Black Box Blastoid

Für Fortschritte im Bereich der Stammzellenforschung wäre auch die Forschung an menschlichen Embryonen hilfreich, doch die ist unter anderem in Deutschland nicht oder nur sehr eingeschränkt erlaubt. Deshalb suchen Forscher nach einem Ersatz. Dafür böte sich etwa der Einsatz von Tierembryonen an. Doch diese ähneln menschlichen Embryonen nur bis zu einem gewissen Grad.

Nun haben Forscher einen möglicherweise besseren Ersatz entwickelt: aus Stammzellen hergestellte sogenannte Blastoide. Diese ähneln menschlichen Blastozysten, also Embryonen in jenem Entwicklungsstadium, in welchem aus ihnen embryonale Stammzellen für experimentelle Zwecke gewonnen werden können. In diesem Stadium besteht der Zellhaufen aus verschiedenen Teilen: Eine äußere Zellschicht umgibt einen Hohlraum, in dem sich die Vorläufer von Plazenta, Dottersack und dem eigentlichen Embryo entwickeln. Als Nächstes nistet sich dieser Zellhaufen an der Gebärmutterwand ein und beginnt mit der Entwicklung zum Fötus.

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Geschäfte mit Luca

Das Prinzip der App Luca ist einfach: Wer zum Beispiel eine Kneipe, ein Konzert oder ein Museum besucht, scannt einen QR-Code und trägt sich auf diese Weise in eine digitale Liste ein. Sollte sich herausstellen, dass sich an diesem Ort zur gleichen Zeit eine mit Sars-CoV-2 infizierte Person aufgehalten hat, werden alle, die diesen Code gescannt hatten, per App informiert, ebenso wie das Gesundheitsamt.

Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Wegen ihrer zahlreichen technischen Sicherheitslücken sind Datenschützer und IT-Expertinnen nicht begeistert von der App: Die gesammelten personenbezogenen Daten könnten in falsche Hände geraten und missbraucht werden. Es sei fraglich, ob die Daten ausreichend geschützt werden und ob das Konzept, mit dem Daten verschlüsselt und die Sicherheitsschlüssel verteilt werden, ausreichend ist.

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1 Meme sagt mehr als 1.000 Worte

Anfang des Jahres richteten Reddit-User Milliardenschäden bei Hedgefonds an. Sie trieben durch Kaufabsprachen den Aktienkurs des kriselnden Spielehändlers Gamestop in die Höhe, was die Fonds, die mit Leerverkäufen auf fallende Kurse gesetzt hatten, zwang, sie zu weit überhöhten Preisen zu kaufen. Das Wort vom „Meme-Stock“ machte die Runde, dem Anlagenkauf als Internet-Phänomen und Kommunikationsmuster. Viele Menschen mussten erkennen, dass Memes mehr sind als lustige Bildchen im Internet. Sie haben massive Auswirkungen auf die Gesellschaft und sind ein zentrales Medium geworden, über das gesellschaftliche Prozesse verhandelt werden.

Wenn man virale Bilder und andere Internet-Phänomene als Memes bezeichnet, finden sich eigentlich immer Schlaumeier, die einem erklären wollen, dass Memes viel mehr seien. Vordergründig stimmt das: Geprägt wurde das Wort „Meme“ vom Evolutionsbiologen Richard Dawkins, der in seinem Buch „The selfish Gene“ 1976 eine Analogie zwischen biologischen und gesellschaftlichen Prozessen zog.

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Automatisierte Diskriminierung

Die Universitätsklinik Stanford im US-Bundesstaat Kalifornien hat so viele Mitarbeiter wie manch eine Kleinstadt Einwohner. Einschließlich Kinderklinik, Forschungsabteilungen und Lehrbetrieb arbeiten dort rund 30 000 Menschen. Zu entscheiden, in welcher Reihenfolge sie gegen Sars-CoV-2 geimpft werden sollen, ist schwierig, wenn, wie Mitte Dezember, zunächst nur 5 000 Impfdosen zur Verfügung stehen.

