Zur Shitstorm- und Empörungskultur

tl;dr: Empörung ist wichtig. Sich drüber lustig machen, ist doof. Nach einer Entschuldigung weiterempören ist aber mindestens genauso doof.

empoerung

Folgender Fall wabert gerade durch meine englische Bubble: Ein kleiner Junge wird aufgefordert, seine Hörhilfe für das Schulfoto abzulegen und wollte sie dann nicht mehr tragen, weil er sich damit abgelehnt fühlt. Das ist natürlich ein starkes Stück Diskriminierung. Allerdings geht die Geschichte weiter: Die Eltern haben protestiert, die Beteiligten haben’s eingesehen, der Schulleiter entschuldigt sich mehrmals, das nächstjährige Foto wird selbstverständlich mit Hörhilfe gemacht. Menschen, die vorher unreflektiert dumm gehandelt haben, haben was gelernt. Quasi ein Happy End. Das ist doch toll! Stattdessen rollt ausschließlich weiterhin eine getriggerte Empörungswelle durch die Kommentare…

Empörung ist wichtig. Ich ärgere mich ja gerne über Leute, die sich darüber empören oder lustig machen, dass andere sich empören. Da geht jegliche Möglichkeit der Kritik verloren und manchmal ist es nötig, Scheiße deutlich als solche zu benennen (geht mir aktuell gerade in der ganzen Don-Alphonso-von-Rönne-Sache so). Aber wenn wir schon Shitstorms fabrizieren, müssen wir den Beschuldigten auch die Chance für Entschuldigung, Reue und Besser machen geben. Wenn wir das nicht tun, sind wir halt irgendwie selber scheiße.