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  • Automatisches Exzerpieren

    Das ist die wohl unsexieste Überschrift für einen Blogpost aller Zeiten. Wer ernsthaft Literatur durcharbeitet, ist eigentlich ständig damit beschäftigt, Exzerpte zu schreiben, also beim Lesen einen Stapel Papier daneben zu legen und Zitate/Notizen mit Seitenzahl draufzuschreiben. Das geht natürlich auch wunderbar am Computer mit Copy&Paste. Und natürlich gibt es zu diesem Zweck die großen Literaturverwaltungen wie Citavi, Mendeley & Co. Einige von ihnen arbeiten sogar cloudbasiert, wenn auch die meisten noch klassische Programme sind, meistens für Windows. Für Mac-User wird da die Luft schon dünn. Für solche, die auch noch ein iPhone und ein iPad benutzen und ihre Exzerpte automatisch synchron halten wollen, wird die Luft noch dünner. Soweit ich sehen konnte, bieten die bekannten Literaturverwaltungen aber alle eines nicht: Eine ergonomische Reader-App mit automatischem Exzerpieren.

    Ich lese ein PDF oder ein ePub in einer Reader-App auf dem Tablet, Telefon oder am PC. Interessante Stellen markiere ich und versehe sie direkt in der Reader-App mit einem Kommentar. Im Hintergrund legt die Reader-App automatisch für jedes gelesene Buch ein Dokument an, in dem alle markierten Zitate und Notizen nebst bibliografischen Angaben des betreffenden Buches völlig automatisch gesammelt werden, ohne dass ich mich noch um etwas kümmern muss. Wer schonmal nachts im Bett beim Lesen auf dem Telefon oder offline im Flugzeug oder ICE beim Lesen auf dem Tablet über wichtige Textstellen gestolpert ist, weiß was ich meine.

    Es scheint genau einen Dienst zu geben, der das beherrscht: Google Play Books. (Hier steht, wie’s geht.) Der Google-Dienst hat eine Reihe von Vorteilen. Ich kann eigene ePubs hochladen und bin nicht auf das Google-eigene Angebot beschränkt. Die Arbeit ist fast vollkommen plattformunabhängig. Ich kann nahtlos zwischen Tablets, Telefonen und Computern wechseln. Es gibt Reader-Apps für Android und iOS und unter Windows/Linux/macOS kann ich im Browser arbeiten. Ich lande überall an der zuletzt gelesenen Stelle. Alle Exzerpte landen als Doc im Google Drive. Nur für PDFs ist Google Play Books noch kaum brauchbar, weil vielen PDFs die Meta-Angaben mit den bibliografischen Daten fehlen – von gescannten PDFs, wie sie typischerweise in Semesterapparaten vorliegen, ganz zu schweigen. Deshalb benutze ich Google Play Books nur für Bücher, die mir im Volltext als ePub vorliegen.

    Was ich mich jetzt frage ist: Warum gibt es das in dieser Form nur von Google? In Apple Books kann ich auch cloudbasiert synchronisiert lesen, markieren und kommentieren, aber nicht automatisch exzerpieren. Jedenfalls konnte ich die Funktion nicht finden. Amazon Kindle scheint das zu können. Als ich das letzte mal geguckt habe, landeten allerdings alle Textstellen in einer Datei namens clipping.txt, die aufwändig weiter bearbeitet werden muss. Und wenn ich die Wahl zwischen Amazon und Google habe, kann ich auch gleich bei Google bleiben.

    Mittlerweile gibt es dafür sogar einen offiziellen Standard namens Annotation, der hochgradig unterstützenswert aber noch noch nirgends für Endnutzer brauchbar implementiert zu sein scheint. Für Nextcloud gibt es einen Workflow für Notizen in GoodNotes. Das ist sehr interessant eben noch kein (automatisches) Exzerpieren wie oben beschrieben. Und die großen Literaturverwaltungen: Citavi kann Cloud hat aber keine Anbindung zu einem Reader und ist auf Windows beschränkt. Es ist stark beim Bilbiografieren, aber das Exzerpieren muss anderweitig stattfinden. Mendeley kann das hingegen und Cloud und und zig Plattformen, scheint aber offline nur sehr eingeschränkt nutzbar zu sein und nur mit Papers im PDF-Format aber nicht mit Bücher im ePub-Format umgehen zu können. Bei allen anderen sieht’s ähnlich aus, jedenfalls soweit ich sehen konnte.

    Im Moment werde ich für Bücher weiterhin Google in Kombination mit Calibre zum Konvertieren benutzen. Beim Umgang mit Papers und beim Bibliografieren habe ich noch immer händisches Chaos. Hatte früher mal Citavi, die mich aber als Nicht-Windows-Nutzer offenbar nicht wollen. Ich tendiere dazu, als nächstes mit Mendeley zu experimentieren und werde schauen, wie gut/schlecht sich das mit Google kombinieren lässt. Dass Google das mit Play Books als einziger Anbieter elegant und ohne lange Einarbeitung nutzbar hinbekommt, will mir aber nicht recht in den Kopf. Gibt es da wirklich nichts anderes? Was habe ich übersehen?