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  • Der Name des Bundestrojaners

    Ein Trojaner ist ein Trojaner ist ein Trojaner. Erinnert ihr euch daran, dass wir kurz nach Bekanntwerden des „Bundestrojaners“ diesen erstmal „Landes-“ oder „Staatstrojaner“ nennen mussten, weil das Innenministerium behauptet, das Ding sei nie vom BKA eingesetzt worden? Heute können wir zu alter Gewohnheit zurückkehren und das Baby wieder beim Namen nennen. Innenminister Friedrich im FAZ-Interview:

    Auf Bundesebene, also beim Bundeskriminalamt, dem Bundesamt für Verfassungsschutz und der Bundespolizei, ist das seit 2008 gerade mal in rund 25 Fällen geschehen.

    Da hat er mal eben so den Einsatz auf Bundesebene und durch das BKA doch zugegebenen. Ich finde ja faszinierend, wie die die bekannten Kommunikationsschemata der Altparteien – lügen, vertuschen, abwiegeln – auch heute noch angesichts unbestreitbarer Tatsachen greifen. Ansonsten: was Christoph Lauer sagt! Eine grundgesetzkonforme Überwachung von Computern ist schon technisch nicht möglich. Der Einsatz des Bundestrojaners muss auf allen Ebenen gestoppt und der Quellcode der Software zur Analyse und Schadensbegrenzung veröffentlicht werden.

    P.S.: Langsam können wir aber auch anfangen, das Ding „Eurotrojaner“ zu nennen.

  • Links der Woche

    • Ein paar Gedanken zum Bundestrojaner:Die Affaire um den Staatstrojaner stellt uns alle vor die grundlegende Frage: In welchem Land wollen wir leben? Denn natürlich ist nicht alles schön und gut – wie die Brandanschläge auf die Deutsche Bahn zeigen.(…) Doch mit solch grundlegenden Fragen mag sich in Berlin kaum jemand befassen. Es nähmen die angestammten Parteien die Trojaner-Sache nur als weiteren Kommunikations-Kollateralschaden im Fluss des politischen Alltags hin. Dabei ist es gerade in Zeiten solche extremer Wechsel nötig, sich auf das eigene Fundament zu besinnen.

    • Dennis Ritchie (Sep 1941-Okt 2011):Es ist absolut unmöglich, mit Computern zu arbeiten und mit den Arbeiten und den Ideen von Dennis Ritchie nicht an jedem einzelnen Tag in direkten Kontakt zu kommen. Dennis Ritchie starb am 9. Oktober 2011. Seine Arbeit ist unsterblich.

    • German Joys: The Euro Crisis in 300 Words or Less:Thus, the only option left is for Europe to prop up Greece for years. For all practical purposes, this doesn’t mean loaning Greece money, it means giving Greece money. Lots of it.

    • Essay über Transparenz und Geheimnisse:Problematisch ist der undifferenzierte Umgang mit der eigenen Privat- und Intimspähre. Wer sich allgemein zu sehr entblösst, der verliert an Wertschätzung, Achtung und Respekt, weil er sich damit wahllos anzudienen scheint.3 Er offenbart dadurch nicht nur einen Mangel an Selbstachtung, sondern ebenfalls eine Indifferenz gegenüber anderen Menschen, was von diesen wiederum als Mangel an entgegengebrachter Aufmerksamkeit und Respekt empfunden wird.

  • Peter Altmaier, Malte Spitz und die Piraten

    Der Tag brachte zwei bemerkenswerte Artikel von Spitzenpolitikern konservativer Parteien: Der eine liest sich ganz fluffig und gerade auch für Offliner sehr verständlich, zeugt aber beim erneuten Lesen von tief gehenden Gedanken zum Phänomen Piratenpartei und zur Netzkultur, die sich der Autor gemacht hat. Der andere simuliert Fachwissen, häuft aber nur Gemeinplätze an. Beginnen wir mit dem zweiten: Malte Spitz, Mitglied im Bundesvorstand der Grünen, beginnt seinen SPON-Artikel mit einer Respektbekundung, behauptet dann aber, die Piratenpartei habe nicht nur keine Inhalte, sie stammten auch noch nicht mal von den Piraten. Abgesehen davon, dass es paradox ist, klingt das wie ein Vorwurf an Kommunisten, sie hätten sich das ja alles gar nicht selber ausgedacht sondern von Marx geklaut.

