Café Absurd (Update)

[Foto: TravellingStar]

Ich sitze im Café Absurd und freue mich, dass sie um 17.00 Kerzen auf dem Frühstücksbuffet anzünden, statt es abzuräumen. Durchs Netz geistern gerade die ersten Polizeigewalt-Videos aus dem Wendland, die natürlich nicht annähernd soviel Aufregung verursachen werden wie die S21-Bilder – schließlich scheint es rein optisch mal wieder nur Autonome und Querulanten zu treffen.

„Castor Schottern“ hat eine Facebook-Seite, die man liken kann. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg behält sich vor, die ganzen „Gefällt mir“-Klicker strafrechtlich zu verfolgen. Erst diese Meldung hat mich auf die Facebook-Seite aufmerksam gemacht und mich veranlasst, meine Sympathie per Klick zu bekunden. Schon alleine aus Gründen der Meinungsfreiheit.

Wer schonmal längere Zeit im Wendland war, weiß, dass dort die Menschen ihre Scholle verteidigen. Wie die 68er ihre Eltern „Wo wart ihr damals“ gefragt haben, könnten wir das auch mal von unseren Enkeln gefragt werden. Ok, ich will hier keine Äpfel mit Nazis vergleichen, halte aber Protest und Widerstand im Wendland für völlig legitim.

Und am Rande: Eigene Erlebnisse dort waren es vor 10 Jahren, die mein Bild vom Polizisten als Freund und Helfer nachhaltig erschüttert haben.

OK, „Castor Schottern“ ist nicht ganz ohne: Sachbeschädigung mit finanziellem Schaden für die Bahn und einkalkuliertem Risiko von Eisenbahnunfällen auf der Strecke – mit Menschen oder Castoren. Klingt ziemlich verboten, aber dann – so meine Meinung – auch wieder längst nicht so schlimm wie wie Einlagerung von hochgefährlichem Atommüll in einem dafür wahrscheinlich nicht geeigneten Salzstock ohne die Risiken überhaupt zu kennen.

Ich will mich gar nicht  über das alles ärgern müssen und wende mich wieder dem Buffet zu. Und meinem Reader. Dort lese ich, dass Behinderte unter bestimmten Umständen künftig nur noch 80% des Hartz-IV-Satzes erhalten sollen. Überlege, künftig einen medienfreien Tag einzuführen. Ach Mann.

Update: Hier kann man gerade nachlesen, was im Wendland so los ist. Panzerwagen und Robocops, die sich wie Besatzungstruppen aufführen samt Hubschrauberstaffeln und Quasi-Ausgangssperre für Anwohner entsprechen genau den eigenen Erlebnissen, auf die ich oben angespielt hatte. Nett war auch, dass man mich und andere Autofoahrer damals bei der Heimfahrt auf der B491 von Uelzen kommend hinter Waddeweitz die Weiterfahrt verweigerte, obwohl ich ein DAN-Kennzeichen am Auto hatte und einen Perso, auf dem „Lüchow“ stand. Abgeriegelt halt. (Beim Umweg über Bergen, Salzwedel und Lübbow kam ich dann durch.)