Also entwickelte eine Arbeitsgruppe einen Algorithmus, der festlegte, in welcher Reihenfolge die Beschäftigten geimpft werden sollten. Das Ergebnis zog wütende Proteste von Assistenzärztinnen und -ärzten nach sich. Sie gehören zu denen, die an der Universitätsklinik am häufigsten in direkten Kontakt mit Patientinnen und Patienten kommen, viele auch mit solchen, die an Covid-19 erkrankt sind. Dennoch sollten laut Algorithmus Verwaltungsangestellte im Homeoffice und hochrangige Ärzte mit wenig Patientenkontakt vor ihnen geimpft werden. Von den rund 1 300 Assistenzärzten, die in der Klinik arbeiten, sollten nur sieben an der ersten Impfrunde teilnehmen.

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Warum die Online-Wahl auf dem CDU-Parteitag ein Problem ist

Heute beginnt der Bundesparteitag der CDU, auf dem die Partei unter anderem ihren neuen Vorstand wählen will. Aufgrund der Sars-CoV2-Pandemie findet dieser Parteitag erstmals online statt, ähnlich wie auch schon der Programmparteitag der Grünen einige Monate zuvor.

Allerdings steht die CDU vor einem Dilemma: Das Parteiengesetz verlangt eigentlich, dass ein Parteitag eine Versammlung ist. Dank einiger Gesetzesänderungen sind Online-Parteitage einschließlich digitaler Abstimmungen zwar erlaubt, die Online-Wahl des Vorstandes bleibt aber weiterhin nicht möglich. Die CDU behilft sich hier mit einem juristischen Trick: Der erste Wahlgang mit drei Kandidaten wird zunächst online durchgeführt, genauso die anschließende Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten. Auf diese Weise steht bereits während des Parteitages ein Sieger fest. Dieser wird anschließend per postalischer Abstimmung nochmal bestätigt.

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Verbietet Bitcoin

Aus der Sicht von Software-Entwicklern waren Kryptowährungen, von denen Bitcoin die verbreitetste Variante darstellt, eine ungemein faszinierende Idee. Es schien möglich zu sein, ein digitales Zahlungsmittel zu schaffen, das fälschungssicher ist und ohne staatliche Kontrolle sowie ohne Konten bei Banken auskommt. Die zugrundeliegende Blockchaintechnologie bietet eine Art öffentliche Buchhaltung, die mit komplexen Verschlüsselungsmethoden abgesichert ist und von der viele Kopien an verschiedenen Orten existieren. Wann immer ein Betrag in Bitcoin von einer Person an eine andere übertragen wird, wird dies in einen neuen Block der Blockchain geschrieben.

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Dabei wird leicht übersehen, dass der Bitcoin kaum eines seiner Versprechen wirklich einlösen konnte.

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Corona-Warn-App: Warum weniger Datenschutz nicht effektiver ist

Zwei Dinge haben Tradition in Deutschland: Datenschutz sowie die Neigung, sich über Datenschutz zu beklagen. Das ist so sehr Mainstream, dass der Philosoph Julian Nida-Rümelin in einer Talkshow beklagt, der Datenschutz würde eine effektive Bekämpfung der Covid-Pandemie behindern. Nicht als einziger fordert er eine App, welche die Bewegungen und Aufenthaltsorte aller Menschen trackt und den Gesundheitsämtern zur Verfügung stellt. Als Beispiel nennt er Taiwan, Südkorea und Japan. Mit dieser Haltung ist Nida-Rümelin bei Weitem nicht allein. Die Kritik an der deutschen Corona-Warn-App und vermeintlich übertriebenem Datenschutz wird immer lauter. Doch was ist dran an dieser Kritik und wie kann es sein, dass so viele IT-Experten das völlig anders sehen?

Um das beurteilen zu können, muss man die Funktionsweise der deutschen Corona-Warn-App kennen. Sie speichert keine Aufenthaltsorte sondern funkt, vereinfacht gesagt, ständig einen Code per Bluetooth, den alle Telefone in der Nähe aufzeichnen können. Dabei wird versucht, den Abstand zum sendenden Telefon zu messen, was leider nicht immer zuverlässig gelingt. Erfährt eine Person, dass sie mit Sars-CoV2 infiziert ist, meldet sie das über die App an einen Server, der allen anderen regelmäßig eine Liste der Codes sendet, die zu infizierten Personen gehören. Alles andere läuft dezentral: Alle Apps vergleichen, ob in der öffentlichen Liste Codes auftauchen, denen sie zuvor in der Umgebung begegnet sind. Wenn das der Fall ist, versuchen sie Abstand und Dauer der Begegnung zu berechnen und geben entsprechend eine Warnung aus.