    Es stimmt: die großen netzpolitischen Schlachten der letzten Jahre wurden nicht von der Piratenpartei geschlagen, sondern vom CCC, vom AK Vorrat, vom AK Zensur, FoeBud e.V. und anderen Gruppen. Das kann auch gar nicht sein, die Piratenpartei ist nämlich nicht Vater dieser Auseinandersetzungen sondern ihr Kind. Sicher: gegründet wurde sie schon 2006 – in ihrer heutigen Form nahm sie jedoch erst 2009 Gestalt an. Der Vorwurf ist also ungefähr so albern wie den Grünen vorzuwerfen, ihre Politik sei von Greenpeace oder der Antiatombewegung geklaut, wo im übrigen auch Mitglieder anderer Parteien mitmachen würden.

    Die Piratenpartei, so behauptet Malte Spitz, inszeniere ihr Anderssein nur. Für eine Inszenierung braucht man freilich jemanden, der inszeniert – und so jemand ist bei den Piraten nun wirklich weit und breit nicht zu sehen. Die Wurzeln der Piratenpartei gehen diffus auf den kalifornischen 60er-Jahre-Zeitgeist der ersten Programmierer, die Erfinder des Internet und auf die Hacker-Ethik zurück, aber auch auf das ganz aktuelle Lebensgefühl der hier und jetzt mit dem Internet sozialisierten Menschen, die heute überwiegend unter 30 Jahre alt sind.

    Sie ziehen ihre Agenda nicht aus einer zentralen Ideologie, sondern aus dem Lebensgefühl einer Generation, welches sich gerade erst allmählich zu so etwas wie Ideologie formt. Der Kulturwissenschaftler Michael Seeman legt das knapp, verständlich und lesenswert dar: Ein, wenn nicht der zentrale Wert der Piratenpartei ist die „Netz- oder Plattformneutralität“. Für diesen sperrigen Begriff wünsche ich mir noch einen Ersatz, der das Prinzip stärker auf die gesamte Gesellschaft erweitert, aber man kann damit arbeiten. Von der Kernforderung, Information müsse frei zugänglich sein und niemand dürfe von ihr abgeschnitten werden, wird dieses Prinzip auf immer neue Lebensbereiche übertragen:

    Ein Beispiel ist die Vision vom bedingungslosen Grundeinkommen, das helfen soll, allen ohne Diskriminierung eine ökonomische Teilhabe zu ermöglichen. Die Sozialpiraten arbeiten gerade u.a. an der konkreten Umsetzung: Eine schlagartige Einführung ist ja nicht zu erwarten – wie könnten die vorhandenen sozialen Systeme nach und nach in dieser Richtung transformiert werden? Ein weiteres Beispiel auf lokaler Ebene: kostenloser öffentlicher Nahverkehr für alle über eine kommunale Abgabe. Das ärgert zwar die Autofahrer, die keine Lust haben, die Bahn mit zu bezahlen, aber was mit GEZ und öffentlich-rechtlichen Sendern möglich ist, sollte auch bei der meiner Meinung nach viel wichtigeren Mobilität denkbar sein.

    Ein letztes Beispiel, das besonders deutlich illustriert, wie wenig die Piratenpartei von ihren Konkurrenten verstanden wird, ist die Frauenquote. Sie wird von den Piraten abgelehnt, weil sie Diskriminierung zwischen den Geschlechtern zementiert anstatt sie abzubauen. Unausgegorene Ideen wie der „Frauenstudiengang Informatik“ an der HTW Berlin, der allein erziehenden Müttern das Studieren in Teilzeit ermöglicht, zeigt die Beschränktheit des Quotendenkens: Warum ist so etwas an einige wenige Studiengänge gekoppelt und nicht einfach Standard? Und was ist, wenn allein erziehende Väter in Teilzeit studieren wollen?

    „Piraten machen es sich leichter“, ist der Artikel von Malte Spitz überschrieben. Ansichten und Forderungen wie letztgenannte müssen gerade im linken Spektrum, zu dem die Piratenpartei ja irgendwie auch gehört, nicht nur mühsamst erklärt werden – man kann ganz schön politische Haue dafür bekommen, und zwar von allen Seiten. Da tun die Piraten vieles, aber leicht machen sie sich nichts.

