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  • Nochmal CTRLverlust

    Es geht um diese Geschichte hier, die nachlesen sollte, wer vom Streit „Michael Seemann vs FAZ“ noch nichts mitbekommen hatte.

    Mittlerweile hat sich einiges getan und die Blogger haben ihre Tastaturen gewetzt. Ein Shitstorm war das nicht, eher eine Schlammschlacht. Mittlerweile ist doch eine Stellungnahme der FAZ-Redaktion erschienen, die via carta veröffentlicht wurde. (Warum macht die FAZ das nicht selbst auf ihren Seiten?) Michael hat sich noch einmal dazu geäußert. Don Alphonso schreibt … äh … was man von ihm erwartet und das gleich mehrfach. Er scheint es wirklich nötig zu haben, jedenfalls habe ich darauf verzichtet, meine Meinung zum Beispiel nochmal auf YuccaTree Post zu verbreiten und einen gänzlich unbefangenen Kollegen gebeten, einen neutralen Post zu schreiben. Aus der Story FAZ vs mspro wird langsam eine Story Blogger vs Don Alphonso. It’s Popcorn-Time.

    Michael ist jedenfalls bei allem Ärger fasziniert davon, was hier passiert. Und da sich mittlerweile alle möglichen und unmöglichen Seiten dazu geäußert haben und die verschiedensten Meinungen bei mir in den Kommentaren abgeladen werden, möchte ich noch ein wenig ergänzen:

    Ja, Michael hat fahrlässig Bildmaterial verwendet, das er nicht durfte. Wohl aus einer Mischung aus Versehen und Gedankenlosigkeit. Das muss er sich vorhalten lassen, kann man als unprofessionell brandmarken oder dämlich nennen, zumal es ja offenbar zuvor eine Rundmail der Redaktion gegeben hat mit klaren Regeln, was die Verwendung von Bildern betrifft. Lustig ist allerdings in diesem Zusammenhang, dass FAZ.net an anderer Stelle ebenfalls mal schludert. Ich würde gerne wissen, welche Artikel deshalb vom Netz genommen werden und welcher Redakteur dafür schon gefeuert wurde…

    Eine angemessene Reaktion auf so einen Fall ist: Der Übeltäter kriegt einen über den Deckel und man schmeißt die Bilder raus. Wenn eine Redaktion einen Autor und seine Texte schätzt, wird sie ihn wegen so eines Fehlers weder feuern noch seine Texte löschen. Ersteres passiert, wenn ein Autor mehrfach Fehlverhalten zeigt und letzteres wenn eine Redaktion – warum auch immer – Texte lieber weghaben will.

    Dass Michael seinen Text nochmal (ohne Bilder!) online gestellt hat, wird ihm als Akt der Renitenz ausgelegt und hat anscheinend überhaupt erst dazu geführt, dass das Blog CTRLverlust vom Netz genommen wurde. Es ist eine normale und menschliche Reaktion, ganz besonders eines Bloggers, einen Fehler möglichst schnell und einfach zu korrigieren: in diesem Fall den Post ohne Bilder nochmal online zu stellen. Es wäre auch für mich eine normales Verhalten gewesen – schließlich hatte am Text selbst niemand etwas auszusetzen. Dass die Redaktion das anders sieht, zeugt von einer tiefen kulturellen Kluft zwischen Journalismus und Bloggerei – oder einfach davon, dass die Strukturen bei der FAZ offenbar autoritär sind. Man hat dort eben nicht veröffentlichen zu dürfen, wenn ein Verantwortlicher einen Text nicht öffentlich haben will, auch wenn der Text inhaltlich gar nicht beanstandet wurde. Vernünftiges, sachliches und menschliches Miteinander sieht – auch in einer Redaktion – einfach anders aus. Fehler und Strafe stehen meiner Meinung nach in einem solchen Missverhältnis, das ich persönlich weiterhin geneigt bin, an einen Vorwand zu glauben, auch wenn mittlerweile klar ist, dass Frank Schirrmacher selber nichts damit zu tun hatte, wie Michael schreibt.

    Last not lest: Ja, das Blog ist wohl nicht gelöscht, aber eben weiterhin vom Netz, jedenfalls kann ich es zur Stunde nicht aufrufen. Immerhin hat die Redaktion Michael erlaubt, die Texte an anderer Stelle zu veröffentlichen. Dafür danke an die FAZ. Einstweilen müssen wir uns mit Reader- und Google-Cache behelfen. Am Rande auch noch vielen dank an Jürgen Kuri und die c’t: Sie haben eine schöne Zusammenfassung der CTRLverlust-These von Michael und eine Gegenrede von Thilo Weichert – beide aus Heft 14 – gerade von ihrer Bezahlschranke befreit und im Netz freigegeben.

    Lustig ist in diesem Zusammenhang eine andere Art von Kontrollverlust. Angela Merkel ist erbost und redet nicht mehr mit Sigmar Gabriel, weil der den Inhalt einer SMS von ihr veröffentlicht hat. Der Inhalt der SMS: „Danke für die info und herzliche grüße am“. Ich lache immer noch.