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Auf Durchzug

Seit Monaten lässt sich kaum ein Small Talk mehr führen, ohne dass das Thema Covid-19 eine zentrale Rolle einnimmt. Keine Unterhaltung ohne neue Zahlen, Details der Pandemie, Klagen über das Verhalten von Mitmenschen und Virologen-Fandom. Mit Beginn des Herbstes bildete sich ein neues Subgenre der Coronadebatte heraus: das Thema Lüften und der Ärger, der damit in Büros und Arbeitsstätten einhergeht. Die einen frieren und beklagen sich über Zugluft, die anderen pochen darauf, das Übertragungsrisiko zu minimieren.

Wenn sich Teams auf Regeln einigen oder Vorgesetzte solche vorschreiben, lautet das Ergebnis meistens: einmal stündlich stoßlüften im Büro und alle 20 Minuten im Konferenzzimmer, wenn keine Lüftungsanlage vorhanden ist. So steht es in zahlreichen Ratgebern von Berufsgenossenschaften, Versicherungen oder auch dem Bundesumweltamt. Wer sich als Arbeitgeber daran hält, sollte also alles richtig machen. Wer das dagegen zu wenig findet und häufigeres Lüften verlangt, steht schnell als Querulant und Angsthase da.

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Der Staat hackt mit

Dem Bundesnachrichtendienst, dem Militärischen Abschirmdienst sowie den Verfassungsschutzbehörden von Bund und Ländern soll es künftig gestattet sein, die Computer und Telefone der Bevölkerung zu hacken. Das geht aus einem Gesetzentwurf hervor, den die Bundesregierung vergangene Woche beschlossen hat und in den Bundestag einbringen will. Der sogenannte Staatstrojaner soll gegen Personen eingesetzt werden, die unter Verdacht stehen, Aktivitäten nachzugehen, die eine Gefahr für die Bundesrepublik Deutschland darstellen.

Eigentlich ist die Bezeichnung »Trojaner« etwas unglücklich für Schadsoftware, mit der Angreifer Computer aus der Ferne übernehmen können. Ursprung für diese Bezeichnung ist der Mythos vom Trojanischen Pferd: Wie einst die Bewohner Trojas angeblich ihre Neugierde nicht beherrschen konnten und das große Holzpferd mit den verborgenen Kriegern darin in die Stadt holten, so verleiten moderne Trojaner dazu, auf E-Mail-Anhänge zu klicken, sofern sie nicht gleich unerkannt als sogenannter Drive-by-Download auf die Geräte gelangen. Die Schadsoftware läuft dann unbemerkt im Hintergrund, beispielsweise um Kreditkartenda­ten auszuspionieren oder um Daten auf dem Gerät zu verschlüsseln, die erst gegen Zahlung eines Lösegelds wieder entschlüsselt werden.

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Über Aufstieg und Fall von Medienmonopolen in der Moderne

Historisch scheint bei neuen Kommunikationstechnologien häufig ein ähnliches Muster abzulaufen. Wenn sie nicht von vornherein staatlich reguliert werden, wie etwa der Rundfunk in Europa, entsteht zunächst eine Vielzahl kleiner Anbieter, die innerhalb weniger Jahre einem Oligopol, wenn nicht gar Monopol weicht. Das lief beim Telefon so, beim Radio, beim Fernsehen und in der Filmindustrie.

Mit dem Internet sollte alles anders werden. Es erschien als anarchistischer Traum, in dem Meinungsfreiheit ohne Kontrolle für alle galt, die sich ans Netz der Netze anschließen. Das einzige, woran man sich halten musste, schienen technische Standards, die jedoch Allgemeingut sind. So würden sich, so hoffte man, keine Monopole bilden und das Internet nicht von Konzernen oder Staaten kontrolliert werden. Es war ein Mythos, dass das Netz jegliche Form von Kontrolle und Zensur als Fehler betrachtet und eben darum herum »routet«. Wie haben sich die Enthusiasten der frühen Stunde getäuscht!

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