    Das waren nur wenige Beispiele und in der Piratenpartei wird fleißig weiter an Inhalten gearbeitet. Man sieht das bloß nicht so, weil darüber nicht auf Parteitagen und im Feuilleton gestritten wird, sondern im Netz. Also zurück zur Netzpolitik, zur Frage, wie tief greifend das Internet die Gesellschaft verändert. Einer, der das verstanden hat, ist Peter Altmaier, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Bundestagsfraktion. In seinem FAZ-Artikel beschreibt er, wie ihm allmählich bewusst wird, wie dramatisch die Umwälzungen sind, die das Internet mit sich bringt, und dass das längst noch nicht im öffentlichen Bewusstsein angelangt ist.

    Zwar redet Altmaier noch vom „Virtuellen“, das „in die Realität schwappe“, als sei früher nicht real gewesen, was im Netz geschehe, das ändert aber nichts an der Richtigkeit seiner Diagnose: „Die politische Freiheit und Gleichheit der Bürger realisiert sich im Netz zum ersten Mal in Permanenz.“ Es geht aber nicht nur darum, das Politik schneller wird, die Reaktionszeiten kürzer und heute Facebook und Twitter im Auge zu behalten sind – sondern auch darum, dass die aller meisten Politiker und Mitglieder der Elite des Landes das noch nicht verstanden haben und mit Verachtung und Spott auf die Netzkultur reagieren. Reagiert mein Volksvertreter so auf meine Alltagsgewohnheiten, reagiere ich als Wähler wiederum gerne, indem ich mir einen anderen Volksvertreter suche, der mich und meinen Alltag versteht. Wenn man nicht aufpasst, entsteht so rubbeldiekatz eine neue Partei.

    So lange Unionspolitiker wie Peter Uhl ihre Ignoranz demonstrativ vor sich hertragen, droht die CDU nicht gerade, zur zweiten Piratenpartei zu werden. Leider spielt Peter Altmaier hier wissentlich oder unbewusst in einem „Good-Cop-Bad-Cop“-Spiel mit. Sein restlicher (übrigens sehr lesenswerter) Artikel ist „Netzpolitik in a Nutshell“. Guttenplag, Wikileaks, Twitter, Schwarmintelligenz, Netzkultur und Occupy Wallstreet: All das wird dem meist konservativen FAZ-Leser nahe gebracht. Das macht sichtbar: Viele dieser Themen haben nichts mit der Piratenpartei zu tun. Das ist aber kein Makel, schließlich muss lange nicht alles von der Piratenpartei thematisch angenommen werden, bloß weil es das Internet als gesellschaftliches Betriebssystem benutzt – vielmehr geht es den Piraten um dieses Betriebssystem selbst. In der Gentechnik werden manipulierte Viren verwendet, um Gene in einen Organismus einzuschleusen. Analog dazu hat für mich die Piratenpartei die Funktion, Meme in den Politikbetrieb einzuschleusen.

    Ich finde, das macht sie sehr gut.

  • Cochlea-Implantat: Die Operation

    Ich habe schon so viel übers Cochlea-Implantat geschrieben, aber wie verläuft eigentlich die Operation? Vorab sind einige Voruntersuchungen nötig. Unter anderem werden ein CT und ein MRT gemacht. Verschiedene Hörtests werden durchgeführt – es muss klar sein, ob ein Implantat zum Hörschaden des Patienten passt und es keine Kontraindikation wie zum Beispiel eine Verknöcherung des Innenohres gibt.

    Auch wenn man beim CI den Sprachprozessor wie ein Hörgerät hinter dem Ohr trägt: Das Kernstück ist ein Elektrodenbündel, das meinen Hörnerv elektrisch stimuliert. Ein Empfänger, der die Signale des Sprachprozessors drahtlos entgegen nimmt, sitzt hinter meinem Ohr unter der Haut. Eine Leitung wird von dort zum Innenohr gelegt. Dazu wird das Ohr von hinten an der Nahtstelle der Ohrmuschel geöffnet, sodass die Operation minimal invasiv durchgeführt werden kann.

    Um einen Kanal für die Leitung zu schaffen, muss in den Schädelknochen gefräst werden. Man kann sich das vorstellen, wie Kabel und Steckdosen oder Lichtschalter unter Putz zu verlegen. Das Gehirn selber ist hierbei nicht betroffen, trotzdem kann es bei einer Operation am Schädel zu einem Trauma kommen. Insgesamt ist die Operation eher unkritisch und belastet den Organismus wenig. Man wird 2 Tage danach schon wieder entlassen, ist danach aber zur Erholung noch eine Weile krank geschrieben.

