Hören nach Zahlen

Wie misst man eigentlich Schwerhörigkeit? Indem man Menschen tiefe, mittlere und hohe Töne vorspielt und so lange lauter macht, bis sie sie hören. Das ergibt dann so ein Audiogramm wie oben. Es zeigt mein rechtes Ohr vor der Operation. Das Hörgerät musste also früher alles um 75-95 dB verstärken, damit ich etwas höre.

Dezibel ist eine logarithmische Skala: alle zehn Dezibel verdoppelt sich die Lautstärke. 85 dB entspricht ungefähr dem Krach an einer Hauptverkehrsstraße. Ein Fernseher auf Zimmerlautstärke ist etwa 60 dB laut und ein in 100 m Entfernung vorbeifliegendes Kampfflugzeug 110-140 dB. Hier liegt auch in etwa die Schmerzschwelle und die Schwelle, ab der auch nach kurzer Einwirkung bleibende Hörschäden zu erwarten sind. Bei 120 dB spricht man auch von Taubheitsschwelle. Ab wo man von „gehörlos“ sprechen kann, ist umstritten. In letzter Zeit wird die Bezeichnung eher pragmatisch benutzt, sodass ich mich mit obigem Audiogramm als gehörlos bezeichne, weil ich ohne Hörgeräte oder CI eben Stille um mich habe, wenn gerade kein Kampfjet vorbeifliegt. Medizinisch gesehen spricht man eher von an Gehörlosigkeit grenzende Schwerhörigkeit.

Es gibt aber noch eine andere wichtige Messgröße: Das Sprachverständnis. Dazu gibt es viele verschiedene Tests. Der einfachste und zugleich für den Probanden schwierigste ist der Freiburger Sprachverständnistest. Dabei werden eine Reihe von einsilbigen Wörtern wie „Schnee“, „Mund“ und „Klotz“ vom Band vorgespielt, die nachgesprochen werden müssen. Ein gut hörender Mensch sollte hier 100% schaffen. Auch ein normal hörender Mensch wird hier eventuell mal ein Wort nicht verstehen.

Diesen Test habe ich heute zum wiederholten Male durchgeführt. Im Frühjahr 2011 hatte ich mit (wirklich sehr guten) Hörgeräten ein Sprachverständnis von 25%. Heute mit Cochlea-Implantat schaffe ich auf dem rechten Ohr 75%, auf dem linken Ohr 85% und mit beiden Ohren gemeinsam 90%. (Ja, das linke Ohr, obwohl erst im Oktober operiert, hat mein rechtes überholt. Der Audiologe staunt auch.)