Käßmann ist kein blauer Engel

Das war mal eine Schlagzeile heute: Käßmann fährt mit 1,5 Promille über ne rote Ampel. Die Käßmann. Bischhöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands. Auch wenn es seit langem Pastorinnen gibt und die evangelische Kirche liberal sein will: Die Frau ist ein Novum. Dass eine geschiedene Frau Ratsvorsitzende sein kann, ist ein wundervolles Statement, dass eine Religionsgemeinschaft in der Mitte der Gesellschaft und auf der Höhe der Zeit sein kann.

Man sieht an ihren Äußerungen, dass die Frau im höchsten Maße zerknirscht ist. Käßmann ist keine Heilige, war sie nicht, und wird sie nie sein. Also behandelt sie bitte nicht wie den Papst sondern wie jeden anderen Menschen auch: Wer nicht gerade Fernfahrer ist, zahlt üblicherweise eine saftige Strafe, bekommt Punkte in Flensburg, muss eventuell zum Idiotentest und verliert seinen Lappen – aber nicht seinen Job!

Spiritualität kann so wenig genormt und vorausgesetzt werden wie Musikalität, weshalb ich eine starke Abneigung gegen jede Form organisierter Religion habe. Hätte ich sie nicht, würde gerade dieser Lapsus, der ausgerechnet einer hohen Kirchenfrau unterläuft, mir die Kirche besonders sympathisch machen. Tatsächlich war mein erster Gedanke:

Jedenfalls ist mir diese Art der Allzu-Menschlichkeit 1000 mal lieber als die dutzenden Fälle sexuellen Missbrauchs in katholischen Kinderheimen und Internaten und man sollte in der Angelegenheit Käßmann einfach mal das Minarett in der Schweiz lassen. Amen.

Update: Nun ist sie doch zurückgetreten.