    Die Operation selber ist eine ziemliche Fummelei, die etwa 3 Stunden dauert, schließlich muss nicht nur der Kanal gefräst werden, sondern auch das Implantat passgenau in die die spiralförmige, erbsengroße Cochlea eingeführt werden. Das „Millimeterarbeit“ nennen wäre schon viel zu grob. Noch während der Operation wird die Funktionsfähigkeit überprüft, indem Signale über das Implantat abgegeben werden und gemessen wird, ob die korrespondierenden Hirnströme auftreten.

    Die Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt. Übrigens sollte man keine Angst vor Horrorgeschichten à la „Coma“ haben: Die Mortalität liegt laut Wikipedia bei 5 von 100.000 Narkosen. Regelmäßiges Autofahren ist gefährlicher. Nach der Operation trägt man einige Tage einen Druckverband und später einen einfachen Verband in einer Kopfbinde. Am Tag danach wird eine Röntgenaufnahme gemacht, um sicher zu gehen, dass das Implantat auch korrekt sitzt. Nach etwa 2 Wochen werden die Fäden gezogen, nach vier Wochen ist alles verheilt und der Sprachprozessor kann angepasst werden. Während dieser Zeit ist es nicht möglich, ein Hörgerät zu tragen.

    Ob und wie stark die Operation das meist noch vorhandene Restgehör mindert, ist unterschiedlich. Bei mir wurde es noch nicht gemessen. Wie es dann weitergeht, ist sehr unterschiedlich. Manche brauchen Tage, um Geräusche auseinander zu halten, andere verstehen von der ersten Minute an Sprache. Auf jeden Fall folgt ein mehrmonatiger Prozess, in dem sich das Gehirn nach und nach an das neue, elektrische Hören anpasst, welches mit der Zeit immer natürlicher klingt.

    Funfact am Rande (ich dachte erst, die Ärzte veräppeln mich): Es ist für die Dauer der Heilung verboten, sich die Nase zu putzen. Man sollte also einen Schnupfen vermeiden. Wer die Nase voll hat, muss hochziehen. Niesen kann in den ersten 1-2 Wochen schonmal ziemlich weh tun, ist aber ungefährlich. Von gelegentlich sehr lautem Tinnitus abgesehen, hatte ich in den ersten Wochen eine unangenehme Nebenwirkung: heftige Migräne-Attacken, zu denen ich sonst nie neige. Ich hoffe, dass das nach der zweiten OP nicht wieder passiert.

    All das war die drastische Verbesserung meines kaum noch vorhandenen Gehörs mehr als wert. Das einzige, was mich ärgert ist, dass ich mich nicht schon viel eher habe operieren lassen. Die folgenden Videos zeigen die Operation zusammgenfasst. Achtung, das ist nichts für schwache Nerven oder Mägen und könnte Angst machen!

  • Der Trend zum Zweitohr

    Lange habe ich hier nichts mehr zum Cochlea-Implantat geschrieben: Der Alltag hat mich zwischenzeitlich völlig aufgesogen. Ich machte Erfahrungen wie andere vor mir – ich bin immer noch schwerhörig und fliege manchmal vom Karussell, wie „Not quite like Beethoven“ das nennt. Der Unterschied zu früher: Wo kommunikativ gar nichts mehr ging, tut es heute meist ein einfaches Wiebitte. Ich hatte viele Gespräche auf Partys und in lauter Umgebung, die so früher nicht möglich gewesen wären. Ich habe getanzt, geflirtet und Wahlkampf gemacht, schaue YouTube-Filme ohne Untertitel (auch englische) und jetzt werde ich langsam das „Projekt Telefon“ in Angriff nehmen. Das CI hat mir sehr viel Leben zurückgegeben, das ich so schon gar nicht mehr (oder noch nicht) kannte.

    Oft hatte ich Glücksgefühle, manchmal war ich down, wenn es das Hören dann doch nicht perfekt war; aber rauschhaft muss man das deswegen nicht nennen. Ich höre ja ganz objektiv um Längen besser als früher. Immer neue Leute sagen mir, wie viel besser man heute mit mir reden könne, und wer mich gut kennt, sagt mir dazu oft noch, dass meine Stimme heute lebendiger und akzentuierter klinge.

