Psychoprofile und Schulessen: Aggessivst-Marketing bei der HASPA

Der zweite Klein-Skandal bei der Hamburgischen Sparkasse in diesem Herbst: Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass die HASPA Abbuchungen und Überweisungen ihrer Kunden auswertete, um Psycho-Profile zu gewinnen. Die Kunden wurden dabei anhand ihres Lebenswandels, soweit er für die Bank analysierbar war, in Typen eingeteilt: Abenteurer, Performer, Disziplinierte, der Bewahrer, Genießer und Hedonist.

Hedonisten sollten zum Beispiel – so lernten es die Kundenberater auf Schulungen – bei ihrem Spieltrieb gepackt werden, während sie versuchen sollten, bei Bewahrern Ängste zu wecken, um sie zum Kauf eines Finanzproduktes zu bewegen. Zunächst dementierte die HASPA den Einsatz der Analyse-Software, musste das ganze später doch zugeben und verlautbarte dann, Software samt Profile nicht mehr einzusetzen.

Egal, der Schaden war da und die Kunden haben gelernt – im Zweifel wird ihnen nicht das für sie beste Produkt empfohlen sondern das, welches die Bank meint, ihnen am besten und profitabelsten verkaufen zu können. Der auf Hamburg beschränkte Skandal geriet ganz schnell wieder aus dem Focus. Zurück blieb nur das ungute Gefühl, welche Bank wohl noch alles diese Profiling-Software einsetzt. Der Hersteller dürfte vermutlich mehr als nur einen Kunden gehabt haben.

Kaum ist Gras über die Sache gewachsen, lese ich heute die nächste fiese HASPA-Story: Zusammen mit einer Hamburger Grundschule hat die Bank Eltern dazu gedrängt, Konten für ihre Kinder zu eröffnen. Dabei ging es nicht um harmlose Werbung wie wir sie alle kennen – so mit Weltspartag und 5 Euro aufs neue Sparbuch geschenkt – die Essensausgabe der Schule sollte auf Geldkarten umgestellt werden. Bei den Eltern wurde der Eindruck erweckt, die Kinder müssten zwingend eine HASPA-Geldkarte samt Konto besitzen, um sich ihr Mittagessen in der Schulkantine kaufen zu können. Die Schulleitung hat bei dem ganzen Spuk mitgespielt – vermutlich weil Geld geflossen ist und sei es als legales „Sponsoring“.

Immerhin stellte die Schulbehörde die Sache innerhalb kurzer Zeit richtig. Die Kinder werden weiterhin zahlen können wie sie wollen, die verantwortlichen Lehrer haben einen Rüffel erhalten. Fragt sich nur, was die verantwortlichen Marketing-Leute sich eigentlich bei ihren Aktionen denken. Es handelt sich um eine Sparkasse, eine öffentlich-rechtliche Bank, die ausdrücklich nicht primär dem Gewinnstreben dient sondern Infrastrukturaufgaben wahrzunehmen hat. An der Spitze sitzt eigentlich kein 25%-Ackermann. Versagt hat hier aber auch die Politik: Offenbar ist die schwarzgründe Stadtregierung mit der Kontrolle einer Sparkasse überfordert – oder heißt sie derlei Vorgehen wirklich gut?