist mir in den letzten Wochen quasi Tageszeitung geworden. Insbesondere in einer Zeit, in der das freie Web langsam zu Gunsten großer Plattformen stirbt, bildet Pocket eine Plattform, die das freie Web eher stützt und den guten alten Link hochhält. Über Pocket entdecke ich in Tagen Artikel und ganze Blogs wie sonst auf Twitter und Facebook in Monaten nicht.
Deshalb meine Bitte: Kommt rüber zu Pocket. Empfiehlt dort, lass euch empfehlen, abonniert mich, ich abonniere euch. Mein Profil findet ihr hier. Schnittstelle zum Verbreiten auf Twitter und Facebook sind genauso eingebaut wie die Möglichkeit, ausgewählte Links statt der Allgemeinheit nur bestimmten Leuten zukommen zu lassen. Und welche eurer Bekannten schon auf Pocket sind, die ihr abonnieren könntet, findet ihr heraus, indem ihr Pocket eure Facebook-Friendings und Twitter-Followings durchsuchen lasst. Und natürlich lässt sich Pocket wunderbar mit Feedly und anderen Diensten kombinieren.
P.S.: Ich habe nichts mit Pocket zu tun und bekomme kein Geld für diesen Blogpost. Ich bin nur das erste mal seit gefühlt 2011 oder so von einem Feature in einem Social Dingsi begeistert.
P.P.S.: Ein weiterer spannender Aggregator ist übrigens Nuzzel, der zusammenfasst, welche Links eure Twitter-Followees am letzten Tag so verbreitet haben. Max Buddenbohm erklärt, wie’s geht.