    Gelegentlich gibt es Rückschläge, wenn ich müde bin oder einen schlechten Tag habe. Bei der letzten Anpassung trat eine ziemliche Verschlechterung ein – ich verstand plötzlich kaum noch etwas – , die sich aber leicht wieder rückgängig machen ließ.Da merke ich dann, dass mein Gehirn immer noch eine gegenüber dem natürlichen Gehör erhöhte Dekodierleistung erbringen muss. Zu viele gleichzeitige Klangeindrücke vermatschen immer noch gerne mal im berüchtigten „Wling„-Geräusch und Musik macht nur sehr bedingt Spaß. Sprachverständnis und auch Musikgenuss gehen besser, wenn ich nicht über Lautsprecher höre, sondern das CI direkt per Klinke an die Klangquelle anschließe.

    Spannend ist, was seither mit meinem linken Ohr passiert. Alles außer Musikhören ist nur noch Krach, der meistens mehr stört als hilft, besonders wenn man sich mit Menschen verständigen will. Das Sprachverständnis per Hörgerät ist massiv zurückgegangen auf einen kläglichen Rest – mein Gehirn akzeptiert den Akustik-Schrott der Maximal-Verstärkung nicht mehr. Gleichzeitig komme ich immer wieder in Situationen, wo ich etwas verstehe, wenn es von rechts kommt (CI-Seite), aber nicht oder nur schwer, wenn es von links kommt.

    Der Mensch hat zwei Ohren – ich schreibe diesen Blogpost schon im Krankenhaus. Morgen Vormittag wird operiert. Dann geht erstmal alles wieder von vorne los.

  • Erfolgreich arbeiten

    Arbeiten – das ist etwas, mit dem dank der erfolgreichen Politik unserer Regierung in letzter Zeit immer mehr Menschen in Kontakt kommen. Für alle, die sich tiefergehend mit dem Thema auseinander setzen wollen, empfehle ich die hervorragende Broschüre „Erfolgreich arbeiten“ (PDF) der Bundesregierung, die übersichtlich und leicht verständlich einen Einstieg in die Materie vermittelt.

  • Google+ verweigert mir, meinen echten Namen anzugeben

    Wie ihr sicher mitbekommen habt, habe ich letzterdings einigen „Spaß“ mit Google+. Nachdem sie „Die Ennomane“ zum zweiten mal gesperrt haben, verfahre ich nach dem Motto: Wenn ich schon nichts echtes unter Pseudonym schreiben darf, dann schreibe ich eben Blödsinn unter Klarnamen.

    Wie absurd Googles Policy ist, sieht man aber daran, dass ich jetzt meinen echten, wirklich wahren, bürgerlichen Personalausweis-Namen nicht angeben darf. Bei dem Versuch, das zu tun, erhalte ich folgende Fehlermeldung:

  • Links der Woche

    • Das politische Denken der Piraten:Die Plattformneutralität steckt als abstraktes Konzept hinter allen Forderungen der Piraten, denn sie steckt tief in dem Denken eines jeden Netzbewohners. Die Plattformneutralität ist somit ein abstraktes Konzept, wie es die “Nachhaltigkeit” für die Grünen ist. Es ist ein völlig eigenständiger Politikansatz aus dem sich für fast jeden Politikbereich Lösungen generieren lassen.

    • Das Dilemma vom guten Diktator:Es gibt bei uns Menschen diesen Wunsch nach der Person, die sich hinstellt und alles in Ordnung bringt. Je schlechter die Zeiten, desto lauter wird er auch formuliert, der “Ruf nach dem starken Mann”. Der Fachbegriff dafür ist der “Benevolent Dictator”. Zum Glück hat eine gewisse Masse der Menschheit inzwischen begriffen: Es gibt ihn nicht, den Führer, der alles Heile macht und dann brav abdankt. Kein Diktator, der diesen Namen verdient, dankt ab. Wird er abgesetzt, wird er wiederkommen. Man wird ihn nur los, indem man ihn tötet oder er zufällig stirbt. Aber der Traum vom “Benevolent Dictator” ist ein wichtiger Impulsgeber.

    • Frauen zu sexistisch für die Piratenpartei?:Gerade einen schlechten Rant über die Piratenpartei in die Timeline gespült bekommen und blieb schon beim ersten Absatz setcken: Ich sah ein Gruppenfoto, das die Piraten-Fraktion aus Berlin zeigt. Undiplomatisch und sexistisch wie ich bin, spreche ich es aus: Das Bild war eine Ansammlung von zotteligen Typen. Schwammige Figuren, ungesunder Teint, hässlich, mein Gott, da ist ja nix dabei!

    • Im Jammertal der Jungs:Schrecklich lustig. Millionen von Menschen sind genau diesen Schulstunden gerne gefolgt, seit Generationen werden sie weiter erzählt und weiter gereicht, kein auch nur halbwegs belesener Mensch wird erwachsen, ohne Tom Sawyer gelesen zu haben. Ohne seine Liebe zu Becky Thatcher nachgefühlt zu haben, ohne ganz genau verstanden zu haben, warum ein auf der Schulbank herumkrabbelnder Käfer viel, viel spannender ist als der staubige Religionsunterricht, warum es so essentiell wichtig ist, nachts aus dem Fenster zu verschwinden und sich mit Huck Finn zu treffen, ohne dass Tante Polly davon wach wird. (…) Ging Tom vor die Hunde? War er ein Schulabbrecher, ein Schläger, ein Knastbruder – oder machte er später Karriere, irgendetwas mit Medien, irgendetwas an der Börse? Haben Sie sich darüber je Sorgen gemacht? Wahrscheinlich nicht.

    • Internetdienstleister: Google, Facebook und der Staat:Ich möchte in diesem Text eine Vorhersage treffen, die Ihnen sehr unwahrscheinlich erscheinen mag, die aber dennoch mit großer Sicherheit eintreffen wird: Google, Facebook und andere große Internetkonzerne wandeln sich gerade von innovativen Vorreitern zu Grundversorgungsunternehmen der Informationsbeschaffung und des Gedankenaustauschs – und sie werden eines Tages unter staatliche Aufsicht gestellt oder gar vom Staat betrieben werden.

  • Piratengeist

    [Achtung, Pathoscontent!] Es stimmt ja: Programmatisch klaffen riesige Lücken und vieles ist schwammig. Die Piratenpartei hat noch viel vor sich. Dass es aber nicht schlimm ist und etwas ganz großartiges beginnt, erleben wir gerade:

    • In der heillos abgesoffenen FDP entzündet sich eine Diskussion, sie müsse sich mehr an der Piratenpartei orientieren. Tatsächlich stillt die Piratenpartei die Sehnsucht nach einer linksliberalen, bürgerrechtsorientieren Partei, die die FDP seit 1982 nicht einmal mehr als Flügel ist.
    • Angela Merkel sieht zwar nur die Proteststimmen, fühlt sich aber bemüßigt, „auf dem Sachgebiet Internet sehr entschieden weiter zu arbeiten„.
    • Jetzt gerade läuft der Stream der dritten Fraktionssitzung live. Man vernimmt Stimmen aus den anderen Fraktionen, die laut darüber nachdenken, das nachzumachen.
    • Und heute hielten die Grünen stur an ihrem Wahlversprechen zur A100 fest, dass die Koalitionsverhandlungen scheiterten. Natürlich mach das eine Lehre aus dem schwarzgrünen Fiasko in Hamburg und das Scheitern des konservativen Künast-Wahlkampfes sein, aber als ich auf Twitter fragte, „Bin ich der einzige, der gerade das Gefühl hat, die Grünen weht Piratengeist an, bei #A100 nicht umzufallen?„, bekam ich nur entsprechende Antworten: Bin ich nicht.

    Das sind erste Anzeichen, dass es tatsächlich funktionieren könnte. Dass die Parteien den Bürger wiederentdecken und sich um mehr Glaubwürdigkeit bemühen. Dass Politik wieder ein Stück außerhalb heiliger (medialer) Hallen stattfindet und dass die beste unter allen schlechten Regierungsformen ein Stückchen weiterentwickelt wird. Dass Politiker wieder mehr Angst vor dem Wähler haben – und diese Angst nicht darin besteht, vor der Kamera eine schlechte Figur zu machen, sondern den Zorn der Wähler auf sich zu ziehen.

    Die Piratenpartei hat in Berlin sämtlichen Parteien Wähler genommen, am wenigsten bei der CDU, am meisten bei den Grünen. Am allermeisten jedoch hat sie Nichtwähler wieder an die Wahlurne gebracht. Langsam merken wir: Die Wählerstimmen in Berlin waren nicht umsonst.

    Ach ja, und es gibt jetzt Club Mate im Abgeordneten Haus, wobei mir ja 1337mate lieber wäre…

  • Pseudonymität ist ein digitales Menschenrecht

    Thomas Fischermann interviewt mich zu einem kleinen Kunstprojekt, in der ich die Klarnamenpolitik von Facebook und Google Plus kritisiere: Ich lege verschiedene Profile unter meinem Namen an, lebe online aber ganz verschiedene Fake-Persönlichkeiten.

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